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Flaggschiffe, Flottenkadetten und Flops Folge 15: Luftpiraten und Legionäre

  Mini- und Subserien bei Terra und UtopiaFlaggschiffe, Flottenkadetten und Flops
Folge 15:
Luftpiraten und Legionäre
Klassische Space Opera-Serien von
John W. Campbell jr., Jack Williamson und George O. Smith

Von den Fünfzigern bis in die Achtziger hinein gab es SF auch in zahlreichen Reihen. Herausragend dabei die ›Marken‹ »Utopia« und »Terra«. Für viele der erste Kontakt mit der Science Fiction bzw. dem ›utopischen Roman‹.

In diesen Reihen erschienen zahlreiche Sub- und Miniserien. Diese werden in den kommenden Wochen einmal etwas genauer betrachtet ...

Die tote SonneIn den Utopia Zukunftsromanen erschienen Titel, die im Original in einer anderen Sprache erschienen waren, ab Beginn der Auslaufphase von „Jim Parker“. Bis inklusive Band Nr. 113 hatten die Hefte nur 48 Seiten (ohne Umschlag gerechnet). Deshalb kann man nach heutigem Verständnis nicht von Romanen sprechen, sondern bestenfalls von längeren Kurzgeschichten. Da waren zum Beispiel drei Stories von John W. Campbell jr. (1910 -1971) aus seinem „Arcot, Wade und Morey“-Zyklus in den Utopia-Bänden 82, 84 und 85, die später zum Episodenroman „Die tote Sonne“ vereinigt wurden. Zwei weitere Romane aus diesem Zyklus, „Kosmische Kreuzfahrt“ und „Invasion aus der Unendlichkeit“, erschienen bei Terra und Heyne. Es geht in der ersten Erzählung um den Kampf gegen einen Luftpiraten, der die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Es stellt sich heraus, dass es sich bei ihm um einen begabten Wissenschaftler und Erfinder handelt, der aber an einer Geisteskrankheit leidet. Diese kann geheilt werden und er wird dann Teil des Teams, das sich aufmacht, das Universum zu erforschen. John W. Campbell jr. ist heutzutage vor allem als Herausgeber des amerikanischen SF-Magazins „Astounding Stories“, später umbenannt in „Analog“, bekannt. In diesem Magazin gelang es ihm, eine Reihe erstklassiger Autoren zu versammeln und mit ihnen das „Goldene Zeitalter der Science Fiction“ einzuleiten. Klassiker wie z. B. Isaac Asimov mit seiner Foundation-Serie und Frank Herbert mit dem „Wüstenplaneten“ wurden unter Campbells Fittichen produziert. Weniger bekannt ist, dass Campbell vor und in der ersten Zeit seiner Herausgebertätigkeit auch als Autor von Super Science-Geschichten hervortrat, mit denen er E. E. Smith mit seinen „Lensmen“ durchaus Konkurrenz machte und damit einer der Ahnherren der Space Opera wurde.

Das unglaubliche SystemAußer der „Arcot, Wade und Morey“-Serie schrieb Campbell einen noch bombastischeren Zweiteiler um den auf dem Jupiter geborenen Aarn Munro und seine Freunde von der Erde Russ Spencer und Don Carlisle. „Das unglaubliche System“, der chronologisch früher spielende Roman, kam in Deutsch als Leihbuch und als Terra-Heft heraus. In ihm wird geschildert, wie die drei Freunde mit ihrem Forschungsraumschiff „Sunbeam“, in das drei epochemachende Erfindungen, nämlich der Antigravitator, der Transponstrahl und das Impulsstrahlentriebwerk eingebaut wurden, ins All aufbrechen. Bei der Jungfernfahrt werden sie durch die ungeheuren Kräfte, die bei der Kollision mit einem Asteroiden entfesselt werden, in den fünfdimensionalen Raum gerissen und landen in einem anderen Universum mit Sternen riesigen Ausmaßes. Dort stoßen sie auf die Tefflaner und Magyaner, zwei sich bekriegende Rassen, wobei die Magyaner so menschenähnlich sind, dass der Verdacht nahe liegt, dass sie von Menschen abstammen, die bereits in früheren Zeiten ins andere Universum gekommen sind. Aarn Munro und seine Mannschaft entscheiden den Krieg zugunsten der Magyaner, die vom versunkenen Erdkontinent Mu stammen und bereiten sich auf die Rückkehr ins heimatliche Universum vor.

