Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Frankensteins Verwandlung
Der Vampir-Horror-Roman
Frankensteins Verwandlung
Frankensteins Verwandlung
Mein Senf
Es ist schon sehr lange her, dass mich meine Freunde John nannten, aber die Leute in unserem Viertel zittern noch heute, wenn sie diesen Namen hören... Naja, ganz so schlimm wird es für die Nachbarn wohl doch nicht gewesen sein, als ein paar Rotznasen mit Plastikpistölchen durch die Straßen von Essen-Huttrop jagten und sich amerikanisch klingende Vornamen zuriefen. Meine Kumpel Jim (Roland) und Hank (Andreas) waren meistens auch mit von der Partie. Alleine hätte es ja auch keinen Spaß gemacht, den Gangster-Film vom Vorabend nach zu inszenieren. Da wurde auch schon mal mitten auf der Straße gestorben oder man fiel, nach einem tödlichen Treffer, vom Garagendach in einen Blätterhaufen. Gab es einen Kriegsfilm, stand man am anderen Tag mit Grünzeug aus dem US-Verkauf auf der Wiese oder ein Western inspirierte zur Jagd auf Apachen (Mädchen). Natürlich passten die rot/schwarzen Kommunionschuhe, die ich Alltags auftragen musste, nicht immer ganz zum Outfit, aber mein Kumpel sah mit seinen Gummistiefeln und der Fransenhose vom letzten Karneval noch viel beknackter aus. Gesteigert wurden die Duelle nur an den Tagen rund um Silvester an denen es Knaller gab und Herr Kammann, von der Bude an der Ecke, zwei Augen zudrückte, wenn er uns die China-Böller über den Ladentisch schob. Immer mit dem „fürsorglichen“ Hinweis „...von mir habt ihr die aber nicht.“ Kurz, ich hatte eine sehr bewegte Kindheit (und noch beide Hände) in den doch recht abenteuerlichen und freien 70ern und meine Mutter ließ viel durchgehen, wenn wir sie nicht persönlich nervten. An vielen Stellen wurde noch gebaut, was eine prima Kulisse für Abenteuer abgab. Die A 40 bekam z.B. einen Anschluss an die 52 Richtung Düsseldorf und wenn man ein wenig Phantasie hatte, konnte man bei uns noch die Spuren des 2. Weltkrieges erkennen. In Essen wurden, dank Krupp und Kohle, viele Bomben abgeworfen. Und wir spielten Gangster und Bulle...
Das hat jetzt erst einmal nicht viel mit FRANKENSTEINS VERWANDLUNG zu tun, aber kurz gab er mir dieses Gefühl von damals zurück, denn meine ersten Heftromane waren Krimis. Die las ich ungefähr zur gleichen Zeit und war immer voll drin in den Geschichten. Was ich da gelesen habe weiß ich zum verrecken nicht mehr, nur Cotton war es nicht. Zusätzlich wurde meine kindliche Vorstellungskraft, die mir leider in den letzten Jahrzehnten etwas abhanden gekommen ist, noch von Hörspielen, Comics sowie Film und Fernsehen befeuert. Wir hatten ein Stadtteil-Kino, das Eulenspiegel, direkt ein paar Straßen weiter.
Klar, viele Gruselromane in Heftformat gehen in Richtung Krimi und daran ist auch nichts auszusetzen, doch bei FRANKENSTEINS VERWANDLUNG bekam man, ab ca. Heftmitte, die volle Breitseite des amerikanisch/italienisch geprägten Gangstermilieus (zumindest aus Filmen) geboten und oft genug hatte ich das Gefühl, mich beim lesen wegducken zu müssen, damit mich kein Querschläger erwischt. Begriffe wie Gangster, Mieze, ballern oder abknallen flogen nur so durch die Seiten und die Namen passten wunderbar zu pockennarbigen, klischeebeladenen Ganoven. Einen Krätze-Luigi oder Giovanni, der einarmige Rabattmarkenfälscher, gab es zwar nicht, aber ich konnte trotzdem die Pomade riechen. Bei Dr. Lassiter ( dem abgehalfterten Schiffsarzt) kam mir sofort die noch lebende Romanfigur mit Pferd in den Sinn, der ja auch ein permanenter Frauenbefummler ist. Kommt Lassiter eigentlich von Laster?
