Das Ende der Republik - »Bauern, Bonzen und Bomben«
Das Ende der Republik
»Bauern, Bonzen und Bomben«
Als Regisseur für die Verfilmung des erstmals 1931 erschienenen Romans konnte Starproduzent Trebitsch Egon Monk (1927-2007) gewinnen, der sich mit sozialkritischen und historischen Fernsehfilmen bereits ebenfalls einen Namen gemacht hatte. Auch in den kommenden Jahrzehnten blieb er anspruchsvollen Stoffen treu und lieferte mit der Lion-Feuchtwanger-Verfilmung „Die Geschwister Oppermann“ und mit der Ralph-Giordano-Adaption „Die Bertinis“ noch zwei weitere hochkarätige Miniserien für die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Deutschlands ab. „Bauern, Bonzen und Bomben“ ist im Jahr 1929 in einer fiktiven Stadt in Pommern angesiedelt, aber Hans Fallada hatte darin trotzdem historische Ereignisse verarbeitet. Die Auseinandersetzungen hatten sich in Wirklichkeit in Neumünster zugetragen und kreisten um die schleswig-holsteinische Landvolkbewegung, in der sich nationale Tendenzen manifestierten, die zum Ende der Weimarer Republik und zum Erstarken der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler führen sollten.
Max Tredup (Ernst Jacobi) ist ein hart arbeitendes Rädchen im Getriebe einer Altholmer Lokalredaktion. Mit dem Werben von Annoncen und dem Schreiben kleiner Artikel verdient er nicht genug Geld, um seine vierköpfige Familie zu ernähren. Als er eines Tages der Zwangsversteigerung von zwei Kühen eines Bauers beiwohnt, der seine Außenstände nicht mehr begleichen konnte, kann Tredup mit seiner Kamera Fotos von einem Aufstand schießen, der sich kurz darauf im Dorf entwickelt. Diese Fotos sind später Gold wert, denn die Bonzen der Stadt unter der Ägide von Bürgermeister Gareis (Siegfried Wischnewski) wissen, dass man mit Hilfe dieser Beweisbilder die Revolutionäre anklagen kann. Regierungspräsident Temborius (Wolfgang Engels) entlohnt den findigen Lokalreporter fürstlich. Während das Blatt, bei dem Hermann Stuff (Arno Assmann) als Chefredakteur fungiert, vom Herausgeber an den Pressezaren Gebhardt (Wolfgang Kieling) verkauft wird, bahnen sich in Altholm schwerwiegendere Probleme an. Denn ein friedlicher Protest der Landvolkbewegung wird vom übereifrigen Oberinspektor Frerksen (Eberhard Fechner) ins Chaos gestürzt, was die Kluft zwischen der Land- und Stadtbevölkerung nur noch weiter vergrößert.
Egon Monk stand mit fünf jeweils rund anderthalbstündigen Episoden viel Zeit zur Verfügung, um Hans Falladas Roman fürs Fernsehen zu adaptieren. Heutzutage hätte man die Geschichte mitunter vielleicht etwas verdichteter und knackiger erzählt, insbesondere im dritten Teil kommt es hier doch zu etlichen Durchhängern. Andererseits bietet diese Herangehensweise viel Spielraum für die exzellenten Darsteller, die ihren Figuren Substanz und Tiefgang verleihen können. Der Fünfteiler berichtet von Lokalredakteuren in der Provinz, die „dem schweinischsten Handwerk“ nachgehen, von deren „Anmistungen“, mit denen sie sich in ihren Blättern gegen all jene stellen, die ihnen aus dem einen oder anderen Grund nicht in den Kram passen. Darüber hinaus behandelt „Bauern, Bonzen und Bomben“ auch sehr ausführlich die Scharmützel in der Politik einer Kleinstadt, die sich gerade in dieser brisanten Phase in der deutschen Geschichte nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Eine nach wie vor sehenswerte Literaturverfilmung, der man allerdings mit einem gewissen Interesse für Politik und dialoglastige Gedankenspiele entgegentreten sollte. Das Bild (im seinerzeit fernsehüblichen 4:3-Format) ist weitgehend in Ordnung, kleinere MAZ-Artefakte und -Überzeichnungen fallen nicht weiter ins Gewicht. Auch der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0 Mono) ist stets gut verständlich und nicht weiter zu beanstanden. Bonusmaterial ist allerdings keines vorhanden.