Österreichische SF Heftreihen von 1948 bis 1965: Atom Roman / Eulen Kriminalroman
Österreichische SF Heftreihen
von 1948 bis 1965
Atom Roman / Eulen Kriminalroman
Utopische Leihbücher und Romanhefte aus Österreich
Ich will versuchen, einige dieser Heftreihen wieder ins Gedächtnis zu rufen: Reihen, die nur mehr teilweise, wenn sie überhaupt auf den Markt kommen, für uns Sammler zugänglich sind.
Als nächstem Objekt möchte ich mich einer weiteren Besonderheit zuwenden, einer Heftreihe aus dem Grazer Bergheimat Verlag, nämlich
Atom Roman / Eulen Kriminalroman
Diese Heftreihe ist 1951 in insgesamt 5 Heften erschienen. Als Autoren scheinen nur Phantasienamen auf, es ist heute nicht mehr feststellbar, wer sich dahinter verborgen hat. Diese Pseudonyme wurden anscheinend nur für diese Heftreihe verwendet, denn im Katalog der österreichischen Nationalbibliothek scheinen unter diesen Namen keine weiteren Buch- bzw. Hefte-Titel auf.
Bei den Romanheften handelt es sich (auch nach dem Katalog der österreichischen Nationalbibliothek) um folgende Titel:
Diese Romane sind noch vor dem Start der bekannten SF-Reihen Terra und Utopia erschienen, wobei die ersten beiden Romane reine Kriminalromane sind. Die anderen drei erschienenen Romane könnte man als Krimi oder Abenteuerroman mit SF-Elementen beschreiben.
Leider sind diese Romane nicht leicht zu lesen, da teilweise noch eine altdeutsche Druckschrift verwendet wurde. Sie sind nur schwer aufzutreiben, meist nur als Repliken oder Sammelbände. Einen kompletten Satz der Hefte habe ich nur in der österreichischen Nationalbibliothek gefunden; dorthin mußten die Verlage ein Belegexemplar senden.
Die beiden ersten Romane sind reine Kriminalromane und spielen im Londoner bzw. Wiener Milieu.
Das dritte Heft führt den Untertitel „phantastischer Kriminalroman“, und ab Heft 4 den Untertitel: „Serie phantastischer Zukunftsromane“.
Hauptpersonen sind Kommissar Grasill vom FBI und Inspektor McIntosh von der Atomspionageabteilung 'Federal atomic authoricity services corps', kurz F.A.A.S.C., zu der dann auch Grasill stößt. Außerdem noch Inspektor Bobby Smith alias Cällagan.
Ab dem dritten Heft erscheinen dann phantastische und utopische Elemente in den Romanen, wie z.B. die Wiedererweckung von Leichen durch Atomstrahlungen oder der Diebstahl von Atomgeheimnissen und radioaktiven Substanzen. In gewissem Sinn gehören auch die Froschmenschen bzw. Froschmänner dazu, da Kampfschwimmer mit Sauerstoff-Atmungsgeräten damals noch ziemlich neu waren.
Da die Romane ziemlich unbekannt sind, möchte ich etwas über den Inhalt erzählen.
Inhalt der Hefte/Story
Dies ist ein typischer Kriminalroman der 50-er Jahre, der in London spielt.
Ein Erpresser und Heiratsschwindler wird ermordet und Inspektor Clifford von Scotland Yard soll den Fall aufklären.
Ein Roman mit den üblichen Verwirrungen und falschen Verdächtigen, darunter ein Schriftsteller und die Braut des Toten, bis am Ende die wirkliche Mörderin entlarvt werden kann.
Dieser Roman spielt im Wiener Nachkriegsmilieu, wobei der Täter zunächst seine Morde einer bekannten Gangsterbande in die Schuhe schieben kann.
Als er am Ende glaubt, die ermittelnden Kriminalbeamten hinters Licht geführt zu haben, wird er mit seiner Braut verhaftet und vor Gericht gestellt.
Der Romanautor kannte jedenfalls das Wiener Milieu mit seinen Bombenruinen und zutreffenden Ortsbezeichnungen.
Insgesamt ein zwar spannender, aber sonst nicht hervorragender Kriminalroman.
„Särge für Ohio“ lautet eine merkwürdige Radiobotschaft, die Kommissar Grasill vom FBI nachdenklich werden läßt. Dabei handelt es sich zunächst um die Parole von ein paar Bankräubern, die Auftragseinbrüche begehen. Im Laufe des Romans wird es gruseliger, denn ein Mann wird mehrfach getötet und taucht immer wieder auf.
Grasill kann schließlich mit Hilfe von Inspektor McIntosh vom F.A.A.S.C. die Bande ausheben und bis auf die Hintermänner vernichten.
