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Amüsanter Blick hinter die Kulissen - »Hoftheater«

HoftheaterAmüsanter Blick hinter die Kulissen
»Hoftheater«

Fast einhundert Jahre lagen 1975 die Ereignisse bereits zurück, die die 13teilige Serie „Hoftheater“ auf amüsant-nostalgische Weise wieder zum Leben erweckte. Im Mittelpunkt der stark besetzten Unterhaltungsserie stehen die organisatorischen Fallstricke bei der Leitung eines Provinztheaters, die Auseinandersetzungen mit dem lokalen Sittlichkeitsverein und die diversen Intrigen, die das Ensemble erschüttern. Nun erstmals auf DVD zu haben.

HoftheaterDreh- und Angelpunkt der flott inszenierten und witzig geschriebenen Serie ist der Intendant des Hauses, den der Erzkomödiant Theo Lingen (1903-1978) mit dem Schalk im Nacken verkörperte. Lingen war zweifelsohne einer der begnadetsten deutschsprachigen Komiker, der aber insbesondere zum Ende seiner Karriere in den 1970er Jahren in allerlei unterirdischen Filmen verheizt wurde. Seine Einsätze als Direktor Dr. Taft in der „Lümmel von der ersten Bank“-Reihe gehören da noch zu den Highlights, ansonsten musste er sich in den Karl-Spiehs-Klamotten „Tante Trude aus Buxtehude“, „Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut“ oder „Immer Ärger mit Hochwürden“ zum Affen machen. Lohnender und unterhaltsamer waren in jener Zeit Lingens Fernsehauftritte, von denen insbesondere seine Verkörperung des Bürgermeisters in „Die Powenzbande“ oder eben jene des Theater-Intendanten in „Hoftheater“ hervorzuheben sind. Nicht zuletzt aufgrund von Lingens genialer Darstellkunst ist die Serie auch heute noch überaus kurzweilig und unterhaltsam.

HoftheaterDie junge Schauspielerin Karolin Kruse (Ursela Monn) hat es nach Beerenburg verschlagen, wo sie das Ensemble des hiesigen Hoftheaters bereichern soll. Sie kommt bei ihrer Tante (Charlotte Schellenberg) unter, die im Beerenburger Sittlichkeitsverein engagiert ist, dessen Vorsitz der Apotheker Habermann (Kurt A. Jung) innehält. Mit diesen strengen Sittenwächtern wird es im Laufe der dreizehn 25minütigen Episoden immer wieder zu Auseinandersetzungen kommen, zumal Intendant Baron von Krombholz (Theo Lingen) durchaus liberale Ansichten vertritt. Auch der Herzog Ernst Albrecht II. (Wolfgang Arps) ist eher fortschrittlich eingestellt, zumal er ein außereheliches Techtelmechtel mit einer der Hoftheater-Schauspielerinnen, Charlotte Peroni (Johanna von Koczian), unterhält. Nicht immer entstehen die Probleme hinter den Kulissen des Theaters von außen, häufig kommt es auch innerhalb des Ensembles zu Auseinandersetzungen. Schließlich stehen die dienstältesten Mimen Markus Bellmann (Otto Kuhlmann), Leon Kren (Horst Beck, der kurz vor der Erstausstrahlung der Serie verstorben war) und Claudius Lembke (Hans Hessling) in ständigem Konkurrenzkampf zueinander. Und zwischen den Nachwuchsschauspielern Ewald Benning (Stefan Behrens), Ida Schlüter (Astrid Meyer-Gossler), Angelo Eisner (Thomas Fritsch) und Maria Kiener (Barbara Freier) kommt es zu etlichen Liebeswirrungen.

Hoftheater„Hoftheater“ rangiert auf einer Ebene mit der thematisch verwandten Miniserie „Theatergarderobe“ (1971) mit Grethe Weiser oder der ebenfalls von Herbert Ballmann inszenierten Serie „Café Wernicke“ (ebenfalls mit Johanna von Koczian und Stefan Behrens in zentralen Rollen), die auf stimmungsvolle Weise eine vergangene Epoche wieder zum Leben erweckte. Die von Curt Hanno Gutbrod und Gerd Angermann erdachten Episoden haben Witz und originelle Ideen, die durch eine treffliche Besetzung spielfreudig dargeboten werden. Neben Theo Lingens oftmals überfordertem Theaterintendanten, der wichtige Worte in seinen Sätzen stets mit Nasengeräuschen ankündigt, glänzt hier auch das langjährige Mitglied der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, Hans Jürgen Diedrich, als dessen rechte Hand, dem Kontisten Marek. Eine Sternstunde schauspielerischer Kabinettstückchen, die man sich als Liebhaber der Beteiligten auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert die dreizehn Episoden auf zwei DVDs mit einem ganz guten, etwas verschmutzten Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einem stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Bonusmaterial ist nicht vorhanden.

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