Es ist doch alles SO einfach...!? - Teil 11: Neun Fallbeispiele - Die Analyse
Es ist doch alles SO einfach...!?
- Anmerkungen zur Konstruktion von Horrorheftserien(helden) -
Teil 11: Neun Fallbeispiele - Die Analyse
Teil 11: Neun Fallbeispiele - Die Analyse
(Kurze) Bemerkungen zu 9 Fallbeispielen...
Der Heftroman umfasst sechzig Seiten, da hat man nicht viel Platz für epische Einführungen oder lange Erklärungen. Da ist es ein Vorteil auf Klischees und bekannte Vorbilder zurückgreifen zu können. Das erspart so manches und der Leser erkennt sich zum einen in bekannten Mustern wieder, die er mag und kennt und kann sich zum anderen an der Variation erfreuen. Wie Jason dark sagen würde: Es erfordert Disziplin. Im Großen und Ganzen ist es auch so, dass Heftromane zu schreiben mehr Transpiration als Inspiration erfordert, denn man spielt in einem Schema.
Der Heftroman ist nämlich im besten Sinne Unterhaltungsliteratur, die ihren Zweck erfüllt, wenn sie ihren Leser für die Dauer des Romans unterhält und er seinen Spaß hat. Es ist nicht seine Aufgabe, dem Leser die Welt zu erklären, denn seine Basisvoraussetzungen sind eskapistisch. Der Heftroman ist Urlaub (nicht endgültige Flucht) vom Alltag.
Die besseren Heftromane bieten den Tick mehr, der über das Spiel mit den Klischees hinausgeht. Das kleine Stück Unbekannte oder Abweichende von der Norm. Beispiele im Horrorheft sind zum Beispiel Larry Brent oder der Dämonenkiller. Der Dämonenkiller griff zum einen klar in die Kiste des Horrors, aber ihre Dämonen waren von dieser Welt, kamen nicht aus der Hölle, sondern lebten in unserer Zivilisation unter uns Menschen. Bei Larry Brent fügte Jürgen Grasmück dann pseudowissenschaftliche (oder SF-Elemente) hinzu, kombinierte Erich von Dänikens Thesen mit Mythen und Legenden.
Oder nehmen wir den Vampir als Figur. Im Heftroman fiel vieles weg, was dem Volksglauben nach dem Vampir an Fähigkeiten zugerechnet wurde. Wem war das geschuldet? Nicht der mangelnden Vorstellungskraft aka Phantasie der Autoren. Nein, der Vampir des Heftromans folgte dem gültigen Bild des Vampirs (in Erscheinungsbild und Fähigkeiten) und der war in den Siebzigern und Achtzigern geprägt von den Hammer-Filmen seit 1958 und dem Dracula-Darsteller Christopher Lee; abzüglich der erotischen Komponente. Gerade das Fehlen gewisser Fähigkeiten (Auflösen in einen Nebelstreif, Verwandlung in eine Fledermaus, eben das was Hammer sich wegen zu aufwändiger oder nicht umsetzbarer Spezialeffekte schenkte, hätte man im Heft beschreiben können (und teilweise ist das ja auch gemacht worden womit wir wieder bei den besseren Heften wären). Im Grundsatz jedoch ist der Vampir des Heftromans definiert und es waren die Vampire ála Hammer bzw. Christopher Lee.
Die schlechteren Exemplare schaffen es nicht einmal den Leser zu unterhalten, versinken zu sehr im Klischee, sind stumpfe Nachahmungen, reine Plagiate ohne Esprit Oder manchmal wollen Autoren auch zuviel und scheitern dann beim Versuch aus einem Heftroman große Literatur zu machen oder aber unsere Gesellschaft zu analysieren.
Im Heft gehe ich in medias res. Lege los. Ab und weg. Ein Mord und wir stehen am Anfang von (hoffentlich) 60 atemberaubenden Seiten.