Der unglaublichre PlanetDie Fortsetzung, „Der unglaubliche Planet“, der aus drei Erzählungen besteht, welche ursprünglich für „Astounding“ geschrieben worden waren, kam in Deutschland bereits 1952 in der legendären Reihe der Rauchs Weltraum-Bücher heraus und wurde im Utopia-Großband in zwei Bänden gekürzt nachgedruckt. Die Freunde landen bei der Rückkehr ins heimatliche Universum nicht in unserem Sonnensystem, sondern in einem unbekannten Sektor der Galaxis und machen sich auf die Suche nach vertrauten Sternkonstellationen, um einen Heimweg zu finden. Bei der Untersuchung eines Sonnensystems mit mehreren Planeten entdecken sie einen Planeten mit einer seltsamen Bahn und landen auf ihm. Sie stoßen auf Ruinen und dann auf menschenähnliche Intelligenzen, die mit ihnen telepathisch Kontakt aufnehmen. Karshan, ein Wissenschaftler des Planeten Myria, erzählt ihnen die Geschichte ihres Heimatplaneten. Myria wurde durch eine sich ihrem heimatlichen Sonnensystem nähernde fremde Sonne aus der Bahn gerissen und zum sonnenlosen Planeten. Als es zu kalt für Leben wurde, ging die Bevölkerung in einen Tiefschlaf, aus der nur mehr wenige Tausend Myrianer erwachten, als sich der Planet wieder einer Sonne näherte. Der Verlust des ursprünglichen Sonnensysstems passierte vor mehr als 400 Milliarden Jahren, und so alt sind auch Karshan und seine überlebenden Landsleute! Aarn und seine Freunde helfen den Myrianern dabei, Aggregate zu bauen, mit denen sie ihre Heimat in einen stabilen Orbit um ihre neue Sonne bringen können und starten wieder ins All hinaus auf ihrer Suche nach der Heimat Erde. Dabei entdecken sie überraschenderweise ein Planetensystem, das zu einem riesigen Pulsar gehört, und geraten in den Krieg zwischen den echsenförmigen Seeset und den menschlichen Tornanern. Weil sich ihre Sonne in eine Nova zu verwandelt droht, wollen sich die Seeset auf Cornal, dem Planeten der Tornaner niederlassen, der viel weiter außen im Sonnensystem liegt und deswegen die sich anbahnende Katastrophe überstehen kann. Die Erdmenschen greifen wieder einmal in einen Krieg zugunsten der ihnen ähnlichen Intelligenzen ein, indem sie die Nova vorzeitig auslösen und so ein intelligentes Volk zum Untergang verurteilen. Das andere kann aber durch die technologische Hilfe der Menschen bei der Kühlung ihres Planeten die Katastrophe überleben. Mit dem auf Cornal erbauten neuen Schiff „Nova“ gelingt ihnen die Rückkehr zur Erde, denn die „Sunbeam“ hat den Krieg mit den Seeset nicht überstanden.

Der unglaubliche PlanetJahrtausende vor diesen Ereignissen macht sich ein Raumschiff von Zentauren, deren Heimatwelt ebenfalls von einer kosmischen Katastrophe bedroht ist, auf die interstellare Suche nach einer neuen Heimat. Nach einem Meteorschaden müssen sie auf der Erde in der Region, aus der einmal Griechenland werden sollte, notlanden. Sie bauen mit Hilfe der Einheimischen, die sie versklaven, ein winziges unbemanntes Kurierschiff, das tatsächlich die Heimat quer über die Milchstraße erreicht. Die Botschaft mit dem Hilferuf geht aber im Chaos der Übersiedlung zu einem anderen Sonnensystem verloren, wo sich zwei Planeten befinden, die für die Zentauren angenehme Lebensbedingungen bieten. Die Botschaft der Schiffbrüchigen sollte erst mehr als zweitausend Jahre später von Forschern wiederentdeckt werden. In Griechenland wird das Volk der Zentauren nach seinem Aussterben ein Teil der Mythologie der Einheimischen.

