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Leben voller Dramen - »Blond« (2001)

BlondLeben voller Dramen
»Blond« (2001)

Ende letzten Jahres sorgte die Netflix-Verfilmung „Blonde“ mit Ana de Armas in der ikonografischen Rolle der Leinwandlegende Marilyn Monroe international für Aufsehen. Es war allerdings nicht die erste Adaption des Romans von Joyce Carol Oates, denn bereits 2001 entstand für den US-Fernsehsender CBS ein stargespickter Zweiteiler zum gleichen Thema, der nun hierzulande erstmals auf DVD erhältlich ist.

BlondAndrew Dominiks („Killing Them Softly“) Neuverfilmung des Pulitzer-Preis-nominierten Romans „Blond“ aus dem Jahr 2000 brachte Hauptdarstellerin Ana de Armas zwar etliche Auszeichnungen und sogar eine Oscar-Nominierung ein. Wesentlich weniger prestigeträchtig war allerdings das Abschneiden des Films bei den Razzie Awards, den Goldenen Himbeeren und somit dem Schmähpreis der Filmindustrie. Bei insgesamt acht Nominierungen erhielt das Remake am Ende zwei „Auszeichnungen“, für das schlechteste Drehbuch und den schlechtesten Film des Jahres. 21 Jahre zuvor hatte sich Joyce Chopra („Criminal Intent – Verbrechen im Visier“, „Everwood“) schon einmal an eine Verfilmung des Bestsellers von Joyce Carol Oates (geboren 1938 im US-Bundesstaat New York) gemacht, der von den Kritikern damals wesentlich wohlwollender aufgenommen wurde. In zwei Teilen à 83 Minuten erzählte die Filmemacherin darin die Lebensgeschichte Marilyn Monroes (1926-1962) nach, die als Norma Jean Baker auf die Welt kam und in den 1950er Jahren zu einem der beliebtesten internationalen Kinostars und einem unsterblichen Sexsymbol aufstieg. Gleich zu Beginn des Zweiteilers werden die Zuschauer bei Chopras Verfilmung bereits darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um eine fiktive Geschichte handelt, die zwar einige real existierende Personen als Handlungsträger einsetzt, aber keineswegs als unumstößliche Biografie verstanden sein möchte.

BlondSchon die junge Norma Jean (Skye McCole Bartusiak) hat unter allerlei Problemen zu leiden. Ihre Mutter Gladys Baker (Patricia Richardson) scheint bei der Erziehung immer wieder überfordert, ihren leiblichen Vater lernt das Mädchen niemals kennen. Nachdem die Großmutter (Ann-Margret) gestorben und Norma Jeans Mutter in eine Nervenheilanstalt eingeliefert worden ist, wächst das Mädchen in einem Waisenhaus auf. Später kommt es dann in eine Pflegefamilie, wo auch der Ehrgeiz der zur Frau gereiften Norma Jean (Poppy Montgomery) unterstützt wird, als Model und Schauspielerin ihr Geld zu verdienen. Es dauert nicht lange, bis der unumstößliche Sex-Appeal der Frau ihr in der Branche etliche Türen öffnet. Der Manager I.E. Shinn (Wallace Shawn) kümmert sich mit viel Engagement darum, dass „Marilyn Monroe“, wie sich Norma Jean nun als Schauspielerin nennt, bei den Studios ankommt und lukrative Filmparts vermittelt bekommt. Sie verliebt sich in Cass Chaplin (Patrick Dempsey), den Sohn des großen Stummfilmclowns Charlie Chaplin, der aber auch eine Affäre mit Eddie G. (Jensen Ackles), dem Sohn von Schauspieler Edward G. Robinson, unterhält und Norma bald in eine Dreiecksbeziehung drängt. In Liebesdingen wird Marilyn kein Glück beschieden sein, auch die Ehen mit einem Baseballspieler (Titus Welliver) und einem berühmten Schriftsteller – Griffin Dunne in der Rolle Arthur Millers – sind nur von kurzer Dauer.

BlondWenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass hier nicht jede Facette auf die Goldwaage zu legen ist und uneingeschränkt der Wahrheit entspricht, wird man von diesem stimmungsvollen Zeitgemälde aus der Goldenen Ära Hollywoods ganz gut unterhalten. Zwar zerfällt die Handlung in einzelne Episoden, die sich jeweils dramatisch zuspitzen, was in dieser Häufung durchaus auch einen etwas anstrengenden und ermüdenden Effekt auf den Zuschauer hat. Dennoch kann man in der knapp dreistündigen Laufzeit ganz gut nachvollziehen, wie Marilyn Monroe einst zum Spielball der Mächtigen wurde, als die Rechte von Frauen noch mit Füßen getreten wurden und eine labile Person wie sie deswegen am Ende auf der Strecke bleiben musste. Wenn einige der handelnden Personen zwischendurch in Talking-Heads-Aufnahmen direkt in die Kamera sprechen, wird sogar ein Stückweit der Eindruck einer echten Dokumentation vermittelt, was natürlich nur ein weiteres Spiel mit Wahrheit und Fiktion darstellt. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert den Zweiteiler auf einer Scheibe in guter Bildqualität (im Widescreen-Format 1,78:1). Auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) geht soweit in Ordnung, Extras sind keine vorhanden.

Kommentare  

#1 Mainstream 2023-08-21 12:31
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Hört sich aber wesentlich interessanter als, als der selbstverliebt mäandernte BLONDE von Andrew Dominik, der Norma Jean fast 3 Stunden nicht menschlich näher bringt, sondern nur in einer überzogenen Opferrolle präsentiert.
Simon Curtis' MY WEEK WITH MARILYN macht da den Menschen schon viel nahbarer und verständlich.
#2 Cartwing 2023-08-21 13:34
Letzterer hat mir auch gefallen. Aber war das nicht fiktiv?

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