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Hexenhammer - Hunters jugendfreier Bruder - Bd. 281/9 Hinter den Mauern des Grauens

Hexenhammer - Hunters jugendfreier BruderBand 9 (Vampir Horror Roman 281)
Hinter den Mauern des Grauens
von Cedric Balmore (Hans E. Ködelpeter)

Gonzales Tartassos liegt im Krankenhaus, nachdem er seinen Lemuronbuckel verlor. Obwohl er dem Hexenhammer Derek Hammer am Ende des Vorbandes noch versprach, ihn nach Spanien zum Gut des Magus zu bringen, wo sich angeblich die Statue von Atlantis befindet, die er als sein Eigentum betrachtet, will er jetzt entkommen. Dafür heuert er ein paar Schläger an, die ihn befreien sollen.


Hexenhammer - Hunters jugendfreier BruderDas geht natürlich schief. Dafür holt ihn Hammer aus dem Krankenhaus und sie fliegen im Privatjet des PSI-Instituts nach Dias Plajas.

Dabei verschweigt Gonzales dem Hexenhammer diverse Einzelheiten. Er arbeitete für den Gutsbesitzer Emilio Diaz-Plaja, dessen Identität der Magus stahl. Dann heiratete der Magus die Banshee Danae und ließ sie von Gonzales lebendig einmauern, als sie aufmüpfig wurde. Nun wartet ihr Geist auf dem Gut und will sich rächen. Aber Gonzales will trotzdem unbedingt seinen Gott Arganthonis holen.
Vor Ort wird klar, dass das Gut von Wächtern mit dem Lemuronbuckel bewacht wird. Unsere Helden steigen in der Kaschemme des zwielichtigen Rios ab, der ein Mädchen gefangen hält. Oder auch nicht. Die beiden können sich nicht auf eine Version einigen. Janet ist eine Ausreißerin. Hammer hilft ihr. Vor allem, als einer der buckligen Gutswächter ihr nachts einen Besuch abstattet und ihr Blut saugt. Als Rios dazwischengeht, weil er Hammer nicht glaubt, dass er Janet nur beschützen und gar nicht an die Wäsche wollte, wird er von Hammer kunstfertig verprügelt.

Hammer lässt sich vom Vampiropa Napoleon Drakula - der hier Bonaparte Drakula heißt - als angeblicher Gefangener in Ketten auf das Gut bringen. Der Geist von Danae ergreift von Tartassos Besitz und will ihn im Meer ertränken; als Vesta dazwischengeht, ergreift sie von Vesta Besitz. Hammer befreit seine Freundin von dem Geist ihrer Banshee-Schwester. Gonzales aber bleibt verschwunden. Die Hammer-Crew befreit alle Wächter vom Buckel, begräbt Danaes sterbliche Überreste und wartet auf den Magus, der die Statue holen will. Zwischendurch prügelt sich Hammer noch einmal mit dem schurkischen Rios, der ebenfalls für den Magus arbeitet, lockt ihn aufs Dach, verwandelt sich in den brennenden Mann und lässt den Schurken in den Tod stürzen.

Der Magus kommt mit einigen Berbern aus Marokko angeritten, tut so, als wüsste er nicht genau, wer Hammer eigentlich ist, und sperrt ihn und Nappy auf seinem Schiff ein, das mit der Statue nach Afrika übersetzen soll. Gefangen in einer Kabine hat Hammer dann die Vision, wie er als brennender Mann zurück zum Gut fliegt und verhindert, dass der Magus die Entbuckelten aus Rache exekutiert. Aber eigentlich ist es gar keine Vision, denn es passiert wirklich.

Allerdings bleibt Hammer dabei die ganze Zeit bewusstlos auf dem Schiff liegen, wie Nappy später bezeugt. Am Ende tuckern Hammer und Nappy nach Marokko und hoffen, dass Vesta und Red ihnen mithilfe des Banshee-Amuletts, das Hammer noch immer hat, folgen können.

DIE MEINUNG
Bei den meisten Serien konnte – und kann – Pabel darauf stolz sein, die Probleme, die mit nach Exposé geschriebene Romane naturgemäß mit sich bringen, fest im Griff zu haben. Bei A-Serien wie Rhodan klappt das meistens sehr gut, das Lektorat räumt bei der Bearbeitung Widersprüche aus, die sich zwangsläufig einschleichen.

Beim Hexenhammer funktionierte das nur bedingt und schleichend immer weniger, wie man sehen wird. Der vorliegende Roman, der einzige Beitrag von Hans E. Ködelpeter zur Serie, ist ein schönes Beispiel für die wachsenden Unstimmigkeiten. Angeblich arbeitete der Autor nicht gern nach fremden Exposés. Liest man diesen Roman, ahnt man auch, warum das so war. Hier stimmt aber auch gar nichts.

Was nun die Ursache dafür war, darüber kann man nur spekulieren. War der Roman zu spät fertig, um noch bearbeitet werden zu können? War das Exposé so ungenau im Datenblatt? Hatte sich der Autor nicht ausreichend mit den Vorromanen beschäftigt? War das Lektorat überfordert? Man weiß es nicht. Aber es wimmelt hier nur so von Fehlern.

So heißt der Vampiropa mit den dritten Zähnen dieses Mal mit Vornamen Bonaparte statt Napoleon, und aus Tartessos wird Tartassos.

