Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Überstanden, Perry!!!???

Manfred Roth über die DAS ROTE UNIVERSUMÜberstanden, Perry!!!???
Unleidliche Bemerkungen zum Abschlussband der Trilogie
„Das Rote Imperium“

Eigentlich wollte ich ja nicht mehr..

Weiterhin Rhodanleser und -–fan, aber nach den Erfahrungen der beiden ersten Bände würde jedes Erwähnen dem ganzen Projekt „Rotes Imperium“ mehr an Aufmerksamkeit geben als es meiner Meinung nach verdient.

 

Ich könnte ein kräftiges MYOB hervorstoßen (oder auch Freiheit: ich will nicht!) Das entstammt einer meiner Lieblingsgeschichten vom ohnehin legendären Eric Frank Russell (AND THEN THERE WERE NONE; auch Schlussteil des Romans THE GREAT EXPLOSION; jederzeit empfehlenswert), einer authentischen, einfachen,  anarchischen Gesellschaft, auf konsequent angewandtem passiven Widerstand aufgebaut.

Wobei MYOB auch noch eine Abkürzung für die Worte eines Satzes aus amerikanischer Umgangssprache ist, der sich in deutsch auch etwas unflätiger übersetzen lässt als mit dem schlichten Hinweis auf Abkürzung von „My Obligation“...

Aber da ich nun mal angefangen hatte, Anmerkungen zu dieser Trilogie zu machen:  Man hat mir „ein Ob angehängt“  Ich muss es abtragen.
Also noch mal ins Siel.

Im zweiten Band verließ man Perry in der Gewalt der Schergen des Roten Imperiums, und wie sich nun herausstellt, wird er nicht vom Oberbösen Bavo Velines, sondern der hysterischen Militärchefin für ihrer Zwecke benutzt, die da sind, ein noch immer selbstständiges Sonnensystem in der Nähe, das der Houhhomn, endlich zu unterwerfen. Es wird von einer geheimnisvollen Kraft, dem Gazini-Schirm geschützt.

So weit, so böse. Aber warum nun Perry mit seiner Zellaktivatorstrahlung das auslösende entscheidende Moment sein soll, bleibt unklar (die „Gazini-Kraft“ ist einfach neugierig darauf und schwächt sich damit selbst...glaube ich verstanden zu haben...so unglaublich es auch klingt)..

Doch soweit sind wir ja lange noch nicht. Der Titel des ersten Abschnitts lautet schlicht ICH.

Ein Privatdetektiv erhält zwei Aufträge: die einer alten Dame gestohlenen Gazini-Smaragde aufzuspüren und, kurz danach, auch noch den Bruder einer Frau aus Manchester, Connecticut zu finden. Dieser nennt sich Perry Rhodan, ist Major bei der Space Force, aber verschwunden, und seine Schwester Deborah ist arg besorgt um ihn.

Das alles spielt in einem New York des Jahres 1969, das nicht deshalb absurd ist, weil der alte Heuchler Präsident John F. Kennedy im Fernsehen verkündet, keine dritte Amtszeit anzustreben oder es da einige Außerirdische gibt, zum Beispiel drei Meter große Druuf als Barmixer („Im Spiegel sah ich sein zweites Augenpaar, das über die Schläfen hinaus nach hinten gerückt war, und er sah, dass ich es sah...“), einige Raumschiffe auf dem neuen Raumhafen liegen (oder doch nicht, denn nicht jeder sieht sie). Es ist vielmehr eine absonderliche Anhäufung aller Klischees, die man sich aus dem altehrwürdigen Genre „Private Investigator“ nur denken kann, in einem (pseudo-)rotzigen Stil dargebracht, der kaum zu ertragen ist. Gerade las ich in der Zeitung eine Erinnerung an den 50. Todestag Raymond Chandlers. Was der wohl gesagt hätte…

Das einzige, winzige Körnchen an Esprit ist deutlich erkennbar, blinkt es doch wie die Smaragde und es verrät sogleich die Pointe. Detektiv Ryland („Ry“) Walker (!) sucht Perry (!) Rhodan und wird ihn schließlich auch finden – er ist es selbst. Was sind wir doch darüber überrascht...

Die ersten hundert Seiten, die ganze New York-Geschichte, sind so überflüssig wie Bullys Kropf (Stimme aus dem Off: „Aber Bully hat doch gar keinen!“ – „Eben!“) – wären da nicht die vielen herrlichen Aussetzer, so schlecht, dass es schon wieder ins kultige Gegenteil umschlägt.

