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Es ist doch alles SO einfach...!? - Teil 16: Was es noch zu bemerken gibt... - Multiversen & Co.

Es ist doch alles SO einfach ...!?Es ist doch alles SO einfach...!?
- Anmerkungen zur Konstruktion von Horrorheftserien(helden) -
Teil 16: Der Kehraus - Was es noch zu bemerken gibt... 

(Kurze) Bemerkngen über Dinge, die es noch zu sagen gibt
Mark Larsen als Held und Serie ist konstruiert. Jetzt wäre die Zeit, im Verlag das Titellayout zu entwerfen, die eintreffenden Romane zu lektorieren und alles vorzubereiten, damit die Hefte in die Verkaufsstellen gelangen.


Der Autor der Mark-Larsen-Serie (also ich) würde jetzt wie wild auf seine Tastatur einhämmern und Romane schreiben, damit ein Vorlauf geschaffen wird, der zur Hochzeit des Horrrorheftes in Siebzigern und Achtzigern drei bis sechs Monate betrug (also je nach Erscheinen bis zu 26 Romane). Heute (wegen der modernen Technik und beschleunigten Abläufe) auf zwei bis maximal drei Monate (also maximal 13 Bände) geschrumpft sein dürfte.

Wir sitzen nun beim Kehraus. Wir fegen also das (geistige) Atelier aus und kehren die Späne zusammen, die beim (gedanklichen) Hobeln entstanden sind, als wir die Konturen der Serie aus dem Wust an Möglichkeiten herausgearbeitet haben. Wir haben Ideen gehabt, die wir übernommen oder nach mehr oder weniger näherer Betrachtung verworfen haben. Zu ein paar Spänen sollte man noch diese oder jene Bemerkung verlieren.

Dabei haben wir relativ leichtfertig, das in vielen Serien ach so beliebte, Modell des Multiversums (was heißt diverse Dimensionen - zumeist archaischer Natur wie die Welten Conans, Frodos oder Belgarions -, die unser Held besucht und dort dann – oft mit Schwertern und ähnlichen Waffen herumfuhrwerkt) ziemlich schnell verworfen. Als Begründung führte ich, dass damit aus einer Serie nach der reinen Lehre der Phantastik (was meint, dass das Übernatürliche in unsere Alltagswelt einbricht) eine (beliebige) Fantasyserie würde.

Aber was spricht nun wirklich dagegen, dass unser Held sich durch die verschiedenen Welten kämpft und dorrt auch für Ruhe und Ordnung sorgt. Ja was eigentlich? Eigentlich nichts. Es ist eine Grundsatzentscheidung, die der Autor nach Vorliebe oder Anforderung trifft. Entweder sein Held reist durch Weltentore oder nicht.

Sehen wir kurz auf Jürgen Grasmück. Dieser Autor hat sich entschieden Larry Brent als ‚erdgebundene’ Serie anzulegen. Und vom Konzept hätte es auch nicht gepasst, Larry Brent und seine Kollegen von der PSA Weltentore für Abenteuer in fremden Dimensionen zu eröffnen. Die waren auf der Erde einfach besser aufgehoben. Also – und da war er als ‚Star“ bei Zauberkreis in einer glücklichen Lage – schuf er sich Björn Hellmark, machte ich ihn zu einem Nachfahren von Überlebenden einer Katastrophe (dem Versinken eines Kontinents), gab ihm als Erbe eine Insel, ein Schwert und einen Geistführer. Dann öffnete er seinem Helden die Tore in fremde Welten.

Als er Erfolg mit diesem Konzept hatte, zog unmittelbar keiner nach, denn auch der Dämonenkiller hatte ein extrem erdgebundenes Konzept. Ja, man hatte sich sogar die Mühe gemacht, die Dämonen, die traditionell aus der Hölle oder anderen Welten außerhalb unserer eigenen kommen in unserer Welt zu verankern. Das funktionierte prima und es hätte doch arg an der Dramaturgie der Serie genagt, wenn Dorian auf anderen Welten gekämpft hätte.

