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SF-Rückblick Folge 2: Raumschiff MONITOR im Orbit - Die Jugend-SF des Rolf Ulrici im Franz-Schneider-Verlag

SF-RückblickFolge 2
Raumschiff MONITOR im Orbit
Die Jugend-SF des Rolf Ulrici im Franz-Schneider-Verlag

Im Folgenden möchte ich auf einige ältere Serien und Reihen eingehen, die in Deutschland einst im SF-Bereich erschienen sind.

In den Siebziger Jahren schrieb der damals bekannte und beliebte Jugendbuchautor Rolf Ulrici auch SF-Bücher für die jungen Leser, die Jungen vor allem...


Geheimer StartEr schrieb aber auch Mädchenbücher.  (Damals waren  Jugend-Bücher typischerweise gender-getrennt).

Dazu gehört (neben der Giganto-Erdschiff-Reihe, die hier nicht thematisiert wird) von einigen Einzelabenteuern abgesehen die Raumschiff MONITOR-Reihe. Hier wird beschrieben, wie eine Kindergruppe im Auftrag von Professor Charivari* ein Raumschiff, dass von ihm erfunden worden war, in den Orbit bringen muss, um das Schwesterschiff METEOR zu verfolgen, dass gestohlen worden war. Es handelt  sich bei dieser Jugendgruppe um eine typische „5-Freunde-Clique“ mit  handelndem Held, Superhirn, faulem Dicken (na ja, so ähnlich...) nettem  Mädchen und Haustier. (Das klassische TKKG-Modell, das aus den Enid-Blyton-Büchern übernommen worden war...). Diese Gruppe muss sich im Orbit zurechtfinden, das Schiff also starten, steuern, in die Umlaufbahn bringen, das zu verfolgende Schiff ausmachen, in der Ortung behalten, bis zur Zielstation verfolgen usw.

Der Erzähltrick besteht für den Leser eben darin, dass die Jugendlichen allein an Bord sind, vom Professor bekommen sie nur über Sichtfunk beratende Unterstützung.Man muss sich als Leser also mit der Gruppe identifizieren, und ihre Handlungen nachvollziehen.

 Der Autor hatte sich hier ganz richtig mit der Orbitalmechanik auseinandergesetzt und diese dem Leser spielend beigebracht (wie ich später aufgrund meines Physik-Leistungskurses am Gymnasium logisch nachvollziehen konnte). Die Gesamthandlung verteilt sich auf mehrere Bände, denn naturgemäß ist die Schrift etwas größer, so dass sich der Text verteilen muss. Gut war, dass es am Ende der Bücher eine Art Techno-Glossar gab (ähnlich wie beim Perry-Rhodan-Computer), in dem die verwendeten Begriffe noch einmal konzentriert aufgelistet waren. Natürlich waren auch erfundene Maschinen des Professor Charivari mit dabei. Die Fiction mischte sich eben mit der echten Science, von der geringfügig einige Daten einflossen. Damals waren die Bände spannend zu lesen, die Handlung  wirkte interessant für ein Jugendbuch, denn die SF war hierzulande noch nicht soweit entwickelt auf dem Buchmarkt, eher im Heftebereich (hinzu kam, dass das Mädchen in der Handlung Tati hieß...meine damalige Freundin Tatjana, abgekürzt ebenso...das stärkte den Identifikationsmechanismus).

Natürlich gab es bereits die PR-Leihbücher bei Balowa, ebenso die Boje-Reihe „Weltraumabenteuer“ die demnächst vorgestellt wird. Aber die Schneider-Buchreihe war für eine SF-Serie schon außergewöhnlich, denn man fand noch recht wenig dazu auf dem deutschen Jugendbuchmarkt. (Etwas später kam dann die Franciskowskische Commander-Perkins-Serie dazu). Für ein Alter zwischen 10-14 waren die Bände also damals durchaus zu empfehlen. Ich selbst würde sie, in einer schnellen Stunde, auch heute noch einmal durchlesen. Viele Grundegriffe sind aber im heutigen Star-Trek/Star-Wars-Zeitalter zu bodenständig. Deshalb werden heutige Jugendliche, die ja anders sozialisiert sind, mit den Erzählungen wohl eher wenig anfangen können. Dennoch rate ich jedem Leser, auch im Alter von 12-14, sich darauf  einmal einzulassen,auch wenn die geschilderten Handlungen heute eher bieder wirken, sollte er über E-Bay, amazon  oder sonstwie billig an diese Bücher kommen...

Raumschiff Monitor

  • Geheimer Start, München 1971
  • Verfolgungsjagd im Weltall, München [u. a.] 1972
  • Raumschiff "Monitor" verschollen, München [u. a.] 1972
  • "Monitor" startet zur Unterwasserstadt, München [u. a.] 1973
  • Neuer Kurs für "Monitor", München [u. a.] 1973
  • Landung auf Raumstation "Monitor", München 1974

*Bedeutungen:
[1] das Durcheinander, Wirrwarr, Gewirr, Mischmasch
[2] die Katzenmusik, die (lärmende) Veranstaltung
[3] der (französische) Polterabend bei einer Wiederverheiratung
[4] Gastronomie: der (französische) Kartoffelsalat

Herkunft:
über das provenzalisch-französische charivari aus dem mittellateinischen: caribaria = Durcheinander, vom griechisch karābaría = Kopfschwere, Kopfschmerz, Verrücktheit, Katzenmusik

© by H. Döring 2016

Kommentare  

#1 CthIngo 2016-03-22 08:50
Aaah, fantastisch - der Ulrici. Monitor und besonders Erdschiff Giganto habe ich verschlungen. Meine erste Berührung mit der SF, später Commander Perkins, die lilafarbenen Schneider-SF-Softcover z.B. Dr. Who... Da kommen Erinnerungen hoch!

Das mit der Gendertrennung scheint sich inzwischen erledigt zu haben, die Jubiläumsausgabe von Monitor sieht sehr... "pink" aus:
www.amazon.de/Geheimer-Start-mit-Monitor-Jubil%C3%A4umsausgabe/dp/3505132780
#2 Remis Blanchard 2016-03-23 15:19
Als Jugendlicher habe ich diese Bücher sehr gerne gelesen. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Vor allem die Geschichten um das Erdschiff Giganto haben mich fasziniert, denn so etwas gab es damals noch nicht. Schade fand ich nur, dass Monitor nicht weitergeführt wurde. Giganto wurde damals sehr gut abgeschlossen. Alle Rätsel wurden gelöst soweit ich mich erinnern kann. Gab es nicht auch Hörspiele zu Monitor? Ich glaube zu wissen dass ich da irgendwelche Hörspiele im Besitz hatte.

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