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Rosen in Tirol - »Der Vogelhändler«

Der VogelhändlerRosen in Tirol
»Der Vogelhändler«

Die eingängigen Lieder, die Carl Zeller 1890 für die im Jahr darauf uraufgeführte Operette „Der Vogelhändler“ geschrieben hat, sind mittlerweile unsterblich geworden. Das Stück zählt zu gerade einmal einem halben Dutzend Operetten, die auch heute noch regelmäßig auf den Spielplänen der deutschsprachigen Theater stehen. Kurt Wilhelm verfilmte diese 1960 für das Fernsehen. Diese Version ist nun erstmals auf DVD erschienen.

Der VogelhändlerWer sich auch nur ein bisschen für Operetten interessiert, der dürfte im Laufe seines Lebens sicherlich schon mehr als eine Version des von Moritz West und Ludwig Held nach französischer Vorlage geschriebenen Stückes „Der Vogelhändler“ gesehen haben. Immer wieder hat man auf deutschen Theaterbühnen die Chance dazu, aber auch durch etliche Verfilmungen, die z.T. mit schöner Regelmäßigkeit im Fernsehen ausgestrahlt werden. Bekannt und beliebt ist beispielsweise E.W. Emos Version aus dem Jahr 1935 mit Wolf Albach-Retty und Maria Andergast, aber auch „Rosen in Tirol“ von 1940 erzählt unter der Regie von Géza von Bolvary dieselbe Geschichte, hier dann mit Johannes Heesters und Marte Harell in den zentralen Rollen. 1953 entstand ein Remake von Arthur Maria Rabenalt, abermals mit Wolf Albach-Retty, der hier an der Seite von Ilse Werner und Gerhard Riedmann agiert. 1962 schuf Géza von Cziffra mit den Publikumslieblingen Conny Froboess und Peter Weck eine kunterbunte Version für die Kinoleinwände. Dazwischen realisierte Kurt Wilhelm (1923-2009; „Der Zigeunerbaron“) seine Schwarz-Weiß-Fassung für den Nord- und Westdeutschen Rundfunkverband NWRV, die von Pidax nun aus den Archiven geholt und erstmals auf DVD veröffentlicht wurde.

Der VogelhändlerDer Vogelhändler Adam (Gerhard Riedmann), der von Stadt zu Stadt zieht, um Singvögel zu verkaufen, liebt Christl Schneck (Gerlinde Locker), die ungewöhnlicherweise als Frau die Leitung einer Poststation übernommen hat. Christls Vater (Fritz Eckhardt) ist Bürgermeister der Gemeinde und auf die Verbindung seiner Tochter gar nicht gut zu sprechen. Als der Kurfürst (Gerd Frickhöffer) seinen Besuch für eine Jagd ankündigt, geraten alle aus dem Häuschen. Denn viel zu jagen gibt es in den Wäldern nicht mehr. Stattdessen möchte man ihm auf seinem Waldschlösschen die hübschesten Mädchen des Dorfes präsentieren. Als der Kurfürst kurzfristig seine Pläne ändert, gerät vor allem Baron Weps (Kurt Großkurth) in die Bredouille, weil er hoch verschuldet ist und vom Bürgermeister eine große Summe Bestechungsgeld angenommen hat, wenn er dessen zweite Tochter, die eher unansehnliche Elfriede (Barbara Gallauner), dem Kurfürsten schmackhaft macht. Kurzerhand lässt Weps seinen Neffen Stanislaus (Gunnar Müller) in die Rolle des Kurfürsten schlüpfen, damit die Audienz nicht ausfallen muss. Christl will sich für ihren Adam beim Kurfürsten einsetzen und erhascht sich ein Privatgespräch, ohne zu wissen, dass sie dabei einem Hochstapler aufsitzt. Die echte Kurfürstin (Wera Frydtberg) verkleidet sich derweil als Bäuerin Marie und mischt sich mit ihrer Hofdame Adelaide (Ursula Herking) unters Volk, um mal ein unverfälschtes Bild von der Lage im Land zu bekommen. Sie staunt nicht schlecht, als sie erfährt, dass ihr Gatte der hübschen Christl von der Post unverhohlen nachgestellt haben soll.

Der VogelhändlerKurt Wilhelm gehörte zu den routinierten Könnern seines Fachs, der hier auch den „Vogelhändler“ traditionell und massentauglich in Szene gesetzt hat. Neben gemalten Landschaften, die in den Aktübergängen eingesetzt werden, hat er hier durchgehend auch mit stilisierten Theaterkulissen gearbeitet, die nie auch nur ansatzweise naturalistisch wirken sollen. Dennoch macht diese Adaption Laune, zumal sich darin so selbstironische Zeilen wie die von Wera Frydtberg finden, wenn sie Gerlinde Locker ermahnt: „Führ‘ dich nicht auf wie in der Operette!“ Die Besetzung ist ausgesprochen engagiert bei der Sache (die Gesangsstimmen der Stars kommen von Luise Camer, Antonia Fahlberg, Fritz Wunderlich und Friedrich Lenz), vor allem Kurt Großkurth, Ursula Herking und Fritz Eckhardt können durch ihr komisches Potenzial zur Unterhaltung beitragen. Und dann ist da auch noch Heinz Erhardt, dessen Auftritt als Prof. Würmle zwar nur aus zwei kurzen Szenen besteht, die aber dennoch ganz im Sinne des Stars gestaltet sind und seine Fans erfreuen werden. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein eher grobkörniges, in den Details pixeliges Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das mitunter noch Laufstreifen und über einige Minuten auch mal einen Fussel aufweist. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) geht soweit in Ordnung. Als Extra (wohl insbesondere für die Heinz-Erhardt-Fans) hat man eine Folge der Serie „Als sie noch jung waren“ aus dem Jahr 1965 aufgespielt, in der Erhardt aus seiner Kindheit erzählt (22 Minuten).

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