Chaos auf der Theaterbühne - »Die Premiere findet doch statt«
Chaos auf der Theaterbühne
»Die Premiere findet doch statt«
Die kleine britische Komödie aus dem Jahr 1952 hatte es seinerzeit nicht in die deutschen Kinos geschafft und erlebte ihre deutschsprachige Erstaufführung 1986 noch im Fernsehen der DDR. Einige Jahre später kam es dann zur gesamtdeutschen Erstausstrahlung im MDR, was die Bekanntheit des Films aber nur unwesentlich gesteigert haben dürfte. Erst jetzt, mit der Veröffentlichung der DVD in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“, erhalten interessierte Nostalgiker nun die Möglichkeit, den etwas in die Jahre gekommen Schwarz-Weiß-Film (wieder) zu entdecken. Am spannendsten dürfte das für Fans der beiden komödiantischen Schwergewichte der Fall sein, die hier die beiden prominenten Hauptrollen bekleiden: Robert Morley („Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“) und Dame Margaret Rutherford („Geisterkomödie“ https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastisches/gesehenes-mainmenu-150/39766-verhaengnisvolle-seance-geisterkomoedie ), die in diesem Film zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera standen und zehn Jahre später in einer neuerlichen Leinwandpaarung in der Agatha-Christie-Verfilmung „Der Wachsblumenstrauß“ schließlich Filmgeschichte schreiben sollten.
In einem kleinen Provinztheater wird wöchentlich ein neues Bühnenstück aufgeführt. Welch harte Arbeit dahintersteckt, wenn man vormittags das neue Stück in den aktuellen Kulissen probt, während man abends das alte noch dem Publikum präsentiert, kann man in den ersten Szenen von „Die Premiere findet doch statt“ ganz gut erahnen. Noch schwieriger wird die Situation für den exzentrischen Regisseur Harry Derwent Blacker (Robert Morley), als sich der Autor des künftigen Stückes ankündigt, um die Proben zu überwachen. Die Geschichte begeistert weder den Regisseur noch seine Darsteller, und alle wissen, dass es lediglich zur Aufführung kommt, weil der Theaterleiter mit dem Verfasser verwandt ist. Dieser entpuppt sich bei seiner Ankunft am Theater allerdings als Frau, denn „Jeremy St. Clair“ ist lediglich das Pseudonym von Catherine Beckwith (Dame Margaret Rutherford), die an „Tarnished Gold“ rund sieben Jahre geschrieben hat. Offen möchte der Autorin natürlich niemand ins Gesicht sagen, was er von ihren schriftstellerischen Ergüssen hält. Auch sonst ist Blacker ein arger Feigling, denn er bringt es auch nicht fertig, der jungen Nachwuchsschauspielerin Avis (Joan Rice) zu gestehen, dass sie nicht das geringste Talent und man bereits eine Nachfolgerin für sie im Ensemble gefunden hat. Zudem sorgt ein Schauspielerehepaar am Theater für Komplikationen, weil er etwas zu intim mit einer reifen verheirateten Gönnerin wird und sie das Angebot einer Produktionsfirma für eine Rolle in einem Spielfilm erhält.
Man sollte schon ein Fan der beiden urigen Hauptdarsteller sein, um diesem siebzig Jahre alten Filmulk noch etwas abgewinnen zu können. Die Geschichte selbst ist nämlich leider eher handlungsarm, und auch die richtig zündenden Gags sind sehr rar gesät. Selbst die Komödienprofis Michael Pertwee („Die nackte Wahrheit“) und Jack Davies („Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“) konnten Philip Kings Bühnenvorlage dahingehend nicht wirklich aufpeppen. So dümpeln die Geschehnisse lange Zeit recht ereignislos vor sich hin, spitzen sich dann zwar immer chaotischer zu, lassen aber dennoch Humor und Tempo weitgehend vermissen. Morley und Rutherford sind dennoch mit viel Spielfreude bei der Sache und können dem Film dadurch doch den einen oder anderen gelungenen Moment bescheren. Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist einigermaßen okay, weist aber Verschmutzungen und einige Unschärfen auf. Der Ton (Deutsch in der einzig verfügbaren ostdeutschen Synchronfassung sowie in der englischen Originalversion jeweils in Dolby Digital 2.0, einige kürzere Passagen liegen nur im Original vor und wurden deutsch untertitelt) ist stets gut zu verstehen und nicht zu beanstanden. Extras sind keine vorhanden.