Monstrula - Kelters Schauer-Shocker: Band 1: Der Fluch des Geistes
Band 1
Der Fluch des Geistes
Zwei Jahre später: Callum, der seinerzeit nur um Haaresbreite einer Mordanklage entgangen ist, berichtet über eine Séance. Da erscheint ihm Dorothys Geist. Außer sich vor Wut und Schmerz hält Callum das alles für einen üblen Scherz. Der Geist wird darüber so wütend, dass er Callum verflucht. "Schauen sollst du die Welt der Geister, ertrinken wirst du im Grauen! Ohnmächtig wirst du unserem Wirken zusehen, ohne die Macht, etwas gegen uns zu unternehmen!"
Die Welt des rationalen Callums gerät langsam aus den Fugen. Dorothys Geist besucht und bedroht ihn. Fest davon überzeugt, dass alles nur ein Racheakt seiner Feinde ist, die ihm etwas vorspielen, nimmt der Reporter Kontakt mit Scotland Yard auf. Inspektor Hobson ist nicht begeistert, ihn wiederzusehen. Und je mehr Indizien Callum bringt, dass da tatsächlich etwas nicht stimmt, desto misstrauischer wird der Polizist. Denn Hobson hält ihn noch immer für den Mörder seiner Verlobten.
Callum muss erkennen, dass der Geist echt ist. Dorothy will ihn umbringen. Sie beeinflusst ihre Mutter und ihren Bruder, die mit Fleischermesser auf ihn losgehen. Am Ende landet die Mutter im Irrenhaus, der Bruder ist gelähmt. Callum erinnert sich an einen Geisterseher, den er einst interviewte. Der Geist bringt den Mann um, aber vorher kann er Callum ein Buch über die Jenseitswelten übergeben. Dabei sind auch Anweisungen für einen Ring, der den Träger vor dem Einfluss der Dämonen schützt. Callum lässt den Ring anfertigen, was ihn fast seine ganzen Ersparnisse kostet - und nimmt nun aktiv Kontakt zum Geist der toten Verlobten auf. Er erfährt, dass die Dämonen Dorothy im Jenseits quälen und sie nur erlöst wird, wenn sie dafür Callum tötet. Callum will ihr helfen. Mit seinen neuen Fähigkeiten des Geistersehens kann er Dorothys Leiche finden. Sie ist noch immer nicht verwest. Dem Reporter wird klar, dass Inspektor Hobson ihn sofort verhaften wird, wenn er ihn jetzt zur Leiche führt. Natürlich hat er Pech, denn die Polizei entdeckt die tote Dorothy trotzdem. Hobson glaubt dem Reporter kein Wort, als der Reporter von den Dämonen anfängt. Allein die Tatsache, dass bei der äußerlich scheinbar unversehrten Leiche alle inneren Organe fehlen, was der Pathologe nicht erklären kann, erspart Callum eine Zelle. Nach der Beerdigung versucht Callum, Dorothys Geist zu befreien. Auf dem Friedhof kommt es zum letzten Kampf, bei dem allein Callums Willenskraft und der schützende Ring gegen die Macht der Dämonen antreten. Es gelingt ihm, seine tote Verlobte zu befreien, sogar die Lähmung des Bruders verschwindet. Aber den Fluch des Geistes wird Callum nicht los.
DIE MEINUNG
Monstrula von M.R.Richards erschien Anfang September 1974 und war nach dem Geister-Krimi der zweite Versuch von Kelter, sich auf dem zu der Zeit noch wachsenden Horrorheftchenmarkt zu etablieren. Interessant ist, dass der Verlag auf die Serienheldenkarte setzte, was zurzeit der Planung noch weitgehend ungetestetes Terrain gewesen sein muss. Natürlich gab es die ersten professionellen Geisterjägerhelden schon seit ein paar Jahren, aber die fanden nur in allgemeinen Reihen statt, im Wechsel mit klassischen Einzelromanen. Als Monstrula an den Start ging, bestand die direkte Konkurrenz allein aus dem monatlich erscheinenden Macabros und dem vergleichsweise brandneuen vierzehntägigen Professor Zamorra. Der Dämonenkiller kam als eigenständige Serie erst einen Monat später dazu. Konzeptionsmäßig konnte hier also noch Neuland betreten werden.
Über die Titelgebung Monstrula kann man geteilter Meinung sein. Offenbar wollte man die Assoziation zu bekannten ähnlich klingenden Gruselikonen herstellen, von Drac-ula bis zu Godzi-la, dabei könnte der Inhalt nicht weniger damit zu tun haben. In der Serie ging es nie um klassische Monster. Die Titelbilder sind größtenteils Originale des deutschen Künstlers Van Vindt alias Olof Feindt, dessen Stil man durchaus als titelprägend für die Kelter Gruselschiene bezeichnen kann. Und das blutende Auge im M von Monstrula ist zugegeben ein nettes Detail.