Dabei wird auch das Rätsel des merkwürdigen Toten gelöst, einem alten Gärtner, der immer wieder mittels radioaktiver Strahlen wiederbelebt wurde. Diese etwas utopische Verwendung von Radioaktivität sowie der Diebstahl von Atomtechnologie waren wohl der Grund für den Titel und die Zuordnung als SF.
Bei diesem Roman waren sich Autor und Illustrator nicht ganz einig. Am Titelbild stehen Froschmenschen, aber der Romantitel lautet auf Froschmänner. Jedenfalls wird Kommissar Grasill in die F.A.A.S.C. übernommen und in ein Ausbildungslager gesteckt.
McIntosh und seine beiden Partner etablieren sich getarnt als Juwelier, Vagabund und Animierdame in England, um einer Gruppe von Atomspionen auf die Schliche zu kommen.
Mittels Kampfschwimmern werden die Atomgeheimnisse und radioaktive Materialien in Kapseln außen an Schiffen befestigt und so außer Landes geschmuggelt. Die Bande wird zuletzt von McIntosh und seinem Partner Cällagan unschädlich gemacht, wobei McIntosh am Ende noch schwer verletzt wird.
Grasill und Bobby Smith vom FBI sollen Saboteure entlarven, die auf der Baustelle eines Kraftwerkes in Nordschweden ihr Unwesen treiben.
Dabei werden sie vom Werkschutz behindert und verdächtigen schließlich dessen Leiter, Oberst Aberg, zu der Bande zu gehören.
Grasill entdeckt den Grund für die Sabotage, ein riesiges Uranvorkommen, das sich unter der Baustelle befindet.
Und das sich eine internationale Bande unter den Nagel reißen will, indem sie den Bau unmöglich macht. Den letzten Anschlag, eine Sprengung des Staudammes können Grasill und Bobby verhindern und den Oberst und seine Komplizen festnehmen.
Eigentlich wieder eher ein Kriminalroman, den Titel Atom-Roman rechtfertigt gerade noch das Uranvorkommen unter dem Kraftwerk.
Dieses Heft ist nie erschienen, es folgt erst mal die Vorschau in Band 4:
Grasill wurde verschleppt. Ein Flugzeug führt ihn weg aus der Atomstadt in Lappland. Richtung Osten. Aber keine Russen. Es sind Angehörige der dritten Macht. Weil Grasill das Dokument entdeckt hat, soll er verschwinden. Aber er soll für die dritte Macht arbeiten, die die von einer zweiten Macht mißbrauchten Sklaven befreien will.
Grasill erklärt sich einverstanden mitzuarbeiten, da dies gegen das Unrecht geht. Er hofft, nach Erledigung dieses Auftrages fliehen zu können. Er erlebt die Einsamkeit Sibiriens und sieht die modernen Sklaven. Erlebt das Leben im nördlichsten Hauptquartier der dritten Macht und Kämpfe zwischen Truppen der zweiten und dritten Macht.
Grasill sieht rechtzeitig, daß durch seine Tätigkeit, die von der dritten Macht als offiziell deklariert wird, ein diplomatischer Fall heraufbeschworen wird. Es gelingt ihm, zu fliehen, doch wird er wieder eingefangen und, da man nun seine Gefährlichkeit kennt, setzt man ihn in der Wildnis Kareliens aus.
Und, um nicht einen Mord begehen zu müssen, gegen eine eventuelle Wiederauffindung Grasills aber und gegen Verrat gesichert zu sein, gibt man ihm eine Droge, welche sein Gedächtnis zerstört und eine auffallende Schrumpfung des Körpers durch Vertrocknung der Säfte zur Folge hat. Schließlich wird Grasill an der Nordeismeerküste von einem Walboot aufgelesen.
In Heft 5 lautete die geänderte Vorschau:
Professor Brazay, ein Atomphysiker, ist an der französischen Grenze, um einen dort entdeckten Doppelgänger zu dingen, mit dessen Hilfe es gelingen soll, aus Stockholm Schweres Wasser wegzubringen. Eine Razzia, in die sie kommen, geht gut vorbei. Die Polizei verliert wieder ihre Spur. Der Diebstahl des Schweren Wassers bildet eine Sensation in Stockholm. Mit Hilfe einer Journalistin und des Doppelgängers Brazays gelingt es einem der Begleiter des Professors, die Polizei irrezuführen. Somit gelingt es, das Schwere Wasser aus der Stadt zu bringen.
Inzwischen hat Brazay es sich in den Kopf gesetzt, Grasill, den er von seiner Tätigkeit in USA. her kennt, für sich zu gewinnen.
