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Alles ist Zahl?

Alles ist Zahl?Alles ist Zahl?

... sagte Dobrak, der keloskische Rechenmeister einst in Rhodans Konzilszyklus. Er sah alle Lebewesen und Dinge als „Zahlenkombinationen.“ Der Satz in der Überschrift wird übrigens auch von einigen, real existierenden  terranischen Mathematikern vertreten, insbesondere aus dem Gebiet der Zahlentheorie...

(Möglicherweise hat ihn der damalige Autor oder Expokrat auch aus der mathematisch-populärwissenschaftlichen Nomenklatur entnommen).


Alles ist Zahl, meinten  auch die Pythagoräer, die frühen, altgriechischen Erkunder der Geheimnisse der Natur und des Lebens.

Wie sieht es damit in unserer Wirklichkeit aus?

Lässt sich alles und jedes quantifizieren? Ist die „Seele“ berechenbar? Läßt sich das „Bewusstsein“ messen? Oder das Gefühl für Religion? Kann die Theologie berechnet werden – und sollte sie?

Von Robert A. Heinlein stammt der Satz (in sinngemäßem, nicht exakt korrekten Zitat): „Mathematik kann man  nie genug lernen. Alles was für die menschliche Kultur wichtig ist, beruht auf der Mathematik. Ausserdem beschäftigt sie den Kopf.“.

Diesen Satz können wir erweitern. Alles ausser den Gefühlen der Menschen ist quantifizierbar. Doch ist es auch gesellschaftlich/sozial oder wissenschaftlich erwünscht, die Ursachen für Emotionen und Gemütszustände, für religiöse Visionen etc. quantitativ zu untersuchen? Soll man den Propheten zum Sozialpsychologen schicken, der seine Visionen auf dem EEG-Schirm sichtbar macht – und nach eventuellen, krankhaften Veränderungen der Schläfenlappen sucht? Ist ein Fach wie die Neurotheologie wirklich erwünscht? Finden wir Gott im Gehirn? Sind Engelserscheinungen Wahnvorstellungen?

Macht es nicht vielmehr den Menschen aus, nicht alles wissen zu wollen, einige Dinge mit Absicht im Unbekannten zu lassen. Der Homo Sapiens Sapiens ist ja nicht der Übermensch von Nietzsche, welcher der Wirklichkeit furchtlos ins Auge starren kann, und der sie erträgt. Nein, der Mensch benötigt seine kleinen Illusionen, die Dinge, die ihn von der rauhen wirklichen Welt abschirmen. Man muss ja deshalb nicht gleich in Eskapismus verfallen wie die Romantiker, als Novalis in seinem berühmten Gedicht die Quantifizierung der Welt beklagte. Aber ein bißchgen Romantik im klassischen, literarischen Sinne passt doch in jede phantastische Literatur...selbst Hard-SF hat ihre geheimnisvollen Seiten Deshalb liebe ich z.B. Archäologie-SF oder Prospektorenromane, auch in Asteroidengürteln, weil man hier noch auf Überraschungen trifft...fremde Artefakte, untergegangene Kulturen (warum?). Gefahren und offene Fragen allerorten...

… solange wir also solche Geschichten erzählen können, muss nicht alles Zahl sein...

(C) H. Doering 2015

Kommentare  

#1 Hermes 2015-11-04 10:15
Zitat:
Nur mit Hilfe der Mathematik kann man wirklich wissen und alle anderen Aussagen verifizieren, denn in jeder Wissenschaft ist nur so viel an Wahrheit enthalten, wie in ihr Mathematik steckt.
Zitat von Roger Bacon

Also kommt es darauf an, wie neugierig man ist, wie viel jeder tatsächlich wissen will.

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