Konzipiert von Richard Wunderer und seinem Kollegen M.R.Heinze blieb die Serie eine Gemeinschaftsproduktion der beiden. Damit hatten sie alles allein im Griff, was man der Serie auch anmerkt. Aber sie führten keine übergreifende Serienmythologie ein; letztlich sind es abgeschlossene Einzelabenteuer mit der Bedrohung der Woche. Vielleicht mit ein Grund, warum der Serie kein großer Erfolg beschieden war. Aber im Gegensatz zu Wunderers erfolgreicheren Serie Rick Masters, die sich fast von Anfang an auf wenige Figuren konzentrierte, verfolgt Monstrula zumindest bei den Figuren eine langsame Entwicklung, an deren Ende das klassische hauptberufliche Geisterjäger-Team steht, das Callum unterstützt. So sorgten Wunderer und Heinze einerseits für Kontinuität, andererseits wurde nie direkt auf frühere Abenteuer Bezug genommen. Richard Wunderer schrieb 44 Romane, M.R. Heinze 2. Erscheinungsweise war vierzehntägig.
(Obwohl es da Widersprüche gibt. In der Vorschau als durchgehend vierzehntägig ausgewiesen, finden sich abweichende Datumsstempel in den Heften, die aber alles von wöchentlich bis vierwöchentlich anzeigen. Möglicherweise eine Eigenheit der Druckerei? Aus diesem Grund verzichte ich auch auf die genaue Datierung, da sie sich nicht zweifelsfrei belegen lässt.)
Band 1 ist eine typische Origin-Geschichte. Jack Callum, der Mann mit dem Vollbart und der Vorliebe für starke französische Zigaretten, die witzigerweise nie beim Namen benannt werden, arbeitet als Reporter in London. Er kann also nicht so ohne weiteres mit Waffen herumfuchteln, und er hat auch keine Amtsgewalt. Er ist nicht reich, fährt einen MG, der aber verbeult und an vielen Stellen nur oberflächlich nachlackiert ist, und muss einem relativ normalen Job nachgehen, was zumindest in den ersten Romanen immer wieder für Konfliktstoff sorgt. Er ist launisch und oft besessen von dem, was er tut. Kurz gesagt, Jack Callum ist eher ein Held mit Ecken und Kanten.
Anders ist auch das Grundkonzept. Statt sich auf klassische historisch-okkulte Themen zu stützen oder immer wiederkehrende übersinnliche Antagonisten, was den Serienaspekt letztlich für den Autoren einfacher macht, ist Wunderers Geister-Universum eine formlose Macht, die größtenteils wahllos unschuldige Menschen in den Wahnsinn und den Tod treibt. Es bleibt offen, warum ausgerechnet Dorothy ein Opfer der Dämonen wird. Und das ist für die Handlung auch unerheblich. Das Übernatürliche bricht hier einfach in die normale Welt ein und richtet Unheil an. Und schon in diesem ersten Roman findet sich ein Hang zum psychologischen Horror, der oft durchaus mit einem gewissen Sadismus gepaart ist. Wenn Geister-Dorothy nicht einmal davor zurückschreckt, ihre Mutter in den Wahnsinn zu treiben und ihren Bruder zuerst zum ferngesteuerten Mörder und dann zum stummen Gelähmten zu machen, liest sich das schon recht eindrucksvoll. Die Horrorelemente gehen in ihren Beschreibungen – vor allem in den Folgeromanen – oft weiter als in vergleichbaren Romanen der Konkurrenz. Es gibt das unbestätigte Gerücht, dass die Einstellung der Indizierung zuvorkam. Wundern würde es nicht. Einige Bände verweigern konsequent jedes Happy End, erst recht die "Das Böse muss besiegt werden"-Moral, auf die die Jugendschützer so sehr pochten.
Ungewöhnlich ist auch die Idee, dass sich der Held nicht mit einem magischen Arsenal bewaffnet, sondern den Spuk mit Willenskraft niederringt. Zwar besorgt sich Callum hier einen magischen Ring, der verschwindet aber relativ schnell wieder aus der Serie. Das mag langweilig und handlungsarm klingen. Aber Wunderer weiß dieses Konzept gut zu verkaufen. Callum muss sich den Sieg hart erarbeiten, die nötige Action findet statt, auch wenn es keine Schießereien sind.
Das ist ein gelungener ersten Roman, der ein potenziell schwierig zu gestaltenes Konzept rasant erzählt und den Helden mit einer überzeugenden Motivation ausstattet.
Monstrula wird zurzeit von der Romantruhe nachgedruckt. Gut versteckt im Geister Schocker Sonderband, unter der Autorenangabe Bob Collins, ohne jeden Hinweis auf die Originalausgabe. Die Serie hätte wirklich etwas Besseres verdient.
JACKS SWINGING SEVENTIES
Jack Callum ist ein Mann seiner Zeit, der zumindest anfangs viele wechselnde Freundinnen und Abenteuer hat. Und nicht alle überleben die Beziehung.
Den Anfang macht Dorothy Gilmore, die auf der ersten Seite im Bett neben Jack von Dämonen zerfleischt wird. Als Geist ist sie ausgesprochen rachsüchtig; nicht nur belegt sie ihren Ex-Verlobten mit einem Fluch, sie bringt ein paar Leute um, verwandelt ihren Bruder in einen Gelähmten, lässt ihre Mutter mit einem Tranchiermesser auf Jack losgehen und treibt sie dann völlig in den Wahnsinn. Leider erfährt der Leser nicht, wie stürmisch die Beziehung zuvor war.
DIE MONSTRÖSE KONKURRENZ
In diesen Wochen erschienen unter anderem am Kiosk: