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»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Das sechsfüßige Monster (Silber-Grusel-Krimi 274)

Schön war die Jugendzeit? -  Ausflüge in die RomanheftvergangenheitAusflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Das sechsfüßige Monster«
Silber-Grusel-Krimi 274 von Marcos Mongo (Wolfgang Rahn)

Drei Runden mit diesem Verlagspseudonym des Zauberkreisverlags hatte ich ja schon vorsorglich mal angekündigt und hier meldet sich mit Wolfgang Rahn ein anderer hochproduktiver Autor, der sich neben seiner Arbeit mit Horror-Romanheften auch viel „Kommissar X“, diversen Westernserien (u.a. „Lobo“ und „Ronco“) sowie Trucker-Romanen beschäftigte.


Eine schöne Bandbreite, aber zum Karrierebeginn im SGK blieb er erst einmal fleißig beim Pseudonym für die Einstiegsautoren, bevor er später seine ureigenste farbige Autorennennung abbekam, die gar nicht so weit entfernt gelagert war, er steckte dann hinter den Romanen „Mortimer Mortmains“.

Da hatte er dann auch wiederkehrende Helden, wobei ich erfreut festgestellt habe, dass auch dieser Roman hier zu einer Mini-Reihe gehört, deren Gesamtzahl mir nicht ganz sicher bekannt ist, ausgezeichnet sind in den Listen meistens nur drei Romane – und die stehen meistens nicht mal bei den gängigen Subserien mit dabei.

Rahns Held heißt hier „Chuck Mamulian“ und arbeitet – wie könnte es anders sein – mit einem knackigen Kollegen namens Terence „Tiger“ Thurley zusammen, um die Welteroberungs- und Zerstörungspläne der sogenannten „Orkusen“ zu vereiteln, die nicht weniger als die komplette Vernichtung der Menschheit ins Auge gefasst haben – wozu das auch immer gut sein soll (Unterjochen soll ja durchaus auch was bringen…). Mit im Team ist ein Kunstgeschöpf in Frauengestalt namens Violette Andrews, die nach dem ersten Abenteuer die Seiten gewechselt hat und jetzt ihre Schöpfer aus der Dämonenwelt bekämpft.

Warum es nur zu drei Romanen (oder mehr?) gekommen ist, ist mir nicht ganz klar, denn in der Konstellation steckt so einiges Potential, vor allem weil Satan aka Teufel aka Luzifer und wasweißichnoch mal abwesend ist und auch die gängigen Höllendämonen gerade auf Urlaub sind, stattdessen gibt es monströse Geschöpfe aus dem Zwischenreich.

Möglicherweise war diese Struktur zu bunt oder zu abstrus phantastisch, dabei haben wir es hier doch mit einem echten Monsterheuler zu tun, der mal wieder das Thema mit den mörderischen Rieseninsekten melkt, wie es bis in die 70er immer wieder gern genommen wurde.

Tatsächlich kann man sich bei einigen der geschilderten Tableaus ein Grinsen kaum verkneifen, denn wenn man auch die „Großen Bösen“ in den Romanen immer mal wieder gern vermenschlicht dargestellt hat, wirkt die hier auftretende Tafelrunde des Bösen zwar irre abwechslungsreich geformt, aber gleichzeitig auch so bedrohlich wie frisch aus der Muppetshow importiert – hier stand offensichtlich eine Welt-Verschwörungs-Geheimorganisation wie aus den Bond-Filmen Pate. Leider merkt man das und diese Gestaltungsweise passt nicht ganz zu den kosmischen Schrecken, die die Orkusen-Wesen ausstrahlen sollen.

Auch schafft es Rahn nicht, die beiden Seiten der Handlung irgendwie schlüssig miteinander zu verbinden, stattdessen blendet die Handlung immer wieder hin und her, ohne dass es zu einem echten Kontakt der Kontrahenten kommt. Im Gegenteil, die Trennlinie zwischen beiden Handlungs- und Dimensionsebenen ist so groß, dass das hastig herbei geschriebene Finale so wirkt wie ein Film mit knappem Budget, dem man ein halsbrecherisch abgehacktes Ende mit einer (wieder mal!) Nebensatzbegründung angeklebt hat, weil man nicht mehr weiterdrehen konnte oder durfte.

Also wieder mal ein Roman mit einer starken Ausgangsposition, durchaus zu honorierenden erzählerischen Risiken, viel Drive und einigen Zwischenhöhepunkten, die aber am Ende so stark in alle Richtungen zerfasern, dass man zwei Seiten vor dem Ende vermeint, dem ersten Teil eines Doppelbandes beizuwohnen.
Aber jetzt erstmal die vielschichtige Handlung…

Das sechsfüßige Monster»Machen Sie das Vieh doch einfach kaputt!« - »Es geht nicht, es ist beetle-sicher!« - »Nichts ist beetle-sicher!«*
Erste Regel zur Interessenweckung: bitte möglichst viele Handlungsstränge auf einmal starten, von denen noch niemand wissen kann, wie sie am Ende zusammenhängen sollen.

Da wären zunächst einmal die Gauner Joe Hicky und Bratt Fagin, die etwas stehlen sollen, dass sich später als eine Art neu entwickeltes Gift heraus stellt.

Gleichzeitig hat Professor Bickford ein ernstes Problem mit dem Abgabetermin für sein nächstes Projekt, telefoniert mit seinem Auftraggeber ein wenig Stuss zusammen, findet die Lösung und bricht zusammen, wobei seine Labortiere entkommen.

Dann bricht ein Monstrum bei ihm ein und klaut eine mysteriöse Flasche, findet nebenbei aber auch die Leiche des Professors. Unter der Monstermaske steckt Hickey, der sich schnellstmöglich mit dem Gift verdrückt.

Währenddessen fährt die Polizistenfamilie von Ralph Broderick (Frau, zwei Kinder) ans Meer in die Sommerfrische. Die überaus phantasiebegabte Luella (so um die 10 Jahre) und ihr Brüderchen Harold spielen im Sand und beobachten die anderen Gäste, speziell ein junges Pärchen und den Insektenforscher Parish, der nach einem Nashornkäfer sucht. Während Luella Parish immer noch für einen Dieb hält, trägt der junge Mann des Pärchens (Dennis Curry) seine ertrunkene Verlobte an Land: Schock 1 für die Kinder.

Tage später ist das Mädchen begraben und der junge Mann rennt immer noch – zunehmend verwahrlost – durch den Ort, was Luella veranlasst, ihn zu verfolgen. Das kann ja nur Mord gewesen sein. Sie folgt ihm am Strand zu einem Felshügel samt Höhle. Als sie ihm auch noch ins Innere folgt, findet sie einen Totenschädel mit einem Messer zwischen den Kiefern. Schock 2 inclusive Ohnmacht.

Gefunden wird sie von Parish, dem sie den Schädel zeigt, der sich jedoch davon nicht beeindrucken lässt. Als Luella eine großformatige Verschwörungstheorie vom Stapel lässt und nach Hause läuft, wird Parish langsam unruhig. Das Mädchen holt ihren Vater, gemeinsam können sie die Höhle und den Hügel doch plötzlich nicht mehr finden. Wieder daheim hört sie, dass ihr Bruder Harold just zwecks Insektenforschung zu Parish gegangen ist: Schock Nr. 3 (incl. Ohnmacht)!

Leider wird die Sommerfrische nicht besser, denn Harold findet Parish tot vor und ein großer Nashornkäfer huscht auch noch durch Parishs Zimmer. (Kreisch Nr.4!)

Tage später sind die Kinder immer noch fröhlich und man geht zu dem alten Seebären Jim Bennet, der unheimliche Geschichten von dem Ungeheuer Krakus erzählt und allen viel Angst und Freude bereitet. Als Luella eine Katze am Strand erspäht und diese streicheln will, entpuppt diese sich als riesiger Nashornkäfer, der das Mädchen attackiert. Als ihr Bruder eingreift, beißt der Käfer jedoch Harold zu Tode.

Das ruft schon bald die Helden des Romans auf den Plan: Chuck Mamulian und Terence Thurley werden informiert und ihre Kollegin, ein menschliches Medium-cum-Orkusengeschöpf namens Violette Andrews, bestätigt die Dringlichkeit.
Doch kaum will man abreisen, verschwindet Violette spurlos und Terence fährt erst mal allein ans Meer.

Dort ist auch schon ordentlich was los, denn der verzweifelte Dennis Curry hat sich auf einen abstrusen Deal mit den Mächten der Orkusen eingelassen und kann seine begrabene Verlobte täglich für eine Stunde wieder von den Toten erwecken (angedeutet: für ein Schäferstündchen!!). Dazu dient auch der ominöse Höhlenschädel irgendwie.

Ausgeheckt hat das Ganze das Zentralkomitee der Orkusen, das aus einem Siebenerrat von monströsen Scheußlichkeiten besteht, welches in einer benachbarten Dimension Ränke schmiedet. Chief Maximus freut sich einen Ast, dass Tentakelwesen Krakus erst Bickfords Gift und damit dann den riesenhaften Käfer erschaffen hat, der mit jedem gebissenen, vergifteten und ausgesaugten Opfer seine Größe verdoppelt.

Derweil folgt Luella im Geheimen Dennis Curry und findet auch die Höhle wieder, in der Krakus dann von dem jungen Mann auch das Leben des Mädchens einfordert. Der weigert sich jedoch im letzten Moment, rettet das Mädchen vor dem Tode und fällt dann dem Käfer zum Opfer.
Die erste Suchaktion der Polizei gemeinsam mit Thurley bringt nichts – außer einem weiteren toten Polizisten. Und der Käfer wächst weiter mit jedem Opfer.

Kurioses Zwischenspiel 1: Violette Andrews taucht in irgendeinem Dorf wieder auf und begegnet dem gift-raubenden Joe Hicky, der sich verfolgt fühlt und die liebe Violette in irgendeinen reißenden Gebirgsbach schmeißt. Dabei wird er vom Wirt des Pubs beobachtet.

Kurioses Zwischenspiel 2: Chuck Mamulian taucht plötzlich im Pub auf, schlägt ein paar Typen zusammen und bringt den Wirt dann dazu, ihn zu dem besagten Bach zu lotsen. Dort birgt er die in einem Gebüsch über dem Abgrund hängende Violette gerade noch so.

Als endlich alle im Badeort versammelt sind, beschließt man, das Höhlenversteck des Käfers auszuräuchern. Als man noch nach einem Lockvogel sucht, kommt die Nachricht rein, dass ein gewisser Joe Hicky von einem Riesenkäfer in einer 30 Meilen entfernten Ortschaft ermordet wurde.

Weil Hicky gegenüber Violette noch Professor Bickford erwähnt hat, hat man jetzt einen letzten Anhaltspunkt.

Derweil geht Brodericks Ehe langsam in die Brüche, dennoch kommt er auf die bekloppte Idee, das Monster eigenhändig, d.h. in Kooperation mit seiner Tochter (merke: seinem letzten verbliebenen Kind), zur Strecke zu bringen. Er will es auf ein Boot locken und dann auf dem Meer verhungern lassen. Luella macht den Lockvogel, was aber nicht funktioniert. Als sie ihre Sachen packen wollen,  um zurück an Land zu schippern, stellen sie fest, dass das Riesenvieh längst an Bord ist. Als es dem Mädchen an den Kragen geht, taucht der alte Jim Bennet auf und opfert sich für das Mädchen. Und nebenbei: der Käfer kann leider schwimmen.

Zu diesem Zeitpunkt ist das Insekt dann schon so groß wie ein richtiges Nashorn und die dämonischen Orkusen reiben sich schon in absoluter Partystimmung die Tentakel, weil nach irdischen Maßstäben niemand diesem Monstrum noch etwas anhaben kann.

Weil die Verteidiger des Planeten dennoch davon ausgehen, dass jemand wie Professor Bickford zu einem Gift auch immer ein Gegengift entwickeln würde, nimmt sich Thurley nochmals den bösen Bratt Fagin vor, der aber die Konfrontation sucht und Thurley in die Brust schießt.

Gemäß den üblichen Gesetzmäßigkeiten versucht es jetzt das Militär mit schwerer Artillerie und dann mit Giftgas, erzielt aber keine bis gar keine Erfolge gegen das riesige Biest.

Mamulian versucht erneut, das Gegengift zu finden, doch Bratt Fagin hat es an sich gebracht und will es nicht rausrücken. Als es zum Dreikampf Chuck vs. Bratt vs. Riesenkäfer kommt, zieht Bratt natürlich den Kürzeren, was aber auch den Käfer zu Fall & zu Tode bringt, denn der Finstermann hat sich das Gegengift selbst injiziert.

PS: Thurley liegt übrigens im Krankenhaus und der Kampf gegen die Orkusen geht weiter.

»Bin am Strand von Orkusen attackiert worden!« - »Dann tu Bepanthen drauf…!«
Ja Leute, das ist schon eine verblüffende Sache: hier hab ich den Roman natürlich wie üblich gelesen und mir ging ob der inhaltlichen Sprünge und hinein gekramten Plotstränge schon der Kopf rotunde. Für die Zusammenfassung des Inhalts muss ich den Roman aber nochmals durchgehen und  hier ist mir dann erst so richtig aufgefallen, wie widersinnig, sprunghaft und manchmal total unerklärbar die Handlung voran ruckt, ehe sie zu einem spontanen Halt und Schluss kommt.

Je länger man den Roman sacken lässt, desto wahnwitziger wird die Komposition, wobei ich jetzt nicht Wolfgang Rahn ans Bein pinkeln möchte, der einen gut lesbaren Stil inne hat und relativ dicht und intensiv schreibt. Allerdings wächst sich der – offensichtlich gut gemeinte und vielfarbige – Plot dermaßen aus, dass der Autor Schwierigkeiten hatte, die erzählerischen Gäule alle wieder einzufangen – und das auch noch praktisch mit der dritten Luft in der allerletzten Spalte.

Zunächst versucht es Rahn hier mit vielen parallelen Handlungssträngen, die sich gegenseitig lahm legen, weil sie sich so gar nicht verbinden wollen. Was der (sehr wirre) Professor macht und warum und woran er dann plötzlich stirbt, ist ebenso nebulös wie das Agieren der Gifträuber, von denen einer auch noch den Raub in einem unnötigen Monsterkostüm durchführt.

Wie das Gift später aus dem Prof bis in den Käfer kommt (obwohl auf den ersten Seiten scheinbar ein Salamander damit infiziert wurde), wird nie so ganz geklärt, ebenso wenig, warum der Käfer dann ausgerechnet in die weit entfernte Sommerfrische fährt und den Strand aufmischt. Vermutlich haben es die Räuber irgendwie zu den Orkusen gebracht, aber die Episode fehlt im Plot leider.

Am Badeort reihen sich dann die mysteriösen Todesfälle nur so auf, was in jeden zweitklassigen B-Film eine handfeste Hysterie auslösen würde, hier aber das Strandleben kaum erschüttert. Die Polizei ermittelt nur widerwillig, ein junger Mann beerdigt seine Verlobte gleich vor Ort und verkümmert dann zum hohläugigen Schlumperli und am allerbesten: eine Familie verliert ihr jüngstes Kind, lässt sich aber in der Sommerfrische nicht so recht stören, reist auch nicht ab, kriegt auch nicht die Krise. 

Klar, Broderick ist Polizist, aber kaum zu trauern, seine Frau zu ignorieren und seine verschwörungssüchtige Tochter auch noch als Monsterlockmittel einzusetzen, nachdem ein Käfer den Sohnemann tot gebissen hat, ist schon harter Tobak.

Was jetzt genau der Käfer mit der versenkbaren Höhle und dem Totenschädel zu tun hat (gehört alles zum sinistren Plan der Orkusen), hab ich auch nicht herausgefunden, genauso wenig warum der gute Junge Dennis mit seinem kaputten Gefühlsleben überhaupt gebraucht wird.

Während dieses erzählerischen Wildwuchses scheinen die „Helden“ zusätzlich recht störend und verloren zu sein. Mamulian ist angeblich der große Organisator, rennt aber den Ereignissen meistens hinterher. Thurley ist der starke Mann fürs Grobe, lässt sich aber dann – übrigens erzählerisch eher überflüssig – praktisch auf die letzten drei Seiten noch fast erschießen, sobald seine Fähigkeiten endlich mal gebraucht werden.

Und Medium Violette, das Orkusengeschöpf, erspürt was und folgt dann „dunklen Impulsen“ auf nicht näher erklärten Wegen in ein geheimnisvolles Dorf (Sonstwohausen, nicht näher verortet), wo sie sich volle Dröhnung im Ziel ihrer Suche irrt und dann von ausgerechnet dem Verbrecher, der nie etwas mit Gewalt zu tun haben wollte, unmotiviert in einen Abgrund geschmissen wird. Das muss auch Rahn aufgefallen sein, der seinen Charakter sich die gleiche Frage stellen lässt, warum er das denn eigentlich tut.

Noch toller: praktisch aus dem Nichts stöbert Mamulian die Kneipe im Sonstwo auf, prügelt die Inzuchtbande im Schankraum zusammen und findet das gefallene Mädchen tatsächlich im Gebüsch hängend. Einige gesträubte Augenbrauen weiter habe ich mich dann gefragt, wie er sie überhaupt gefunden hat, aber das bleibt...wie so vieles...offen.

Echt knorke auch die zwei Blofeld-mäßigen Monsterversammlungen in Orkusistan, bei denen sich diverse komische Wesen (sollen alle unheimlich wirken, die meisten aber sind eher drollig) in ihren Weltvernichtungsplänen gegenseitig anfeuern und Chief Maximus wilde Reden schwingt. Leider hab ich den ersten Mamulianband mit dem finsteren Plan von Meduso und Doc Dracusi (ich schmeiß mich weg…) nicht gelesen, klingt aber auch in der Nachschau Bombe. Dracusi wurde übrigens als Strafmaßnahme für das Versagen zwei Sektionen strafversetzt – was immer das bedeuten soll. Vermutlich, dass der Entwurf für eine längere Serie von Romanen noch dringend hätte verfeinert werden müssen!

Gänzlich abstrus wird der Plot dann im Finale: erst der idiotische Plan von Broderick und Töchterchen, dann folgt ein Riesenkäfer, der sich stille den ganzen Tag in einem Boot versteckt hält, gemeinsam mit einem alten Fischer.

Anschließend ahnt man schon, dass sich der Autor mit der Unüberwindbarkeit des Käfers vorschnell selbst in die Ecke gedrängt hat, aus der er sich nur durch ein ominöses Gegengift befreien kann, dass auf den letzten fünf Seiten erstmals vermutet, erwähnt und gefunden wird.

Besonders rätselhaft ist, dass es sich in Bratt Fagins Blutkreislauf befindet, der bei dem Raub am Anfang nur die Kabel durchgeknipst hat und gar nicht im Labor war.

Warum Fagin, nachdem er Thurley als Showstopper niedergeschossen hat, nicht das Weite sucht, sondern sich weiter im Strandörtchen und in Käfernähe herumtreibt – ich weiß es nicht. Warum er nicht das Gegengift in sich verschachern will – ich weiß es nicht. Warum er praktisch mit einem Autodiebstahl direkt in seinen Tod hastet – ich versteh es nicht.

Zu viele Lücken, zu viele Sprünge, zu viele gute Absichten sammeln sich hier an, aber immer wieder sucht man nach dem erklärenden Satz, den man scheinbar überlesen haben muss, um zu erklären, warum wer was tut und wie dieser oder jener von A nach B gekommen ist.

Versteht mich nicht falsch, ich mag Monsterstories und Rieseninsekten, aber offenbar vertraute Rahn seiner zentralen Bedrohung selbst nicht so richtig und ergänzte den Roman mit reihenweise Extras wie Professoren, Insektenforschern, Totenerweckungen, Blutopfern, Sturzbachstürzen und vollkommen überspannten Kindern mit zuviel Phantasie.

Das führt dazu, dass man mit großen Augen vor den Seiten sitzt und staunt und mit dem Kopf schüttelt, nicht weil das alles so schlecht wäre, sondern weil offenbar ein Teil des Manuskripts im Lektorat verloren gegangen ist.

Obwohl diese erzählerische Volldröhnung wahrhaftig nicht der beste Roman aller Zeiten ist, habe ich ausgerechnet für diesen einen „soft spot“, weil er mich an so viele schlechte Filme erinnert, mit denen man früher noch Spaß haben konnte (und zwar nicht, weil sie bewusst „schlecht“ gedreht wurden, sondern weil die Filmemacher es nicht besser konnten oder ihnen das Geld ausging).

„Das sechsfüßige Monster“ ist eine sensationelle Hauruckleistung in Sachen unwahrscheinliche Plotrettung, die man eigentlich mal gelesen haben sollte.

*Wen es interessiert, das ist eine Variante eines Zitats aus dem Beatles-Animationsfilm „Yellow Submarine“!

Kommentare  

#1 c.r.hays 2017-02-28 01:16
Mein Gott, diesen Roman habe ich tatsächlich gelesen!
Das war wohl noch in den 70ern.
Ich war bei meinen Großeltern zu Besuch und hatte zuhause meine Sinclairs vergessen. Am dortigen Kiosk gab es nur Silber-Grusel-Krimis in Sachen Horror. Schrecklich!
SKG galt nicht gerade als cool und angesagt. Fast so schlimm wie Geister-Krimi... ;-)
Naja, ich habe das Ding dann wohl oder übel gekauft und gelesen. Alternative wären die 'Frau im Spiegel'-Magazine meiner Oma gewesen...
Daß ich mal ein paar Jahre später selbst für diese Serie schreiben würde, wußte ich damals natürlich nicht.
Ja, die Ironie des Schicksals...

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