Der Horror hielt sich bei dem zweiten Teil der Story um den „Neuen Frankenstein“ etwas im Hintergrund. Der gruselige Grundstein der Reise des gehirnmanipulierten Unholds war ja eh im ersten Teil gelegt und konnte auf den knapp 65 Seiten deshalb etwas dezenter angegangen werden. Für die Quereinsteiger und Gelegenheitskäufer hat KL den ersten Roman übrigens nochmals kurz zusammengefasst. Zuerst dachte ich, Luif will den Leser auf eine Kreuzfahrt mitnehmen und im nächsten Moment serviert Sascha Hehn, der Schönling vom Dienst, den Gästen ein paar süffige Cocktails, aber dann gab es nur Bloody Mary mit vereinzelten Fruchtstückchen. Der neue Frankenstein wurde nachdenklicher und selbstbewusster. Auf den ersten (ca. dreißig) Seiten versaute der Grimmige mit der wächsernen Haut, den Passagieren des Luxusliners Odysseus zwar gehörig die Stimmung, aber das Amokgelaufe hielt sich in Grenzen. Vielleicht bin ich auch inzwischen abgestumpfter, was die Gewaltdarstellungen anbelangt. 17 Vampir Horror Romane gehen schließlich auch nicht spurlos an einem vorüber. Einmal tankte Garwin die durstige Haut mit frischem Blut auf, doch seltsamerweise hatte er sich für seine Verhältnisse überraschend gut im Griff. Die einzige Waffe gegen Frankie, dieser Enzephal-Kasten, zeigte am Anfang beim Monster noch große Wirkung und man konnte den Hünen dank der Fernsteuerung lustig vor Wände laufen oder ein paar Pirouetten drehen lassen, aber irgendwann war Schluss damit. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Kurt Luif seine Figur nicht zu einem Tanzbären verkommen lassen wollte. Spätestens nach dem zweiten Gehirntausch durch Dr. Bertolli strebte der muffige Ex-Gangster eigenen Zielen entgegen. Eine schöne Wendung, denn die auf drei Romane aufgeteilte Geschichte wäre mit einfachen, splatterigen Kloppereien auf Dauer doch etwas fade und eintönig geworden obwohl immer noch genug davon vorhanden war und ich auch nicht glaube, dass Frankie im letzten Teil der Story in dieser Hinsicht zahmer wird. Nur ein wenig überlegter und selbstbestimmter halt. Wo Luif/Burcette/Davenport Baker/Garwin/Crazy Joe allerdings noch hinlangen lässt, bleibt abzuwarten. So richtig angekommen scheint das Monster noch nicht, was aber auch kein Wunder ist, denn wir sind ja noch nicht am Ende der Reise. Für den neuen Frankenstein ist es bereits das dritte Gehirn innerhalb weniger Tage und eventuell nicht das Letzte. Vielleicht hätte man ihm besser ein Scharnier am Hinterkopf anbringen sollen, dann wäre das Austauschen leichter gefallen. Irgendwie hatte es KL auch mit Schneestürmen, denn der vom Anfang des Romans war nun schon der dritte. Mal was anderes als diese üblichen Gewitter im Hintergrund und es ist halt Winter, auch auf See. Apropos Schiffsreise. Einen echten Horror habe ich bei bei unserer letzten großen Überfahrt von Rostock nach Hanko (Finnland), um mal wieder die Eltern meiner Frau zu besuchen, erlebt. Im September kann die See schon mal etwas ruppiger sein und deshalb habe ich den Rat der alten Seebären befolgt: „...kipp dir Einen (auf finnisch Kipdirainen), dann ist der Gleichgewichtssinn eh durcheinander und du kannst besser schlafen!“ Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und habe gedacht, ich sei ganz oben auf einer Achterbahn eingepennt und jetzt geht’s wieder runter. Man, war mir schlecht. Hätte jetzt noch dieses Frankenstein-Monster die Kabinentüre aufgetreten, wäre es dadurch auch nicht schlimmer geworden.
