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Geschäft mit der Sonne - Die Ferienmanagerin

Geschäft mit der Sonne

Die Ferienmanagerin

 

Noch drei Jahre, bevor „Das Traumschiff“ zum ersten Mal auf Weltreise aufbrach und sich zu einer der langlebigsten Reiseserien weltweit entwickeln sollte, nahm man sich bereits in einer dreizehnteiligen Serie für den Berliner Werbefunk dem Themenkomplex der Urlaubsfernreisen an. In „Geschäft mit der Sonne“, die nun erstmals bei One Gate auf DVD erschienen ist, war der Blickwinkel darauf jedoch noch ein anderer.

Die von Wilfried W. Bruchhäuser („Unter einem Dach“) und Hans Heinrich („Drei Damen vom Grill“) konzipierte Serie rückte in ihren dreizehn jeweils rund 25minütigen Episoden die Reisebranche an sich in den Mittelpunkt. Urlauber und Urlauberinnen sind in den verschiedenen Geschichten höchstens Nebenfiguren, stattdessen konzentriert man sich auf einen erfolgreichen und auf einen weniger erfolgreichen Reiseveranstalter, auf einen Reiseinspektor und auf eine kleine Fluggesellschaft und deren Geschäftsführer sowie den Chefpiloten. Trotzdem ist natürlich auch in „Geschäft mit der Sonne“ sichergestellt, dass dem Fernsehpublikum jede Menge interessanter Einblicke in die große weite Welt geboten werden. Denn die Hauptfigur stellt für ihr Reiseunternehmen sicher, dass den Urlaubern in den verschiedenen Ländern stets ein bestmöglicher Service geboten wird. Aus diesem Grund ist sie ständig unterwegs, was auch in zahlreichen spannenden On-Location-Aufnahmen eindrucksvoll bebildert wird. Denn obwohl dies lediglich eine in den regionalen Vorabendprogrammen erstausgestrahlte Serie war, beließ man es beim Dreh nicht mit Kleckereien. Die dreizehn Folgen entführen das Publikum u.a. nach Griechenland, Singapur, Japan, den Iran, Hongkong, Thailand, Bali und Taiwan. Insbesondere in den abschließenden Folgen werden diese exotischen Reiseziele für die Handlung immer wichtiger, wohingegen man sich am Anfang auf die logistischen Herausforderungen des Touristik-Managements in Deutschland konzentriert hatte.

Birgit Schulz (Vera Tschechowa) ist bei der Mosaiktours eine schier unersetzliche Kraft geworden. Die hübsche und selbstbewusste, mitunter sogar ein wenig spröde wirkende junge Frau ist dafür verantwortlich, dass sich die Kunden des Tourismusunternehmens an ihren Ferienorten wohlfühlen. Deswegen wird sie von ihrem Chef Ludwig Schröder (Martin Hirthe) immer wieder in die unterschiedlichsten Urlaubsregionen entsandt, wo sie die Hotels aus dem eigenen Katalog auf ihre Zuverlässigkeit überprüfen oder neue Kooperationsmöglichkeiten vor Ort erschließen soll. Für ein Privatleben bleibt da vergleichsweise wenig Platz. Mit ihrem Ex-Verlobten Erik Burghoff (Gerhart Lippert) ist Birgit noch immer freundschaftlich verbunden. Sie steht ihm auch zur Seite, als sein kleines Reiseunternehmen in finanziellen Schlingerkurs gerät. Bei einem Außeneinsatz auf Mykonos trifft Birgit den Reiseinspektor Fred Liebig (Eckart Dux) wieder, der ihr bei der ersten Begegnung aufgrund seiner arroganten und forschen Art eher negativ aufgefallen war. Je häufiger sich die beiden nun aber an den unterschiedlichsten Orten über den Weg laufen, desto besser kann Liebig seinen Charme ausspielen und Birgit um den kleinen Finger wickeln. Zusätzliche Scherereien entstehen durch das Missmanagement bei der Phönix-Fluggesellschaft, die für Mosaiktours die Flugzeuge stellt. Denn Geschäftsführer Wilke (Horst Naumann) frönt lieber seinem teuren Autosport-Hobby, als seinem Kompagnon Blanke (Heinz Giese) zur Seite zu stehen, was angesichts einiger unangenehmer Vorkommnisse vermutlich angebrachter wäre.

Wie bereits in der 1970 entstandenen Serie „Die Journalistin“ mit Marianne Koch zeichnet auch „Geschäft mit der Sonne“ das Bild einer selbstbewussten und erfolgreichen Geschäftsfrau, wie sie zu jener Zeit medial ins Bewusstsein der Fernsehzuschauer geholt wurde. Vera Tschechowa verkörpert die entsprechende Hauptrolle mit Charme und Überzeugungskraft. Neben diesem emanzipatorischen Ansatz ist die Serie aber doch in erster Linie dazu da, um die Urlaubssehnsucht des Publikums zu befriedigen und diesem neue Reise-Ideen zu liefern. Dazu passen auch die einschmeichelnden Urlaubsklänge von Komponist Peter Thomas („Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“) ausgezeichnet. Hinsichtlich des Massentourismus werden sogar einige kritische Töne laut, auch der Umschwung auf den Individualtourismus wird hier bereits thematisiert. Eine insgesamt noch immer kurzweilige Unterhaltungsserie, die man nun erstmals fürs Heimkino erwerben kann. Die 13 Episoden sind auf zwei DVDs verteilt (die falsch beschriftet sind, denn Episode 7 ist erst auf die zweite Scheibe gepackt worden). Das Bild (im Vollbildformat 1,33:1) ist relativ blass und mitunter sehr grobkörnig ausgefallen, auch Laufstreifen und Altersspuren wurden nicht entfernt, weswegen es insgesamt als eher durchschnittlich zu bewerten ist. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist in der Regel gut zu verstehen, lediglich in Folge 8 fällt einem das in einer Sequenz aufgrund der schlechten Abmischung und lauten Nebengeräusche nicht ganz so einfach. Bonusmaterial ist keines vorhanden.

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