Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr … - Werkstattbericht zu „Auge – erstes Licht“
Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr …
Werkstattbericht zu „Auge – erstes Licht“
Wie alles begann
Zurück zum Anfang. Begonnen hat der Roman „Auge – erstes Licht“ als Tischrollenspielrunde. Eine Star Trek Runde. Ich hatte sie 2009 ins Leben gerufen, um meiner Freundin und ihrem Mann, die unsere vorherige DSA-Runde verlassen mussten, weil sie aufgrund ihrer Religionsgemeinschaft nicht in einer Welt mit Magie verkehren durften, eine Alternative zu DSA bieten zu können.
Mein selbst geschriebenes Einstiegsabenteuer handelte über einen cardassianischen Botschafter, der einen Friedensvertrag mit der Förderation aushandeln wollte. Der Anschlag, der auf ihn an Bord der USS Stinger verübt wurde, sollte dem Piloten in die Schuhe geschoben werden, einem Halbetazoiden namens …
Wer „Auge – erstes Licht“ gelesen hat, wird die Parallelitäten bereits erkannt haben. Wir hatten viel Spaß in dieser Rollenspielrunde, bis es irgendwann anfing zu kriseln. Es lag auch an mir. Ich war verrückt nach diesem Piloten. Ich wollte mehr, suchte nach Kontrolle, bis es die anderen nicht mehr aushielten mit mir.
Nur meine Freundin hielt zu mir. Trotzdem stand ich Anfang 2011 auf einmal alleine da. Nun war ich diejenige, die nicht mehr zur Runde gehörte. Dies war umso bitterer für mich, weil es derjenige war, der mich hinauskomplimentierte, den ich mitsamt meiner Freundin an den Rollenspieltisch zurückgeholt hatte – weil ich mir eine Runde ohne ihn nicht vorstellen konnte.
Aus einem Rollenspielabenteuer wird ein Roman
Meine Freundin und ich hatten in unserer Begeisterung zuvor schon begonnen, aus den Rollenspielabenteuern einen Roman zu machen. Wir erfanden ein neues Universum, änderten die beiden Protagonisten – meinen Piloten und ihre Ingenieurin – so ab, dass sie in diese Welt passten. Es war, als hätten wir es vorausgeahnt. Als das „Aus“ für die Runde kam, habe ich dann alleine damit weitergemacht.
Aus meiner Lieblingsserie „Battlestar Galactica“ entlehnte ich die griechischen Namen, so kam es zu den Titeln der Romanreihe mit den Horen (grch. Göttinnen der Tageszeiten). Aus dem Halbbetazoiden wurde ein Mutant. Eins passte zum anderen. Es war wie eine Sucht. Ich konnte nicht aufhören, schrieb wie im Rausch, Zeit hatte ich ja nun genug ohne die wöchentliche Tischrollenspielrunde, bis „Auge – erstes Licht“ Ende 2011 auf einmal fertig war.
Nachdem der Gesamtplot erst einmal geboren war und ich wusste, wo es hingehen soll, schrieb ich nahezu nahtlos weiter an den beiden Folgebänden. „Anatole – Sonnenaufgang“ entstand im Frühjahr 2012 und „Sponde – Opfer“ im Frühjahr des Folgejahres. Irgendwann in dieser Zeit wurde aus Jamie McAllister keine Besessenheit mehr sondern schlicht der Protagonist meiner drei Romane.
Trotzdem bleibt er immer etwas Besonderes für mich. Keiner redet so intensiv mit mir wie er, keinen meiner Protagonisten kenne ich so gut wie ihn. Es ist fast so, als hätten wir gemeinsam ein Stück unseres Lebensweges geteilt. Tatsächlich ist es wohl auch so, denn Jamie McAllister ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.
Zu neuen Ufern
2014 und 2015 kamen dann die Space Troopers dazwischen, sodass ich Band 4 und 5 nicht direkt im Anschluss von Band 3 schreiben konnte. Vielleicht ist es unter diesen Umständen nicht verwunderlich, dass Jamie und John Flanagan sich ein wenig ähneln. Das bedeutet aber nicht, dass ich stets über den gleichen Typ Mann schreibe.
Nachdem ich mit den Space Troopern meinen ersten Roman bei einem Verlag unterbringen konnte, ging es Schlag auf Schlag. Ich konnte letztes Jahr drei meiner Fantasyromane bei Dotbooks unterbringen, einen Liebesroman bei Knaur und schließlich auch noch „Auge“ bei Gmeiner. Aus der Sucht ist ein Nebenberuf geworden, der mich fordert. Der nach neuen Charakteren verlangt, nach neuen Ideen. Ich muss andere Maßstäbe anlegen.
Derweil hatte die Geschichte um Jamie McAllister Zeit zu reifen und zu wachsen. Ich freue mich darauf, sie zu beenden und habe gleichzeitig ein wenig Angst davor, denn ich möchte mich nicht von meinem Lieblingsprotagonisten verabschieden, der mich so lange begleitet hat. Aber schließlich will ich ihn nicht in jedem meiner Bücher in Verkleidung wieder auftauchen lassen.
Fazit
Im Nachhinein betrachtet bin ich froh, dass ich die Runde damals verlassen musste. Denn sonst wäre die Romanreihe um Jamie McAllister nie entstanden. Mehr noch. Wahrscheinlich wäre es ohne diesen Einschnitt nie dazu gekommen, dass meine Romane veröffentlicht werden. Denn ich hätte niemals so viel Energie ins Schreiben investiert.
Seit Mitte 2012 fliegt die USS Stinger auch wieder im heimatlichen Wohnzimmer. Und meine Freundin ist mit an Bord. Ich glaube, es ist soweit, dass ich es wagen kann, die Romanreihe um Jamie zu beenden.
Bibliografie
Kommentare
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Petra alias P.E. Jones