Kleine Flohmarktfunde: JOY SMITH AIKEN: Solos Reise (Solo's Journey)
JOY SMITH AIKEN: Solos Reise (Solo's Journey)
oder: Wer braucht schon die Warrior Cats?
Bis heute ist lediglich dieser Roman aus ihrer Feder erschienen. Das Werk kam 1987 im Verlag G.P. Puneman's Son, New York heraus und wurde 1990 erstmalig in Deutscher Übersetzung vom Fischer Verlag veröffentlicht.
Nun weiss ich immer noch nicht genau, worum es bei den Warrior Cats geht, aber ich muss ehrlich sagen, dass diese mich kaum derart überzeugen können, wie es Solo und seine Gefährten geschafft haben. Zwar drängen sich bei diesem Roman immer wieder Parallelen zu Watership Down (Unten am Fluss) von Richard Adams auf, aber es ist halt die Geschichte einer Gruppe von wilden Katzen, die von den Menschen aus ihrem abgestammten Territorium vertrieben wird. Oder besser: Es ist die Legende von Solo, einem Kater, der sein kleines Volk in die Freiheit führt und schliesslich zum mächtigen, aber gütigen Herrscher eines grossen Katzenvolkes wird.
Die Geschichte beginnt mit dem Kind Solo, das vergeblich in der kleinen Höhle auf die Rückkehr seiner Mutter wartet, die an den Grenzen des Territoriums tot aufgefunden wird (Warum sie starb wird niemals wirklich geklärt). Solo versucht sich durchzubeißen, gerät dabei an Ponder, Selvyn und Spanno, drei enge Freunde. Wie sich später herausstellt, ist Spanno sein Vater. Schon bald kann Solo sich diesen Dreien anschließen, die Vollstrecker des Doms (Oberste Katze) sind. Bald beginnt Solo durch ungewöhnliche Handlungen und Ideen sich den Respekt der anderen zu verdienen. Er schliesst engere Freundschaft mit Sprecher, einer uralten weisen Katze und lässt sich von ihm in den Legenden unterweisen. Als Dom Bryndle durch Fehlentscheidungen den Zorn des Volkes entfacht, kommt es zum Kampf zwischen Spanno und dem Dom. Spanno wird neuer Dom. Doch schon bald verliert er durch eine Brandkatastrophe sein Leben.
Solo, inzwischen herangereift, wird zu seiner eigenen Überraschung und aufgrund der Abstammung Dom. Sprecher, inzwischen verstorben, erscheint ihm mehrfach als Vision und fordert ihn schließlich auf, das Volk von seinem angestammten Platz wegzuführen, da durch die Menschen eine große Gefahr droht. Es beginnt eine gefahrvolle Reise für die Wildkatzen, die umso schwieriger ist, da die Prills gerade ihre Jungen zur Welt gebracht haben und diese nun mitgenommen werden müssen. Schließlich, nach einem aufregenden Weg, erreichen sie ein Gebiet, dass man mit dem gelobten Land gleichsetzen könnte. Der dortige Dom erkennt in Solo so etwas wie die Erfüllung einer Legende und übergibt ihm die Führung des Volkes, was Solo zunächst aber gar nicht behagt. Das Leben in dem neuen, gewaltigen Territorium könnte so schön sein, doch in der Nähe gibt es Anlagen von Menschen, in den Katzen gefoltert werden...
Die Geschichte ist zwar nicht neu, aber aufregend und emotional mitreißend erzählt. Ich bin nun kein Kenner der Katzenwelt, aber die Verhaltensweisen erscheinen mir glaubhaft und authentisch. Was mich am meisten beeindruckt hat ist die Charakterisierung der einzelnen Katzen, die wirklich konsequent vom Anfang bis zum Ende stimmig ist. Da wird nichts einer Situation oder Stimmung geopfert, sondern jede Katze reagiert und empfindet so, wie es dem Charakter entspricht. Man achte hier besonders auf Ponder, eine wirklich eindrucksvolle Charakterstudie! Wenn ich bedenke, dass dieser Roman der einzige ist, der von dieser Autorin veröffentlicht wurde, dann kann ich nur erstaunt sein. Manch ein professionell schreibender Mensch ist nicht derart stilsicher.
Als ich im Internet nach Joy Smith Aiken suchte, konnte ich praktisch nichts über sie finden. Ich konnte aber feststellen, dass ihr Roman weit beachtet ist und große Anerkennung gefunden hat. Es wundert mich daher, dass es keine weiteren Werke von ihr gibt. Aber vielleicht hat sie mit dieser Geschichte wirklich nur ihrer Katzenliebe Ausdruck verleihen wollen.
Ganz nebenbei ist der Roman auch ein Plädoyer für die Freiheit der Tiere im Allgemeinen. Wir Menschen sollten mehr auf das Rücksicht nehmen, was die Mitbewohner unseres Planeten an Bedürfnissen haben und darauf achten, wie wichtig es ist, dass wir ihnen das geben was ihnen zusteht: Lebensraum und Ungestörtheit, damit sie sich so entfalten können, wie es ihrer Art entspricht.
Aber das nur nebenbei. In erster Linie ist Solos Reise eine spannende Tiergeschichte mit leicht übernatürlichem Einschlag. Der Roman lohnt sich. Er wird in diversen Internet-Second-Hand-Shops für kleines Geld angeboten. Vielleicht wird es aber auch im Zuge der Warrior Cats eine Neuauflage geben.