Der unglaublichre PlanetAarn Munro und seine Freunde widmen sich einige Zeit nach ihrer glücklichen Heimkehr neuen Erfindungen, ehe sie zu einer erneuten Reise zu den Magyanern aufbrechen. Als sie von Magya zusammen mit einem zweiten Schiff voll magyanischer Wissenschaftler, die die Heimat ihrer Vorfahren besuchen wollen, im heimatlichen Sonnensystem ankommen, werden sie überraschenderweise unter Feuer genommen. Es handelt sich um das Expeditionskorps der Zentauren, die das Sonnensystem als neuen Lebensraum in Besitz nehmen wollen, weil ihre beiden eigenen Planeten mittlerweile überbevölkert sind. Die Mannschaft der Nova putzt mit Hilfe der Magyaner, die weitere Schiffe zur Unterstützung aus ihrer Heimat herbeiholen, die Angreifer samt ihrem Stützpunkt auf dem Pluto weg. Auch erneute Angriffe der Zentauren, die auch das System von Magya erfassen, werden zurückgeschlagen. Aarn Munro sucht das Sonnensystem der Zentauren auf und bringt den Frieden, indem er für die Zentauren Planeten erschafft, die sie besiedeln können, und damit einen Ausweg für ihren Bevölkerungsdruck erzeugt.

Campbell selbst sah Jahrzehnte später diese Erzählungen so:

„Diese frühen Science Fiction-Erzählungen erforschten das Universum und revolutionierten die Technik, sie waren Sondierungen, Spekulationen darüber, wohin wir steuern und welche Möglichkeiten sich uns auftun konnten. Sie hatten einen Elan und eine Reichweite, eine Unbekümmertheit und einen Überschwang, der einmalig gewesen ist. Und sie machten Spaß...“

zitiert aus: John W. Campbell, Einleitung zu : Die tote Sonne, Heyne SF 3458, 1975

Allerdings kann nicht verschwiegen werden, dass diese Werke heute nur mehr sehr schwer lesbar sind. Bei aller bombastischen Technik mit überlichtschnellen Raumschiffen und Sprüngen zwischen den Universen, Kriegen mit verschiedenen Fremdspezies, die durch Superwaffen gewonnen werden, bleibt die Charakterisierung der handelnden Personen blass. Geschichten auf diesem Niveau hätte Campbell auf dem Höhepunkt seiner Herausgebertätigkeit von „Astounding“ sicher nicht mehr drucken lassen. Der "Unglaubliche Planet" war übrigens, bereits als er eingereicht wurde, vom damaligen Herausgeber (dessen Nachfolger Campbell dann wurde!) abgelehnt worden und erst 1949 in Buchform erschienen. Man muss aber auch einräumen, dass Campbell selbst bald mit diesen eigenen Geschichten, die er als etwa Zwanzigjähriger verfasst hatte, nicht mehr zufrieden war. Unter dem Pseudonym „Don A. Stuart“ verfasste er dann eine Reihe von stimmungsvollen Erzählungen mit anderen inhaltlichen Schwerpunkten, bevor er auch diese „zweite“ Schriftstellerkarriere zugunsten seiner Herausgebertätigkeit einstellte.

Durchaus kritisch betrachtete Isaac Asimov die Werke seines großen Förderers Campbell:

Das Universum Campbells ist ein Universum der Gewalt. Alle intelligenten Rassen (die Menschheit eingeschlossen) sind gewalttätig; sie kennen nur eine Form der Begegnung: den Krieg ... Aber es sind seltsam blutleere Kriege. Die Kämpfenden bleiben gesichtslos, wir erfahren nichts über ihre Gefühle, ihren Triumph, wenn sie siegen, ihr Leid, wenn sie unterliegen …

zitiert aus: Isaac Asimov, Klappentext zu: John W. Campbell: Invasion aus der Unendlichkeit, Heyne SF 3453, 1975

Der unglaublichre PlanetDer dritte der drei Musketiere der Space Opera neben E. E. Smith und John W. Campbell jr. ist Edmond Hamilton, den wir bereits bei der Besprechung von Captain Future in Folge 4 vorgestellt haben. Und wie die drei Musketiere von Alexandre Dumas mit d'Artagnan noch einen vierten Kollegen bekommen haben, so darf in der Runde der Space Opera-Klassiker Jack Williamson (1908 – 2006) nicht fehlen. Seine berühmte Serie um die „Weltraumlegion“ hat nämlich mit den drei Helden John Star, Jay Kalaam und Hal Samdu tatsächlich die Musketiere zum literarischen Vorbild, ergänzt durch eine Anleihe bei William Shakespeare mit dem Falstaff-Klon Giles Habibula, dem weinerlich auftretenden Schlemmer, der aber jedes noch so komplizierte Schloss öffnen kann und in kritischen Situationen immer wieder zeigt, was wirklich in ihm steckt.

