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Hexenhammer - Hunters jugendfreier Bruder - Bd. 303/20 Die Verbannung des Bösen

Hexenhammer - Hunters jugendfreier BruderBand 20 (Vampir Horror Roman 303)
Die Verbannung des Bösen
von Waldo Marek (Walter Mauckner)

Dr. Reza Hedajat, eingeführt im Vorband, hat seine Artefakte nach Persepolis in das damalige Persien gebracht, einschließlich den Dämonengnom Arakane.

Er genießt die abendliche Tempelhalle und bekommt nicht mit, dass der Magier Gaumata materialisiert, um den Dämon Ahriman zu preisen. Er bringt fünf andere persische Dämonen mit. 


Hexenhammer - Hunters jugendfreier BruderDann beobachten sie auf magische Weise ihren "Feind" Derek Hammer, den sie quälen und bestrafen wollen.

Hammer erwacht irgendwo und prügelt sich mit einem Monster herum. Er bemerkt nicht, dass das in Wahrheit Vesta ist, die wiederrum ihn für ein Monster hält.

Aber Gaumata ist noch nicht fertig. Er zeigt noch die anderen Hauptpersonen wie Saint-Germain und erklärt die Handlung. Nur eine Person kann er nicht wahrnehmen. Aber von so einem Detail lassen sich die Dämonen nicht beirren.

Dr. Gulda stößt zum Grafen und seinem Harem, die den Plot im Luxushotel durchkauen. Der Graf informiert den Parapsychologen, dass Hammer auf magische Weise nach Persien versetzt wurde.

Nachdem sich Hammer und Vesta gegenseitig ausgeknockt haben, erwachen sie, sind erschüttert, dass die Dämonen so grausam sind, mit ihrem Verstand zu spielen. Dann gehen sie erst einmal in die Stadt, beobachtet von den Dämonen.

Die Zeltstadt von Persepolis ist ein orientalischer Basar. Die beiden werden erst einmal beklaut und können nicht telefonieren, also klappern sie die Hotels ab. Die Perserin Daria, eine von Saint-Germains Begleiterinnen, läuft ihnen über den Weg und erkennt sie sogleich. Zuerst sind Hammer und Vesta misstrauisch, aber dann leiht ihnen Daria erst einmal Geld für eine Mahlzeit und neue Klamotten. Hammer ist hoch erfreut, dass auch Akarane da ist.

Aber das Böse ist listig. Eine Doppelgängerin von Daria sät Zweifel in Vesta und Hammer. Die Dämonen locken sie zu Dr. Gulda und sperren sie im Tempel ein.

Gaumata und Co machen die echte Daria zu einer Besessenen. Die Besessene will Saint-Germain in die Falle locken, aber der Okkultist kommt ihr auf die Schliche. Er treibt den Dämon mit Magie aus. Daria hat die Episode nicht geschadet.

Hammer und Co sind deprimiert. Hammer hat seine Fähigkeiten verloren, Vesta ist erschöpft. Und Vesta baut nicht auf die Hilfe Akaranes, der sich immer als unfähig erwiesen hat. Aber Dr. Gulda glaubt, dass mehr hinter dem Gnom als geahnt steckt. Hammer bringt eine Vision zustande, die ihren Tod auf Opfersteinen verheißt.

Saint-Germain versucht den Stein-Akarane zu wecken, aber der stellt sich stur und stumm. In der Zwischenzeit wird sein Harem in die Tempelstadt verschleppt. Am Ende landet auch er dort.

Um Mitternacht sind alle Gefangenen aufgereiht. Gerufen von Gaumata öffnet sich ein finsterer Schlund, der Hammer und Co zu verschlingen droht. Ahriman kommt. Da ertönt eine Donnerstimme und beschwört den Vater des Lichts Ahura Mazda. Das ist Akarane, der plötzlich mächtig ist. Man ruft sich magische Formeln zu, die Dämonen lösen sich auf und zum Schluss stößt der Gnom Gaumata in den Schlund.

Zervane Akarane hat den Tag gerettet. Während er für immer versteinert, verkündet er, dass das Böse verbannt ist. Saint-Germain bekommt ein paar kryptische Worte zu seiner Unsterblichkeit zu hören und den Rat, sich Dr. Gulda anzuschließen. Dann ist Akarane wieder nur eine Statue. Hammer und Vesta verdrücken sich engumschlungen. Happy End.

DIE MEINUNG
Der Hexenhammer fing nicht gerade mit einem Knall an, und er endet wenig überraschend mit einem unglaublich lahmen Deus ex Machina, der bezeichnenderweise nicht einmal der lahmste Deus ex Machina der zwanzig Bände ist. Obwohl man sicher darüber diskutieren könnte.

Der Roman von Walter Mauckner fängt undramatisch an und geht genauso undramatisch zu Ende.

Obwohl es der Abschlussband ist, plätschert alles lustlos vor sich hin. Die Dinge, die passieren, sind weder besonders interessiert noch fesselnd. Nun könnte man nicht behaupten, dass man große Erwartungen an den Roman gehabt hätte. Nach neunzehn in der überwiegenden Mehrzahl beliebigen bis grottigen Romanen hätte keiner damit gerechnet, dass der letzte Band das irgendwie wieder herausreißt.

Trotzdem ist diese Geschichte mal wieder besonders blutarm.

Dabei weiß Mauckner als Erzähler zweifelsohne wie immer zu überzeugen. Das liest sich glatt und ist stilistisch besser als so mancher Kollege. Er kann Charaktere realistisch zeichnen und Dinge atmosphärisch beschreiben. Nur inhaltlich ist es zäh und einfach nur langweilig. Wie die ganze Serie.

Aber warum erscheint der Hexenhammer als Serie so misslungen? Nun, in vielerlei Hinsicht ist er ein ganz besonders exemplarisches Kind seiner Zeit. In der die Inhalte von Heftromanen im Allgemeinen und das Horrorgenre insbesondere in der öffentlichen Schusslinie standen. Natürlich ist völlig klar, dass der Verlag nach dem Ärger mit dem Jugendschutz, der ernsthafte Konsequenzen für den Umsatz hatte, die Autoren angewiesen hat, sowohl die Storys wie auch ihre Darstellung in einer nicht anstößigen Art zu entwickeln und zu präsentieren. Und dabei ging es um wesentlich mehr als nur um die besagten "Stellen". Ein schönes Beispiel dafür, welch nachhaltigen Einfluss von außen auf dieses missliebige Genre genommen wurde, ist zb. der Roman "Das Haus der bösen Puppen" von Hubert Straßl aus dem Jahre 1973. Bei der Neuauflage im Dämonenland 1990 hielt man es immer noch für zwingend nötig, das düstere Ende auf eine absurde Weise umzuschreiben, nur um den Sinn um 180 Grad zu wenden und keine Probleme mit dem Jugendschutz zu bekommen.

Wie muss da die redaktionelle Atmosphäre 1978 gewesen sein? Schon vor der Dämonenkiller-Indizierung wies Exposéautor Vlcek seine Mannschaft ständig an, nur keine Grausamkeiten zu schildern. Danach dürfte dieses Edikt den Herren Autoren dann von der Geschäftsleitung noch einmal ganz besonders energisch klargemacht worden sein. Was sich beim Vampir Horrorroman dieser Jahre ja auch deutlich ablesen lässt. Wollte der Verlag das Objekt auf dem Markt halten, musste er auf die latente Bedrohung der stets drohenden Indizierung eingehen. Natürlich stellt sich die Frage, wie ein Autor einen Horrorroman schreiben soll, der keine Horrorelemente enthalten darf? Weder in der Darstellung noch in den Wendungen der Geschichte.

Die Ära Ross/Balmore/Gauthier beim VHR hat gezeigt, dass es natürlich ging. Das mag zwar oft ein Etikettenschwindel gewesen sein, wenn man als Leser in seinem Horrorroman auch Horror haben wollte, aber offensichtlich waren genug Leser zufrieden, um die Serie trotz allem am Leben zu erhalten. Und es war ja nicht so, dass die Konkurrenz da eine bessere Kost sprich Alternative geliefert hätte.

Das Schwierige an dieser Diskussion ist natürlich auch, dass schnell der Eindruck entsteht, der frühe VHR oder der Dämonenkiller wären Gewaltorgien voller Sex und Blut gewesen und dann auf einmal nicht mehr, ein Bild, das heute noch in den Köpfen vieler Leute herumspukt. Das ist natürlich blanker Unsinn. Vor allem angesichts der heutigen Medienlandschaft erscheinen einem die damaligen Argumente der Indizierungen nur noch lächerlich.

Allerdings lässt sich beim Hexenhammer bei aller Fairness der Eindruck nicht vermeiden, dass sich im Gegensatz zu den späteren Jahren keiner der Macher mit dem Konzept des kalorienarmen, laktosefreien, zuckerfreien, gewaltfreien, horrorfreien und spannungsfreien Gruselromans besonders anfreunden konnte. Und auch wenn allen Beteiligten klar gewesen sein dürfte, dass die neue Serie permanent mit dem eingestellten Dämonenkiller verglichen werden würde, war das kein Anlass, sich mehr Mühe zu geben. Im Gegenteil.

Vlceks Romane wirkten und wirken von Anfang an lustlos, die Exposés warfen zumindest anfangs ein paar durchaus vielversprechende Ideen in den Ring, nur um dann nichts aus ihnen zu machen. Das Grundkonzept vom Hexenhammer wurde dem markigen Seriennamen zwar nicht einmal annähernd gerecht, aber es war zumindest origineller als der Privatdetektiv/Polizist mit dem Zauberschwert. Aber dann wurde schnell offensichtlich, dass Derek Hammer der bewusste Gegensatz zu Dorian Hunter ist. Was sich nicht nur aus der Handlung ergab, nein, der Held musste in jedem Roman des ersten Zyklus dem Leser versichern, dass er gegen Gewalt und überhaupt ist. Als hätte man ständig das Bedürfnis gehabt, sich für sein Produkt öffentlich rechtfertigen zu müssen. Da wundert es wenig, dass die Handlung so brav, konfus und letztlich undramatisch ist.

Erschwerend kommt dann noch der krampfige Humor auf dem Niveau damaliger Spaßbomben wie "Wenn die tollen Tanten kommen" hinzu, für den Figuren wie der Vampiropa mit den dritten Zähnen oder später der Dämonengnom Akarane sorgten. Das war der endgültige Garant dafür, dass die Romane oft wie gescheiterte Parodien wirken.

Zugegeben, das Letzere ist auch Geschmacksache. Da mögen viele anderer Meinung sein. Keine Geschmacksache hingegen ist aber die mäßige redaktionelle Betreuung der Serie. Bestimmt gibt es bei Pabels ähnlich schlecht umgesetzte Projekte, aber der Hexenhammer dürfte da die oberste Position belegen. Was hier an Anschlussfehlern und mangelnder Autorenabsprache zusammenkommt, ist im Blick auf die lange und erfolgreiche Geschichte der phantastischen Fortsetzungsserie schon bemerkenswert. Das Einzige, das hier der Erwähnung wert ist, ist die durchweg solide Titelbildgestaltung. Die hatten zwar größtenteils wenig mit dem Inhalt zu tun, aber dafür sind sie ganz ansehnlich.

So präsentierte sich eine Serie, die einfach nicht funktioniert hat. Die Autoren haben viele oft sehr gute und erfolgreiche Projekte entwickelt. Hunters jugendfreier Bruder gehörte nicht dazu.

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Kommentare  

#1 Heiko Langhans 2014-05-19 09:40
Gute Artikelserie, sauberes Fazit.
Besten Dank und mehr davon.
#2 Thomas Mühlbauer 2014-05-19 11:27
Dem Lob von Heiko kann ich mich nur anschließen!

Es sei mir erlaubt, ein Zitat von Rainer Delfs recyclen, das er im VHR 385 gebracht hat und das kaum zutreffender war als beim HH:

Genauso falsch ist nämlich das Klischee vom Leser, dem es nicht blutrünstig genug zugehen kann. Dabei geht es nur um eine ordentlich und glaubwürdig erzählte Geschichte. Wollen wir hoffen, daß auch unsere Autoren diese Zeilen aufmerksam lesen und eine Nutzanwendung daraus ziehen.

Zumindest beim VHR wurde in meinen Augen diese "Nutzanwendung" doch eher gezogen als bei anderen Reihen - wenn auch nicht unbedingt in vorliegender Serie.

Persönlich habe ich den Hexenhammer nie vermisst, und unter diesen Umständen waren mir die Einzelromane dann doch lieber.
#3 Schnabel 2014-05-19 11:55
zitiere Heiko Langhans:
Gute Artikelserie, sauberes Fazit.
Besten Dank und mehr davon.

Kann mich nur anschließen...
Was kommt als nächstes, Andreas???
#4 Andreas Decker 2014-05-20 17:31
Danke für die Blumen. Schön, dass es gefallen hat.

Was als Nächstes kommt, weiß ich noch nicht. Irgendwie ist das Wichtigste abgehakt und alles scheint gesagt über diese Zeit. Mal sehen.
#5 Harantor 2014-05-20 17:53
Es gibt ja nicht nur deutsche serien. Wie wäre es, wenn Du mal wieder auf internationale Pilps 'losgest' und uns diese ausführlicher vorstellst
#6 Thomas Mühlbauer 2014-05-20 19:18
Was mich persönlich interessieren würde, wäre eine Abhandlung über Basteis Horror-Bibliothek, die seinerzeit, wie das VHR-Taschenbuch auch, so ziemlich alle Geschmäcker bedient hat. Für mich persönlich war es die erste Begegnung mit dem Cthulhu-Mythos, hier hat vor allem die zweibändige Anthologie überzeugt. Und die optische Gestaltung der Bände wusste auch zu gefallen. Schade, dass es nach zwei Jahren auch schon wieder vorbei war; interessant zu erfahren, was der Verlag damals noch eingeplant hatte, wenn die Reihe ein Erfolg geworden wäre. Denn von den versprochenen Romanen aus Frankreich ist zum Beispiel nicht einer erschienen... Aber eben fällt mir auf, dass diese Zeilen eigentlich OT sind:oops:

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