Der erste Nachzieher wurde Professor Zamorra. Die Serie war festgefahren. Das lag am Prinzip Bastei (wir memorieren kurz. Basteis Prinzip war das des Einzelromans). Da gab es kein Konzept und die beteiligten Autoren schrieben munter drauf los und vernichteten einen Dämon nach dem anderen. Dabei war Zamorra ja als Antwort Basteis auf den Dämonenkiller gedacht und geriet in dieser Hinsicht zur echten Lachnummer, denn der DK war ein (nach dem Prinzip Pabel (kurze Erinnerung: seit dem Erfolg Rhodans wurde gern auf zyklische Ausrichtung gebaut) eben fortlaufend.

Der Professor darbte (abgesehen von ein paar Romanen Susanne Wiemers) vor sich hin. Im Grunde hatte sich der Zamorra totgelaufen. Der Meister des Übersinnlichen hatte zwar jede Menge Dämonen vernichtet, aber der Parapsychologe trat auf der Stelle. Das Konzept der Serie nach der reinen Lehre der Phantastik war im Grunde schon verbrannt.

In dieses Vakuum hinein konnte nun jeder mit einer frischen Idee stoßen. Und W. K. Giesa war es, der mit SF- und Fantasyeinflüssen der Serie neues Leben einhauchte. Er erkannte das Dilemma und machte aus der Serie eine Spielwiese für alle Genres.

In der Folge war es bei Bastei dann en vogue seine Helden in fremde Dimensionen zu schicken. Damona King bekam auch auf diese Weise ein Profil. Diese Serie erlitt ein ebensolches Schicksal wie der gute Zamorra. Mehrere Autoren ließen die Serie vor sich hindümpeln, bevor das Duo Hohlbein/Eisele mit Fantasyeinflüssen zu retten versuchte, was noch zu retten war. Im Falle Damona King waren die Bemühungen vergeblich, der Professor wurde gerettet (und läuft gar heute noch).

Und so musste dann auch irgendwann Bastei Flaggschiff, John Sinclair, den Weg in fremde Welten antreten (wenn auch ohne Not, denn im Gegensatz zu Zamorra und King lief der Sinclair prima und war an die Stelle des Dämonenkillers getreten). John Sinclair hätte auf der Erde bleiben sollen. Jason Dark ist nicht der der Typ, der in Zusammenhängen denkt und der seinen Spielplatz hätte überschaubar halten müssen. Manchmal fragte sich der Leser ohnehin, warum der Geister jagende Oberinspektor in fremde Welten geschickt wurde, denn fast immer war die Beschreibung dieser fremden Dimension folgendermaßen. Sie war „öde und leer“.

A. F. Morland schickte seinen Tony auch in diverse Welten. Aber es gelang ihm das zum einen mit wesentlich mehr Action zu verbinden, zum anderen deutlich farbiger zu gestalten. Aber auch Tony Ballard hatte eher erdgebunden begonnen, aber A. F. Morland hat desöfteren mit seinem Helden experimentiert. Immerhin badete Tony Ballard mal in Drachenblut und war auch mal unsichtbar.

Es gab also die unterschiedlichsten Gründe von einer Serie der reinen Lehre hin zu einem Genremix werden zu lassen. Doch ich denke, es wäre gut stur die Linie zu halten. Das haben neben Dan Shocker verschiedene Autoren getan. Richard Wunderer (bei Rick Masters und zusammen mit M. R. Heinze bei Monstrula), Horst Hübner und Wolfgang Rahn bei Gordon Black, Giesa & Co. bei Der Magier und noch weitere Beispiele lassen sich mühelos finden.

Ich denke, dass ein Multiversum nicht unbedingt nötig ist für den Horrorheftroman.

Ähnliches gilt für eine besondere Ausprägung des Multiversums, einer Spiegelwelt. Diese erlaubt folgenlos irgendwelche Helden, Sidekicks und andere Figuren umzubringen oder ein wenig zu spielen, aber es gibt nichts Substantielles. Da trifft dann der Held auf sein feiges oder gar böses Spiegelbild oder kann gar sterben. Folgenlos. – Ich sage: Mist! Finger weg davon. Das führt zu nix, außer der Versuchung zu spielen.

Ein Punkt zu dem es viel zu sagen gäbe sind die Beziehungen der Freunde untereinander. Im Heftroman sind Beziehungen zu Freundinnen und Freunden nahezu konfliktfrei. Der Held du seine Mitstreiter gehen letztlich immer durch dick und dünn miteinander, ohne sich ernsthaft zu streiten.

Beim Dämonenkiller gab es mal diese oder jene Auseinandersetzung, aber in der Regel sind die Beziehungen des Hefthelden zu seiner Freundin und seinen Kumpels am besten mit Friede, Freude, Eierkuchen zu umschreiben und frei von jedem Zoff.

Warum? Richard Wunderer lieferte 1982 in einem Interview mit dem Zauberspiegel (Nummer 2, Drochtersen/Harburg 1982) eine Erklärung, warum er das so handhabt. Seine Helden liegen im Widerstreit mit übernatürlichen Mächten. Das lässt keinen Raum für privaten Zoff seiner drei Hauptfiguren. Dieser Kampf schweißt sie zusammen. Zum anderen, so meine Meinung, hat man im Heft Raum eine nur eine Geschichte zu erzählen. Entweder die des Kampfes des Helden und seiner Mitstreiter gegen das Übernatürliche (das wir der Bequemlichkeit halber das Böse nennen). Da ist nicht unbedingt Raum für Stress untereinander. Das nimmt den Platz für die eigentliche Geschichte. Daher sollten die Helden zusammenhalten. Das ist erst recht dann empfehlenswert, wenn ich nicht auf eine fortlaufende Handlung baue. In diesem Fall müsste ich den Konflikt nämlich im gleichen Heft beenden.

Und selbst in einer zyklischen Serie darf das nicht zum Schwerpunkt der Handlung werden. Nicht das Privatleben des Helden steht im Vordergrund, sondern der Kampf gegen das Übernatürliche.

Werfen wir einen kurzen Seitenblick auf eine Serie abseits des Genres. Sehen wir kurz nach ins Glottertal auf die Schwarzwaldklinik. Das war irgendwann keine Krankenhausserie mehr, sondern wirkte wie eine Serie um das Privatleben von Professor Brinkmann und seiner Familie. Und einmal in der Woche schaut er noch mal in seinem Krankenhaus vorbei. Die Serie wurde zunehmend ins Privatleben verlagert. Übel. – Daher sollte man immer Prioritäten setzen. Erst recht, wenn man nur 120 Spalten auf 60 Seiten Text zur Verfügung hat. Die Jagd auf das Phantastische ist Schwerpunkt. Und insofern sollten Konflikte unter den Hauptfiguren als Ausnahme betrachtet werden. Oder aber sich aus dem zu lösenden Fall ergeben.

Worauf es ebenso zu achten gilt ist der Einsatz von Magie. Das darf kein Overkill werden. Immer so sparsam wie möglich einsetzen. Keine welterschütternden Zauber einsetzen, wenn es sich vermeiden lässt. Und auch nicht auf jeder Seite etwas Magisches geschehen lassen. Das wird zuviel. W. K. Giesa hat gern viele gewaltige Dinge geschehen lassen und das war manchmal einfach zu viel. Ob ja generell viel möglich sein wird und unser Held das Übernatürliche jagt, ist das Übertreiben der phantastischen Elemente nicht gut. Das Außergewöhnliche wird alltäglich. Auch hier ein Beispiel aus dem Fernsehen. In Alarm für Cobra 11 werden in jeder Folge diverse Autos zerlegt und diese Massenkollisionen werden so was von langweilig. Tödlich. Immer sparsam bleiben.

Das soll es dann gewesen sein. In der nächsten Woche wird es zum vorletzten Mal SO einfach sein. Da ziehen wir mal ein Fazit. Und in 14 Tagen fragen wir uns, ob die Mark Larsen Serie noch Zeitgemäß ist...

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