Der Pedant und die Nervensäge - »Ein Ticket für zwei«
Der Pedant und die Nervensäge
»Ein Ticket für zwei«
Hinter dieser grandiosen Paarung steckt das untrügliche Comedygespür des amerikanischen Autors, Regisseurs und Produzenten John Hughes (1950-2009), dessen Regiekarriere sich lediglich über sieben Jahre erstreckte, in denen er acht Filme inszenierte, von denen die meisten allerdings fester Bestandteil der US-amerikanischen Popkultur geworden sind. Von „Der Frühstücksclub“ über „Ferris macht blau“ bis hin zu „She’s Having a Baby“ hat Hughes die Belange junger Erwachsener spannend in den Mittelpunkt gestellt, diese aber auch stets auf ironische Weise gebrochen und beim Publikum für gute Laune gesorgt. Steve Martin war mit seinen Auftritten in „Saturday Night Live“ Mitte der 1970er Jahre bekannt geworden und hatte schon kurz danach erste Filme in der Hauptrolle übernommen, sein kanadischer Kollege John Candy war ungefähr zur gleichen Zeit mit dem vergleichbaren Sketchformat „Second City TV“ erstmals landesweit in Erscheinung getreten und danach ebenfalls zu einem der großen Hollywoodkomiker aufgestiegen. In Frank Oz‘ Musical-Remake des B-Horrorfilms „Der kleine Horrorladen“ waren Martin und Candy zwar beide schon mit von der Partie, doch erst in „Ein Ticket für zwei“ von John Hughes hatten sie dann auch gemeinsame Szenen und wurden als gegensätzliches und widerwilliges Gespann eingesetzt.
Für das Thanksgiving-Fest will Neal Page (Steve Martin) von New York zu seiner Familie nach Chicago reisen, doch die Unglückssträhne beginnt schon auf der Park Avenue, wo er verzweifelt versucht, ein Taxi zum Flughafen zu bekommen. Als er gerade für viel Geld einem anderen Mann seinen mühsam ergatterten fahrbaren Untersatz abgefeilscht hat, springt der Vertreter Del Griffith (John Candy) in das Vehikel und braust davon. Auf dem New Yorker Flughafen werden sich die beiden höchst gegensätzlichen Männer wiederbegegnen, denn sie wollen beide nach Chicago. Es kommt aber zu wetterbedingten Verzögerungen und Umleitungen, weswegen die beiden am Abend in St. Louis stranden. Durch Dels Beziehungen gelingt es ihnen, doch noch ein Motelzimmer für die Nacht zu bekommen. Dass sie sich das Bett teilen müssen, ist Neal Page überhaupt nicht recht, denn dem distinguierten Werbetexter geht die kumpelhafte Quasselstrippe schon seit geraumer Zeit gehörig auf die Nerven. Wie es der Zufall so will, reißt die Kette unliebsamer Ereignisse nicht ab, und Neal und Del werden zu unfreiwilligen Reisegenossen in dem Bestreben, doch noch rechtzeitig vor dem Servieren des Truthahns mit der Familie vereint zu sein.
Eine höchst liebenswerte Slapstickkomödie, die es dank des großartigen John Candy schafft, auch leisere Töne anzuschlagen. Auch, wenn der schwergewichtige Mime eher den Polterpart übernahm und der einstige Kinokasper Steve Martin seriöse Zurückhaltung übt, ist es dennoch Candy, der hier die sensiblere, menschlichere Rolle verkörpert. Eine gelungene Teamarbeit und ein sehenswerter Spaß, der in etlichen Momenten an die Tücken des Alltags erinnert, wie sie auch Loriot in seinen Sketchen so trefflich nachgezeichnet hat. Der Filmklassiker ist nun erstmals in einem Steelbook erschienen, das eine DVD und eine BluRay des Films enthält. Letztere bietet ein gutes Bild mit gelegentlich sichtbarem Filmkorn (im Widescreen-Format 1,78:1) und einem passablen Ton (Deutsch leider nur in Dolby Digital 2.0 Stereo, das amerikanische Original hingegen im DTS HD Master Audio 5.1, optional mit deutschen und englischen Untertiteln sowie englischen Untertiteln für Hörgeschädigte; die DVD-Version umfasst darüber hinaus noch Untertitel in dreizehn weiteren Sprachen). Auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man aber leider komplett verzichtet.
Kommentare
Und was John Candy betrifft, geht es mir wie Steve Martin. Ich vermisse ihn immer noch.
Es gab und gibt nach ihm ein paar ebenbürtige Schauspieler, da fällt mir jetzt aber nur Jack Black ein. Den "Polka King" z.B. hätte ein John Candy kaum weniger genial und witzig dargestellt...