Österreichische SF Heftreihen von 1948 bis 1965: Signal aus dem All
Österreichische SF Heftreihen
von 1948 bis 1965
Signal aus dem All
(Signs from Another World)
Utopische Leihbücher und Romanhefte aus Österreich
Ich will versuchen, einige dieser Heftreihen wieder ins Gedächtnis zu rufen: Reihen, die nur mehr teilweise, wenn sie überhaupt auf den Markt kommen, für uns Sammler zugänglich sind.
Als nächstes Objekt möchte ich mich einer weiteren Besonderheit zuwenden, einem Heft aus dem MZ-Zeitschriften-Verlag Maria Zube, Gmunden, nämlich
Signal aus dem All
Dieses Heft ist 1949 als einziges von 5 geplanten Heften erschienen. Als Autor firmiert Rob Ward, hinter dem sich der deutsche Schriftsteller Eduard Schätz verbirgt. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Bob Ward, Bob Edwards und Eduardo Roberti.
Eduard Robert Schätz (1913 - 1980), später nannte er sich auch Edward Schätz, schrieb zwischen 1939 und 1940 mehrere SF-Romane, darunter auch die Vorlage zu obigem Heft, den Roman „Explosionsturbine Gigant 1“, der 1939 im Rekord-Verlag Leipzig unter seinem richtigen Namen erschienen ist. Über diesen Roman war leider nichts Näheres zu erfahren, kein mir bekannter Sammler besitzt ihn.
Allerdings gab es eine Neuauflage im Jahr 1946 unter dem Titel "Die Übermenschen" und einige Jahre später unter dem Titel "Der Kosmos ruft" (1960) im Kolibri-Verlag. Letzterer Titel ist relativ einfach zu bekommen.
Nach dem 2. Weltkrieg war Schätz anscheinend nicht mehr schriftstellerisch tätig, er gründete den Utopia Verlag in Backnang, Inhaber Eduard Schätz, der in den Jahren 1949 bis 1950 eine Neuauflage der Reihe Sun Koh sowie diverse Kriminalromane herausbrachte.
Wer sich näher für Schätz und seine anderen Romane interessiert, den möchte ich auf den Eintrag im SF-Leihbuchregal verweisen.
Doch nun zum vorliegenden Heft. Im Katalog der österreichischen Nationalbibliothek steht folgendes:
Mit dem englischen Untertitel wollte man wohl die Übersetzung eines ausländischen Romans und Autors vortäuschen, ein damals gängiger Verleger-Trick.
Da dieses Heft sehr selten ist, möchte ich mich mit dem Inhalt etwas ausführlicher befassen.
Inhalt des Heftes
Dieses Heft entspricht in etwa den ersten Kapiteln der späteren Buchausgabe, wobei der Handlungsstrang Tibet und das Schicksal zweier weiterer Passagiere fehlt. Es schildert die Abenteuer dreier merkwürdiger Über-Menschen, vermutlich Außerirdische. Lys ist groß und ungeheuer stark, der Mann mit den phantastischen Muskeln. Ill, der zweite, ist klein, dick und mit einem riesigen Schädel ausgestattet. Der Mann mit dem Übergehirn verrichtet wahre Wunder an Intelligenz und Gedächtnisleistungen. Sen, der dritte Mann, ist mit hypnotischen Kräften und anderen parapsychischen Fähigkeiten ausgestattet.
Dazu gibt es am Romananfang ein umfangreiches Personenverzeichnis, wobei nur ein Bruchteil in diesem Heft aufscheint. Außerdem eine lange Aufzählung über Themen, die in diesem Roman behandelt werden sollen.
Klingt alles zwar furchtbar interessant, aber es wurde viel versprochen und, da nur ein Heft erschien, kaum etwas gehalten.
Nun zum eigentlichen Inhalt des Heftes:
Der mit zweihundert Stundenkilometern über den Stillen Ozean dahinschießende Ozeangleiter "Manitoba" wird auf rätselhafte Weise angehalten und muß drei merkwürdige Fremdlinge an Bord nehmen: Lys, Ill und Sen. Sie lernen die irdische Sprache und machen sich mit der Besatzung näher bekannt. Dabei geben sie Proben ihrer beinahe unheimlichen Fähigkeiten.
Damit endet das erste Heft mit folgender Zusammenfassung und Vorschau:
Der mit zweihundert Stundenkilometer über den Stillen Ozean dahinschießende Ozeangleiter „Manitoba" wird auf rätselhafte Weise angehalten und muß drei merkwürdige Fremdlinge an Bord nehmen. Der eine, groß und ungeheuer stark, nennt sich Lys. Ill, der zweite, klein, dick und mit einem. riesigen Schädel ausgestattet, verrichtet Wunder an Intelligenz und Gedächtnisleistung. Gegen Sen, den drittem aber, sind alle Fakire Indiens mit ihren hypnotischen Kün- sten nur blutige Anfänger!
Nachdem die Fremden mit Hilfe von Gedankenübertra-gung einige der menschlichen Sprachen gelernt haben, verlassen sie in San Franzisko das Schiff und erleben allerhand Abenteuer, als sie sich Arbeit und Geld suchen wollen.
Durch Zufall kommen sie mit dem Erfinder Jack Merrison zusammen, dem seine Pläne einer neuartigen Kraft- maschine gestohlen wurden und sie beschließen, ihm zu helfen.
In Edison-City, der Stadt im Berg, stellen sie schließlich Gill, den Flüsternden, dessen Spezialität es ist. noch unaus-genützte Erfindungen zu rauben. Diese unterirdische Stadt birgt neben vielen anderen zusammengestohlenen technischen Wundern auch eine betriebsfertige Mondrakete.
Als die Signale mit, denen unsere drei Fremdlinge aus dem All von einer rätselhaften Macht gerufen werden, nicht nachlassen, starten sie mit der Rakete zum Mond, während Merrison in den Ehefesseln eines schönen Mädchens auf der Erde zurückbleiben muß.
Diese Vorschau entspricht in großen Zügen dem Inhalt der späteren Buchausgabe „Der Kosmos ruft“. Nur die großartige Themenankündigung wie in der Heftausgabe fehlt.
Die Verbreitung dieses Heftes dürfte mangels einer entsprechenden Auflage eher gering gewesen sein, ja es ist ziemlich selten, wird aber im Internet gehandelt.
Auch dürfte der MZ-Zeitschriften-Verlag Maria Zube, Gmunden, trotz der Ankündigungen auf der Rückseite des Heftes eher ein Kleinverlag gewesen sein, obwohl er auf eine existierende Filiale im Allgäu hinweist.
Und das könnte auch neben dem mangelnden wirtschaftlichen Erfolg eine mögliche Erklärung für das Nichterscheinen der restlichen Hefte gewesen sein, d.h. der Autor, der um dieselbe Zeit einen eigenen Verlag hatte, bemerkte das Erscheinen des Heftes, das wahrscheinlich ohne seine Genehmigung erschien und stoppte die weitere Herausgabe. Das war damals leicht möglich, da Gmunden in der amerikanischen Besatzungszone lag und jedes Druckwerk damals von den amerikanischen Behörden genehmigt werden mußte. Und die Amerikaner sind auch heute noch in Copyright-Fragen äußerst pingelig.
Somit wurde das Teilstück eines deutschen SF-Romanes von 1939 durch den Druck in Gmunden zu einem österreichischen SF-Roman.