Die Weltraumlegion wurde als Polizeieinheit des Solaren Systems gegründet, nachdem die Dynastie des „Purpurnen Saals“, die lange Zeit diktatorisch geherrscht hatte, gestürzt worden waren. Die Überwindung der Diktatur war nur durch die Anwendung der Geheimwaffe AKKA möglich. AKKA lässt ohne Abwehrmöglichkeit Materie aus dem Universum spurlos verschwinden. Das Geheimnis von AKKA wird innerhalb einer Dynastie von Mutter zu Tochter weitergegeben. Eine der Hauptaufgaben der Legion als "Wächter des Alls" ist es, die Hüterin von AKKA zu beschützen. Der junge Absolvent der Legionsakademie John Ulnar, der verwandtschaftliche Beziehungen zu den gestürzten Purpurnen hat, aber ein glühender Anhänger der Legion ist, wird der Leibgarde Aladoree Anthars zugeteilt, der Hüterin von AKKA. Als Aladoree von einem riesigen Raumschiff gekidnappt wird, folgen ihr John und seine drei Kameraden in das Sonnensystem von Barnards Pfeilstern, wo sie Schiffbruch erleiden. Sie kämpfen sich durch die alptraumhafte Wildnis in die schwarze Stadt zur Zitadelle der Medusen, der einheimischen Spezies des Planeten. Die Medusen wollen von ihrem alten Heimatplaneten entfliehen, weil dieser in seine Sonne zu stürzen droht. John und seine Kameraden retten Aladoree und kehren zu einer verwüsteten Erde zurück, die bereits eine Invasion der Medusen hinnehmen mussten. Die Medusen hatten menschliche Verbündete in den entthronten Purpurnen unter ihrem Anführer, Johns Onkel Adam, der den Thron zurückgewinnen wollte. Adam Ulnar erkennt, dass ihn die Medusen verraten haben und die ganze Menschheit auslöschen wollen, bereut sein Verbrechen, hilft den Kameraden und kommt dabei um. John, Aladoree und ihre Kameraden bauen AKKA zusammen und pusten die Medusen aus dem Universum, wobei auch der Mond als Kollateralschaden vernichtet wird. John und Aladoree werden ein Paar. Der „Grüne Saal“, die demokratische Versammlung der freien Menschheit, verleiht John den Ehrennamen „John Star“. Der Zusammenbau der Wunderwaffe AKKA erweckt eher den Eindruck einer spielerischen Betätigung in der Bastlerwerkstatt im Keller als den einer extrem fortgeschrittenen Technologie:

„Kannst du den Bau der Waffe vollenden?“ fragte er, und die Stimme des Legionärs erklang wieder in dem für ihn so typischen, gelassenen Ernst. „Rasch? Bevor sie da sind?“ „Ja, Jay“, sagte sie ebenso ruhig. „Wenn wir ein Stück Eisen auftreiben können...“ John Star holte die kleine und zerbrochene Antriebswelle des Motors hervor. Sie nahm das Teil entgegen und überprüfte es mit flinken Fingern. „Ja, John. Das reicht aus.“ Aladoree konzentrierte sich ganz auf die Waffe. Es war eine winzige und unscheinbare Vorrichtung. Sie machte einen sehr schlichten und provisorischen und völlig unnützen Eindruck. Die junge Frau hatte die Einzelteile der Apparatur an einem schmalen Stück Holz befestigt, das auf einem improvisierten Dreibein angebracht worden war, so daß man es ausrichten und damit zielen konnte. Im wesentlichen bestand die Apparatur aus zwei Metallscheiben, die mit Löchern versehen waren, so daß man, richtete man sie entsprechend aus, durch beide hindurchblicken konnte. Verbunden waren sie mit einer Drahtspirale. Außerdem gab es da noch den kleinen Eisenstab. Eine der beiden Metallscheiben und auch der Stab waren so angebracht, daß beide Teile in kleinen Rinnen bewegt und mittels winziger Schrauben eingestellt werden konnten. Als letztes dann noch eine improvisierte Taste – vielleicht um einen Stromkreis zu schließen, an den die hintere der beiden Scheiben angeschlossen war, auch wenn es keine Elektrizität gab. Das war alles.

zitiert aus: Jack Williamson, Wächter des Alls, Moewig SF 3643, 1984

Und damit entfernt man rückstandslos ganze Raumflotten aus dem All? Auch wenn der Roman als einer der Klassiker der Space Opera gesehen wird, das könnte man heute niemand mehr verkaufen.

