Nightmare on Elm Street - »Dogville«
Nightmare on Elm Street
»Dogville«
Lars von Trier, einer der Begründer der dänischen Dogma-Bewegung, hatte mit „Dogville“ mit einer seiner selbstauferlegten, eisernen Maximen gebrochen – denn diese hätten es nicht zugelassen, dass internationale Stars zum Einsatz kommen. Gleichzeitig hat er hier jedoch in konsequentester Form den Gesetzmäßigkeiten des Hollywoodkinos entsagt und seine Geschichte auf ihr absolutes Minimum reduziert. Dogville, das US-Kaff mit noch nicht einmal zwei Dutzend Einwohnern, hat von Trier auf einer Theaterbühne in Szene gesetzt. Die Häuser werden nur durch ihre Grundrisse erkenntlich, Zubehör wie Türen, Stachelbeersträucher und der Hund Moses muss sich der Zuschauer selbst hinzudenken, da sie allenfalls durch Geräusche präsent sind. Auf Musik wurde fast ganz verzichtet, dafür gibt es eine Erzählstimme, die den Prolog und die neun Kapitel des Films kommentierend begleitet. So bleibt nichts übrig, was von der eigentlichen Geschichte und der damit verbundenen Aussage des Regisseurs ablenken könnte. Und wie man es vom Moralisten von Trier nicht anders erwarten würde, erzählt er uns von einer aufopferungsvollen jungen Frau, die am eigenen Leib erfahren muss, wie unbescholtene Menschen, die in Versuchung geführt werden, ihre moralischen Vorstellungen über Bord werfen und die von Nicole Kidman auf grandiose Weise dargestellte Grace somit zu einer Art Märtyrerin werden lassen.
Der vermutlich in den 1920er oder 30er Jahren in den Rocky Mountains angesiedelte Film vermittelt dadurch eine weit universellere Botschaft, die weder an einen Ort noch an eine Zeit gebunden ist und vielmehr in der Natur der Menschen zu liegen scheint. Die aufgrund ihrer Artifizialität sehr dialoglastige Geschichte vermag es auch dank der versierten Inszenierung, die Wandlung der fünfzehn erwachsenen Bewohner Dogvilles glaubhaft und konsequent darzustellen. Das sich anfänglich einstellende Unbehagen aufgrund der veränderten Situation weicht zunächst neugieriger Sympathie und schlägt zusehends in verstörte Ausbeutung und Ausnutzen der Zwangslage der jungen Frau um. Die Mechanismen der Machtverhältnisse unserer modernen Gesellschaft spiegeln sich dann en miniature in von Triers Kleinstadtbewohnern wider. „Dogville“ bietet sich schon allein wegen seiner bewusst gewählten theatralischen Form geradezu an, auf den Theaterbühnen dieser Welt gespielt zu werden – was in Folge dann auch des Öfteren realisiert wurde.
In dieser Form liegt vielleicht auch das Hauptmanko des Films, denn von Triers Werk ist letzten Endes nichts Anderes als verfilmtes Theater, und deswegen ist der Blickwinkel des Zuschauers beschränkt auf den des Kameramannes. Was für das Publikum im Theatersaal allgegenwärtig wäre, offenbart sich dem Kinozuschauer nur in einigen wenigen, ausgewählten Szenen: der universelle, nicht manipulierte Blick in die Alpträume der Häuser an der Elm Street in Dogville.
Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films bietet ein exzellentes Bild (im Widescreen-Format 2,40:1), das keine Wünsche offen lässt. Auch der Ton kann überzeugen, zumal er auf Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 5.1 vorliegt (auf Deutsch optional auch in Dolby Digital 2.0 Stereo, wahlweise auch mit deutschen Untertiteln). Die Extras umfassen lediglich einen Audiokommentar des Regisseurs zusammen mit seinem Kameramann Anthony Dod Mantle sowie den deutschen Kinotrailer zum Film.
Kommentare
Eine Aussage von Dir, die mich irritiert hat, ist folgende: ... von Triers Werk ist letzten Endes nichts Anderes als verfilmtes Theater, und deswegen ist der Blickwinkel des Zuschauers beschränkt auf den des Kameramannes.
Ist es nicht genau umgekehrt? Im Theater habe ich immer alle Darsteller und die gesamte Szene im Blick, wohingegen jeder Kinofilm nur zeigt, was der Kameramann uns sehen lassen will.
Oder habe ich Dich da falsch verstanden?