Fantasyromane und ihre Helfer - Ein Plädoyer für Landkarten, Glossare & Co.
Fantasyromane und ihre Helfer
Ein Plädoyer für Landkarten, Glossare & Co.
Ein Plädoyer für Landkarten, Glossare & Co.
Häufig stoßen wir auf hunderte anderer Details, die wir nicht kennen und die wir erst einmal verarbeiten müssen. Fremde Bezeichnungen etwa für militärische oder religiöse Ränge. Tiere und andere Lebewesen, die uns unbekannt sind. Kontinente, die wir niemals zuvor besucht haben. Wer sich auf einen Fantasyroman einlässt, der muss nicht nur offen sein für eine meist reichlich phantastische Geschichte voll Magie und Zauberei, sondern eben auch für all diese anderen Aspekte, die zwar nicht so phantastisch sein mögen, darum aber nicht weniger ungewohnt anmuten.
Fremde Namen, unbekannte Gebräuche, rätselhafte Orte auch eingefleischten Fantasyfans fällt es nicht immer leicht, sich in einer phantastischen Welt zurechtzufinden. Dem Autor, der die Geschichte erfunden und zu Papier gebracht hat, mag sein Kosmos logisch und übersichtlich erscheinen. Der Leser hingegen hat mitunter so seine Probleme, sich in das ihm neue Universum einzuarbeiten.
Glücklicherweise ist dieses Dilemma den meisten Fantasyautoren nur zu gut bewusst, haben sie doch selbst als Fans und Leser begonnen, bevor sie anfingen, eigene Storys entwerfen. Um nun all diejenigen, die in ihren Kosmos eintauchen möchten, ein wenig zu unterstützen, liefern sie daher sehr oft vielfältige Hilfsmittel, welche die Reise durch die phantastischen Welten erleichtern sollen. Landkarten ermöglichen dem Leser eine erste Orientierung und geben ihm Anhaltspunkte, wo sich welches Ereignis gerade zuträgt. Personenregister helfen dabei, Figuren noch einmal einzuordnen, wenn sie eine Weile nicht aktiv zum Zug gekommen sind, aber plötzlich wieder auftauchen. Glossare erläutern Fremdworte, Fachbegriffe und ähnliches und machen so häufig erst vollständig klar, wie ein Geschehen oder ein Gespräch einzuordnen ist.
Vielleicht bin ich der Einzige, dem es so geht, aber mir persönlich helfen all diese Dinge immens weiter, wenn ich mich mal wieder auf die Reise durch eine neue phantastische Welt begebe. Oder aber auch dann, wenn ich ein mir eigentlich schon bekanntes Universum erneut besuche, in dem ich schon lange nicht mehr vorbeigeschaut habe. Ich gebe es unumwunden zu: Ohne die gebotenen Hilfsmittel wäre ich schon oft verloren gewesen.
Wie hilfreiche Karten, Glossare und Co tatsächlich sind, hat mir die Lektüre zweier Romane gezeigt, die ich mir gerade zu Gemüte geführt habe: »Das Königreich der Lüfte« von Stephen Hunt, sowie »Sturmwelten Unter Schwarzen Segeln« von Christoph Hardebusch. Das erste Buch entführte mich in ein Universum, das mir bis dato völlig unbekannt war, letzteres in eine mir schon vertraute Welt, in der ich mich zuletzt allerdings vor rund einem Jahr blicken gelassen habe, weshalb mir eine ganze Latte von Details längst entfallen war.
Was erwähnte Hilfsmittel angeht, so könnten sich die beiden Werke nicht stärker voneinander unterscheiden: Hardebuschs Buch gibt seinem Leser zwei gut gezeichnete, übersichtliche Karten an die Hand, dazu eine Personenübersicht und ein ausführliches Glossar. Hunts Roman bietet nichts davon; hier ist der Leser ganz und gar auf die Lektüre alleine angewiesen.
Welche Folgen hat dies nun gehabt?
»Sturmwelten Unter Schwarzen Segeln«: Obwohl ich schon lange nichts mehr aus Hardebuschs Welt gelesen habe, hatte ich keine Mühe, mich in den Sturmwelten erneut zurechtzufinden. Die gebotenen Hilfsmittel machten es mir einfach, mir die Geschichte von Band eins größtenteils noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, und halfen mir enorm dabei, mich an die diversen Figuren und Orte zu erinnern, die mir nach der zwangsweisen einjährigen Pause zu einem nicht unbeträchtlichen Teil längst entfallen waren. So konnte ich mich voll und ganz der Lektüre widmen und die Geschichte problemlos genießen, ohne ständig daran denken zu müssen, dass mir nun irgendwelche Zusammenhänge fehlten.
