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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Invasion der Bestien

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherInvasion der Bestien

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Invasion der BestienInasion der Bestien
von Richard Curtis
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 30
Übersetzt von Elisabeth Simon
Juni 1977

Der Roman:
In dem kleinen Nest Fly Creek an der Küste von Georgia wird der kleine Roger Grimes bei der Beerdigung seiner Mutter traumatisiert. Als der Pastor von den Würmern spricht, dreht er durch. Dummerweise züchtet sein Vater Würmer für die Angler. Als er ihr Wachstum mit Starkstrom beeinflussen will, verbeißt sich eins der Viecher in Rogers Daumen.

Ein paar Jahre später ist Roger ein komischer Bursche. Das findet auch Geri Sanders, die mit ihm aufwuchs. Manchmal macht er ihr sogar Angst. Die hübsche Geri lebt mit ihrer Schwester Alma bei ihrer Mutter und führt einen Trödelladen. Gerade hat ein schlimmer Sturm die Gegend heimgesucht; der Strom ist ausgefallen, dabei jagen die gekappten Kabel noch immer Elektrizität in den Boden. Was die Würmer zu mörderischen Fleischfressern macht.

Ausgerechnet jetzt kommt der junge Mick, Geris Schwarm, aus New York zu Besuch. Der Anwaltsgehilfe ist über das Kaff erstaunt, ist es doch was rustikaler als angenommen. Den Wurm im Milchshake im Diner findet er eher eklig. Beim Spaziergang stoßen die jungen Leute auf ein Skelett. Entsetzt verständigen sie den Sheriff. Der ist gar nicht begeistert, als die Knochen plötzlich verschwunden sind, und hält Mick für einen Unruhestifter. Das Pärchen verdächtigt Roger, die Knochen gestohlen zu haben, und will ihn ausspionieren.

Beim Angelausflug mit Roger wird Mick dann auch noch von einem Wurm gebissen. Da hat er seinen Vorwand, sich abzusetzen und Rogers Auto zu durchsuchen. Er lässt Geri allein mit Roger im Boot. Der eifersüchtige Roger fällt über Geri her. Beim Gerangel wird die Kiste mit den Köderwürmern umgeworfen. Roger stürzt, und die Biester fressen sich in sein Gesicht. Die hysterische Geri flieht nach Hause.

Tatsächlich finden Mick und Alma, die sich an ihn dranhängt, den Totenschädel auf Rogers Auto. Später fahren Geri und Mick zur Farm der Grimes. Dabei bemerken sie nicht, dass Roger sie verfolgt. Die Würmer haben sich in sein Gehirn gefressen und ihn zu einer Art Zombie gemacht.

Mick findet den alten Grimes tot auf, der gerade von Würmern gefressen wird. Aber der Sheriff glaubt ihm nicht. Beim Essen bei den Sanders kracht ein umstürzender Baum ins Haus. Die Würmer haben ihn entwurzelt. Mick kann die aggressive Wurmmasse mit Benzin abfackeln. Dann will er Bretter holen, um das Loch in der Wand abzudichten.

Die Frauen bleiben allein im Haus zurück. Alma stellt die Dusche an, aber es kommt kein Wasser. Sie lässt den Hahn offen und bemerkt, nicht, dass die Würmer durch die Leitung kommen und die Wanne füllen.

Auf dem Rückweg wird Mick von dem verrückten Roger angegriffen, dessen Gesicht eine Wurmmasse ist, und bewusstlos geschlagen. Alma macht die Badezimmertür auf und wird unter hungrigen Würmern begraben. Die Mutter ist als Nächste dran. Geri wird von Wurm-Roger überwältigt.

Der Sheriff treibt es mit seiner Geliebten in einer Zelle, beide werden zum Wurmopfer, genau wie die Gäste des Diners. Mick stürmt das Sandershaus mit einer Fackel und kämpft sich bis zum Speicher vor, wo ihn der wartende Roger angreift. Mick kann ihn in die Würmer werfen und die unversehrte Geri von ihren Fesseln befreien. Sie retten sich auf einen Baum.

Am Morgen finden sie die tote Mrs. Sanders, aber Alma hat sich wie durch ein Wunder retten können. Die Stromleitung ist repariert, die Würmer sind wieder friedlich.

Bewertung:
"Squirm – Invasion der Bestien" (Squirm) ist einer jener Ökohorrorfilme aus den 70ern, in denen ahnungslose Menschen von allem von Ameisen bis zu Fröschen angeknabbert werden. "Squirm" gilt bei der Kritik größtenteils als Low Budget-Trash, was nicht zuletzt an dem schleppenden Tempo, den mauen Dialogen, der mangelnden Logik und den eher bescheidenen Leistungen der Jungdarsteller liegt. Trotzdem kann der Hauptdarsteller Don Scardino auf eine beachtliche Karriere als Schauspieler, Produzent und Regisseur in allen Genren von "Law & Order" bis zu "Two Broke Girls" zurückblicken.

Die Wurmmassen sehen meistens wie Spaghetti aus und die Bilder einzelner Würmer dürften lediglich Wurmphobikern den Schweiß auf die Stirn treiben, abgesehen von einer oder zwei Ekelszenen gibt es keine wirklich großen Schauwerte. Hat trotzdem gereicht, dass die Videoausgabe auf dem deutschen Index landete. Die übliche idiotische Geschichte.

Der Roman ist da wesentlich blutiger. Die Umsetzung hält sich ziemlich genau an das Drehbuch von Jeff Lieberman. Die Geschichte des armen Rogers ist allerdings durch einen langen Prolog besser ausgearbeitet als im Film. Das rettet den Roman aber auch nicht vor ziemlicher Langeweile, da das Wurmmassaker erst im letzten Drittel geschieht. Bis dahin ist die Geschichte recht öde, und der ständige Perspektivewechsel des Autors ist besonders nervig.

Wie meistens bei den Dämonenkiller-Übersetzungen ist das gekürzt. Die Wurmfraß-Szenen sind entschärft, aber das ist vor allem auf Länge gekürzt. Zum Beispiel sind von den 13 Seiten des Prologs in der deutschen Ausgabe noch 6 übrig. Die lange und breite Erklärung, dass sich Würmer (angeblich) vor Licht fürchten, wird auf einen mickrigen Satz reduziert, was besonders ärgerlich ist, da der Autor sich da große Mühe gegeben hat, ein paar besonders schwache Elemente des Films auf eine glaubwürdigere Basis zu stellen. Auf der Leinwand verjagen die Helden die Würmer allen Ernstes mit Kerzenschein, was zu unfreiwilliger Komik Anlass gibt. Und da die Übersetzung die Bedeutung dieser Erklärung unterschlägt, wirkt es im Buch am Ende genauso dämlich.

Und wie immer bei Pabels Filmbüchern wird der Film mit keinem Wort erwähnt. (Edit: Was so nicht ganz richtig ist, wo mich Thomas Mühlbauer dankenswerterweise darauf hinwies. Ganz unten auf dem Klappentext steht: Der Roman zum Film. Ich sollte ihn wirklich mal lesen.) Obwohl, um fair zu sein, wer das Kleingedruckte im Impressum liest, findet die (damals) mysteriöse Angabe, dass das Copyright bei American International Pictures und Ace Books Novelisation liegt.

Aber auch wenn sich das Original streckenweise deutlicher besser liest als die Übersetzung und zumindest in England mit mindestens 7 Auflagen ziemlich erfolgreich war, bleibt die Geschichte letztlich so mittelmäßig wie auf der Leinwand. Da gibt es doch knackigeren Tierhorror.

Amok – King of LegendLife on Mars
Hier punktet der Roman vor dem Film. Der Prolog spielt 1960 – was die deutsche Ausgabe auch unterschlägt -, Geris Duschszenen sind detailreicher geschildert als auf der Leinwand zu sehen, genau wie das Schäferstündchen des Sheriffs. Ansonsten ist das beschauliche Leben in der amerikanischen Provinz ganz gut eingefangen, auch wenn in dieser Hinsicht der Film zumindest das besser rüberbringt.

Das Titelbild
Wieder ein Lutohin, der wenig mit dem Inhalt zu tun hat und offensichtlich von Filmen wie "Mystery of the Wax Museum" oder "The Abominable Dr. Phibes" inspiriert wurde. Wenn man blinzelt, glaubt man Vincent Price zu erkennen.

Das Original
Squirm
by Richard Curtis
157 Seiten
Ace Books 1976

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Toni 2016-04-14 16:38
Sieht nach dem portugiesischen Tausendfüßler aus, obwohl der eher kleiner ist. Eine gar schreckliche Bestie :lol: . In einigen Ländern sind solche Sachen Leckerbissen und wer gerne Salat mag, hat sie bestimmt schon probiert.
#2 Ringo Hienstorfer 2016-04-14 19:16
Squirm – Invasion der Bestien

Der Roman zum Film.

Ich denke, den kennen die wenigsten hier.
Oder nicht?
Es handelt sich um einen sehr, sehr, sehr, ... trashigen Streifen aus den Siebzigern, der ganz kurz in den Kinos lief und dann wieder in der Versenkung verschwand.
Zu Recht, denn es handelt sich um den haarsträubenden Versuch auf der damaligen Erfolgswelle der Tierhorrorfilme mitzuschwimmen.
Großes Glück war dem Filmemacher damit aber nicht beschieden, denn der Film war zwar (für die Zeit des Erscheinens) recht originell, aber auch gleichzeitig äußerst ekelhaft. Die Schauspieler gehörten übrigens auch nicht gerade zur damaligen Elite.
Der Roman wurde von Richard Curtis basierend auf dem Film geschrieben, also im Nachhinein. Und der macht – im Gegensatz zum Film - wirklich Laune. Zwar handelt es sich um haarsträubenden und völlig unlogischen Blödsinn, der wurde aber durchaus gekonnt zu Papier gebracht. Obwohl in der ersten Hälfte nicht wirklich viel passiert, wird der Roman dennoch nicht langweilig.
Zum Schluß überschlagen sich die Ereignisse zwar sehr, aber das liegt wohl eher an den Kürzungen, die notwendig waren um die Story in knappe 145 Dämonenkiller-Taschenbuch-Seiten zu pressen.
Besonders Spaß macht die Lektüre, wenn man zwischendurch immer wieder mal auf YouTube in den Film hineinschnuppert.
Essen sollte man aber nebenbei nicht gerade…
FaziT: Sinnfreie Lektüre für einen Abend wenn man sonst nichts anderes zu lesen hat.
#3 Laurin 2016-04-15 22:05
Den Film kenne ich faktisch ja nur von höherem sagen, habe ihn aber nie gesehen und die DÄMONENKILLER-TBs kannte ich von damals überhaupt nicht. Aber zumindest schön, hier mal einen etwas tieferen Einblick zu bekommen. :-)
Da gebe ich auch gerne zu, dass mich die Einblicke in die TBs am meisten interessieren, die mit der gleichnamigen Heftromanserie eigentlich überhaupt nichts zu tun haben.

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