Man kann diesen Teil auch, böse-satirisch, einen „sportlichen Wettkampf“ nennen: ein Boxkampf in den niedrigen Gewichtsklassen, wo die Schläge schwächer, aber häufiger sind.

Win VandemaanNehmen wir, der Anspielung halber, an, es sei Papiergewicht. Die Kontrahenten sind Wim Vandemaan und die Sprachkultur, und es besteht von Anfang an kein Zweifel, wer davon der physisch Überlegene ist....

Schon im vierten (!) Satz erfolgt der erste kleine Niederschlag: „Gleichzeitig lauschte ich dem New Yorker Regen, der ans Fenster klatschte wie eine Ratte, die einen Ausweg sucht aus ihrem Laborkäfig“, Und auch weiterhin prügelt der Autor sich mit erstaunlicher Vehemenz durch diese Kapitel. Einige der 'schönsten' Beispiele

„Johnny Vale...war fett wie ein byzantinischer Eunuch und sprach auch mit dessen Stimme, hoch, im Falsett...“.  Da scheint es nur logisch, dieser Person eine gewisse Portion an Neid zu unterstellen, gibt sie doch auch gleich folgende Anweisung: „Sie sollen ihm so kräftig in die Eier treten, dass sie für ein paar Wochen so grün und blau leuchten wie katholische Ostereier“ – Katholische Ostereier? ... in konfessionelle Zwiste mische ich mich grundsätzlich nicht ein“.
Aber Privatermittler kennen sich aus: „...wusste ich, dass Cops Männer, die ein paar Schwulen gezeigt hatten, wo der Hammer hängt, nicht mit großer Begeisterung nachstellen würden...“. Sie ignorieren auch sprachliche Defizite ihrer Klienten: „Das dauert mich sehr. ...Sein Verlust treibt die Guteste nicht in den finanziellen Bankrott“, solange diese überzeugende Argumente in Form von Fünfzigdollarscheinen haben: „..nestelte eine Brieftasche aus Robbenleder hervor. Sie war schwanger von Geld“
Da geht es sogleich an die Außenarbeit: „Ich schloss auf, stieg ein und ckockte den Wagen wach“. Die zu diesem Zeitpunkt noch apart-intakte Sekretärin Carmen („Dabei hatte ich sie im Bett schon Dinge sagen hören, die in keinem Doris-Day-Film gesagt werden dürfen. Dabei hatte sie....weder ihre Doris-Day-Stimme benutzt noch ihren Rollkragen-Pyjama am Leib gehabt. Oder den Schal. Oder die Handschuhe. Oder irgendetwas anderes“) arbeitet mit: „Sie zog einen  kleinen Umschlag aus dem Slip hervor. ‚Das habe ich nur bekommen, weil der Junge im Archiv ihn genau dahin stecken durfte". Beim Abgang nach dieser Szene „...zog sich den Rock straff, wobei sie den Hintern schwenkte wie eine Fahne im Triumpf“.

Bei den Ermittlungen stoßt man auf Ungereimtheiten: „Ein fast schon greiser Kopf erschien, haarlos und mit faltigem Gesicht wie ein alter Indianerhäuptling. Fehlte nur noch die Adlerfeder im weißen Haar“. Wenn das kein Widerspruch ist...
Fasziniert von der Beweglichkeit femininer Körperteile gibt’s später noch einen Nachschlag:  „Es war eine Küche...wie in alten Zeiten. Fehlte nur noch eine gemütliche Schwarze mit opulentem schwenkbarem Hinterteil, die im Spülwasser wirkte und mit Gospelchorstimme 'Ol’ Man River' sang“. Schwenkbar...Da wünscht man sich doch glatt eine Risszeichnung...

Weniger lustig sind einige, im wahrsten Sinne unappetitliche Gewaltexzesse. Damit Ry auch wirklich spurt, entführt der schmierige Auftraggeber (Eunuch) seine Sekretärin Carmen und sendet zusammen mit bestellter Pizza diverse Körperteile von ihr zurück, zunächst einen Finger, dann die Hand und schließlich: „In das blutverkrustete Zeitungspapier gewickelt lag eine weibliche Brust“. Dafür sieht er sein verdientes Ende: „Er blubberte etwas. Blutblasen bildeten sich wie von einem roten Kaugummi und platzten mit winzigen Spritzern.“
Andern ergeht es auch nicht viel besser: „Bowman kniete, vom Hals war nichts als ein paar Strähnen Fleisch übrig, der Kopf kippte zur Seite weg und hing an nur noch einem Faden wie ein Jo-Jo“....“Der Brustkorb des letzten von Valerossi’s Männern explodierte ohne ersichtlich Grund. Der Gestank von verbranntem Fleisch schnürte mir die Kehle zu“.