»Das Königreich der Lüfte«: Hier sah die Sachlage schon anders aus. In einer Welt voll unbekannter Orte, fremder Personen und einer Unzahl mir nichts sagender Ausdrücke und Bezeichnungen fiel es mir ungeheuer schwer, mich zurechtzufinden. Wo befinden sich die Protagonisten gerade? Ist das nun noch der gleiche Ort, oder doch schon eine ganz andere Stadt? Wie ist dieser militärische Rang nun einzuordnen, und was genau meint dieser Name noch einmal? Solche und ähnliche Frage gingen mir zu Dutzenden durch den Kopf. Immer wieder stieß ich auf Probleme, die sich mit Hilfe eines Landkarte oder einer Übersicht über diverse Themengebiete leicht hätten beheben lassen. Solche Hilfsmittel gibt es bei Hunts Buch aber nicht, weshalb mir die Lektüre, unabhängig vom Schreibstil oder meinem Interesse an Figuren und Geschichte des Buchs, deutlich schwerer fiel als die von Hardebuschs Roman.
Für den ein oder anderen Fantasyleser mögen Karten und Co nicht mehr sein als schmückendes Beiwerk, auf das man gut und gerne verzichten könnte. Ich allerdings bin ein großer Freund von solchen Dreingaben. Karten und Glossare, Verzeichnisse und Register, all dies hilft mir enorm, wenn es darum geht, mich in eine Fantasygeschichte einzulesen. Ich liebe es, mich (relativ) unmittelbar in eine Geschichte stürzen zu können und bei Problemen einen Helfer zur Seite zu haben, der Unkenntnisse meinerseits schnell und unkompliziert behebt. Immer wieder über fremde Ausdrücke zu stolpern oder sich einfach nicht zurechtzufinden in der Welt, die man gerade bereist, das macht das Lesen in meinen Augen allzu beschwerlich und vermiest einem mitunter die Freude an den Romanen.
Dass es möglich ist, sich auch ohne Hilfsmittel in einem fremden Universum zurechtzufinden, hat mein Einstieg bei PR bewiesen, den ich auch ohne unterstützende Materialien wie die Perrypedia ganz gut hinbekommen habe. Doch auf Dauer möchte ich solche Blindflüge nicht machen. Karten und Verzeichnisse sind erstklassige Helfer beim Besuch einer phantastischen Welt, und wer eine Geschichte von Anfang an richtig auskosten will, der freut sich darüber, wenn der Autor sie einem zur Verfügung stellt.
Meine Bitte als Fantasyleser daher an alle Autoren und Verlage, die Romane in diesem Genre veröffentlichen: Bitte sorgt dafür, dass es Karten und Glossare gibt, welche die Geschichten begleiten. Solche Hilfsmittel erleichtern dem Leser das Leben enorm und sorgen dafür, dass er die Saga auch von Beginn an voll genießen kann. Und wenn das der Fall ist, dann ist man auch gerne bereit, erneut in die jeweilige Welt zurückzukehren, weiß man doch, dass man Hilfe hat, wenn einem ob langer Pausen zwischen den Romanen das ein oder andere Detail entfallen sein sollte.
Kommentare
Wieder mal, wie an vielem, ist an letzterem Follow nicht unbeteiligt.... Das meiste Material gabs gedruckt Ende der Siebziger Jahre in 2 Follow-Fanzines "Fantasy Atlas 1 und 2", zusammen ca. 120 Seiten A4, mit den Karten von Erhard Ringer und anderen (auch mindestens 3, die nicht auf der HP stehn); und es wäre auch nett gewesen, wenn er die damaligen Artikel zu Romanen/Serien/Karten mit zur HP übernommen hätte, waren so schlecht ja nicht..., aber vermutlich war es zuviel Arbeit, das einzeln einzuholen. ich hatte das vor zwei oder drei Jahren, irgendwann kurz nach dem Start der Seite per Mail angeregt, aber leider keine Reaktion bekommen (die Erlaubnis für meine paar Texte hätte er bekommen...).
Empfehlenswet ist das allemal.
Zumal, wie meine ständigen Suchen aus Ärger wegen fehlender Karten in Romanen ergeben, man auch im Netz so gut wie nichts anderes, geschweige denn besseres findet...oder hat jemand Tips?