Shocker im Weltall... - Die utopischen Romane Jürgen Grasmücks
Shocker im Weltall...
Die utopischen Romane Jürgen Grasmücks
Die utopischen Romane Jürgen Grasmücks
Aber Jürgen Grasmück hatte schon vor Larry Brent ein gutes Jahrzehnt als Autor auf dem Buckel. Schwerpunkt dabei: Die SF.
Die Science Fiction: Ein Genre, das man auch in seinen Horrorromanen (unter anderem war Björn Hellmark gar mal der Raumschiffkapitän Chas Morgan (Macabros 46) und Larry Brent wurde im Zeitphantom Zyklus - Silber-Grusel-Krimi 138, 140 und 142 - gar auf ein Raumschiff entführt) immer wieder finden konnte. Dabei nutzt Jürgen Grasmück gern das Erbe von Göttern aus dem Weltall und wandelte fiktional auf den Spuren Erich von Dänikens. Ich will hier nicht jeden Roman en Detail vorstellen, sondern eher auf einige grundsätzliche Besonderheiten aufmerksam machen...
Der junge Autor war sowohl der technischen SF verhaftet (insbesondere der ewig spannenden und nicht totzukriegenden Space Opera), als auch dem Unheimlichen. Beides konnte er verbinden. In seiner Phantasie konnte er SF und Horror verschmelzen wie kaum ein zweiter. Denn genauso spiegelte Jürgen Grasmück den späteren Dan Shocker immer wieder in seinen SF-Romanen. Man findet in vielen seiner Romane Elemente, die nicht so Recht in den utopischen Roman (der von der Leihbuch-Verlage gepflegte Begriff für SF) passen wollen oder zumindest für die Zeit ungewöhnlich waren...
Der Leihbuchzweiteiler
Man sehe sich nur Grasmücks wunderbare Schöpfung Dr. Satanas für die Larry-Brent-Romane an. In dieser Figur vereinte sich Technik und schwarze Magie zu einem der faszinierendsten mad scientists des Heftromans und soweit möchte ich gehen darüber hinaus. Eine Symbiose von Horror und SF, die auch heute noch jederzeit Bestand hat. Im Grunde ein Symbol für Frankenstein als Archetypen beider Genres.
und aus dem Jahr 1962 ist ein Symbol für diese Fähigkeit. Hier greift er direkt aufs Frankenstein-Thema zurück. In seinem Manuskript ist auch ein Frankenstein der Schöpfer des Homunkulus (wenn auch der Verlag aus Frankenstein Karlemborg machte). Frankenstein - Das ist ein Archetyp der SF und auch des Horrors. Beide Genres berufen sich auf Shelleys Schöpfung. Genau das richtige Thema für Jürgen Grasmück, in dessen Herzen beide Genres einen festen Platz hatten. Auch wenn der Verlag in
Auf den Covern dieser beiden Romane mag zwar Jay Grams stehen, doch hier springt den Leser Dan Shocker förmlich an, obwohl diese erst sechs Jahre später mit dem ersten Larry-Brent-Roman Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird.
und den Namen änderte. Es bleibt die Schöpfung eines Kunstwesens ganz im Stil Mary Wollstonecraft Shelleys. Doch statt zum Südpol floh der Homunkulus ganz im Stil des modernen utopischen Romans auf die Venus, um dort gegen seinen Schöpfer anzutreten. Herrlich. In vielen anderen SF-Romanen Jürgen Grasmücks (sei es als Jay Grams oder Jürgen Grasse) findet man das Unheimliche in nicht so offensichtlicher Form vor. Gustav Gaisbauer (Vorsitzender des EDFC e.V. und noch länger SF-Leser als Fantasyfan) brachte es in einem Beitrag für den Shocker-Reader (herausgegeben von Uwe Schnabel und Horst von Allwörden zu Jürgen Grasmücks 50. Geburtstag) auf den Punkt. Gaisbauer begegnete den SF-Romanen Grasmücks früh. Er stellte fest, dass irgendwas anders war an den Romanen Grasmücks. Er resümierte, dass es letztendlich die unterschwelligen unheimlichen Elemente war, die Jürgen Grasmück in die Handlung geschmuggelt hatte.