Dem Leser vielleicht auch, wenn er einen Sätze ertragen muss wie: „Im Raum hing der schwache süßliche Geruch hohen Alters“.

Fazit: Wim Vandemaan: Sieger durch RSC nach Seite 100.

Nun denn. Das ganze, man weiß es ja spätestens ab dem Moment, da die erwachsene Deborah Rhodan auftritt (für Nichtrhodanleser: Perrys jüngere Schwester, die mit 4 Jahren bei einen von ihm selbst verschuldeten Unfall umkam), ist „nur“ eine virtuelle Welt, ein Szenario im MENTALEN SYMPOSION des Roten Imperiums, das schon in den vorherigen Bänden Erwähnung fand. Mal aus dem Glossar zitiert: „In einem solchen werden die Menschen in einen komatösen Zustand versetzt...Die Benutzer treiben durch eine Art Traum-Zwischenwelt. Ein quantronischer Simulator setzt, sobald eine gewisse Menschenmenge vernetzt ist, deren Kollektivintelligenz frei. In diesem Zustand sind sie in der Lage, Kunstwerke, Technologien, Staatshaushalte oder auch Schlachtpläne auszutüfteln. Genauer gesagt: zu erträumen...“

Das ist von der Idee her gute solide Science Fiction; wenngleich nicht eigentlich neu.

80 Jahre, nachdem der Altvordere A.E. van Vogt in seiner Story  „The Microcosmic God“ Wesen unter Glas erzeugte, sich entwickeln und entfalten ließ; 45 Jahre nach „Simulacron –3“
von Dan Galouye, besser bekannt wegen der TV-Adaptation „Welt am Draht“, gute 20 Jahre nach den Heftromanen um das Simusense-Netz, die perryversiche Abwandlung des Cyberspace. In einem Roman von Charles Sheffield, den ich unlängst las, gibt’s auch ein solarsystemweites Datennetz, das zur Zukunftsprognose herangezogen wird (mit 6 Milliarden simulierter Menschen und der Möglichkeit, sich als Außenstehender, Realer, einzuklinken und den Durchlauf mitzuerleben..); und wo gerade eben, in hohem Alter (hoffentlich nicht mit allzu süßlichem Geruch...), Philip Jose Farmer gegangen ist, kann man auch „Riverworld“ anführen, wo alle jemals lebenden Menschen auf besagter Kunstwelt als Groß-Experiment wiedergeboren werden.

Im vorliegenden Fall wird das noch etwas spezifiziert: „Das Symposion ist keine bloße Simulation, modelliert und angetrieben von auswärtigen Kräften, sondern einer wirklich e Welt, ein künstlich geschaffenes aber tatsächliches Universum. Eine Insel im Quantenschaum. Splitter und Effekte der Realität ragen in das Symposion hinein....du bist wirklich hier. Deine ÜBSEF-Konstante wurde sextadimkopiert und einem freien Impulskonglomerat aufgesetzt, einem sogenannten Sherpa...“.

So die Erklärung von Deborah, doch während der Leser sich noch freut, weil er endlich wieder den Boden altbekannten Rhodan-Techno-Geschwafels unter sich spürt, muss Rhodan-Beta schon wieder aufbrechen, diesmal in die, immer noch virtuelle, Wüste Gobi. Mit sich nimmt er diverse Schuldgefühle, denn jener Plan der Rotimperialen hat ja funktioniert: der Schlachtplan gegen das System der Houhoum ist ja mit seiner wesentlichen Hilfe „erträumt“ worden und wird später auch umgesetzt. Aber es gibt auch anderes, äh, „Leben“ im Symposion, wie etwa Deborah (natürlich bleibt die Frage, woher die ins Rote Universum ausgewanderten Kopernikaner diese gute 3000 Jahre alte detaillierte Information hatten, um es im Symposion zu erzeugen.. aber vermutlich steht so was in jeder Biografie vom residenten Rhodan), körperlose Persönlichkeiten, die nur hier existent sind, ihren Lebensraum bewahren  und die bösen Absichten konterkarieren wollen, indem sie Perry wieder befreien. Dies ist, offenbar, nur in China möglich.

So reist also Perry Sherpa, los und landet folgerichtig beim Lama im Kloster. Der Autor darf einige gelungene Reisebeschreibungen durch China und die Innere Mongolei bis hin nach Alashan und den Goshun-See (wo alles begann) wiedergeben, was leider durch mongolische, buddhistische Romantomystik wieder verwässert wird. Und, als sei es ein Zwang, wird schon wieder die menschliche Sitzfläche herangezogen, diesmal recht unappetitlich: „Während ich trank, zog er <der Lama> einen Knochen unter seinem Hintern hervor, das verkohlte Schulterblatt eines Hammels oder einer Ziege.. 'Du wirst reiche Beute machen in der Schwarzen Stadt. In Kara Khoto'“.

