Hexenhammer - Hunters jugendfreier Bruder - Bd. 301/19 Die Qualen des Tantalus
Band 19 (Vampir Horror Roman 301)
Die Qualen des Tantalus
von Waldo Marek (Walter Mauckner)
Derek Hammers und Vesta Banshees magische Reise wird rüde unterbrochen. Sie landen in der Türkei, ohne Geld und Ausweis.
In einer Höhle wird der Mensch, den sie Tantalus nennen, aus seinem Schlaf geweckt. Das Trugbild einer schönen Frau lockt ihn in einen See. Als er die Frau erwischt, verwandelt sie sich in ein Krakenungeheuer. Und der See wird zu Säure. Aber Tantalus stirbt nicht. Wie immer. Das Spiel wiederholt sich dauernd. Der Dämon Ameretas verhöhnt ihn, stellt ihm aber in Aussicht, ihn von seinen Qualen zu erlösen. Falls er einen anderen an seine Stelle lockt.
Derek und Vesta geraten in ein Erdbeben hinein, was ihnen einen Vorwand gibt, mittellos in einem Dorfgasthaus unterzukommen.
In der Zwischenzeit hat Dr. Hedajat in Ankara ganz andere Probleme. Der Perser soll 20 teure Artefakte nach Persien schaffen. Aber jetzt stehen 21 in der Lagerhalle. Wer hat die Statue eines Fravashi da reingeschmuggelt? Und wozu? Hedajat braucht Papiere für das Teil, außerdem kommt er auf die Idee, damit Geld zu verdienen. Die Statue ist natürlich niemand anders als der Gnom Zervane Akarane.
Der Graf von Saint-Germain fliegt ein, begleitet von seinem Privatharem. Eine Deutsche, eine Irin und eine Iranerin. In der Zeitung lesen von dem Erdbeben in Eskisehir. Könnte das etwas mit dem Gefühl des Unheils zu tun haben, dass die Banshee unter ihnen gespürt hat? Dr. Hedajat läuft der Gruppe über den Weg und trifft mit der Iranerin Daria eine Abmachung wegen der überzähligen Statue.
Vesta und Derek laufen dem fliegenden Händler Nasruddin über den Weg, der in Deutschland Gastarbeiter war. Der lustige Kerl will sie mitnehmen, muss aber vorher noch zum Stamm der Kuksiden. Die beiden Gestrandeten begleiten ihn.
Saint-Germain findet heraus, dass die Statue Akarane ist. Es folgt eine ausführliche Diskussion über die Herkunft des Fravashi, Saint-Germain erklärt noch einmal den Plot, was damit endet, dass er nun Ahriman als denjenigen benennt, der ihm den Fluch der Unsterblichkeit angehängt hat. Am Ende reisen alle nach Persepolis weiter.
Vesta und Hammer werden bei den Kuksiden in eine Falle gelockt. Am Ende landen sie bei Tantalus in der Höhle. Nasruddin entpuppt sich als Ameretas. Tantalus will Hammer in den Säuresee zerren, aber Vesta rettet den Tag mit ihrer Psycho-Explosion. Sie betäubt Tantalus und auch den Dämon Ameretas, der in seiner Menschengestalt verletzlich ist. Noch während sie darüber diskutieren, was sie mit den beiden anfangen sollen – Hammer überlegt, den Dämon zu fesseln, was aber sinnlos ist, kann er doch die Gestalt wechseln, während Vesta dem armen Tantalus helfen will -, erwacht Tantalus aus seiner Betäubung. Gerührt von Vestas Sorge schnappt er sich Ameretas und geht in die Säure, wo sich beide auflösen. Hammer und Vesta werden von Ahriman weggezaubert.
Die Meinung
Es fällt schwer, über den vorletzten Hexenhammer etwas zu sagen, das man nicht schon so oft geschrieben hat, dass man mittlerweile wie eine kaputte Schallplatte klingt.
