Es lauert in der Nachbarschaft ... - ›Urban Fantasy‹ anhand von Bobby Dollar, Band 3
Es lauert in der Nachbarschaft ...
Urban Fantasy anhand von Bobby Dollar, Band 3
Spät dran am Jüngsten Tag
Bobby Dollar steht vor dem himmlischen Gericht. Der Engel, der in der Hölle war, hat sich Anaita, einem Engel der mittleren Führungsebene angelegt. Und es scheint, als habe er verloren. Er konnte nicht nur seine Geliebte Caz (die [Höllen-]Gräfin von Coldhands nicht nur nicht aus der Hölle befreien, er hat auch das Pfand verloren,
Dennoch konnte er Caz nicht vergessen. Und wenn er schon die Feder Anaitas nicht mehr, könnte er es vielleicht einmal anders herum probieren. Schließlich gibt es da noch das Horn Eligors. Aber auch ein paar Nazis, ein eigenwilliger Gelehrter mischen mit. Auf Bobby Dollars Seite finden sich ukrainische Amazonen wieder, die gegen Anaita zu Felde ziehen. Dieser Engel hatte nämlich vor ihrem Comeback als engel schon eine Karriere als persische Göttin hinter sich.
So wird die Luft für Bobby Dollar immer dünner und er kommt vors himmlische Gericht. Ob er da wieder rauskommt, was aus dem Horn Eligors wird, welche Rolle die Nazis spielen, was aus dem dritten Weg wird und ob der Engel unseres Vertrauens seine Geliebte aus der Hölle wieder sieht, davon erzählt Tad Williams im 3. und abschließenden (?) Band der Abenteuer Bobby Dollars.
Klett Cotta kündigt den Band so an:
Der Engel und Anwalt der verlorenen Seelen ist aus den Tiefen der Hölle zurückgekehrt, seine Geliebte Caz befindet sich noch immer in den Fängen des Erzdämons Eligor. Und Bobby wird nun auch von seinen letzten Freunden im Himmel fallengelassen.
Bobby Dollar vor Gericht. Bobby Dollar aka Doloriel am Ende?
Die Kämpfernatur wirft alles in die Waagschale. Nicht um den Himmel zu retten oder Anaita in die Schranken zu weisen (das sind nur Nebeneffekte, sondern in erster Linie um seine Liebste Caz aus der Hölle zu befreien.
Bis zum Ende der Trilogie zieht Williams wieder alle Register. Er bleibt sich darin treu mit einer Situation zu beginnen, die in der Mitte des Buches angesiedelt ist, dann den Weg dahin zu schildern, bevor er das Buch (und in diesem Fall die Trilogie) zu einem Ende führt. Dieses Ende lässt allerdings noch Fragen offen, so dass eine weitere Trilogie um meinen Lieblingsengel nicht ausgeschlossen scheint. Was da noch offen und ungeklärt ist, will ich hier so nicht verraten. Aber im Himmel ist nicht alles Gold was glänzt und auch in der Hölle glimmt ein Funken der Hoffnung. Zudem dürfte da demnächst auch ein Machtkampf anstehen.
Was ich allerdings tatsächlich verrate. Bobby hat seine Caz wieder, zumindest in einer Wochenendbeziehung. Das Happyend ist zwar nicht vollkommen so wie Bobby es sich wünscht, aber den Egel kann froh sein, dass sein Kopf sich noch auf seinen Schultern befindet
Insgesamt ist als Fazit dieser drei Bände festzuhalten. Urban Fantasy kann zum einen höchst amüsant sein, erwachsen erzählt werden und natürlich auch so gestaltet werden, dass ein Autor nicht jedes Klischee bedienen muss.
Tad Williams gelingt es dem Themenkreis Himmel und Hölle, Engel und Dämonen faszinierende Seiten abzugewinnen. In sich schlüssig, im Hard Boiled-Tonfall erzählt mit vielen ambivalenten Figuren und auch sonst überzeugender Figuren macht die Bobby Dollar Trilogie einfach nur Spaß. Zudem zeigt Williams allen diesen romantischen, ätherischen Engelsfiguren den ausgestreckten Mittelfinger. Und auch einigen US-Konservativen und Hardcore-Christen zeigt er mit einem schwulen Engelspaar den ausgestreckten Mittelfinger.
Das ist großartig. Fantasy wie sie sein kann und in einer Welt angesiedelt, die man nicht erfinden muss. Da war ein Meister am Werk.