Oder nehmen wir den Vampir als Figur. Im Heftroman fiel vieles weg, was dem Volksglauben nach dem Vampir an Fähigkeiten zugerechnet wurde. Wem war das geschuldet? Nicht der mangelnden Vorstellungskraft aka Phantasie der Autoren. Nein, der Vampir des Heftromans folgte dem gültigen Bild des Vampirs (in Erscheinungsbild und Fähigkeiten) und der war in den Siebzigern und Achtzigern geprägt von den Hammer-Filmen seit 1958 und dem Dracula-Darsteller Christopher Lee; abzüglich der erotischen Komponente. Gerade das Fehlen gewisser Fähigkeiten (Auflösen in einen Nebelstreif, Verwandlung in eine Fledermaus, eben das was Hammer sich wegen zu aufwändiger oder nicht umsetzbarer Spezialeffekte schenkte, hätte man im Heft beschreiben können (und teilweise ist das ja auch gemacht worden womit wir wieder bei den besseren Heften wären). Im Grundsatz jedoch ist der Vampir des Heftromans definiert und es waren die Vampire ála Hammer bzw. Christopher Lee.
Die schlechteren Exemplare schaffen es nicht einmal den Leser zu unterhalten, versinken zu sehr im Klischee, sind stumpfe Nachahmungen, reine Plagiate ohne Esprit Oder manchmal wollen Autoren auch zuviel und scheitern dann beim Versuch aus einem Heftroman große Literatur zu machen oder aber unsere Gesellschaft zu analysieren.
Im Heft gehe ich in medias res. Lege los. Ab und weg. Ein Mord und wir stehen am Anfang von (hoffentlich) 60 atemberaubenden Seiten.
Nehmen wir mal ein Beispiel zur Hand mit dem Helmut Pesch mir erklären wollte, warum sich amerikanische SF besser verkaufte als SF, die vom Geist der 68iger durchdrungen war und der Weltrevolution oder der Aufklärung dienen sollte. Es ist eine hervorragende Illustration der These, dass man den Heftroman nicht mit Ideen und Welterklärungsversuchen überladen sollte.
Helmut nahm folgendes an: Nimm einen Wohnblock so groß wie Hamburg. Jetzt gibt es zwei Romane zu diesem Thema. Der erste von einem die Welt erklärenden, politisiert und von der ideologischen Erkenntnis gesellschaftlichen Zusammenhang durchdrungenen Autor. Er schreibt zweihundert Seiten Einführung in die Soziologie des Wohnblocks und beginnt dann vielleicht eine Geschichte zu erzählen. Eine Amerikaner, der SF in erster Linie als Unterhaltung begreift lässt auf irgendeinem Flur einen Toten herumliegen undschickt einen Hard-Boiled-Detective ála Philip Marlowe in die Schlacht. Und das heißt nicht, dass der Amerikaner nicht auch noch Gesellschaftskritik mitlaufen lässt, aber in erster Linie baut er erstmal Spannung auf und erzählt die Geschichte. Und gerade darauf kommt es beim Heft an, eine Geschichte erzählen.
Ich denke für manche Autoren war es einfach zu einfach einen Heftroman zu schreiben. Viel zu einfach...
Neun Fallbeispiele Was gibt es zu analysieren?
Ich weiß nicht, ob es Jemandem aufgefallen ist, aber die Fallbeispiele sind alle im selben Setting angelegt und egal wie hirnrissig oder interessant die Story sein mag, man kann sie (mit geringen Anpassungen) dort und nahezu überall ansiedeln. In der Stadt wie in einem Dorf, auf einer Insel, in einem Zug in einer Schneewehe, auf einem Schiff, im Dschungel am Pol oder in der Wüste. Überall. Das Setting spielt für die Geschichte (oft) keine Rolle, gerade wenn ich mit den Klischees und Mythen der Unterhaltungskultur spielen. Das ist wie ne Kulisse im Theater, sie ist auswechselbar. Damit ist also der Ort an dem die Geschichte spielt für eine generelle Betrachtung völlig unwichtig und damit zu vernachlässigen.
Damit kommen wir dann auf den Kern der Sache, die Geschichten an sich und die Verwendung der Widersacher bzw. des Bösen in den Heftromanen.
In den Einzelromanen brauche ich auf Folgebände keine Rücksicht nehmen. Theoretisch wäre es denkbar gewesen, den Helden umzubringen. In dem Roman über Geister, ihn auch sterben zu lassen und um Jenny Caine zu retten, hätte der Geist Mark Larsens den Verfluchten mitreißen oder überzeugen können mit ihm ins Licht zu gehen. Das geht in der Serie natürlich nicht. Da brauche ich meinen Helden in ganzen Stücken in der nächsten Woche wieder.
Ich hoffe, die Geschichten mit den Höllenfürsten waren absurd genug. Hier drängte sich zum einen die Serie in den Vordergrund und das eigentliche Thema des Romans, inklusive der unheimlichen Vorfälle dort, wurden völlig in den Hintergrund gedrängt. Egal, was da aus der Gruft hervorkam. Es wird zum Teil der Kulisse, Staffage. Eben ein zusätzlicher Sessel auf der Bühne. Das spielt keine Rolle mehr, weil die Dämonenfürsten mit ihrer Macht alles überlagern. Egal, ob die Ereignisse ums Hotel spannend sind oder nicht. Das ist unwichtig. Das Erscheinen der Höllenfürsten wird zum zentralen Thema. Die Serie hat über den Roman triumphiert und ich habe sie zugleich dahin geführt, dass der Vampir an sich kein Gegner mehr ist. Das ist in mancherlei Hinsicht absurd. Auf jeden Fall ist der Horror weg und es geht nur noch um den großen Kampf und nicht mehr um die Bedrohung Einzelner. Es ist wenn man Horror als Angst machende Bedrohung von Individuen definiert noch nicht einmal mehr Horror, sondern eine mit phantastischen Elementen gespickte Fantasy-Daily-Soap.
Generell verdammen kann man diesen Kurs allerdings nicht. Es hängt vom Plan, von der Kreativität des Autors ab, eine solche Entwicklung auch zu gestalten. Aber dennoch ist das Unheimliche weg. Je persönlicher die Bedrohung desto mehr Horror, kann man sagen. Aber ein Superdämon, der mit einem Fingerschnippen Städte, Gebirge und Kontinente auslöschen kann ist keine persönliche Bedrohung mehr, sondern vielmehr wie Godzilla, der Tokio platt macht, eine eher unfreiwillig komische Figur. Denn wie erwähnt kann eine solche Figur die Serie mit einem Fingerschnippen beenden. Dem Autor ist es nun überlassen, (schlüssige) Erklärungen zu finden. Findet er die nicht oder erzählt Bullshit, wird unsere Horrorserie ins Absurde geführt, ins Lächerliche getrieben und zum Gespött.
Im Grunde ergibt sich als Folgerung aus den Fallbeispielen, dass gerade Superdämonen und deren Rangeleien bitte schön wegfallen sollten. Oder aber man nimmt diese Elemente aus der Handlung, die im strengen Sinne der Phantastik zuzurechnen ist (Phantastik meint in diesem Fall, der Einbruch des Übersinnlichen in unsere Alltagswelt) und transferiert sie ins Fantasygenre und wechselt mal wieder die Kulisse und wechselt die Welt. Das ist der Weg, den Dan Shocker mit Macabros wies (eine kluge Entscheidung Larry Brent nicht aus seinem Umfeld zu reißen und sich einen weiteren Helden zuzulegen). Jürgen Grasmück wies einen Weg, den zum Beispiel A. F. Morland im Laufe der Zeit richtig gut für seine Serie adaptiert hat (auch wenn er dazu Irrwege gegangen ist).
Auch ein gangbarer Weg ist der des Dämonenkillers. Die Macht der Dämonen war keine Allmacht. Sie waren den Menschen zwar überlegen, aber nicht in der Form, dass sie die Erde aus dem Universum pusten konnten.
Für unsere Serie um den Helden Mark Larsen können wir eben die in den Fallbeispielen gezeigten Konsequenzen ziehen. Unsere übersinnlichen Gegner sind nicht allmächtig. Sie unterliegen Beschränkungen, die der Held zu seinem Vorteil nutzen kann. Die Wesen müssen in ihrer Bedrohung der Menschen immer persönlich bleiben. Es muss vom Leser nachzuempfinden sein, dass die Menschen, die der Held vorm Widersacher aka Bösem beschützen muss auch sie und letztlich auch ihn ganz persönlich bedroht, denn dann kann ich als Autor Horrorstimmung am besten erzeugen. Es heißt ja nicht umsonst, dass der Horror an die Urängste des Menschen rührt, seine Angst vor dem Unbekannten ansprechen soll. Der Horror appelliert schließlich an das Stammhirn des Menschen und will das Großhirn außen vor halten. Diese Ängste sind abstrakt. Es ist die Angst vor dem Unbekannten das im Dunkel lauert, die Angst vor etwas, was sich am Rande des Blickfeldes bewegt und vor dem Nicht-Erklärbaren.
Die Angst vor realen Gefahren ist greifbarer, betrifft oft unser Bewusstsein, unsere kognitiven Fähigkeiten. Es ist die Angst vor Atomunfällen, Armut, Krieg, Hunger. All die greifbaren Dinge, die unseren Alltag ausmachen. Das ist kein Horror im eigentlichen Sinne. Das sind eben nicht die Ängste, die der Horrorroman erreichen will und soll. Das Übernatürliche ist Verkörperung dessen, was möglicherweise schon frühe Menschen verspürten, wenn es im Dunkeln im Unterholz knackt, oder seltsame Geräusche zu hören sind oder ein Blitz über den Himmel zuckt und der Donnerschlag ertönt. Die Angst vorm Nicht-Greifbaren. Eine Angst, die den Fluchtinstinkt (einen der wichtigsten Überlebensmechanismen) auslöst
Diese Ängste erreiche ich nicht mit Logik (nicht zu verwechseln mit der inneren Logik meines zu schreibenden Romans), sondern über das Erzeugen von Stimmungen, von Atmosphäre und dem Ansprechen von Ur-Gefühlen. Dazu muss ich in der Beschreibung immer ein Individuum bedrohen, nie eine tumbe Massen, denn mein einzelner Leser ist ein Individuum. Als Autor muss ich quasi versuchen, mich selbst zu erschrecken. Wenn mir das gelingt, kann ich möglicherweise auch meinen Leser erreichen.
Das sollte man im Hinterkopf behalten und als Marschroute ausgeben. Auch dann, wenn wir uns in der nächsten Woche noch einmal die Waffen unseres Helden vornehmen und da ein wenig feintunen wollen.
Für unsere Serie um den Helden Mark Larsen können wir eben die in den Fallbeispielen gezeigten Konsequenzen ziehen. Unsere übersinnlichen Gegner sind nicht allmächtig. Sie unterliegen Beschränkungen, die der Held zu seinem Vorteil nutzen kann. Die Wesen müssen in ihrer Bedrohung der Menschen immer persönlich bleiben. Es muss vom Leser nachzuempfinden sein, dass die Menschen, die der Held vorm Widersacher aka Bösem beschützen muss auch sie und letztlich auch ihn ganz persönlich bedroht, denn dann kann ich als Autor Horrorstimmung am besten erzeugen. Es heißt ja nicht umsonst, dass der Horror an die Urängste des Menschen rührt, seine Angst vor dem Unbekannten ansprechen soll. Der Horror appelliert schließlich an das Stammhirn des Menschen und will das Großhirn außen vor halten. Diese Ängste sind abstrakt. Es ist die Angst vor dem Unbekannten das im Dunkel lauert, die Angst vor etwas, was sich am Rande des Blickfeldes bewegt und vor dem Nicht-Erklärbaren.
Die Angst vor realen Gefahren ist greifbarer, betrifft oft unser Bewusstsein, unsere kognitiven Fähigkeiten. Es ist die Angst vor Atomunfällen, Armut, Krieg, Hunger. All die greifbaren Dinge, die unseren Alltag ausmachen. Das ist kein Horror im eigentlichen Sinne. Das sind eben nicht die Ängste, die der Horrorroman erreichen will und soll. Das Übernatürliche ist Verkörperung dessen, was möglicherweise schon frühe Menschen verspürten, wenn es im Dunkeln im Unterholz knackt, oder seltsame Geräusche zu hören sind oder ein Blitz über den Himmel zuckt und der Donnerschlag ertönt. Die Angst vorm Nicht-Greifbaren. Eine Angst, die den Fluchtinstinkt (einen der wichtigsten Überlebensmechanismen) auslöst
Diese Ängste erreiche ich nicht mit Logik (nicht zu verwechseln mit der inneren Logik meines zu schreibenden Romans), sondern über das Erzeugen von Stimmungen, von Atmosphäre und dem Ansprechen von Ur-Gefühlen. Dazu muss ich in der Beschreibung immer ein Individuum bedrohen, nie eine tumbe Massen, denn mein einzelner Leser ist ein Individuum. Als Autor muss ich quasi versuchen, mich selbst zu erschrecken. Wenn mir das gelingt, kann ich möglicherweise auch meinen Leser erreichen.
Das sollte man im Hinterkopf behalten und als Marschroute ausgeben. Auch dann, wenn wir uns in der nächsten Woche noch einmal die Waffen unseres Helden vornehmen und da ein wenig feintunen wollen.
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