Die Idee mit dem Tantalus ist ganz nett, auch wenn es nicht DER Tantalus ist. (Also der freundliche König, der den Göttern beim Festmahl seinen jüngsten Sohn auftischte.) Das wird alles sorgfältig erklärt. Im Erklären ist der Autor großartig. Allein die Diskussion zwischen Akarane und Saint-Germain nimmt geschlagene 6 Seiten in Anspruch. Das ist alles so banal und uninteressant. Als Akarane noch die dämliche Witzfigur war, konnte man sich wenigstens darüber ärgern. Jetzt ist er plötzlich eine ernstzunehmende Figur, und der Leser muss sich zwingen, nicht einfach gelangweilt weiterzublättern.
Genauso öde sind letztlich Hammers Erlebnisse bei den Sektierern. Der Plan der Bösen ist wie immer hochkompliziert. Natürlich könnte Ameretas/Nasruddin Hammer und Vesta einfach einen Schlag auf den Schädel geben und in die Höhle schleppen, aber dann hätte man nichts zu erzählen gehabt. Also kämpft sich der Leser durch diverse Seiten bei dem Stamm der Sektierer durch, ihre Fehde mit Ahriman, den hilfreichen Bemühungen von Hammer und Vesta, die Tochter des Häuptlings zu retten und dafür im Kochtopf zu landen.
Die Darstellung des sich in der Säure zersetzenden Tantalus ist für den Hexenhammer relativ blutig und anschaulich. Aber natürlich müssen Exposéautor und Romanautor in der Schlussszene heftigst zurückrudern und es versauen. Da liegt also der Dämon bewusstlos vor unseren Helden. Neben einem See aus Säure! Wenn er gleich erwacht, reißt er ihnen den Arsch auf. Flucht ist sinnlos. Was könnte man da nur tun? Mal überlegen. Hammers erste Idee ist, ihn zu fesseln, nur um gleich darauf festzustellen, dass das sinnlos ist, den dieser ach so mächtige, jahrtausendalte Dämon könnte sich – Originalzitat - ja in eine Schlange verwandeln. Fesseln ade. Was könnten sie in dieser lebensbedrohlichen Situation nur tun? Was?
Nichts. Wie immer in der Serie darf unser Hexenflüsterer nichts Gewalttätiges tun, also nimmt eine andere Figur den Helden die Drecksarbeit ab und wirft den Dämon in den Säuresee. Das ist mal eine dramatische Lösung, und unsere beiden Königskinder stehen wie immer blütenrein und jugendgeschützt da.
Nur noch ein Roman, dann ist der Horror vorbei.
DAS TITELBILD
Boada setzt auf griechische Mythologie. Also gibt es diverse Nackte in strategisch minutiös geplanten Posen, die die wichtigen Teile schamhaft verdecken. Das ist schon beinahe genial in seinem Einfallsreichtum und seiner Konsequenz, alles und nichts zu zeigen. Spaß beiseite, die künstlerische Darstellung ist wirklich hervorragend. Die genau definierten Muskeln, die realistische Haltung – das ist die Arbeit eines Künstlers, der sich mit Anatomie auskennt und sie wiederzugeben vermag. So etwas wird wirklich zur vergessenen Kunst. Davon abgesehen ist das Bild dynamischer und aufregender als der ganze Roman.
Kommentare
Haarsträubende Gruselknüller aus dem Schattenreich der Hexen, Dämonen und Vampire in der Reihe Hexenhammer - prickelnd und schockierend.
Nun, das Prickeln und auch die Schocks hielten sich bekanntlich bis zuletzt sehr in Grenzen. Rainer Delfs hat es im VHR 385 recht treffend auf den Punkt gebracht:
"Genauso falsch ist nämlich das Klischee vom Leser, dem es nicht blutrünstig genug zugehen. Dabei geht es nur um eine ordentlich und glaubwürdig erzählte Geschichte. Wollen wir hoffen, daß auch unsere Autoren diese Zeilen aufmerksam lesen und eine Nutzanwendung daraus ziehen."
Gut gesprochen, Herr Delfs.