Der unglaublichre PlanetEin riesiger grüner Komet, zwölf Millionen Meilen lang und mit der tausendfachen Masse der Erde, nähert sich dem Sonnensystem. Nur ein von interstellarer Materie verschmutzter Schneeball? Nein, es handelt sich um einen Schwarm von asteroidenähnlichen Himmelskörpern, der von von unterschiedlichen fremden Intelligenzen bewohnt ist, Sklavenvölker der Herrscher, darunter auch Menschen, die von einem gefangenen Raumschiff abstammen. Zweifellos ist der Schwarm in der Perry Rhodan-Serie ein geistiger Abkömmling des grünen Kometen. Die herrschenden Kometier sind Wesen, die den materiellen Körper aufgegeben haben und ihren Geist in Gebilde aus Energie übertragen und damit Unsterblichkeit erlangt haben. Sie gieren nach den Emotionen und Empfindungen, die sie verloren haben. Als eine Art Vampire entziehen sie diese ihren Opfern samt ihrer Lebenskraft und dem Großteil ihrer Materie. Die Kometier nehmen erste feindliche Aktionen gegen die Erdzivilisation auf. Bob Star, Johns Sohn, wird als Nachfolger von Aladoree als Hüter von AKKA auserwählt. Er fliegt auf den Neptun, wo Stephen Orco, der gefährlichste Mann des Sonnensystems in einem Gefängnis der Legion sitzt und von dessen Existenz die Kometier bereits Kenntnis haben. Orco, ein hochintelligenter Mann ohne irgendwelche moralischen Hemmungen, hatte als höhersemestriger Student Bob während seiner Zeit in der Akademie aus Eifersucht auf seine Herkunft einer grausamen Folter unterzogen. Orco selbst war als im Weltraum in einer Kapsel treibendes Findelkind von einem Millionär gefunden und adoptiert worden. Als Offizier der Legion hatte er eine Revolte gegen den Grünen Saal angezettelt, eine Gegenwaffe gegen AKKA gefunden, war aber besiegt und eingesperrt worden. Der auf Neptun gefangene Orco wird bei einem Überfall der Kometier auf das Gefängnis von ihnen mitgenommen. Bob fliegt mit seinen Kameraden zum Kometen und landet auf einem Asteroiden. Dort trifft er auf ein Mädchen, das teleportieren kann, Kay Nymide, die von den Menschen abstammt, die vor langem im Kometen versklavt worden waren. Die Legionäre erreichen den zentralen Himmelskörper des Kometen vor und finden dort Stephen Orco, der zum Kometier und Berater des Herrschers geworden ist. Es stellt sich heraus, dass Orco ein synthetisches Wesen ist, das von seinem menschlichen Schöpfer ausgesetzt worden war, weil dieser erkannt hatte, welch bösartiges Geschöpf er geschaffen hatte. Habibula kann einen Safe knacken, in dem die Waffe verwahrt ist, die die Kometier vernichten kann, und übergibt sie Bob, der die Waffe auslöst und alle Kometier auf einen Schlag auslöscht. Dadurch werden alle im Kometen gefangenen Völker befreit, Bob und Kay werden ein Paar.

Der unglaublichre PlanetIm dritten Band kämpfen die Legionäre gegen den Basilisk, einen Verbrecher, der Gerate hat, die es ihm ermöglichen, überall und nirgends zu sein, zu morden und zu rauben, wie es ihm beliebt, und die Schuld jemand anderen in die Schuhe zu schieben. Er hat einen unversöhnlichen Hass gegen den Grünen Saal und will die Herrschaft des Purpurnen Saals wiederaufrichten. Als Basis dient ihm ein Planet siebzig Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt, von wo er mit seiner gestohlenen Materietransmittertechnologie seine Aktionen startet. Chan Derron, ein Offizier der Legion, wird abkommandiert, um einen Wissenschaftler zu bewachen, der eine gefährliche Waffe entwickelt hatte. Bei einem Überfall ermordet der Basilisk den Wissenschaftler und seinen Assistenten und täuscht mit seiner überlegenen Technik vor, dass Derron selber diesen ermordet und seine Erfindung weggeschafft hat. Derron wird zum Tod verurteilt, aber zu lebenslänglichem Straflager begnadigt, von wo er flieht und die Suche nach dem Basilisken aufnimmt. Es bleibt ihm vorbehalten, dem von ganzen Sonnensystem gesuchten Sträfling, der selbst für den Basilik gehalten wird, als „Einer gegen die Legion“ den wahren Schuldigen zu stellen und schließlich unschädlich zu machen.

