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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Die Blutkäfer

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherDie Blutkäfer

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Die BlutkäferDie Blutkäfer
von Donald F. Glut
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 10
Übersetzt von Werner Gronwald
Dezember 1975

Der Roman:
1975. Howard Barks und seine hübsche, natürlich blonde Tochter Karen sind unterwegs ins Moor. Dr. Ronald Reid lädt nach 25 Jahren zum Treffen der Verbindungsbrüder vom College. Das Auto wird von Käfern überfallen. Denn Cincido, der Tigerkäfer, verspürt Hass auf Barks und gehorcht außerdem dem Befehl eines noch mächtigeren Wesens. Die Käfer massakrieren Barks, während Karen unbeschadet danebensteht und schreit.

Ein Hüne namens Grollmann, der sich als Reids unheimlicher Butler entpuppt, findet das Mädchen. Im Haus des Wissenschaftlers hat sich bereits die Studentenverbindung versammelt. Man ruft die Polizei.

Auftritt des smarten jungen Polizisten Gary Rutledge von der Landpolizei. (Gemeint ist vermutlich die County Police.) Der nimmt erst einmal die Personalien der versammelten Studentenbrüder auf. Dr. Reid, Doktor der Chemie, sitzt im Rollstuhl, und sein Haus ist heruntergekommen. Dann ist da Major Gear, der Koreaveteran. Dr. Bertrand ist Paläontologe. Mr. Krass ist ein Säufer. Mr. Kessler ist Versicherungsagent. Mr. Lance ist Schmetterlingssammler, und seine Fistelstimme und die Schminke verraten seine Veranlagung. Mr. Tate ist ein Ex-Bulle und Krimiautor.

Nachdem alle vorgestellt wurden, sichtet die Polizei endlich die Leiche des von Käfern gefressenen Barks und rätselt.

In der Folgezeit werden alle Männer von Insektenschwärmen gefressen. Krass von Gottesanbeterinnen, Gear von Ameisen. Polizist Gary macht Karen den Hof, die zu seinem Entzücken – wie könnte es auch anders sein – ein Model ist. Gary schwant Unheil. Er und Karen bekommen heraus, dass man Insekten angeblich mit Pheromonen steuern kann. In der Zwischenzeit wird klar, dass die noch lebenden Männer der Gruppe von jemandem verfolgt werden, der sich Bugs (Käfer) nennt. Ein finsteres Geheimnis der Vergangenheit kommt ins Spiel, aber keiner geht zur Polizei.

Am Ende ist nur noch Krimiautor Tate übrig, der Dr. Reid als Urheber der mörderischen Angriffe stellt, aber trotzdem in der Fallgrube landet und von Heuschrecken gefressen wird.

Mittlerweile haben auch Gary und Karen den Fall geknackt. Trotzdem laufen sie beim Herumschnüffeln in Reids und Grollmanns Falle. Festgeschnallt auf einer Liege, bevor Reid den schon sabbernden Butler auf sie loslässt, erklärt der Chemiker seiner Gefangenen in Superschurkenmanier den Plot. Auf dem College haben ihm die Jungs den Spitznamen Bugs verpasst und ihn gnadenlos gemobbt. Höhepunkt war ein Hornissennest im Kühlschrank. Die Insekten haben sein Gesicht zerstört und ihn gegen einen Laster rennen lassen, was ihn noch die Beine kostete.

Aber jetzt kann er sich rächen, denn er hat Superpheromone entdeckt, mit denen er Insekten steuern kann. Dann entfernt Reid die Maske vom Gesicht, denn er sieht aus wie Dr. Phibes. Karen darf wieder einmal schreien, bevor ihr Grollmann an die Wäsche geht.

Aber Rettung naht. Polizist Gary befreit sich aus der Fallgrube, besprüht die beiden Irren mit den Pheromonen und rettet Karen, während die Insekten den Doktor und den Butler fressen. Vorrausschauend vernichten die Liebenden noch die Forschungsergebnisse, um der Menschheit neues Leid zu ersparen, bevor sie in den Sonnenaufgang fahren.

Bewertung:
Donald F. Glut, Jahrgang 1944, ist ein amerikanischer Autor, Comicschreiber, Hobby-Paläontologe und Filmemacher. In den 70ern arbeitete er für pädagogisch wertvolle Zeichentrickserien wie Dino-Riders, Scooby Doo, Spider-Man and his Amazing Friends und He-Man. Er schrieb für die Warren-Magazine wie Eerie, Creepy, Vampirella, für Marvel und für Disney. Er schrieb prä-Jurassic Park Sachbücher über Dinosaurier und seinen geliebten Frankenstein. Sein größter Erfolg dürfte die Novelisation von "Star Wars: The Empire Strikes Back" sein, die seit über 30 Jahren lieferbar ist.

In Deutschland erschien gut Dreiviertel seiner Frankenstein-Serie im Vampir Horror Roman, allerdings sind die pulpigen Romane teilweise sehr zusammengestrichen. "Bugged" war sein erster Roman. Zu der Zeit kamen mit Beginn der Ökologiebewegung und zunehmendem Bewusstsein für Umweltverschmutzung die Tierhorrorfilme gerade in Schwung, in denen sich alles, was kreucht und fleucht, auf den Menschen stürzt. Vor allem in England war das im Taschenbuch ein beliebtes und gut verkäufliches Thema. Ratten, Schnecken, Bienen, Spinnen, Fliegen, Ameisen, Schlangen, Hunde, Katzen und Krokodile in der Kanalisation, sie alle terrorisierten London und Umland oder den amerikanischen Mittelwesten, L.A. und Kalifornien.

Nun ist Glut nicht unbedingt ein besonders innovativer Autor oder gar ein herausragender Stilist. "Bugged" erschien in Amerika bei Manor Books, einem Verleger der unteren Qualitätskategorie aus New York. Über den Verlag ist nur wenig bekannt. Es gab ihn nicht lange, von circa 1970 bis 1979, und er ist für seine selbst für das Genre thematisch schlichten und kruden Action-Adventure-Serien berühmt-berüchtigt. Und für das Gerücht, dass er von der Mafia finanziert wurde. Witzigerweise ist das auch der Verlag, der ein paar Mr.Dynamit-Romane von C.H.Guenther ankaufte und als "internationale Bestseller" bewarb. Nun ja. Alles eine Frage der Definition.

So verwundert es wenig, dass "Die Blutkäfer" eine recht schlichte, geradlinige Geschichte ist, die sich wie eine erste Fassung liest. So gerät beispielsweise die Idee, dass die diversen Insektenschwärme von personifizierten Anführern gesteuert werden, im Laufe der Geschichte in Vergessenheit. Und die Auflösung am Ende mit der Pheromonspur, die die armen Opfer hinter sich herziehen, steht ohnehin im direkten Widerspruch dazu. Dafür häuft der Autor unbekümmert ein Klischee auf das andere. Das ist oft unfreiwillig komisch, gelegentlich aber auch ganz spaßig. Wenn der irre Wissenschaftler am Ende die Gummimaske vom Kopf zieht und wie Vincent Price in "House of Wax" (Das Kabinett des Professor Bondi) oder "The Abominable Dr. Phibes" (Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes) sein Mumiengesicht enthüllt, ist das für die Geschichte unerheblich, stört aber auch nicht. Das alles darf man halt nicht so ernst nehmen.

Trotz der offensichtlichen Mängel in Charakterisierung und Handlung sind die Insektenszenen recht effektiv und verhältnismäßig blutig geschrieben, wobei man wohl davon ausgehen kann, dass die Übersetzung da wie üblich etwas bereinigt wurde. Nicht unbedingt die richtige Lektüre für Insektenphobiker. Für den eher anspruchsvollen Horrorfan allerdings auch nicht.

BuggedLife on Mars Earth
Wirklich interessant ist hier eigentlich nur die Beobachtung, wie zeitlos das Thema "Machenschaften in Studentenverbindungen" in Amerika ist. Kern der Geschichte besteht darin, dass die Collegebrüder ihren Mitstudenten "Bugs" mit ihren Scherzen zum Behinderten machen. Das Thema ist ein amerikanischer Mythos geworden, wobei heute neben dem Mobbing die Themen Drogenkonsum und Sex im Vordergrund stehen. Entweder wird es verherrlicht in Filmserien wie "American Pie" oder verteufelt in allen möglichen Krimi- und Dramaserien.

Das Titelbild
Da wird sich der Redakteur gefreut haben, als er dieses Thole-Bild fand. Passt.

Das Original
Bugged
von Donald F. Glut
1974
192 Seiten
Manor Books

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2015-07-06 21:18
Auch diese Artikelreihe von Andreas bietet einen gern gelesenen Höhepunkt im Zauberspiegel.

Die Frankenstein-Romane von Glut im VHR waren sicher nichts Hochliterarisches, aber bestes Lesefutter im positiven Sinn. Und erfreulich, als man nach einigen Jahren zwei weitere Romane veröffentlichte.
#2 Andreas Decker 2015-07-07 17:09
zitiere Thomas Mühlbauer:
Auch diese Artikelreihe von Andreas bietet einen gern gelesenen Höhepunkt im Zauberspiegel.

Die Frankenstein-Romane von Glut im VHR waren sicher nichts Hochliterarisches, aber bestes Lesefutter im positiven Sinn. Und erfreulich, als man nach einigen Jahren zwei weitere Romane veröffentlichte.



Danke.

Ja, die Romane waren oder vielmehr sind schon nett. Schade, dass die letzten beiden hier nie rauskamen. Allerdings ist das auch eine echt obskure Serie. Der Autor hat die Romane im Laufe der Jahre überarbeitet und modernisiert, die ja vorher nie in Amerika erschienen sind. Liest sich teilweise grässlich. :-) Ab Bd 5 wollten sie in den 80ern nur die Deutschen sie haben, und ich glaube die Spanier. :lol:
#3 Toni 2015-07-07 18:17
Wie immer ein schöner Beitrag.
Und sehr aktuell! :-)
Bei uns steht den ganzen Tag die Terassentür auf. Was da alles an der Decke hängt... :-x
Ich sage meiner Frau immer, sie soll die Spinnen nicht einsaugen!
#4 Thomas Mühlbauer 2015-07-07 19:28
zitiere Toni:


Ich sage meiner Frau immer, sie soll die Spinnen nicht einsaugen!


Ja, die sind bei mir auch sakrosankt. :-)

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