Wieder einmal hatte es Luif geschafft einen rasant geschriebenen Roman abzuliefern. Er wusste, wie man den Leser bei der Stange hält und wie man die 65 Seiten nutzt, um sich einen Namen zu machen, denn Burcette/Davenport auf dem Cover stand für knallharte Aktion mit (am Anfang) Krimi Elementen und verrückten Ideen, die in Richtung Horror zielten, aber auch oft in die SF abdrifteten. Ein Kessel Buntes der Spannungsliteratur für den geschlauchten Feierabendleser. Ich bin schon mächtig gespannt auf das Ende der Triologie. Wenn ich überlege, dass die Leute damals über zwei Monate auf den letzten Teil warten mussten, tun sie mir nachträglich noch leid. Bei der 14- tägigen Erscheinungsweise der Hefte wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, die „Frankensteine“ hintereinander zu bringen. Vielleicht hat man so aber den horrorhungrigen Käufer überlistet und ihn extra ein wenig zappeln lassen. Als auskoppelbare (Sub)Serie war DER NEUE FRANKENSTEIN wohl nicht gedacht, obwohl alle paar Romane ein anderes Gehirn... auch mal ein weibliches...
Mir hat das mit Nadel und Faden zusammengeschusterte Monster auf jeden Fall wieder jede Menge Lesevergnügen bereitet. Ein paar spannende Fragen für den letzten Teil hat Luif zudem auch noch offengelassen. Was ist z.B. mit Birgit Jensen, die für die erotischen Momente (ja, auch das konnte Kurt) in der Story zuständig war oder wird Professor Dassin wirklich nicht mehr gebraucht? Wird die Haut halten? Kann Jim Baker (das erste Gehirn) jemals wieder Basketball spielen? Wir werden es in über zwei Monaten erfahren, ich halte mich nämlich auch an die pabelschen Zeitvorgaben, wenn auch eher zufällig.
Was gab es sonst noch?
… zumindest gab es bei Tholes im Frühjahr 1973 wohl Kalbshirn (Brägen – allein der Name...) denn so schöne Gehirnwindungen kann man nur abmalen. Ein tolles Bild voller Licht und Schatten, maltechnisch gesehen. Der Mann im weißen Kittel sieht ehrlich gesagt richtig geschafft aus und es fehlt nur noch die Feierabendzigarette und die als Aschenbecher umfunktionierte Schädeldecke zum abschnippen. Selbst die kurzsichtigste Omi hätte erkannt, dass es sich bei dem Ding im Heftromanständer nicht um einen Heimatroman mit Dr. Frank und Weltfrieden handelt. Nein, Thole betrieb hier keine Augenwischerei, sondern man erkannte sofort: Es wird blutig.
Franz Berthold dagegen scheint vorher ein paar Comics geschmökert zu haben, denn sein Entwurf sah etwas nach Hulk und das Ding aus. Bei den zwei Mal- und Zeichenkünstlern gingen die Interpretationen zu den Szenen im Roman schon manchmal arg auseinander. Ich mag sie aber beide, obwohl Thole oft ein echter Hammer ist. Eine Ausstellung seiner gesammelten Werke wäre mit ziemlicher Sicherheit ein Publikumsmagnet. Mit dem richtigen Ambiente drumherum könnte ich mir so etwas gut vorstellen. Er wäre ein Kandidat für die Museen, die nicht immer nur die üblichen Meister zeigen. Vielleicht später. Nein, seine Bilder sind schon krass, aber für eine Ausstellung sind die Themen wohl doch etwas zu speziell und das Interesse an holländischen Malern geht doch eher in andere Richtungen. Aber kam Hieronymus Bosch nicht auch aus Holland? Er hätte übrigens auch sehr gute Grusel-Roman Cover gemalt.
Kommentare
Dieser ständige Gehirntausch ist schon was albern, da offensichtlich jeder Arzt mal eben ein Gehirn verpflanzen kann. Aber wenn man zum Mond fliegen und Herzen verpflanzen konnte ... war es auch fast schon wieder plausibel.
Die 70er waren besser als ihr Ruf. Auch wenn nur Captain Kirk ein Handy hatte, war doch vieles noch möglich.
Eine Thole-Ausstellung, das wäre was. Obwohl ich fürchte, dass die meisten Originale im Schredder gelandet sind.
Als ich den Vegas-Schwenk das erste Mal las, fand ich ihn blöd. Mittlerweile bin ich da anderer Meinung. Es ist wenigstens ein handfester Plan und nicht so ein Unfug wie mit anderthalb Monstern im Gepäck die Welt erobern zu wollen. Und was in Vegas geschieht ...
Sind sie gottseidank nicht. Wäre auch schrecklich!
Wie sicher bist Du Dir da...?
Bei einigen weiß ich es ja, und für die anderen.... da hoffe ich es einfach mal ;)