So was muss doch unbequem sein; aber auf Kaffeesatz, dem Mittel, das andere benutzen,  kann man auch nicht sitzen.

Zumindest führt diese ungewöhnlich dahergebrachte Prophezeiung zu einem wahren Glücksmoment: den Seiten 160 bis 172 des Buches. Perry trifft „den Bibliothekar“, der zwar den etwas verwirrenden Namen Kasimir trägt, ihm (und dem Leser) endlich aber mal die Situation um das Mentale Symposion beschreibt und dessen Möglichkeiten andeutet. Eindringliche Schilderung, faszinierende Ausblicke, schönes Gespräch mit Perry, der, obwohl doch nur Sherpa, beweist, dass er wieder zu sich selbst gefunden hat. Und das alles in einem wohltuenden Stil dahergebracht, völlig unterschiedlich zu dem rotzigen der „Kriminal“-Handlung und dem krausen Wirrwarr sowohl an Handlung wie erneuten Formulierungen an den Grenzen des Zumutbaren („Die Sekunden des Tages blähten sich auf, platzten und ließen zusätzliche Hitze frei“), die noch folgen werden.

Begründet wird das SYMPOSION mit dem Einsatz der, von Bavo nur auf dem einen Planeten im Druufsystem aufgefundenen, „Denkmaterie“, die ja auch Ähnlichkeiten zum PEW-Metall aufweisen soll. Aufmerksamer Leser fragt sich, warum man das a) nicht dann auch schon damit im Einsteinuniversum hätte machen können und b) ob bei der immer größeren Geschwindigkeit, mit der (hierzulande) die Computerentwicklungen fortschreiten, das nicht schon Bestandteil jeden terranischen Standards allerspätestens seit den Posbis und NATHAN hätte sein können/müssen.

Der Sherpa, das war der Sinn der Sache, gelangt wieder in die reale Welt zurück. ICH wird zu ER, und dieser, der Perry, landet wieder in der Traufe der aus den beiden ersten Bänden bekannten Umstände.

Das Rote Imperium schlägt ein letztes Mal zu, die Transformkanonen donnern, mit Thermostrahlen wird das Wappen in die Überreste der Houhhom-Hauptstadt eingebrannt, die Militärchefin triumphiert, und bevor sie persönlich Rhodan an Bord einer Minikapsel hinaus in den Tod im All schickt, gönnt sie sich noch ein paar sadistisch-eklige Quälereien.

Es geht dennoch alles seinen gewohnten Gang, eine geschwätzige Einzel-Quantronik (namens Jeremias...) hat vorprognostiziert, Perry wird gerettet, widmet sich auch noch dem Projekt „Transuniversales Tor“, dessen Ziel nicht mal das Einsteinuniversum ist, sondern gleich der Zustand/Bereich vor dem Urknall, der Showdown gegen die Bösen kommt genauso bombastisch daher („Ihr habt das Imperium in Drachenblut gebadet.. aber ihr habt übersehen, dass euer Panzer eine Blöße hat“), wird gleich mit einer Festung JÖTUNHEIM auf dem Planeten UTGARD verbunden...und so weiter und so fort.

Zum Abschluss des ganzen, sozusagen eine Grundessenz, erzielt Perry einen Erfolg, aber den zu nennen verbietet der Respekt vor dem Leser, der es trotz meiner nicht sehr erquicklichen, aber wie immer nur völlig subjektiven Einordnung hier noch lesen will.

Auch die Ellertepisode vom ersten Band wird aufgegriffen, ganz am Ende, wo es sogar in einigen Sätzen richtig elegisch wird. Allerdings verbleiben (mir) da weiter die dieser Person innewohnenden zahlreichen Widersprüche.

Man kann sich aber denken: Perry kehrt zurück, sogar wieder nach München. Das erste, was er tut, ist einen Anruf nach Terrania zu tätigen und Homer G. Adams zu kontaktieren. Dieser hat ein eidetisches Gedächtnis (eben darum war er ja sogar Mitglied im Mutantenkorps) und bestätigt ihm auf seine Frage: ja, es gab ein Attentat auf John F. Kennedy 1963, aber....
Die Antwort und die Konsequenzen daraus gefallen mir nicht.