Der unglaublichre PlanetDie ursprünglichen drei Legion-Romane erschienen in Fortsetzungen zwischen 1934 und 1939 im Magazin „Astounding“. In den sechziger Jahren gab es mit „Nowhere Near“ (auf Deutsch im dritten Band der Moewig-Gesamtausgabe erschienen) eine Kurzgeschichte, und 1983 legte Williamson fast fünfzig Jahre nach seiner ersten Legions-Geschichte mit „Queen of the Legion“ noch den Abschlussband vor. Auf Deutsch erschienen die Legion-Romane verstreut ohne Serienkennzeichnung als Leihbücher sowie in Utopia Großband, Terra, Terra Extra und Terra Nova. Eine einheitliche Ausgabe kam erst in den achtziger Jahren in der Moewig SF heraus, ergänzt durch den vierten Band „Königin der Legion“, der nach der Auflösung der Legion spielt und als Protagonisten Jil Gyrel, welche die neue Bewahrerin AKKAs wird, und den alten Giles Habibula hat.

Der unglaublichre PlanetJack Williamson konnte in seinem fast hundertjährigen Leben auf eine der längsten Karrieren in der Science Fiction zurückblicken. Noch in Pionierzeiten mit geringfügiger Schulbildung aufgewachsen, entdeckte er als junger Bursche die bunten Pulp-Magazine und war besonders von den fantastischen Geschichten Abraham Merritts begeistert, den er am Anfang seiner Karriere auch imitierte. „The Metal Man“, seine erste eigene Geschichte, konnte er bereits mit zwanzig Jahren an „Amazing Stories“ verkaufen. Die „Legion“-Serie katapultierte ihn in die Spitze der Space Opera-Stars. Williamson entwickelte sich aber auch weiter. So brachte er mit „The Humanoids“ (auf Deutsch: Wing 4, auch: Die Humanoiden) ein anspruchsvolles Werk über das Verhältnis von Mensch und Roboter heraus, das in Deutschland zuerst als eines der vier berühmten „Rauchs Weltraum-Bücher“ herauskam. Interessant ist auch sein „Antimaterie“-Zweiteiler über Prospektoren im Asteroidengürtel, weil damit das Antimaterie-Thema erstmals in Form von zwei abenteuerlichen Romanen behandelt wurde. Auf Deutsch erschienen die beiden Romane im Utopia Großband und später bei Heyne. In den fünfziger Jahren machte Williamson auch noch seinen akademischen Abschluss samt Doktorat und lehrte später etliche Jahre an Universitäten.

EiDer unglaublichre Planetnige Werke entstanden in Zusammenarbeit mit befreundeten Kollegen, so half ihm James Gunn bei dem Roman „Brücke zwischen den Sternen“, wo Williamson eine Schreibblockade hatte, durch das Verfassen des Schlussteils aus. Mit seinem Freund und Kollegen Frederik Pohl verfasste Williamson zwei Trilogien. Die Jim Eden-Trilogie für Jugendliche hat als Handlungsort nicht die unendlichen Weiten des Weltraums, sondern die unerforschten Tiefen des Meeres. Auf Deutsch wurden die drei Romane gesammelt in der Utopia Classics-Taschenbuchreihe herausgebracht, vorher war nur jeweils ein Band als Utopia Großband und Terra Heft erschienen.