Ein Widerspruch jagt den anderen. Landeten die vom Buckel befreiten Lemuronsklaven im Vorband noch im Krankenhaus, weil sie große Verletzungen erlitten, genesen sie hier von selbst über Nacht. Der Zeitrahmen mit Tartassos' Versklavung durch den Lemuronableger stimmt nicht mit dem Vorband überein. Oder mit der Serie, was das angeht. Will man der Handlung glauben, war Tartassos schon Jahre zuvor mit einem Dämonenableger infiziert, was im eindeutigen Widerspruch zur bisherigen Handlung steht. Ist Lemuron doch erst in Bd. 1 körperlich aus dem Jenseits gekommen.

Die Charakterisierung der Figuren stimmt nur rudimentär mit den Vorbänden überein. Hammer mutiert hier zum superselbstsicheren, smarten Helden mit harten Fäusten, der mühelos zuschlagen kann und wie Kommissar X immer den Punkt trifft. Sicherlich ist das Konzept des Über-Ichs, des brennenden Mannes, flexibel in seinen Fähigkeiten, aber hier agieren Hammer und sein Über-Ich plötzlich zum allerersten Mal ohne weitere Erklärung getrennt voneinander. Zusätzlich in einer wirren Präsentation, die den Leser ratlos zurücklässt. Denn offenbar war die Vision gar keine Vision, sondern nur der Bericht über die tatsächlichen Geschehnisse.

Der Magus scheint Hammer nicht weiter zu kennen, als er ihm gegenübersteht, und redet einen fürchterlichen Unsinn zusammen. "Sie scheinen tatsächlich hergekommen zu sein, um mich bespitzeln zu können", sagt er da unter anderem. Anscheinend hat er vergessen, dass Hammer sein Erzgegner ist, der ihm mittlerweile 8 Pläne versaut und diverse Helfer ausgeschaltet hat, dem er seine traurigen Handlanger auf den Hals gehetzt hat. (Man darf in diesem Zusammenhang spekulieren, dass keiner der Autoren zu dieser Zeit das Ende des ersten Zyklus kannte – die Auflösung der Identität des Magus in Band 13 widerspricht völlig der Darstellung der Figur, wie sie hier präsentiert wird.)

Dafür weiß ein unbedeutender Handlanger wie Tartassos über die Séance auf Pooka Manor und den jungen Joey Croker Bescheid. Muss eine richtige Plaudertasche sein, der Magus, wenn er noch dem Hilfspersonal die Einzelheiten seiner gescheiterten Pläne erzählt.

Diverse Nebenhandlungen werden nicht aufgelöst. Warum der eine Buckelträger plötzlich zum Möchtegernvampir mutiert und das Mädchen angreift, bleibt offen. Die Statue aus Atlantis, um die sich eigentlich alles dreht, wird mit zwei Sätzen beschrieben und glänzt dann durch Abwesenheit. Wie Vesta die Gebeine der eingemauerten Banshee-Schwester findet, wird auch nicht geschildert. Da hätte ja mal Gruselatmosphäre aufkommen können.

Dafür wird alles seitenweise von den Figuren immer wieder rekapituliert und in teils unterirdischen Dialogen zerredet. Hammer und seine Freunde geben einen fürchterlichen Blödsinn von sich, aber das gilt auch für alle anderen Figuren. Allerdings bringt unser Held seinen üblichen Satz an, dass er Gewalt verabscheut – offensichtlich stand das in Fett gedruckt im Exposé und musste mindestens einmal in jedem Roman als klare Botschaft für die Dummen niedergeschrieben werden.

Ködelpeter hat viele Fans. Die Handlung seiner Vampir-Romane war oft stilistisch gut bis überdurchschnittlich erzählt. Dafür waren Horrorelemente nicht sein Ding; hier mangelte es an Biss und Atmosphäre. Ob das an der Verlagsvorgabe lag, die Reihe Vampir-Horror nach dem Dämonenkillerfiasko auf der sauberen Ebene von Gaslichtromanen zu halten, oder ob er dem Genre außer als verlässlichen Markt weiter nichts abgewinnen konnte, weiß man nicht. Vermutlich etwas von beidem.

Aber bei aller Fairness und Geschmacksfragen: Dieser Roman ist in jeder Hinsicht misslungen.

DAS TITELBILD
Das Titelbild ist ganz stimmig vom Thema her, auch wenn die eingemauerte Banshee im Roman nur eine Nebenhandlung ist und die Epoche nicht stimmt. Aber das sind Kleinigkeiten.

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Hinter den Mauern des Grauens

Kommentare  

#1 Cartwing 2021-11-12 06:24
Sehr interessanter Beitrag.
Schade, dass du nicht mehr für den ZS schreibst.
Oder ist da was in der Mache...?

Vielleicht habe ich Kneifel und Dönges Unrecht getan, denn wenn ich das hier so lese, kann man durchaus noch schlechter mit bzw nach einer Vorlage arbeiten...
#2 Andreas Decker 2021-11-16 10:35
Danke!

In der Mache ist im Moment nichts. Mir sind die Themen ausgegangen. Und damit meine ich nicht, dass es auf diesem Sektor gar kein Material mehr gibt, das man besprechen könnte, sondern dass es mich nicht genug packt, um den Aufwand zu rechtfertigen.
#3 Cartwing 2021-11-16 12:44
Das kann ich natürlich nachvollziehen...

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