Schlussbetrachtungen:
Perry darf mehrfach zeigen, dass er immer noch 726 als die Quadratwurzel von 527076 ziehen kann, für ihn nur eine nostalgische Erinnerung (ein Test damals, um die Effektivität arkonidischer Hypnoschulung zu beweisen).

So hoch in mathematische Sphären kann ich nicht hinaus und brauche schon den Taschenrechner, um was auszurechnen. Die wertende Frage an mich selbst: sind 4,76 % ausreichend? Das sind nämlich die 22 von 462 Seiten dieses dritten Teils, die ich als gelungen, wenn nicht gar gut bezeichnen kann (außer den oben genannten Erklärungen um das Mentale Symposion noch die zynischen, aber zutiefst passenden Passagen um die Aufarbeitung des Houhhom-Kriegs in den kontrollierten Imperiumsmedien).

Der Rest ist... vornehm schweigt des Sängers Wort. Ich fand auch diesen Band der Trilogie nicht sehr überzeugend, wenngleich nicht so fürchterlich wie Thurners „Werk“.

Aber tue ich Vandemaan gar Unrecht? Hat er die erste Szenerie „bewusst schlecht geschrieben“, so wie das damals Norman Spinrad im Innenteil des „Eisernen Traums“ brillant gelungen ist?

Und ist es gar wirklich alles von Vandemaan? Er steht als Autor auf dem Cover, aber die Stilbrüche innerhalb dieses Abschlussbands sind so frappant, dass sich die Vermutung beinahe aufdrängt, es wäre ein Gemeinschaftsprojekt: Thurnersche Albernheiten, Montillonsche Nüchternheit, perryversisches Technogebrabbel wechseln sich ab. Vielleicht haben die drei Besagten sich irgendwo getroffen (etwa beim Heurigen in Wien?) und ein paar Dinge aufgeschrieben, aus der man, wenn man’s nur über sich bringt, 3 Bücher machen kann. Schließlich gibt’s (Joke?) einen recht merkwürdigen Namen, als Geburtsort der Präfidatin Farashuu, eine Stadt namens „Zwölfwienideen“... Honi sois...?

Was soll es auch? Es hat ja alles keinen Effekt. Wie immer man das bewerten will, der Rhodanfan ist treu bis zuletzt, wird auch das kaufen, konsumieren, lesen, sammeln, aufbewahren.

Eine der Epilogpassagen lautet:
„Die mit Bewusstsein begabten Geschöpfe empören sich und fordern, dass von jedem, was jemals war, ein Rest bleibt, das ihm ein Bleiberecht gewährt wird wenigstens in den Gedanken, in der Erinnerung.
Wir ertragen die Vorstellung nicht, dass ein Mensch, ein Tier, ein seiner selbst bewusstes Etwas jemals der vollkommenen Vergessenheit anheimfallen könnte.
In dem Gedanken, dass jede Vergessenheit unvollkommen ist, finden wir Trost.
“

Schöne, elegische Sätze (ein Zehntelpunkt mehr in die Bilanz...), die ich so ja auch unterschreiben kann. Aber selten war man so in Versuchung, eben dies Vergessen auf die drei Bände vom „Roten Imperium“ anzuwenden....

Und vielleicht droht noch Schlimmeres: ist es an der Zeit, sämtliche Möglichkeiten, selbst die esoterischen auszuschöpfen? Vierblättrige Kleeblätter suchen, nachts Milch vor die Tür und Kerzen in Kirchen aufzustellen, Lamas Gebetsmühlen bewegen lassen, alle vorhandenen Daumen zu drücken und hoffen, hoffen, hoffen den ganzen Zeitraum noch bis zum Juli diesen Jahres: dass diese Trilogie um das Rote Imperium letztlich nichts, aber auch gar nichts mit der Hefthandlung ab Band 2500 zu tun haben möge.

Die Zukunftsbastion - Das rote Universum 3 von Wim VandemaanLeider fallen mir da doch einige Möglichkeiten ein, das zu verbinden. Und dann wäre alles Kämpfen gegen die Negasphäre der letzten 182 Hefte vergebens und hätte sie schließlich doch gesiegt...
Da sei Feldhoff vor.

Und du, Perry, hast es endlich überstanden...wenn auch wohl nur bis zur nächsten Trilogie...


Die Daten zum Buch:

Die Zukunftsbastion
Perry Rhodan - Trilogie „Das Rote Imperium“
von Wim Vandemaan
Titelbild: Oliver Scholl
Heyne-Taschenbuch 52499; deutsche Erstausgabe 2009
ISBN: 978-3-453-52499-6
462 Seiten; 7,95 Euro
Random House (Heyne Verlag)

 

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles