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Es ist doch alles SO einfach...!? - Teil 14: Rote Fäden oder Einzelne Fälle

Es ist doch alles SO einfach ...!?Es ist doch alles SO einfach...!?
- Anmerkungen zur Konstruktion von Horrorheftserien(helden) -
Teil 14: Rote Fäden oder Einzelne Fälle

(Kurze) Bemerkungen über zwei Grundausrichtungen
In der letzten Woche haben wir unseres Helden Waffen im Kern definiert und mit der heutigen Folge schließen wir das Grundsätzliche ab. Aber diese eine Frage bleibt noch zu klären: Machen wir in einzelnen Folgen oder bauen einen roten Faden ein und werden gar richtig zyklisch? -

Das ist schon fast eine Glaubensfrage. Dann können wir unsere konstruierte Serie praktisch angehen, dass heißt wir können schreiben.
 
Es gibt Leute, die schwören auf das eine und es gibt weitere Leute, die schwören auf das andere.

Der Bastei Verlag hat seit 1954 mit einem New Yorker FBI-Agenten Erfolg, dem G-man Jerry Cotton. Dieser Erfolg beruhte auf Einzelromanen (mit gelegentlichen Duo- oder Trilogien und auch mal wiederkehrenden Gegnern), also folgte Bastei lange Zeit – nicht nur im Krimi – diesem Prinzip. Und noch heute gibt es bei Bastei keine klar strukturierten Exposéautoren, die eine Serie konsequent zyklisch führen. Findet so was in abgemilderter Form statt, so ist das dem persönlichen Engagement eines Redakteurs (namentlich insbesondere Michael Schönenbröcher) oder eines Autors zu danken. Aber grundsätzlich wurde seit fünfziger Jahren bei Bastei dieses System kultiviert. – Daher nennen wir das Einzelromanprinzip mal...
...das Prinzip Bastei
 
Die zweite Grundausrichtung gilt für VPM. Dort wurde (damals noch bei Moewig) mit Perry Rhodan 1961 ein völlig unerwarteter Erfolg erzielt. Diese Serie wurde von Beginn an zyklisch ausgerichtet (wenn es auch jahrelang knirschte bis das System zur Perfektion gereift war und sich eingespielt hatte). Nach der Vereinigung von Pabel und Moewig dominierte dort das System Zyklus. Kommissar X und der Landser waren davon ausgenommen, weil diese älter waren als das Erfolgsprinzip Perry Rhodan. Aber nach Rhodan wurden Serien gern zyklisch entwickelt. Im Western Ronco, der Geächtete, in der SF der Rhodan-Ableger Atlan, im Genre Abenteuer „Die Seewölfe“ und im Horror, der Dämonenkiller. (und alle ziemlich erfolgreich) – Daher nennen wir das Zyklenprinzip mal...
...das Prinzip VPM.

Grundsätzlich begann für den Horrror im Heft alles 1968 mit Einzelromanen. Jürgen Grasmück entschied sich für das Prinzip Bastei, sprich Einzelromane mit gelegentlich wiederkehrenden Gegner und Duo- oder Trilogien. Das erschien logisch, denn seine Reihe startete als Sub-Serie im Silber-Krimi und es erschien alle sechs Wochen ein Roman, was eindeutig keine gute Voraussetzung für eine zyklische Grundausrichtung ist. Die Romane kommen einfach nicht oft genug. Dan Shocker hielt dieses Konzept 18 Jahre durch. Als er mehr und was anderes wollte schuf sich der Autor Macabros. Mit Macabros oder besser Björn Hellmark reiste er in fremde Dimensionen (und schuf sich sein Multiversum auf der gleichen Basis wie Larry Brent) und arbeitete zyklisch. Diesen Luxus konnte sich Dan Shocker aka Jürgen Grasmück leisten, weil er bei Zauberkreis mit dem Erfolg der Silber-Grusel-Krimi mit dem PSA-Agenten Larry Brent ein Star war (auch wenn er Widerstände überwinden musste, aber der Erfolg gab ihm jeweils Recht, zumindest was Larry Brent und Macabros anging. Mit Mirakel und Ron Kelly lag er nicht er nicht mehr ganz richtig).

Andere Autoren hatten es nicht so gut. Sie mussten mit einer Serie Vorlieb, die sie manchmal noch mit anderen teilen mussten. Da fiel es den Verlagen oft leichter, jeden der Autoren vor sich hin schreiben zu lassen. Das Prinzip hat Bastei gern verfolgt (aber durchaus auch Kelter, zauberkreis und Marken). Man sehe sich die ersten hundert Romane bei Professor Zamorra und auch die ersten vierzig, fünfzig Damona King-Romane an. Bei Bastei war es eben Programm zu sagen. Hier hast Du ein paar Romane und vielleicht noch ein paar Blatt Papier mit den Beschreibungen von Hauptpersonen und Waffen drauf. Dann hieß es: Lies das. Und dann weiter: Mach mal. Schreib einen Roman. So wurde dann die Höllenhierarchie rauf und wieder runter vernichtet. Das gibt natürlich keine konsistente Serie. Aber: War das nicht egal. Sah man sich die Krimi-Serien im Fernsehen an, stieß man auch auf den Helden (der wie Jerry Cotton) Woche für Woche einen anderen Bösewicht schnappte. Da das Horrorheft aus dem Krimi hervorgegangen war, sprach nichts gegen dieses Vorgehen. Und es verkaufte sich ja auch.
 
Da konnte man nicht viel machen. Dass der Professor und die Hexe Damona irgendwann einen anderen Weg nahmen, ist jeweils bestimmten Autoren zuzurechnen. Beim Zamorra wars Giesa, bei Damona King war es das Duo Eisele und Hohlbein (der seinerzeit noch als Henry Wolf firmierte).

Bei VPM hingegen folgte man dem eigenen Prinzip. Der Dämonenkiller hatte zwei Vorteile gegenüber manch anderen Serien. Dan Shocker hatte mit seinem Erfolg den Weg geebnet. Kurt Bernhardt bei VPM machte auch Horror, doch er ging damit in das SET-Programm. Da hieß es: Wir machen Heft in Taschenbuchqualität. Man begann die Vampir-Horror-Reihe dort mit Einzelromanen und Miniserien wie Kurt Luifs (James R. Burcette) Frankenstein-Serie, Einzelromanen von Hugh Walker und Übersetzungen wie Der Totentanz von Alphonse Brutsche. Diese Romane waren alle nicht als Horror-Krimis konzipiert. So startete der Dämonenkiller (von Ernst Vlcek (Paul Wolf) und Kurt Luif, ders ich diesmal Neal Davenport nannte). Die Serie erwies sich als sehr erfolgreich. Und: Sie war nach hem hauseigenen Prinzip von vornherein zyklisch angelegt. Damit wurde man sehr schnell zum Erfolgsmodell neben Dan Shocker.

Wir sehen also. Es ging beides. So manche Serie wurde auch in ihrem Lauf umgestellt. Nicht nur die erwähnten Professor Zamorra und Damona King, wo bei anzumerken bleibt, bestenfalls eine Annäherung stattfand.

Auch Sinclair wurde umgewandelt, aber da blieb das auf halbem Wege stecken. Der rote Faden, den manche der Fans der Serie noch sehen war wohl eher keiner. Es kamen gewissse Gegenständde und Personen nur immer wieder vor. Doch ergaben sich daraus keine Entwicklungen. Beim Ballard gelang das Unterfangen, wenn auch wie im Fall King und Zamorra, immer noch ein gewaltiger Unterschied zum Prinzip des Erbens des Universum da war.

Andere Serien reihten einfach Abenteuer an Abenteuer.
 
Für unseren Mark Larsen müssen wir nun abwägen, welchen Weg wir gehen wollen. Das Prinzip Bastei, das Prinzip VPM oder irgendwas dazwischen.
 
Im Grunde haben wir uns mit der Wahl des Heldentypus schon in Richtung des Einzelromans ausgerichtet, der es gelegentlich mit wiederkehrenden Gegnern zu tun bekommt. Aber letztlich kann man auch daraus Zyklen stricken, in dem man zum Beispiel einen ganz bestimmten Gegner über einen gewissen Zeitraum jagt oder aber versucht einen Fluch zu brechen oder aber einer Verschwörung nachspürt.
 
Dabei dürfen diese Abenteuer dann nicht einfach nur erneute bzw. wiederholte Konfrontationen sein, sondern es müssen Entwicklungen stattfinden.
 
Ich sage: Wir gehen den Mittelweg. Ein strickte Entwicklung wie bei Perry Rhodan brauchen wir, weil diese Serie nicht die Geschichte des Universums nachzeichnet. Im Gegenteil. Mark Larsen wird mit Einzelromanen beginnen, aber Hinweise auf eine Verschwörung oder Fluch finden. Etwas, das man nach und nach ausbauen kann.
 
Dazu dann nächste Woche mehr, wenn es um das Skizzieren der ersten 100 Bände geht.

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