Er macht trotz der Gefahr einen Treffpunkt mit Grasill in Lulea aus und entführt ihn von dort in seine in Karelien gelegenen geheimen Forschungslaboratorien. Hier stellt er Grasill vor die Wahl: Entweder eintreten als Sklavenarbeiter oder als Organisator. Brazay zeigt Grasill das ganze Werk, um ihn zu begeistern, zeigt ihm auch die unterirdische Sendestation, die Verbindung mit allen Spionagegruppen in aller Welt. Grasill zögert aber nur ganz kurz. Dann sieht er, daß den Professor nur tödlicher Vernichtungswille beherrscht und lehnt ab.
Grasill macht noch einen verzweifelten Versuch, zu entkommen, was fast unmöglich scheint. Aber er versucht es. Der Professor ist jedoch gesichert. Sofort ist die Lagerwache da und Grasill kommt sofort in den Stollen, um für Brazay Uran zu graben.
Anscheinend plante man einen geänderten Handlungsverlauf mit insgesamt 21 Romanen.
Dieses Heft ist ebenfalls nie erschienen und außer der Ankündigung gab es Folgendes zu erfahren.
In Mondicella in Conecticut entdeckt ein Dorfpolizist eine weibliche Leiche. Die kleine Stadt ist erregt. Wer ist die Frau? Nachdem sie einige Tage im Leichenschauhaus liegt, erkennt sie ein Farmer als eine Frau, die vor wenigen Tagen verzweifelt zu ihm kam und seine Hilfe erflehte. Hilfe wovor? Und vor wem? Der Sheriff wird aufmerksam und bei einer Unterredung mit dem Farmer kommt auch zur Sprache, daß in einer unweit gelegenen Inkaruine fast jede Nacht seltsame Lichter auftauchen. Der Sheriff unternimmt eine Patrouille mit einigen beherzten Männern, bei der durch eine rätselhafte Spiegelung einer verrückt wird und einer vom Pferd stürzt. Das Unternehmen wird als erfolglos abgebrochen.
Nächsten Tag randalliert ein ortsbekannter Raufbold im Gasthaus. Er prahlte mit einem Geheimnis, daß er von der Inkaruine wüßte. Da auch die bei Tag unternommenen Streifungen erfolglos sind, nimmt sich der Sheriff, in eine Rauferei eingreifend, des Burschen an und bekommt allmählich die Wahrheit aus ihm. Der Sheriff weiß nun was los ist. Er stellt wieder eine Patrouille zusammen, aber im letzten Moment kommt ein Agent des F. B. I. und nimmt sich der Sache an.
Niemand im Ort erfährt nun, daß in der Inkaruine aus einem seltsamen Pilz ein Gift erzeugt wird, das das Gedächtnis zerstört oder zerstörtes wieder auffrischt. Der Bursche wird auf freien Fuß gesetzt und jede Nacht beobachten Agenten mit Infrarotscheinwerferhelmen, welche deutliches Sehen bei Nacht ermöglicht, die Ruine und ihre Umgebung.
Da taucht der Cowboy tatsächlich auf und schleicht der Ruine zu.
Im 5. Band gibt es noch folgende Vorschau mit weiteren Titeln:
Anscheinend hat der Verlag ein neues Konzept geplant, das wie bei so vielen Kleinverlagen letztlich scheiterte und nicht umgesetzt wurde. Nach mehr als 60 Jahren kann man das auch nicht mehr feststellen, was wirklich passierte, vermutlich war die Reihe doch kein kommerzieller Erfolg und wurde eingestellt.
Auch der Werbespruch „Was gestern Dominik war, ist heute Frank I Noel“ dürfte dem Verlag nicht mehr viel geholfen haben. Meiner Ansicht nach pure Großsprecherei. Hans Dominik konnte sich ja nicht mehr dagegen wehren und seine Romane sind um Klassen besser geschrieben, obwohl die Atomromane durchaus keine schlechten, sondern spannende Romane sind, wenn gleich weniger utopisch.
Diese Romane sind kaum mehr erhältlich, wenn überhaupt zu exorbitanten Preisen. Den letzten Band mußte ich mir von der Nationalbibliothek ausborgen, da ich ihn bis dato nicht erwerben konnte. Ebenso habe ich dort die Titelbilder kopiert.
Eigentlich waren es die einzigen Originalhefte dieser Reihe, die ich jemals gesehen habe; ich habe sie dort in einem Band gebunden vorgefunden. Kein mir bekannter Sammler besitzt diese Hefte im Original.
Aber es sind gelegentlich auch fotokopierte Hefte oder Sammelbände mit jeweils 2 Heften zu finden (siehe oben), wobei der Zustand um einiges besser als der der Originalhefte ist.
Somit bleibt die Reihe ein Unikat im Rahmen der österreichischen SF, etwa vergleichbar mit den etwas später erschienenen Utopia Kriminalromanen aus dem Pabel-Verlag.
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