Der Dämonenkiller - Ingo Kirchhofs Lesereise - Das Wachsfigurenkabinett
Der Dämonenkiller - Ingo Kirchhofs Lesereise
Das Wachsfigurenkabinett
Das Wachsfigurenkabinett
Miriam, eine Stripperin, die sich ein Zubrot des Nachts in verschiedenen Clubs verdient, wird vor und während ihres Auftritts von unheimlichen Erscheinungen gequält. Sie zieht rasch ihre Nummer ab und verschwindet in die Umkleidekabine. Sie will sich auf die schnelle umziehen und erblickt im Spiegel ihres Schminktisches nur einen Ring, den sie am Finger trägt, und ihr rotes Kleid, welches sie hastig übergezogen hatte. Ansonsten nichts. Kein Gesicht. Kein Körper. Sie hatte kein Spiegelbild. Und dieser Spiegel entwickelt plötzlich ein Eigenleben. Er versucht sie sogartig in die Fläche zu ziehen. Wie eine Wilde verlässt sie nur mit dem nötigsten Bekleidet die Stätte des Grauens und rast aus dem Club heraus nach Draußen. Vor dem Club unter einer Laterne um Atem ringend erkennt sie plötzlich, das sie mehr als einen Schatten wirft. Einer dieser Schatten hüllt sie gänzlich ein und sie fällt um. Ein Mitarbeiter, der Miriams flucht aus dem Klub mitbekam und sich sorgen um sie machte, konnte Miriam nur noch tot neben der Laterne auffinden.
Dorian Hunter, Don Chapman und weitere Agenten haben den Auftrag ein Haus zu observieren. Es hatte sich einiges nach dem Zwischenfall mit dem Puppenmacher getan. Die Behörden haben aus den Vorfällen bei den Hayward's gelernt und schnellstmöglich eine Sonderabteilung auf die Beine gestellt. Dorian hat innerhalb der Inquisitionsabteilung den Rang eines Großinquisitor. Der auf Puppengröße geschrumpfte Don und andere Mitarbeiter sind Exekutor Inquisitoren. Chef der Abteilung ist der Observator Inquisitor, der sich unerkannt im Hintergrund hält und für die Koordination sowie Zuteilung von Agenten zuständig ist. Als es dunkel ist verlässt der zwergengroße Chapmann das Auto und verschafft sich durch ein Fenster Zutritt ins Haus. Bewaffnet ist Don mit sehr vielen nützlichen Gerätschaften, die speziell auf seine Größe angefertigt wurden. Er belauscht ein Gespräch, aus einem anderen Zimmer, in dem es um Schatten geht die hinter eben diese Personen her sein soll. Während Chapmann lauscht schleicht sich eine Katze an ihm heran. Um die Katze auszuschalten muss Don sie mit einer Miniaturpistole erschießen. Diese Pistole ist wahlweise mit kleinen Eichen-Bolzen oder Pyrophor-Kugeln bestückt. Don erledigt die Katze mit einem vergifteten Bolzen. Davon aufgeschreckt und gewarnt ergreifen die Belauschten im Nebenzimmer Don - es sind Vampire -, und wollen wissen in wessen Auftrag er hier ist. Don kann über sein Sprechfunkgerät noch um Hilfe rufen und dann erliegt er den Druck einer Vampirhand die ihn gefangenhält. Dorian und die anderen Secret Service Agenten stürmen das Haus und können Donald Chapmann aus den Klauen der Vampire befreien. Zurück als kleine Aschehaufen bleiben sechs Vampire.
Auf den Rückweg zum derzeitigen Stützpunkt der Inquisitionsabteilung - es war Lord Hayward's Villa - gibt Don Dorian alles wieder was er belauschen konnte. Kaum in der Villa angekommen muss Dorian erstaunt feststellen das Phillip mit einem Pinsel die Wände am bemalen ist. Coco, die zugegen ist, kann sich auch kein Reim darauf machen. Bis Dorian die zündende Idee hat. Es sind aber nur die Stellen an denen bei Lichtschein ein Schatten fallen würde. Kurz darauf meldet sich der O.I. und gibt Dorian den Auftrag ins Grosvenor Hospital zu fahren. Er soll sich dort eine Leiche ansehen, die unter merkwürdigen Umständen, ums Leben kam. Erwartet wird Dorian dort schon von Tony Burnett, ein Mitarbeiter des Secret Service. Sie beschauen sich die Leiche und Dorian muß feststellen das der Körper der Toten wie gefroren und sehr hart ist. Selbst ein Skalpell versagt bei ihr. Der Name der Toten ist Miriam Corbey, es ist die Stripteasetänzerin. Dorian entschließt sich die Wohnung der jungen Frau aufzusuchen und so machen sich beide auf den Weg dahin.
In der Wohnung gab es nicht viel zu Entdecken. Es gab viele Fotos. Und auf einigen war die Tote mit einem Mädchen, welches schon vor Wochen vermißt gemeldet wurde. Ihr Name war Kathy Boucher. Kathy und Miriam bewohnten gemeinsam diese Wohnung. Das war schon ungewöhnlich. Erst eine Vermißte, und nun eine Tote. Zudem lagen hier viele Prospekte herum. Einzig ein Prospekt über ein Wachsfigurenkabinett, in welchem der Vortag in Verbindung mit einer Sonderführung unterstrichen war, schien interessant zu sein, und den steckte Hunter sich ein. Hunter gab Burnett die Anweisung einige Sachen mitzunehmen. Dazu noch eine Kamera mit noch nicht entwickeltem Film darin. Dorian wollte die Fotos mal sehen. Ebenfalls wollte er Infos zu dem Wachsfigurenkabinett. Dorian wollte noch mehr in Erfahrung bringen und beschloss das Striplokal 'Diamond-Klub' noch aufzusuchen. Im Nachtclub kommt Dorian gleich zur Sache und nimmt den Betreiber in die Zange. Er erfährt von Miriams wandlung nach dem spurlosen Verschwinden ihrer Freundin. Sie sah überall Schatten von denen sie bedroht wurde. Das war alles und die Nachfragen bei anderen Striptease-Tänzerinnen brachte ihn auch nicht weiter. Nun ja, fast. Die beiden sollten es wohl miteinander getrieben haben.
Am nächsten Morgen bekommt Dorian die Fotos aus der Kamera und seine geforderten Infos zu den Wachsfigurenkabinett zu sehen. Er berät sich beim Frühstück mit Coco. Sie klärt ihn über diverse Schattendämonen auf, die Geschöpfe von großer Macht sind. Dorian sucht das Kabinett alleine auf, er wollte Coco nicht dabei haben und verlangt nach der Besitzerin Madame Picard am Kassenhäuschen. Die Frau war eine ordinäre Schönheit, so fand es jedenfalls Dorian. Wie zu erwarten bekam Dorian nicht viel heraus, aber er entschließt sich das Wachsfigurenkabinett beobachten zu lassen. Er wählt die Agenten Murray und Shorter aus. Von Shorter erfährt Dorian das er seit einem Besuch in demselben Kabinett seine Frau und Tochter vermißt. Des weiteren wird er vom O.I. unterrichtet, das Miriam Corbeys Leiche verschwunden ist. Jetzt ist sich Dorian sicher das dieses Wachsfigurenkabinett wohl eine Schlüsselrolle in diesem makaberen Spiel innehat. Dorian schaut mit Coco noch auf Phillips Zimmer vorbei und erhält, auf den Hermaphroditen zu eigene Art, ein Hinweis auf ein Musical im Saville.
Coco Zamis sucht das Wachsfigurenkabinett auf und hypnotisiert Madame Picard und fragt sie über die tote Miriam Corbey und die verschwundenen Frauen aus. Das dies ihr so leicht fiel ist ein Zeichen dafür das sie nicht der schwarzen Familie angehört. Viel war aber nicht aus ihr herauszuholen. Coco merkte schnell das Madame Picard beeinflusst wurde und gab es schnell auf noch tiefer in ihr zu dringen. Kurzentschlossen reißt Coco ihr mehrere Haare aus und schneidet noch ein paar kleine Fingernägelstücke ab. Danach entlässt sie Coco aus ihrem hypnotischen Bann und fährt zurück nach Dorian, der mittlerweile Karten fürs Musical besorgt hat. Coco nimmt eine Beschwörung vor. Sie fertigt eine kleine Wachspuppe an und drückt die Haare und Fingernagelstücke von Madam Picard hinein.
Am Abend ging Coco mit zwei Agenten ins Musical. Es waren Collins und Martens. Dorian hatte es sich anders überlegt und kam nicht mit. Kurze Zeit später spürte sie die Ausstrahlung dreier Dämonen. Unter ihnen war Lady Hurst. Coco erkannte sie wieder. Sie verständigte die beiden Agenten über Sprechfunk um die Dämonen in die Zange nehmen zu können. In einer Logo wird Lady Hurst von Coco und einem der Agenten gestellt, als sie gerade einer Frau das Blut aus den Adern saugen wollte. Collins macht kurzen Prozess. Eine zweite Vampirin wird ebenfalls erledigt. Nur der männliche Dämon kann entfleuchen.
Shorter, der das Wachsfigurenkabinett nur beobachten sollte, konnte es sich nicht verkneifen auf eigene Faust Erkundigungen einzuholen und betritt eigenmächtig und allein das Kabinett. Und das war dann auch schon sein letzter Auftrag. Er wird darin von Schauergestalten verfolgt und trifft zuguterletzt auf die Wachsfiguren seiner vermissten Frau und Tochter, die ihm den Rest geben.
Collins und Coco in einem Wagen und Fred Martens in einem anderen Fahrzeug verfolgen den flüchtenden Dämon. Zu Coco und Collins hatte sich Don Chapmann gesellt, der sich im Auto versteckt hielt und sich nun zu erkennen gab. Wenig später finden sie Martens verunglückt gegen einen Baum gefahren vor. Keine Spur mehr von den Dämon. Coco verständigt Dorian und der unterrichtet Coco von Shorters verschwinden. Dieser Fall stand nicht unter einen guten Stern. Dorian gibt Coco zu verstehen den Dämon weiter zu verfolgen. Sie werden aber nicht fündig und landen zu guter letzt auf einen alten heruntergekommenen Hof. Und dieser stellt sich als magische Falle dar. Mit einiger Mühe entgehen die drei dank Coco's Fähigkeiten diesen Fallen und fahren in die nächste Ortschaft um sich dort in ein Hotel einzumieten.
Murray der Madame Picard verfolgte und sie dabei aus den Augen verlor, machte den gleichen Fehler wie Shorter. Er fuhr zum Kabinett zurück und betrat es - trotz Hunters Warnung es nicht zu tun - auf eigene Faust. Erwartet wurde er dort von Madame Picard und ihrem Meinungsmacher namens .357 Magnum, sowie einigen schattenhaften Geschöpfen. Er verliert das Bewusstsein und wird kurz darauf von einer unheimlichen Gesichtslosen Gestalt aufgesucht. Er kann sich nicht bewegen und wird von dem Unheimlichen regelrecht ausgezehrt. Tot und nutzlos bleibt seine leere menschliche Hülle zurück. Danach wendet der Unheimliche sich Madame Picard zu und erteilt ihr lautlos einige Befehle.
Da nun auch der zweite Agent im Wachsfigurenkabinett verschwunden war, sendet Dorian einen weiteren Agenten los und schärfte ihn ein nur zu beobachten. Unverrichteter Dinge kehrt, Sam Pattison, so heißt der Agent, zum Anwesen zurück. Er entdeckt Dorian mit Phillip, draußen vor der Villa, bei den beiden Wagen von Shorter und Murray. Phillip hatte Dorian nach draußen geführt und immer wieder 'Schatten' von sich gegeben. Sie suchen auf Phillips drängen hin das Grundstück der Villa ab und entdecken Murray. Dorian der ihn festhalten will, muss feststellen das mit ihm etwas nicht in Ordnung ist. Murrays ganzer Körper zerfloß bis nur noch die Kleidung übrig blieb. Ein unheimliches Lachen erschallt von überall her und Dorian, Phillip und Pattison kehren zermürbt in die Villa zurück. Mit dem Gefühl dem Unheimlichen und seine Spielchen machtlos gegenüber Ausgeliefert zu sein.
Coco, Don und Collins hatten, nachdem sie sich ausgeschlafen hatten, auf die Suche nach einem Lokal in der kleinen Ortschaft Grayville aufgemacht. Erst erscheint das Dorf wie ausgestorben, wird aber zunehmend belebter. Die Bewohner benehmen sich ablehnend und irgendwie merkwürdig. Als wenn sie kollektiv unter Hypnose stehen würden. Die drei Gefährten betreten ein Gasthof und Coco sichert diesen mit einigen magischen Zeichen ab. Aber dies alles nützte nichts. Einige unheimliche Bewohner kommen ins Gasthaus, überschreiten diese magischen Linien. Coco versucht den Raum zu verlassen muß sie schmerzlich bemerken, das eine stärkere Macht dies zu verhindern weiß. Und nun erscheint auch der Schattendämon. Collins zieht seine Spezialpistole und verschießt einen Bolzen auf dem Dämon. Doch dieser kehrt diesen Schuss um, und Collins bricht getroffen zusammen. Der Schattenmann gibt sich als Elmer Landrop zu erkennen. Er ist einer von Dorian Hunters dämonischen Brüdern. Coco und Don sind ihm ausgeliefert, denn gegen diesen mächtigen Dämon kann sich Coco nicht auflehnen.
Dorian war mittlerweile nicht untätig. Er und Pattison schnappen sich Phillip und fahren mit ihm zum Wachsfigurenkabinett. Dorian und Phillip betreten das Wachsfigurenkabinett. Madame Picard wird von Phillip beeinflusst. Dorian erfährt einiges über die Hintergründe und das die Picard auch nur ein willenloses Opfer des Schattendämons ist. Plötzlich bricht Phillip zusammen und Dorian sieht sich Madame Picard und ihren erwachenden Wachsfiguren allein gegenüber.
Elmar Landrop zwingt Don Chapmann seinen Willen auf und möchte sich danach ganz Coco und ihren aufreizenden Körper widmen. Coco kann den starken Kräften Landrops nichts entgegensetzen und muß sich fügen. Als Landrop sich seinen Ziel nahe sieht verschwindet er plötzlich und taucht kurz darauf im Wachsfigurenkabinett auf. Er will den bewusstlosen Hermaphroditen und Hunter, welcher von seinen Geschöpfen festgehalten wird, in kochenden Stearin werfen lassen. Als Phillip zu sich kommt kriecht er auf Landrop zu. Dieser will flüchten, schafft es aber nicht. Landrop landet in den Kessel mit heißen Stearin und mit ihm vergehen alle dämonischen Geschöpfe. Ein Feuer bricht aus in dem auch Madame Picard umkommt. Dorian und Phillip können sich ins Freie retten.
Nach dem Tod von Elmar Landrop stehen Coco und Don nicht mehr unter dessen Bann und können sich befreien. Die Bewohner des Dorfes sind nun nicht mehr Sklaven dieses unheimlichen Wesens.
Zurück in London müssen alle Erkennen, das die Gründung der Inquisitionsabteilung ein erster Schritt in die richtige Richtung war, aber einer der jetzt schon große Opfer gekostet hatte.
Fazit
Tolle mitreißende Story. Viele Akteure am Start. Coco und Phillip haben tragende Rollen und die Inquisitionsabteilung wurde gegründet. Was will man mehr.
Darüber hinaus eine typische Milieuschilderung der 70er Jahre. Ein dicker Chef mit Schweinsäuglein im Striplokal
Nur einer fehlt noch ...
Na, wer weiß wem ich meine?
Er ist grob und brutal!
Kommentare
Interessant ist, dass Vlcek die Courage hatte, sich von dem Konzept aus der Nr.1 nicht behindern zu lassen. Im Nachhinein machen die Ereignisse relativ wenig Sinn, wenn man überlegt, wie mächtig Landrop hier geschildert wird. Könnte man natürlich dagegenhalten, dass die meisten der Hunter-Brüder über ihre Namensnennung hinaus später im Roman nicht mehr vorkamen, also alles offen war. Aber es zeigt, dass man früher eben anders gearbeitet hat. Hier werden die Konzepte bei der Arbeit entwickelt und man bastelt nicht vorher das fiktive Universum. Und es hat keinen gestört, wenn manche Dinge hinterher nicht mehr zusammenpassten. Z.b. ist Hunters Angriff auf die Zamis Villa in Bd.2 nach den 30er-Bänden endgültig völlig unglaubwürdig.
Was heute im Zeitalter von Google auch auffällt ist, wie wenig die Autoren meistens daran interessiert waren, Stimmung durch Lokalkolorit zu erzeugen. Das hier dargestellte London und seine Menschen ist völlig beliebig, und auch Hunter kauft man den Briten kaum ab.
Gut gemacht, weil es so bewusst anders gemacht ist, ist, dass die Autoren Hunter nicht jetzt schon zum strahlenden Helden mutieren lassen. In beiden letzten Geschichten bekommt er den Arsch versohlt und muss gerettet werden. Ein erfrischender Gegensatz zu den Strahlemännern KX und Cotton der Zeit.
Und Luif hatte mit Coco deutlich seine Figur gefunden. Die Teile mit ihr sind immer die Lebendigsten in seinen Romanen.