Der unglaublichre PlanetDie „Starchild“-Trilogie geht in der Thematik noch viel weiter. Die ersten beiden Bände handeln von der alles bestimmenden Maschine, einem Riesencomputer, der die Menschheit unter seiner Knute hält, sowie den „Riffen im All“ jenseits des Sonnensystems, die sich ähnlich wie die Riffe im Meer aus winzigen Lebewesen gebildet haben, allerdings von ganz anderer Art. Auf den Riffen haben sich auch Menschen niedergelassen, die der Diktatur der Maschine entflohen sind. Durch den Eingriff des geheimnisvollen „Sternengottes“ kann die Macht der Maschine gebrochen und die Menschheit befreit werden. Im dritten Band, der viel später spielt und nur lose mit den ersten beiden Bänden zusammenhängt, ist die Menschheit bereits in die Galaxien umspannende Gemeinschaft der intelligenten Lebewesen aufgenommen worden, deren mächtigste Mitglieder die lebenden, hyperintelligenten Sterne sind. Der Roman handelt von der Erschaffung eines „Outsider-Sterns“ durch einen fanatischen Wissenschaftler. Der intelligente Stern, der blitzschnell die Phasen des Erwachsenwerdens durchläuft, nimmt den Geist seines Schöpfers in sich auf. Dazu kommt eine unglückliche Liebe zwischen einem menschlichen Monitor und dem Mädchen Molly, das ihn zugunsten des durchgeknallten Wissenschaftlers verlassen hatte. Der Outsider vermeint, dass sie ihre Gefühle für den Wissenschaftler für ihn empfinden müsste, weil ihr Freund ein Teil von ihm geworden ist, während sie ihn als Monster ansieht. Er dreht durch und greift Almalik an, den obersten aller Sterne, der von vielen Intelligenzwesen wie ein Gott verehrt wird. Der Roman ließ mich komplett ratlos zurück. Aus dem höchst anspruchsvollen Thema mit einem Hintergrund aus theoretischer Physik und Metaphysik bzw. Religion wurde eine tollpatschige Liebesgeschichte mit wie Karikaturen agierenden Personen gemacht, die jeden „Sense of Wonder“ komplett vermissen lässt. Hat sich hier der Satiriker Pohl gegen den Romantiker Williamson komplett durchgesetzt, und steht der Name des Zweiten nur mit auf dem Titel, weil die ersten zwei Romane der Serie gemeinsam verfasst wurden? Wir werden es in diesem Leben nie mehr erfahren.

Der unglaublichre PlanetKosmologischer Hintergrund für die Serie ist die „Steady State-Theorie“ des britischen Astronomen Fred Hoyle, die ein Universum postuliert, das nicht expandiert und in dem im interstellaren Raum ständig neue Materie aus dem Nichts entsteht. Diese Theorie wird heute vom aktuellen Stand der Wissenschaft zwar abgelehnt, aber als Hintergrund für die Riffe ist sie doch faszinierend. Hoyle war übrigens auch als SF-Autor tätig. Berühmt wurde sein Roman „Die schwarze Wolke“ über ein Intelligenzwesen in Form einer interstellaren Wolke, welches sich wundert, dass Wesen wie die Menschen intelligent sein können.

Über diese Serien hinaus erschienen auch eine Menge von Einzelromanen, der letzte davon noch 2005, ein Jahr vor Jacks Tod. Williamson hat es in seinem Leben verstanden, sich über viele Jahrzehnte den sich ändernden Anforderungen anzupassen, ohne sich selbst untreu zu werden, und die Qualität seiner Werke zu steigern. Viele seiner Werke strahlen in ganz besonderer Weise den „Sense of Wonder“ aus, die aus seiner früheren Schaffensperiode mehr mit naivem Charme, aus der späteren Zeit mit nostalgischer Melancholie.

Der unglaublichre PlanetBei weitem nicht so bekannt wie sein Namensvetter E. E. Smith wurde George O. Smith (1911 – 1981). Genauer gesagt, er ist heute vergessen. Smith war gelernter Elektroingenieur und von den vierziger Jahren bis in die sechziger Jahre schriftstellerisch aktiv. Einige Werke von ihm erschienen auf Deutsch in den Utopia und Terra-Reihen sowie in der Heyne SF. Am bekanntesten wurde seine „Venus Equilateral-Serie“ von Kurzgeschichten, die in den vierziger Jahren in „Astounding“ und dann auf Deutsch zweimal herauskam, davon einmal in Terra Nova als Doppelband und später eine Komplettausgabe der Geschichten in drei Bänden im Terra Taschenbuch. Die Erzählungen kann man zwar nicht unbedingt als Space Opera klassifizieren. Als sehr technisch orientierte Super Science-Storys passten sie aber gut in das Magazin Astounding und neben die Geschichten von E. E. Smith und John W. Campbell. Es geht um die gigantische interplanetarische Funkstation „Relaisstation Venus“, einen ausgehöhlten Asteroiden, der mit einer Besatzung von 2700 Männer und Frauen der Nachrichtenverbindung zwischen Erde, Mars und Venus dient. Heute die Geschichten zu lesen ist für Nichttechniker schwierig, weil man sich als Beobachter in einer Werkstatt für Radiobastler wähnt:

Wes lockerte eine Schraube an der Hauptanode und rutschte sie um ein winziges Stückchen nach vorne. Er maß den Unterschied mit einer Schublehre und zog die Schraube wieder fest. Dann winkte er die Männer nach draußen. Wes schloß die luftdichte Tür und ließ durch ein eigens konstruiertes Ventil das Labor evakuieren. Das Instrumentenpaneel war außen angebracht, und er schaltete die Kathode ein. Wes blinzelte durch ein Teleskop, das in der Wand eingelassen war. „Sie ist aufgeheizt“, erklärte er ruhig und machte sich daran, sein Experiment zu überprüfen.

zitiert aus: George O. Smith, Relaisstation Venus, Terra Nova 29/30, 1968

Die Erzählungen sind aber wegen der SF-Anachronismen amüsant, denn es gibt auf der einen Seite Elektronenröhren, Lochstreifen, Fernschreiber und jede Menge von Telefonistinnen, anderseits geht die technische Entwicklung bis zum Materiesender, mit dem Güter und auch Lebewesen lichtschnell transportiert werden können und der zum Schluss die Relaisstation überflüssig machen wird. Diese Anachronismen sind für den Alterungsprozess von SF nach einigen Jahrzehnten typisch.

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Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2016-11-24 09:45
Danke für diesen sehr schönen und ausführlichen Artikel Die besprochenen Bücher befinden sich alle in meinem Besitz und ich schätze sie auch heute noch sehr, wie man sicher an meinem Avatar ablesen kann.Williamson ist m.E. derjenige der erwähnten Autoren, der am ausgefeiltesten schreiben konnte; auch seine inneren Darstellungen überzeugen...insgesamt war es eine sehr schöne, erfrischende Epoche großer Technologie-Fabulierungen und gigantomanischer Optimismen...die ich nicht missen möchte... ;-)
#2 Henry Stardreamer 2016-11-24 12:03
zitiere AARN MUNRO:
Danke für diesen sehr schönen und ausführlichen Artikel Die besprochenen Bücher befinden sich alle in meinem Besitz und ich schätze sie auch heute noch sehr, wie man sicher an meinem Avatar ablesen kann.Williamson ist m.E. derjenige der erwähnten Autoren, der am ausgefeiltesten schreiben konnte; auch seine inneren Darstellungen überzeugen...insgesamt war es eine sehr schöne, erfrischende Epoche großer Technologie-Fabulierungen und gigantomanischer Optimismen...die ich nicht missen möchte... ;-)

Aarn, danke für dein Lob! Ich war in deiner Schuld, denn ich hatte bei unserer Diskussion in Folge 2 den "Unglaublichen Planeten" für etwa Folge 7 avisiert. Nun ist es Folge 16 geworden, weil die Artikelserie weit über meine ursprüngliche Planung hinaus expandiert. Es werden jetzt insgesamt 27 Folgen. Die weitere Planung ist ab sofort vollständig in der Übersicht angegeben.
#3 Andreas Decker 2016-11-24 12:51
Zitat:
Deshalb kann man nach heutigem Verständnis nicht von Romanen sprechen, sondern bestenfalls von längeren Kurzgeschichten.
Das hat sich aber eigentlich nicht geändert. Das ist zwar ein schwammiges Gebiet - die Grenzen von 18000 bis zu 40000 Worten sind schon sehr weit gefasst - , aber sieht man sich den Hugo oder Nebula an, würden deutsche Hefte auch heute noch in die Längenkategorie der Novelle fallen. Erzählungen von der Länge eines PR-Heftes findet man durchaus öfters in Magazinen wie MF&SF oder Asimov's.

Den Todesstern in der Garage bauen zu können wünscht sich doch auch heute noch bestimmt jeder Elfjährige :lol: Insofern ist Williamson noch immer aktuell. Ich könnte es allerdings auch nicht mehr ernst nehmen.

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