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Ein neuer Anfang? - Mystische Schriften werden weitergeführt

Mystische SchriftenEin neuer Anfang?
»Mystische Schriften« werden weitergeführt

In den letzten Jahren gibt es eine stattliche Anzahl von Anthologien, die in den sogenannten Kleinverlagen erscheinen. Meist sind diese nach inhaltlichen Schwerpunkten ausgerichtet, also enthalten Kurzgeschichten z.B. der SF oder des Horrors. Ein Bereich der Fantastik wird dagegen eher stiefmütterlich behandelt: die Fantasy. Das war nicht immer so. Explizit diesem Genre verschrieben hatten sich die "mystischen Schriften" des Arcanum Verlages.

ArcanumDer Arcanum Verlag
Im Jahre 2005 gründete Jens Salzmann zusammen mit einem Partner den Arcanum Fantasy Verlag. Und der Name war gewissermaßen Programm. Dort erschienen vorwiegend Fantasytitel, z.B. zwei Romane von Dave T. Morgan aus der Trilogie "Die Magierkriege". Andere Autoren waren Jens Salzmann selbst (Aranor) sowie Michael Schenk (Zwerge). Aus einer Ausschreibung für einen Kurzroman entwickelte sich die Reihe "Weltenwanderer", in der 14 Titel erschienen.

Das Lied der DrachenAushängeschilder des Verlages waren die beiden Anthologiereihen "Mystische Schriften" (ab 2007) für Fantasy und "Spiegelwelten" für Phantastik. Letztere entstand in Verbindung mit Felix Woitkowski 2009. Dort erschien auch die Steampunk-Anthologie "Von Feuer und Dampf" hrsg. von Stefan Cernohuby. Ende 2011 übernahm Simon Czaplok vom Scratch Verlag den Arcanum Verlag.

Der 2007 gegründete Scratch Verlag beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit Fantasy. Anfang 2016 zog sich der Gründer jedoch zurück und stellte den Verlag zum Verkauf. Übernommen wurden Scratch und Arcanum von Erik Schreiber, der bereits den Verlag Saphir im Stahl leitet. Dieser Verlag wurde im Jahre 2010 gegründet und setzt nicht nur auf Phantastisches, sondern auch auf Regionales. Dort erschienen zuletzt z.B. die Pferdelords von Michael Schenk und seine Military-Serie "Skytroopers", aber auch "Raumpatrouille Orion", sowie Anthologien aus dem Bereich SF und Steampunk.  

Flammende SeelenMystische Schriften
Die Reihe war eines der "Flaggschiffe" des Arcanum Fantasy Verlages. Dazu hieß es verlagsseitig:

"Die Anthologie-Reihe „Mystische Schriften" wurde 2007 mit dem kleinen Band „Das Lied der Drachen begründet.
Gedanke dabei war, mit dem Schwerpunkt auf „klassischer Fantasy", eine Anthologie-Reihe zu schaffen, die der im deutschsprachigen Raum nahezu völlig unbesetzten Nische der guten Fantasy-Anthologien eine Chance gibt.
Daher wurde auch im Anschluss an das kleine Projekt „Das Lied der Drachen" eine thematisch völlig freie Anthologie öffentlich ausgeschrieben. Einsendungen aus ganz Europa zeigten, dass viele AutorInnen Fantasy-Kurzgeschichten schreiben, aber nur wenige Verlage eine Plattform dafür bieten. Und genau diesen AutorInnen möchten wir mit unserer Reihe gern eine Chance geben.
Die dritte Anthologie wurde mit dem Thema „Treue und Verrat" ausgeschrieben. Auch wenn der Fokus auf „klassischer Fantasy" liegt, so sollen doch auch immer wieder Experimente ein wenig Auflockerung bringen. So wird der aktuell ausgeschriebene vierte Band der Reihe unter dem Thema „Balladen und Bänkelsänger" auch der Fantasy-Lyrik eine Chance geben. Es bleibt also spannend."

(aus Literra)

Der Treue geopfertHier eine Übersicht über die einzelnen Titel:

  • Jens Salzmann (Hrsg.), Das Lied der Drachen, 2007
  • Jens Salzmann (Hrsg.), Flammende Seelen, 2007
  • Jens Salzmann (Hrsg.), Der Treue geopfert, 2008
  • Jens Salzmann (Hrsg.), Balladen und Bänkelsänger, 2009

Balladen und BänkelsängerBand 1, Das Lied der Drachen, umfasste nur 70 Seiten und bestand aus drei Geschichten, eine davon aus der Feder von Felix Woitkowski. Dazu kamen einige Gedichte. Wie der Titel sagte, ging es im natürlich um Drachen, aber auch um Zwerge, Orks und Magier.

Band 2, Flammende Seelen, hatte dann schon 205 Seiten und enthielt 17 Geschichten. Zu den Autoren gehörten Dave T. Morgan, Bernd Rümmelein, Andrea Bottlinger und Felix Woitkowski. Inhaltlich bewegte sich der Band von "phantasievoller Historie bis zu moderner Fantasy".

Band 3, Der Treue geopfert, hatte 206 Seiten und bot dem Leser 18 Geschichten. Zur Autorenriege zählten Christel Scheja, Erik Schreiber, Damian Wolfe und Bernd Rümmelein. 

Band 4, Balladen und Bänkelsänger, bestand wieder nur aus 86 Seiten und bot dem Publikum 21 Balladen und Rüttelreime. Als Verfasser trat u. a. Linda Budinger auf.

Planetoid 127Die neuen Titel
Erik Schreiber setzt nun die Reihe mit zwei neuen Titeln fort.

  • Edgar Wallace, Planetoid 127, 84 Seiten
  • Erik Schreiber, Schwalbennest, 60 Seiten

Edgar Wallace (1875-1932) ist sicher den meisten Lesern ein Begriff. Ich verbinde ihn hauptsächlich mit den Krimis der 60er Jahre. Tatsächlich hat er eine große Zahl von Kriminalromanen verfasst, aber auch Afrikaromane und etliche Sachbücher. Er war anfangs des 20. Jahrhunderts ein überaus erfolgreicher englischer Autor. Sein Schwerpunkt lag auf dem Sektor des Kriminalromans. Aber er hat tatsächlich auch ein paar SF-Geschichten geschrieben und zwar:

  • Planetoid 127
  • The Green Rust
  • 1925 - The Story of a Fatal Peace
  • The Black Grippe
  • The Day the World Stopped

Planetoid 127 ist eines dieser wenigen Exemplare. Bei dem 1924 (Magazin) bzw. 1929 (Buch) erschienenen Titel handelt es sich um eine Mischung aus Kriminalroman und Parallelweltstory. Der Titel ist in den letzten Jahren mehrfach publiziert worden, z.B. im Peter Rathge Verlag und bei BookRix. Der Inhalt lässt sich so zusammenfassen:

"Der Wissenschaftler Colson entdeckt eine zweite Erde auf der anderen Seite der Sonne. Nach längerem Zögern weiht er eine Gruppe junger Studenten ein. Doch gerade als der Kontakt mit der neu entdeckten Zivilisation zustande kommt, kommt es hier wie dort zur Katastrophe. Hier wird Colson ermordet aufgefunden und auf Planetoid 127 kommt es zu Revolution und Umsturz."

(BookRix)

Das SchwalbennestAuch "Das Schwalbennest" ist schon einmal erschienen und zwar bei Saphir im Stahl. Auch hier eine kurze Inhaltsangabe:

"Das Schwalbennest ist ein Kloster auf einer Insel der Fantas-Welt Ao-Lai. Ao-Lai ist eine Fantasy-Gruppe innerhalb von Follow und dem Serviceverein Fantasy-Club e.V. Die zu Grunde liegende Kultur ist chinesischen Ursprungs, die Welt von sich bewegenden Inseln sicherlich neu und ungewöhnlich. Es geht um die Erinnerungen eines Abts an einen Wanderer über die Inseln. Phantastisch, spannend."

(Ankündigung Saphir im Stahl)

Das Ganze kommt anscheinend aus der Welt der Rollenspieler. Ao-Lai ist ein Inselreich innerhalb des endlosen Ozeans der Fantasy-Welt Magira.

Erik Schreiber plant eine Fortsetzung der Reihe mit weiteren Titeln. In der Ausschreibung wünscht er sich folgende Attribute für die neuen Beiträge: Sie sollen "mystisch, geheimnisvoll, hermetisch, magisch oder unerklärlich" sein. Thematisch dürfen sie aus den Bereichen Science Fiction, Horror, Fantasy, Abenteuer oder Thriller stammen. Er legt Wert darauf:

"Es geht nicht darum Gewalt auszuüben, sondern um die Faszination des Unbekannten."

Formal sollen die Novellen bzw. Kurzgeschichten 60 bis 100 Normseiten umfassen, was 30 Anschlägen pro Zeile und 60 Zeilen pro Seite entspricht. Und sie dürfen bisher noch nicht veröffentlicht worden sein.

Meine Gedanken
"Mystische Schriften" war eine der wenigen Antho-Reihen, die sich der Fantasy-Kurzgeschichte widmeten. Warum werden hier jetzt Novellen veröffentlicht? Und warum die Ausweitung auf Science Fiction, Horror, Thriller und Abenteuer? Ist es wirklich ein guter Start, zwei schon erschienene Novellen neu aufzulegen? Ich bin gespannt, ob das neue Konzept ein Erfolg wird.

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