Gut, er schrieb Space Operas und formal folgte er den Gesetzmäßigkeiten des Genres. Seine Helden marschierten unerschrocken den Gefahren des Weltalls entgegen. Alle Elemente, die gebraucht wurden, tauchten auch in den Grasmückschen Romanen auf. Und doch, die Gänge in den Raumschiffen waren eine Spur weniger ausgeleuchtet, die Gegner nicht immer greifbar, eher Schatten. Seine Planeten waren finsterer, dunkler und geheimnisvoller. Die Aura des Unheimlichen findet sich aller Orten, ohne dass sie aufdringlich wird. Doch die Helden haben fast immer eine Gänsehaut. Die Romane Grasmücks sind immer einen Tick geheimnisvoller als die der Kollegen.
Die Szenarien Grasmücks sind unmerklich auf eine nichtfassbare Art bedrohlicher. Das macht seine SF-Romane, sowohl im Leihbuch als auch überwiegend im Heftroman, originell. Gewissermaßen bietet Grasmück diese bedrohliche Atmosphäre ein Alleinstellungsmerkmal.
Titel wie
Wer eine Grasmücksche Space Opera liest, der bekommt in fast allen Fällen schon das Stück Dan Shocker mit, das der Autor immer im Hinterkopf hat. In den Klappentexten liest sich das so...
, oder deuten es an. Hinter dem nächsten Stern lauern nicht nur feindliche Raumschiffe und mehr oder weniger bizarre Außerirdische, sondern auch nicht zu fassende Bedrohungen, die die Protagonisten vor Herausforderungen stellten. Pearcy Jackson und Kennet Wilson werden vom Entsetzen geschüttelt, als in der Eiswüste des Pluto ihr Kamerad Jonny vor ihren Augen auf mysteriöse Weise entführt wird. Von einem Lichtstrahl gepackt, steigt er in die Höhe und verschwindet. Wenig später ereilt Pearcy Jackson das gleiche Schicksal, und nur Kenneth Wilson gelingt es, die Station zu erreichen.
Noch wissen die Männer der Pluto-Station nicht die unheimliche Kraft zu deuten, der augenscheinlich ihre beiden Kameraden zum Opfer gefallen sind.
Planet der Finsternis
Die Besatzungsmitglieder des willenlos gewordenen Schiffs werden von einer tiefen Resignation ergriffen, als sie den Umfang des Geschehens zu begreifen beginnen. Unheimliches tut sich: Der fremdrassige Kommandant eines Nachbarschiffes zerfällt bei einem Besuch . . . Nur Skelett und seine Raumkombination bleiben übrig.
Alle Besatzungsmitglieder haben beobachtet, wie die graue Masse sich zusehends ausbreitet und jeden Stern unter hellem Aufglühen verschlingt. Plötzlich taucht vor ihnen ein fremdes, unbekanntes Raumschiff auf und fordert die Menschen zur sofortigen Rückkehr aus der Gefahrenzone auf. Die Sache wird immer undurchsichtiger. Es wurde kein Flugkörper vorher gesichtet. Er entstand plötzlich dicht vor den Augen der Forscher.
Duncan Freel ahnt noch nicht, in welch verwegenes Abenteuer er sich einließ, als er auf dem geheimnisvollen Planeten AOLIYON landete. Gemeinsam mit seinem menschenähnlichen Roboter Tony schließt Duncan sich einer wagemutigen Expedition an, die den sagenhaften Kristall der Zukunft im VERGESSENEN REICH holen wollen. Doch wie tödlich sollte dieses Unternehmen enden!
Außer Duncan Freel und dem Roboter Tony kamen alle anderen Teilnehmer an dieser Expedition auf entsetzliche Weise ums Leben. Auch Duncan wäre nicht davongekommen, hätte der treue Tony nicht in letzter Minute eingegriffen. .
