Der Gemeindepfarrer und der Marxist - »Monsignore Quixote«
Der Gemeindepfarrer und der Marxist
»Monsignore Quixote«
Graham Greene war einer der großen Literaten des 20. Jahrhunderts, dessen Werke in die Geschichte eingingen und auch immer wieder für die Leinwand adaptiert wurden. Besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben sind beispielsweise sein Noir-Thriller „Brighton Rock“ über den jugendlichen Gangster Pinkie Brown, der von Sir Carol Reed kongenial verfilmte Nachkriegs-Spionageroman „Der dritte Mann“, der ebenfalls im Geheimagentenmilieu angesiedelte „Der stille Amerikaner“ oder die in Südafrika angesiedelte Mischung aus Liebes- und Spionagegeschichte „Der menschliche Faktor“. Mit fast achtzig Jahren publizierte Greene schließlich 1982 „Monsignore Quixote“, an dessen Titel man bereits erkennen kann, dass hier auf die bekannte spanische Romanfigur „Don Quixote de la Mancha“ von Miguel de Cervantes y Saavedra angespielt wird, die als eine der Urversionen der modernen Literatur gilt. Aber es ist nicht nur der Ritter von der traurigen Gestalt, der mit seinem treuen Gefährten Sancho Pansa gegen Windmühlen in den Kampf zog, auf die sich Greene hier bezieht. Denn die Gegensätze zwischen einem katholischen Pfarrer und einem kommunistischen Bürgermeister, die bei „Monsignore Quixote“ im Mittelpunkt stehen, hatte auch der Italiener Giovannino Guareschi (1908-1968) in seinem erstmals 1948 erschienenen Kultroman „Don Camillo und Peppone“ bereits gewitzt thematisiert.
Pater Quixote (Lord Alec Guinness) ist Gemeindepfarrer im kleinen spanischen Städtchen El Toboso in La Mancha und wird von allen Dorfbewohnern nur zu gerne an seinen Namensvater, den Ritter von der traurigen Gestalt, erinnert. Als er dem mit seinem Auto liegen gebliebenen Bischof von Motopo (Ian Richardson) Obdach gewährt und seinen Mercedes wieder zum Laufen bringt, bedankt sich dieser, indem er den Papst und damit auch Quixotes Bischof (Graham Crowden) dazu überredet, den Geistlichen zum Monsignore zu machen. Der Pater, der daraufhin in seiner Gemeinde flugs durch Pater Herrera (Valentine Pelka) ersetzt wird, macht sich mit seinem Freund Sancho Zancas (Leo McKern), der gerade seine Wiederwahl zum Bürgermeister verloren hat, gemeinsam auf eine Ferienreise durchs Land. Quixotes altes Auto, dem er süffisant den Namen „Rosinante“ gegeben hat, nutzt Sancho als Lastesel für etliche Kisten „La Mancha“-Wein, die den beiden die Reise versüßen sollen. Unterwegs trifft das ungleiche Paar auf die unterschiedlichsten Menschen, die ihren Alltag wahlweise bereichern oder durch ihre misstrauische Art und ihre falschen Schlussfolgerungen für Ärger sorgen.
In Großbritannien lief der Fernsehfilm „Monsignore Quixote“ in der Reihe „Great Performances“, und es ist wahrlich nicht von der Hand zu weisen, dass die Geschichte von den grandiosen Darstellerleistungen, insbesondere ihrer beiden Protagonisten, lebt. Alec Guinness („Krieg der Sterne“) und Leo McKern („Rumpole von Old Bailey“) spielen sich hier munter die Bälle zu und machen die Streitgespräche ihrer unterschiedlichen Charaktere zu einem intellektuellen Vergnügen. Es ist der Vorlage geschuldet, dass dieses Road Movie in viele kurze Episoden zerfällt, worunter die Dramaturgie ein wenig leidet, was aber wiederum einigen anderen beliebten Charaktermimen (Graham Crowden, Philip Stone, Maurice Denham, Ian Richardson) Gelegenheit für gelungene Gastauftritte bietet. Die DVD-Erstveröffentlichung überzeugt durch ein sehr gutes Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen angemessenen Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0), der stets gut zu verstehen ist. Bonusmaterial ist keines vorhanden.