Herausforderung für Junggesellen - »Drei Männer und ein Baby«
Herausforderung für Junggesellen
»Drei Männer und ein Baby«
Coline Serreau wurde 1947 in Paris in eine Künstlerfamilie hineingeboren, denn ihre Mutter war Schriftstellerin, ihr Vater Theaterregisseur. Nach dem Studium der Literatur-, Musik- und Theaterwissenschaften begann sie deswegen bereits in den 1970er Jahren, als Drehbuchautorin und Regisseurin zu arbeiten. Schon ihr erster Kinofilm „Warum nicht?“ erzielte 1978 veritable Erfolge in Arthouse-Kinos. Doch das war kein Vergleich zum durchschlagenden Erfolg mit „Drei Männer und ein Baby“, der 1985 mehr als zehn Millionen Franzosen ins Kino lockte und damit auch im Jahr 2023 noch auf Platz 11 der meistbesuchten französischen Filme nach 1945 rangiert. Aber nicht nur in Serreaus Heimatland traf der Film den Puls der Zeit, denn er wurde schließlich auch als bester nicht-englischsprachiger Film für einen Oscar nominiert. Bei den Césars, dem französischen Pendant zum Oscar, hatte er im Vorfeld drei Preise abgeräumt, u.a. auch als bester Film. Hollywood ließ sich nicht lange bitten und bereits zwei Jahre später von keinem Geringeren als Leonard Nimoy („Mr. Spock“) eine US-Variante des Stoffes herstellen – mit Ted Danson, Tom Selleck und Steve Guttenberg hochkarätig besetzt. 1990 kam es sogar zu einer Fortsetzung des Remakes mit derselben Besetzung, die hierzulande vielleicht auch noch bekannter ist als Serreaus eigene Fortsetzung zu ihrem Hit: Die entstand nämlich erst 2002, heißt „18 Jahre später“ und beschäftigt sich mit Turbulenzen rund um Maries erste Liebesabenteuer, bei denen ihre „drei Väter“ ebenfalls wieder gehörig mitmischen.
Die Junggesellen Jacques (André Dussollier), Michel (Michel Boujenah) und Pierre (Roland Giraud) bewohnen gemeinsam eine WG, in der Frauen lediglich als One-Night-Stands geduldet werden. Dementsprechend ausgelassen geht es in der Pariser Altbauwohnung immer wieder zu. Als Jacques gerade beruflich in Asien weilt, legt seine Bettbekanntschaft Sylvia (Philippine Leroy-Beaulieu) vor der Tür der Wohnung die gemeinsame Tochter, das Baby Marie, in einem Körbchen ab. Der Alltag von Michel und Pierre gerät daraufhin gewaltig ins Wanken, da das schreiende Bündel regelmäßig gefüttert und trockengelegt werden will. Die ohnehin schon angespannte Situation verschärft sich noch durch ein geheimnisvolles Päckchen, das Jacques‘ Kollege Paul (François Domange) ebenfalls an die Dreier-WG hat schicken lassen – und in dem sich eine ganze Menge Drogen befindet. Es dauert nicht lange, bis neben der schreienden Marie auch noch die Pariser Polizei und die Drogendealer das Leben der Junggesellen gehörig durcheinanderwirbeln. Aber Not macht erfinderisch, und schließlich werden Michel und Pierre zu wahren Experten in Sachen wohltemperierter Milch oder der Behandlung von Schmerzen, wenn die ersten Zähnchen sprießen…
Der Film ist ausgesprochen kurzweilig und flott inszeniert, so dass er den Zuschauern auch heute noch unbeschwerte und amüsante Unterhaltung bieten kann. Der Reiz entsteht zunächst aus der Überforderung der Männer, die aber schließlich an ihrer Aufgabe wachsen und dabei spielerisch tradierte Geschlechterklischees durchbrechen. Mit der kriminalistischen Parallelhandlung kann Coline Serreau auch ein wenig Spannung in die Geschichte bringen, die gegen Ende dann sogar Tiefgang erhält, wenn die drei Männer einen neuen Blick auf die Dinge gewonnen haben. Die BluRay-Erstveröffentlichung bei „Pidax Film-Klassiker“ bietet ein ganz ordentliches Bild (im Widescreen-Format 1,85:1), das jedoch recht körnig ausgefallen ist. Der Ton (Deutsch und Französisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen Untertiteln) ist soweit in Ordnung. Das Bonusmaterial wurde bereits 2005 bei diversen DVD-Editionen verwendet und umfasst das 2002 entstandene Interview „3+1“ (23 Minuten) mit Giraud, Boujenah, Dussollier und Serreau, den Videoclip „Au clair de la lune“ (2 Minuten), eine Karaokeversion desselben (2 Minuten) sowie den französischen Kinotrailer zum Film.