Und dann stehen die beiden plötzlich an einem kleinen See, inmitten einer zauberhaften Landschaft. Das VERGESSENE REICH war erreicht worden. Duncan stützte sich auf zwei Platten des eingefaßten Sees - und wie von Geisterhand bewegt, teilten sich die Felsen und der Kristall der Zukunft wurde sichtbar.
Duncan hörte plötzlich eine Stimme, und dann sprach YOYL, ein Wesen aus der vierten Dimension des Weltraums zu ihm. YOYL...
Diese Beispiele mögen genügen. Schon da erkennt der geneigte Leser, dass dieses unheimliche Element Grasmücks Space Opera hervorhebt. Dieser Schuss Grusel, die Angst vor dem Unbekannten. Das macht seine Space Operas zu etwas besonderen. Das war die Würze, die andere Autoren nicht nutzten. Diese arbeiteten eher mit den konventionellen Schrecken und Monstren, die die Space Opera bietet, verlassen sich also auf die klassische Abenteuerkomponente im Weltraum. Die meisten dieser Autoren wandeln also zum einen auf den Spuren der US-Amerikaner und zum anderen folgen die Leihbuch- und Heftautoren K. H. Scheer (dem damals erfolgreichsten Autoren).
Jürgen Grasmück machte das bewusst. Das Horror-Leihbuch gab es nicht. So frönte er seiner zweiten Leidenschaft, in dem er damit seine SF-Romane anreicherte. Der kleine Dan Shocker in ihm brach sich Bahn. Aber so machte er auch Fingerübungen für den Genremix, den die Larry Brent- und noch mehr seine Macabros-Romane prägen sollten.
Kein Wunder also, dass er sich bei beiden Serien nicht mehr vortasten musste. Sowohl in Brent und noch mehr in Macabros wirkten die Verwendung von Elementen aus Horror, Fantasy und SF völlig organisch. Dieses war kein Wunder, sondern hatte sich aus seinen SF-Romanen ergeben.
Aber auch die SF-Komponente, also die Space Opera an sich, wusste zu überzeugen. Diese beherrschte Jürgen Grasmück ebenfalls. Und auch hatte er durchaus originelle Einfälle. Selbst in seinem Erstling
Jürgen Grasmück hatte sogar in den mittleren sechziger Jahren das Angebot als Co-Autor bei Perry Rhodan einzusteigen. Das war eine Art Ritterschlag für einen deutschen SF-Autor. Kein Zweifel, Jürgen hatte das Talent und die Fähigkeit dazu. Aber hätte er es angenommen, wäre Larry Brent wohl nie erschienen. Und seine Krankheit mag auch dazu beigetragen haben, sich nicht auf das Abenteuer Perry Rhodan-Autor einzulassen. Aber es wäre zweifellos spannend gewesen, wie es Jürgen Grasmück gelungen wäre, sich in Perry Rhodan einzubringen. Vielleicht hätte der Erbe des Universums mit diesem oder jenem namenlosen Grauen im Weltall zu tun bekommen. Aber allein dieses Angebot ist wirklich ein Hinweis auf die Güte seiner Romane, denn längst nicht jeder SF-Autor aus Deutschland hatte Angebote an der weltgrößten SF-Serie mitzuwirken.
war von den SF-Elementen her nicht so konventionell wie viele andere Autoren. Dort ist die Menschheit am Ende nicht die glorreiche Rasse, sondern erscheint als unreif und ungeeignet. 1956 (dem Jahr der Entstehung) / 1957 (dem Jahr des Erscheinens) ein doch eher ungewöhnlicher Gedanke.
