Hexenhammer - Hunters jugendfreier Bruder - Bd. 291/14 Der Rächer aus dem Schattenreich
Band 14 (Vampir Horror Roman 291)
Der Rächer aus dem Schattenreich
von Waldo Marek (Walter Mauckner)
Aber Tatane kann sich befreien und schafft es nach Pooka Manor, wo ihn schon der Paragnost Julien Toucourt und der geheimnisumwobene Graf von Saint-Germain erwarten.
Derek Hammer liegt mittlerweile nach dem Kampf gegen Lemuron im Koma und wird nach München geflogen. Mit an Bord ist Zervane Akarane, ein einszwanzig großer Gnom. Akarane ist niemand anders als die zum Leben erwachte Götterfigur Arganthonios, der in Wirklichkeit ein altpersischer Schutzgeist ist. Akarane ist eine großmäulige Nervensäge, der von sich selbst behauptet, schon Merlin unterrichtet zu haben. Ständig hat er Wutausbrüche, dann ist er wieder lammfromm. Außerdem hat er die Fähigkeit, sich in einen x-beliebigen Gegenstand zu verwandeln. Er hält die Anstrengungen der Para-Institutsärzte, Hammer aus dem Koma zu holen, für Humbug.
Der Graf von Saint-Germain, ein Magier, der angeblich über 4000 Jahre alt ist, war ein Gefolgsmann des Magus und Lemurons. Noch weiß er nicht, dass beide in Marokko vernichtet wurden. Die Erinnerung des Untoten entpuppt sich als völlig gelöscht; er weiß nicht, warum er auf der Welt ist oder wer er ist. Aber allein schon die Erwähnung des Namens Lemuron lässt ihn toben. Allerdings kann er Menschen die Lebenskraft entziehen und übernimmt damit ihr Wissen. Er kann sogar einen Phantomkörper aufbauen und sieht dann für alle Welt wie sein letztes Opfer aus. Saint-Germain reist mit Tatane nach München, um Derek Hammer aus dem Institut zu entführen. Denn es besteht die Möglichkeit, dass sich Lemuron in Hammers Körper gerettet hat.
Im Para-Institut verzweifelt Vesta Banshee beinahe daran, dass Hammer nicht aufwacht. Arakane will ihn magisch behandeln, was damit endet, dass Jauche von der Decke tropft. Denn das kleine Dämonengroßmaul ist völlig inkompetent. Als Vesta dann noch einen Anruf von einer Banshee erhält, die zufällig gehört hat, dass man Hammer entführen will, verfällt sie in Panik. Aber die Ärzte halten das Institut für uneinnehmbar. Saint-Germain und Tatane können Hammer jedoch dank der Fähigkeiten des Untoten mühelos entführen.
DIE MEINUNG
Der zweite – und letzte – Hexenhammer-Zyklus wurde von Walter Mauckner (sonst Georges Gauthier, hier Waldo Marek) und Walter Appel (Earl Warren) geschrieben, wobei Appel von den sieben Romanen nur zwei verfasste. Kurt Luif hat noch die ersten paar Seiten dieses Romans geschrieben, bevor er bei dieser Serie endgültig das Handtuch warf.
Die "sorgfältige" Handlungsabstimmung des ersten Zyklus wird erst einmal nahtlos fortgesetzt. Zwischen dem Ende des Vorromans und dem Anfang dieses Romans ist aus der Statue Arganthonios plötzlich der Gnom Zervane Akarane geworden. Das wird dem Leser so präsentiert, dass man sich unwillkürlich fragt, ob man einen Roman verpasst hat oder ein paar Seiten nicht gedruckt wurden. (Seltsamerweise sind auch Red Dunbar und Napoleon Drakula ohne Erklärung aus der Handlung verschwunden und bleiben es auch.) Aber solche Patzer gehören ja beim Hexenhammer dazu. Akarane ist nun ein persischer Schutzgeist, ein Fravashi. Großmäulig und völlig inkompetent. Offensichtlich reichte den Autoren der putzige Vampiropa Napoleon Drakula noch nicht als Witzfigur, also kommt hier nun die nächste Version. Also statt Hammer zu helfen, taucht der Möchtegernzauberer ihn in Jauche, und statt Vesta zur Versöhnung ein Bad mit Rosenwasser einzulassen, wird daraus stinkende Tinte. Gröhl! Ist das komisch!!!! Nun gut, das ist Geschmacksache. Betrachtet man einmal die lange Reihe "witziger" Sidekicks in phantastischen Heftserien, die wie Eddie Arent in den Wallace-Filmen von Mord und Totschlag ablenken sollten, von Nappy bis zum Drachen Fooley, müssen das viele Leser wohl tatsächlich amüsant finden, und das ist natürlich völlig okay. Ich betrachte sie als nervige und peinlich unspaßige Atmosphärekiller, die mehr als nur einen Roman versaut haben.
Nun ist Mauckner kein Actionautor, sondern bevorzugt ein eher gemächliches Tempo. Hier legt er einen sauber erzählten und stimmigen Roman vor, der mit seinem Blick für Details und seiner Sorgfalt überrascht. Der Autor hat offenbar ein Faible für Esoterik, Geschichte und Fachjargon, also ist auf einmal die Rede von Paragnosten –- Menschen, die im Geist in die Ferne schauen können – , Petrifaktion (Verwandlung in eine Steinfigur), und Aurenlesen, man plaudert über Okkultismus und Dr. Dee. Plötzlich gibt es Lokalkolorit, ob in Irland oder München, die Schurken haben tatsächlich mal einen funktionierenden Plan, selbst die Nebenfiguren handeln einmal nicht wie Grenzdebile. Es kommt sogar Spannung auf, weil geschickt suggeriert wird, dass Hammers Körper nun von Lemuron besetzt ist. Oder steckt der Dämonengeist im Körper des mysteriösen Tatane? Oder ist das gar Hammer? Der Leser erfährt es nicht. Witzigerweise ist Hammer, wo er im Koma liegt, viel interessanter als in der Hälfte der vorangegangenen Romane.
Interessant ist auch die Figur des Grafen von Saint-Germain, einem Klassiker des Okkultismus, der hier überzeugend als souveräner und durchaus ambivalenter Gegenspieler aufgebaut wird. Und auch wenn das weiterhin Horror Light ist und niemand zu schaden kommt, nicht einmal die vom Untoten Ausgesaugten – was aber im Kontext tatsächlich ausnahmsweise einmal Sinn macht -, ist das ein kompetenter Roman, der auf die Fortsetzung neugierig macht.
DAS TITELBILD
Das ist ein brauchbares Bild für einen Horrorroman.