SF-Rückblick Folge 2: Raumschiff MONITOR im Orbit - Die Jugend-SF des Rolf Ulrici im Franz-Schneider-Verlag
Folge 2
Raumschiff MONITOR im Orbit
Die Jugend-SF des Rolf Ulrici im Franz-Schneider-Verlag
Er schrieb aber auch Mädchenbücher. (Damals waren Jugend-Bücher typischerweise gender-getrennt).
Dazu gehört (neben der Giganto-Erdschiff-Reihe, die hier nicht thematisiert wird) von einigen Einzelabenteuern abgesehen die Raumschiff MONITOR-Reihe. Hier wird beschrieben, wie eine Kindergruppe im Auftrag von Professor Charivari* ein Raumschiff, dass von ihm erfunden worden war, in den Orbit bringen muss, um das Schwesterschiff METEOR zu verfolgen, dass gestohlen worden war. Es handelt sich bei dieser Jugendgruppe um eine typische „5-Freunde-Clique“ mit handelndem Held, Superhirn, faulem Dicken (na ja, so ähnlich...) nettem Mädchen und Haustier. (Das klassische TKKG-Modell, das aus den Enid-Blyton-Büchern übernommen worden war...). Diese Gruppe muss sich im Orbit zurechtfinden, das Schiff also starten, steuern, in die Umlaufbahn bringen, das zu verfolgende Schiff ausmachen, in der Ortung behalten, bis zur Zielstation verfolgen usw.
Der Erzähltrick besteht für den Leser eben darin, dass die Jugendlichen allein an Bord sind, vom Professor bekommen sie nur über Sichtfunk beratende Unterstützung.Man muss sich als Leser also mit der Gruppe identifizieren, und ihre Handlungen nachvollziehen.
Der Autor hatte sich hier ganz richtig mit der Orbitalmechanik auseinandergesetzt und diese dem Leser spielend beigebracht (wie ich später aufgrund meines Physik-Leistungskurses am Gymnasium logisch nachvollziehen konnte). Die Gesamthandlung verteilt sich auf mehrere Bände, denn naturgemäß ist die Schrift etwas größer, so dass sich der Text verteilen muss. Gut war, dass es am Ende der Bücher eine Art Techno-Glossar gab (ähnlich wie beim Perry-Rhodan-Computer), in dem die verwendeten Begriffe noch einmal konzentriert aufgelistet waren. Natürlich waren auch erfundene Maschinen des Professor Charivari mit dabei. Die Fiction mischte sich eben mit der echten Science, von der geringfügig einige Daten einflossen. Damals waren die Bände spannend zu lesen, die Handlung wirkte interessant für ein Jugendbuch, denn die SF war hierzulande noch nicht soweit entwickelt auf dem Buchmarkt, eher im Heftebereich (hinzu kam, dass das Mädchen in der Handlung Tati hieß...meine damalige Freundin Tatjana, abgekürzt ebenso...das stärkte den Identifikationsmechanismus).
Natürlich gab es bereits die PR-Leihbücher bei Balowa, ebenso die Boje-Reihe „Weltraumabenteuer“ die demnächst vorgestellt wird. Aber die Schneider-Buchreihe war für eine SF-Serie schon außergewöhnlich, denn man fand noch recht wenig dazu auf dem deutschen Jugendbuchmarkt. (Etwas später kam dann die Franciskowskische Commander-Perkins-Serie dazu). Für ein Alter zwischen 10-14 waren die Bände also damals durchaus zu empfehlen. Ich selbst würde sie, in einer schnellen Stunde, auch heute noch einmal durchlesen. Viele Grundegriffe sind aber im heutigen Star-Trek/Star-Wars-Zeitalter zu bodenständig. Deshalb werden heutige Jugendliche, die ja anders sozialisiert sind, mit den Erzählungen wohl eher wenig anfangen können. Dennoch rate ich jedem Leser, auch im Alter von 12-14, sich darauf einmal einzulassen,auch wenn die geschilderten Handlungen heute eher bieder wirken, sollte er über E-Bay, amazon oder sonstwie billig an diese Bücher kommen...
Raumschiff Monitor
[1] das Durcheinander, Wirrwarr, Gewirr, Mischmasch
[2] die Katzenmusik, die (lärmende) Veranstaltung
[3] der (französische) Polterabend bei einer Wiederverheiratung
[4] Gastronomie: der (französische) Kartoffelsalat
über das provenzalisch-französische charivari aus dem mittellateinischen: caribaria = Durcheinander, vom griechisch karābaría = Kopfschwere, Kopfschmerz, Verrücktheit, Katzenmusik
© by H. Döring 2016
Kommentare
Das mit der Gendertrennung scheint sich inzwischen erledigt zu haben, die Jubiläumsausgabe von Monitor sieht sehr... "pink" aus:
www.amazon.de/Geheimer-Start-mit-Monitor-Jubil%C3%A4umsausgabe/dp/3505132780