Nun hat vph begonnen, diese Romane erneut vorzulegen. Mit Die Macht im Kosmos beginnt eine Reihe der SF-Romane Jürgen Grasmücks. Peter Hopf bringt ja im Interview mit dem Zauberspiegel zu Ausdruck, dass er alle nicht-seriengebundenen Romane Grasmücks vorlegt und es gar eine Art Abo gibt. Wer etwas über die Wurzeln des Vaters des Horrorheftromans lernen will, der sollte auf das Angebot zurückgreifen. Es stehen dem Interessierten interessante und spannende Lesestunden bevor, die mehr als nur Fingerübungen für Larry Brent und Macabros sind. Und dennoch sind diese beiden herausragenden Figuren immer zu spüren, wenn wieder ein tapferer Raumfahrer auf einem Planeten landet oder die Korridore eines unbekannten Raumschiffs durchstreift.
42 (welche eine Zahl!) nicht-seriengebundene SF-Romane hat Jürgen Grasmück verfasst. Peter Hopf will sie alle bringen. Man darf gespannt sein. Dabei gilt eines für die SF-Romane was auch schon für die Horrorromane um Larry Brent und den Genremix um Björn Hellmark angenommen werden kann. Manches im Stil, den Handlungen der Pro- und Antagonisten mag dem Zeitgeist unterworfen sein. Einiges mag von der Wissenschaft ad absurdum geführt worden sein. Aber die Plots Jürgen Grasmücks haben etwas Zeitloses und sind jederzeit spannend. Und gerade die SF, die sich in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entwickelte, hat ihren ganz eigenen Reiz, so dass gar die überrholten Elemente ihren ganz eigenen Reiz haben. Es steht zu hoffen, dass die Grasmück SF bei vph Erfolg hat, denn es gibt noch mehr Leihbücher und Hefte aus den ersten zwanzig, fünfundzwanzig Jahren nach dem Krieg, die der Neuentdeckung durch eine neue Leserschaft harren.
Ein wunderbares Lesevergnügen. SF in einem Weltall, wo Männer noch Männer sind, die Venus voller gefährlicher Dschungel ist, aber dahinter nicht nur Bedrohliches, sonddern auch Unheimliches lauert. Daher finde ich den Slogan von vph so treffend:
" " Ich rate Euch: Lasst Euch an die Hand nehmen.
Zur Grasmück'schen SF-Bibliographie
Kommentare
"Die Macht im Kosmos" war 1957 die erste Romanveröffentlichung des damals erst 17-jährigen Jürgen Grasmück.
In den folgenden Jahren blieb er unter seinen Pseudonymen Jay Grams und J. A. Garrett der Science-Fiction noch lange treu, bis er 1967 unter den Pseudonym Dan Shocker ein völlig neues Genre schuf - den Gruselkrimi und seinen ersten Helden, Larry Brent.
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206 Seiten
Das seine frühen SF-Romane wieder aufgelegt werden ist für mich schon irgendwie so, als falle Weihnachten und Ostern auf meinen Geburtstag !
PS: Welche Romane sind das denn in denen Jürgen Grasmück mitschrieb (Mark Powers/Rex Corda), die Serie Mark Powers habe ich ja angefangen, bei Rex Corda habe ich noch nicht reingelesen?
Auf der anderen Seite fällt mir soeben ein: Vielleicht kann man ja was auf englisch bekommen...
so eine Liste wäre toll! Das mit dem (Perry-Clon ist bekannt, deshalb habe ich das reinlesen bei Rex Corda erstmal etwas verschoben...aber nicht aufgegeben, ist eben auch ne Geld- und Zeitfrage). Ist eigendlich bekannt, wieviele Romane bei VPH im Jahr so erscheinen sollen? Bis jetzt ist ja nur der eine Roman "Die Macht im Kosmos" in der Netzseite unter Retro-SF zu finden, sonst nicht's. Wäre auch ne tolle Planhilfe sowas mal zu wissen.
ich gelobe auch danach mindestens zwei Monate nicht mehr läßtig zu werden (was Info's und so angeht )......das 'warn Scherz !
Aber mein Leserherz wird's allemale erfreuen!
Die Titelliste der Grasmück'schen SF erscheint am Donnerstag (also in gut 5 Minuten)