In Kürze: Neuausgabe der Serie JAN MAYEN bei Dieter von Reeken

Jan Mayen Neuausgabe Uns erreichte folgende Meldung für Freunde der Vorkriegs-SF aus deutscher Produktion:

In Kürze beginnt der Verlag Dieter von Reeken mit der Neuausgabe der von 1936–1938 im Anschluss an SUN KOH in 120 Heften erschienenen Romanheftserie JAN MAYEN, verfasst von Paul Alfred Müller (1900–1970) unter dem Pseudonym "LOK Myler".

Die Serie soll in 12 Bänden zu je ca. 320 Seiten erscheinen, die jeweils 10 Hefte im Neusatz und Reproduktionen der Titelbilder enthalten.

Nähere Informationen können unter Dieter-von-Reeken.de eingesehen werden.

 

Jan Mayen 1936 Vor 1945 waren utopisch-phantastische Romanheftserien in Deutschland eine Rarität; Detektiv- und Wildwest-Reihen beherrschten die Szene. Da er hier wohl eine Marktlücke vermutete, startete der Bergmann-Verlag, kurz bevor die schon erwähnte Sun-Koh-Serie auslief, zusammen mit seinem Autor Paul Alfred Müller, wieder unter dem Pseudonym Lok Myler, sofort eine ähnlich konzipierte Heftreihe, JAN MAYEN.

Paul Alfred Müllers Sun Koh – Der Erbe von Atlantis fiel zwar schon in die Kategorie der utopisch-phantastischen Reihen, aber erst die Nachfolgeserie Jan Mayen kann als vorrangig utopische Serie bezeichnet werden. In diesen insgesamt 120 Heften thematisierte der Autor alles, was er bisher an visionären Ideen gesammelt hatte: Es wird davon berichtet, dass einst die Sonne über Thule aufgehen wird, seine Helden haben sogar bereits das Problem der Atomzertrümmerung durch Aufhebung der Schwerkraft gelöst. Hier treten schon Zukunftsvisionen wie Hitzestrahler, Strahlen, die Amnesie hervorrufen, künstlicher Riesenwuchs, Golderzeugung durch Atomzertrümmerung, künstliche Träume und als Krönung ein Flug zum Mond auf, von den Riesen aus dem Weltraum oder einer Reise in die Urwelt ganz zu schweigen.

Der Verfasser nahm für seine Reihe die von Professor Hermann Oberth (1894–1989) schon 1923 konzipierte und noch 1978 vertretene Idee eines stationären Weltraumspiegels auf und machte sie zum Mittelpunkt des Geschehens. Der Protagonist soll im Schlussband mithilfe des Weltraumspiegels Grönland in Grünland verwandeln und damit die "Sonne über Thule" (Heft 120) aufgehen lassen.

In den ersten zehn Heften werden die Hauptpersonen der Handlung vorgestellt und wird der Handlungsrahmen angerissen. Die Geschichten handeln von der Suche des Helden nach seinem Vater und von der Jagd nach seiner entführten „Dulcinea“ Ursula van Thiel.

Ebenso wie es für SUN KOH nach 1945 eine Renaissance gegeben hatte, gab es auch für Jan Mayen eine Wiedergeburt, wenn auch mit kürzerer Lebensdauer:

Jan Mayen (1949) Unter dem Serientitel JAN MAYEN – DER HERR DER ATOMKRAFT tauchte Müllers Held in der Zeit von Dezember 1949 und April 1950 noch einmal auf. Der Utopia-Verlag in Backnang brachte in diesem Zeitraum zehn Ausgaben unter dem neuen Pseudonym "Freder van Holk" in den Handel. Mit der Nr. 10 (Strahlen aus dem All) stellte das Unternehmen die Herausgabe allerdings bereits wieder ein. Inwieweit der offenbar unbefriedigende Erfolg auf die wenig attraktive düstere Umschlaggestaltung zurückzuführen ist, kann nicht mehr ermittelt werden, aber vielversprechend waren die schwarz-weiß-roten Titelbilder auf keinen Fall.

Die Texte waren gegenüber der Vorkriegsausgabe sprachlich, insbesondere von Gedankengut der damaligen Zeit („Arische Rasse“ usw.), „gereinigt“ und die Titel größtenteils geändert worden. Diese zehn Nachkriegs-Ausgaben sind heute bedeutend seltener und damit auch teurer, als die Originale der dreißiger Jahre.

Band 1 der Neuausgabe enthält den ungekürzten Text der Hefte 1–10 der 1936 von Paul Alfred Müller unter dem Pseudonym Lok Myler verfassten und im Leipziger Verlag A. Bergmann mit einem Umfang von je 48 Seiten (Format ca. 12,0 x 17,0 cm) erschienenen Romanheftserie JAN MAYEN in der Fassung der 1949/50 im Utopia-Verlag, Backnang, unter dem Pseudonym Freder van Holk mit einem Umfang von 32 Seiten (Format ca. 14,8 x 20,8 cm) erschienenen Neuausgabe (Text "letzter Hand" zu Lebzeiten des Verfassers). Der Text ist der ab 1996 geltenden neuen Rechtschreibung angepasst worden, ansonsten aber unverändert geblieben; lediglich offensichtliche Rechtschreibfehler sind berichtigt worden, soweit sie nicht (z. B. mundartlich bedingt) als beabsichtigt erscheinen.
Bilder: Jan Mayen Cover der Neuausgabe und von 1936 und 1949

Kommentare  

#1 Das kleine Gespenst 2018-12-21 14:58
Typische Unterhaltungsliteratur aus der NS-Zeit, literarisch etwas über dem Durchschnitt. So etwas kann man heute nur noch mit einem entsprechenden Anmerkungsapparat herausbringen, der "Jan Mayen" aus dem Kontext seiner Entstehungszeit heraus erklärt. Alles andere wäre unverantwortlich.
#2 Sarkana 2018-12-21 23:46
Da braucht es keine großen Anmerkungen. Der Mayen ist weitgehend unverdächtig geschrieben, das ist nicht 'Mein Kampf'. Über die Qualität kann man streiten, aber viel was an Nazi-Ideologie ist auch nicht drin. Müller war deutlich klüger als einige seiner Kollegen (die dachten es läuft wie im ersten Weltkrieg und dann total perplex waren, das Unsinn wie 'Ein Hitlerjunge erlebt' raztfaz von der Zensur verboten wurden) - weshalb die geplanten 120 Bände auch ohne großes TamTam durchgezogen werden konnten.

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