Monstrula - Kelters Schauer-Shocker: Band 29 Die Blutgöttin
Band 29
Die Blutgöttin
Dumm gelaufen.
Fünf Journalisten kämpfen sich durch den Dschungel. Sie wollen die sagenhafte Blutgöttin finden. Mit dabei sind Jack Callum und Harry Parker. Einer der Männer, Ron Walks, fällt tot um, und Callum erzählt den Kollegen seine Geschichte. Dann versinkt er in Trance und führt die Verirrten ins Dorf, wo der Medizinmann gerade seinen Sohn ins Feuer werfen will. Nach einer Keilerei fliehen die Weißen mit dem geretteten Jungen in den Dschungel. Da erwacht die Statue der Blutgöttin zum Leben und spuckt Blut. Der Dämon ist erwacht.
Es stellt sich heraus, dass der Medizinmann in England studiert hat und sich Nick nennt. Er erzählt, dass am Tag seiner Geburt eine Amerikanerin in seinem Dorf vergewaltigt und ermordet wurde. Ihr Geist rächte sich und terrorisierte das Dorf, und der zurückgekehrte Medizinmann bannte sie in der Statue, konnte sie aber nur mit einem jährlichen Opfer unter Kontrolle halten.
Die Journalisten halten das für finsteren Aberglauben, bis der tote Wolks zum Leben erwacht und ihre Wagen schrotet. Nun sitzen die Weißen im Dschungel fest. Die Blutgöttin zerstört das halbe Dorf mit einem Erdbeben, ein Blitz vernichtet die Statue.
Callum lernt Mamba kennen, die knackige Tochter des Medizinmanns, die sich sofort bei dem Geisterseher "bedanken" will, weil er ihren Bruder gerettet hat. Nur ein magischer Angriff der Blutgöttin verhindert die Dschungelnummer. Medizinmann Nick rettet sie mit seinen schwachen magischen Fähigkeiten.
Die Frauen des Dorfes führen einen Kulttanz auf, der die Macht der Blutgöttin einschränken soll. Also tanzen sie sich nackt in Trance, während den Journalisten die Augen aus dem Kopf fallen. Nutzten tut die Zeremonie aber wenig, denn später in der Nacht erhält Callum Besuch von der vermummten Blutgöttin. Sie zieht sich aus, schlägt Callum mit ihrer Schönheit in seinen Bann und verschleppt ihn in ihr Reich.
Callums Verschwinden entsetzt das ganze Dorf. Auch Mamba ist erschüttert, hatte sie doch so große Hoffnungen auf den Geisterseher gesetzt, dass er die Macht der Göttin brechen und sie endlich aus dem Dorf herauskommen könnte. Da bitten sie die Journalisten Larry und Henry Knox um Hilfe. Die Brüder haben eine Spur zu Callum gefunden. Zu spät bemerkt Mamba, dass die beiden von der Dämonengöttin beeinflusst sind. Die Männer vergewaltigen sie, dann erwürgt sie Larry mit seinem Gürtel, während Henry auf sie einsticht. Parker und Nick finden ihre Leiche. Für den Medizinmann ist klar, dass die Blutgöttin hier ihre eigene Ermordung nachspielen ließ. Wurde auch sie von zwei Brüdern vergewaltigt und ermordet. Seltsamerweise ist ihre Mutter, nun eine Greisin, noch immer am Leben.
Der Journalist Sutherland ist das nächste Opfer. Nachdem er Mambas Geist sieht, übergießt er sich mit Öl und zündet sich an. Die Greisin übermittelt dem demoralisierten Parker mittels Trance die Botschaft, dass er die Höhle der Hochzeit suchen soll. In der Höhle findet Parker Callum in eine Statue verwandelt. Außerdem verstecken sich dort die Brüder Knox, die sich in Werwölfe verwandeln. Parker kann ihnen entkommen, da sie sich nicht in die Sonne trauen.
Als die Sonne untergeht, fallen die Werwölfe über das Dorf her und töten einige Dorfbewohner. Die Greisin stellt sich ihnen entgegen, lässt sich wehrlos zerfleischen und tötet damit sie.
Danach schlägt die Stimmung um, die Dörfler suchen einen Sündenbock. Nick der Medizinmann kann Parker gerade noch warnen, bevor ihn die eigenen Leute hängen. Parker ergreift die Flucht. In der Höhle beobachtet er, wie die Blutgöttin Callums Statue zerstört, bevor sie das Höhlensystem zum Einsturz bringt. Jetzt ist er allein im Dschungel.
Am nächsten Morgen stolpert Parker über einen nackten Jack Callum, der sich an nichts erinnern kann. Nach der Selbstvernichtung der Blutgöttin ist er in die Welt der Lebenden zurückgekehrt.
DIE MEINUNG
Das ist ein Roman, der einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Das ist ein deutlicher Rückgriff auf die Monstrula vom Anfang, wo der Held in einer düsteren Handlung hilflos dem rachsüchtigen Übernatürlichen gegenübersteht. Es gibt eine für die Zeit heftige Szene sexueller Gewalt, die in ihrer Darstellung deutlich über eine Andeutung mit den berühmten drei Punkten hinausgeht und abgesehen von einigen frühen Vampir Horror-Romanen Seltenheitswert hat. Die Szene ist durchaus vom Plot begründet, bedient aber in ihrer Erzählweise ein paar saudumme Klischees. Da ist sie allerdings kein Einzelfall, denn die Darstellung der Afrikaner strotzt nur so vor Klischees. Und auch wenn man das nicht durch die politisch korrekte Brille betrachtet und es falsch wäre, die Rassismus-Karte zu ziehen, macht es nachdenklich. Offenbar hatte die Redaktion kein Problem damit, auf zweieinhalb Seiten eine Vergewaltigung mit anschließendem brutalen Mord durchzuwinken. Aber wenn man bedenkt, dass solche Themen im Heft größtenteils tabu waren, fragt man sich schon, ob diese Szene selbst bei Kelter an einem anderen Schauplatz akzeptiert worden wäre, sagen wir in London.
Unter dem Aspekt des Gruselromans betrachtet und verglichen mit dem Schmusegrusel späterer Jahre präsentiert Richard Wunderer hier schon starken Tobak. Unser Held macht mal wieder alles nur viel schlimmer, wobei aber schon die Ausgangssituation heftig ist. Schließlich opfert Nick der Medizinmann, der wie sich in einer bizarren Wendung herausstellt als in England erzogener Mann entpuppt, seit 30 Jahren seine Landleute und will jetzt seinen Sohn ins Feuer werfen. Aber Callum befreit die Dämonengöttin, die nun richtig loslegt. Kann unser Held ihr Einhalt gebieten? Nein. Callum überlebt nur, weil er als Hauptfigur überleben muss. Nicht weil er etwas tut. Er ist ein gutes Drittel der Handlung nicht einmal präsent. Der okkulte Held als hilfloser Spielball des Bösen. Das gab es oft in dieser Serie, in anderen eher selten oder gar nicht.
Das ist alles sehr düster und konsequent, kommt einer richtigen Horrorgeschichte ziemlich nahe. Natürlich ist die Auflösung völlig unbefriedigend für den Leser, vor allem für ein Gruselheft. Die Blutgöttin begeht Selbstmord, weil die Seitenzahl erreicht ist. Jede andere Interpretation fällt schwer. Aus der Handlung motiviert ist das nicht. Allerdings muss man zugeben, dass das immer noch eindrucksvoller ist, als würde der Held eine Seite vor dem Ende das rettende Amulett finden.
Der Roman ist auch mal wieder ein schönes Beispiel dafür, dass ein Heft nicht in die Tiefe gehen kann. Natürlich hätte das die Mehrzahl der Leser auch nicht interessiert, keine Frage, aber die Beobachtung ist vom erzählerischen Standpunkt interessant und illustriert, wie eng die Grenzen des Formats letztlich sind. Man nehme nur Nick den Medizinmann und seine Tochter Mamba. (Deren Namen in der Tat lächerlich sind.) Im Gegensatz zu seinen Nachbarn hat Nick seine Erziehung in England genossen, was ihn aber nicht daran hindert, sein Leben freiwillig dieser schrecklichen Sache zu verschreiben. Seit Jahren bringt er Menschenopfer, darunter seine eigene Frau, nun seinen Sohn. Aber was das aus ihm macht, wie es in seinem Kopf aussieht, dafür ist hier kein Platz. Dass ihn am Ende die Leute, für die er letztlich sein Leben geopfert hat, aufknüpfen, ist nur ein weiterer böser Scherz im Monstrula-Universum. Manchmal schrieb Wunderer Romane wie ein Drive-by-shooting. Es sei ihm gedankt.
Auch die sich hier anbietende Gelegenheit, Harry Parker etwas mehr zu charakterisieren, wird nicht genutzt. Der Sidekick des Helden denkt nicht darüber nach, dass er mal wieder praktisch nur Kanonenfutter in einer aussichtslosen Lage ist. Warum nimmt er das auf sich? Er ist der treue Freund des Helden, das muss reichen.
Man kann sich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Roman längere Zeit in der Schublade gelegen haben muss. Nicht ein Wort über Callums neue Freundin in England, nicht einmal, als er mit Mamba rumknutscht. Nachdem in letzter Zeit so viel Augenmerk auf den roten Serienfaden gelegt wurde, fehlt er hier völlig.
Wie gesagt ein zwiespältiger Roman. Düster und durchaus spannend, von der Thematik und seiner Konsequenz ein deutlicher Gegensatz zu seiner Konkurrenz – man vergleiche ihn mit dem Gespensterkrimi oder dem Silber-Grusel-Krimi dieser Woche -, andererseits auch schon damals ein echtes Klischeefest.
CHINA GIRL
Sin Tao hat Pause. Dafür gibt viele fast schon schwärmerische Beschreibungen der halbnackten Dorfbewohnerinnen, die in diesem Fall locker die Grenze zur Exploitation überschreiten. Würde man ein Trinkspiel aus jeder Erwähnung ihrer nackten Brüste machen, dürfte man sich am Ende des Romans nicht mehr ans Steuer setzen.
DAS TITELBILD
Olof Feindt ist wieder da und liefert eine stimmungsvolle Afrikaimpression.
DIE MONSTRÖSE KONKURRENZ
In diesen Wochen erschienen unter anderem am Kiosk: