Absinth, Künstler und die Grüne Fee - 12 Geschichten aus dem Art-Skript-Verlag
Absinth, Künstler und die Grüne Fee
12 Geschichten aus dem Art-Skript-Verlag
"Absinth - Das Getränk der Künstler
Etwas zum Verlag
"Vampire, Werwölfe, Dämonen, Geister, Nachtalben, Hexen, andere mystische Sagenwesen oder selbst erdachte Völker sind ein fester Bestandteil der dunklen Phantastik. In Kombination mit anderen literarischen Genres entsteht ein einzigartiger Genre-Mix. Und diese neuen, kreativen Welten in Verbindung mit einer spannend-skurrilen Geschichte und ausgefallenen Protagonisten wirst du hier finden."
(Homepage Art Skript Phantastik Verlag)
So begrüßt der im Jahre 2012 von Grit Richter gegründete Art Skript Phantastik Verlag für düstere Phantastik die Besucher auf seiner Homepage.
Seit der Verlagsgründung sind Anthologien ein wichtiges Standbein des Programmes von Art Skript. Dabei geht man jeweils über den Weg der Ausschreibung. Hier einmal eine Übersicht über die bisherigen Projekte:
Einige der Anthologien wie "Vampire Cocktail", "Steampunk 1851", "Steampunk Akte Deutschland" und "Die dunkelbunten Farben des Steampunk" schafften es auf die Shortlist des Deutschen Phantastik Preises.
Absinth
Diese 2017 erschienene Anthologie besteht aus 12 Geschichten und einem Vorwort. Auffallend ist die liebevolle Gestaltung des Bandes. Das grün gehaltene Cover mit Fee und Totenkopf stammt von Ireen Bow. Im Inneren gibt es verschiedene Zeichnungen, etwa eine Absinthfontaine, einen Absinthlöffel, ein entprechendes Glas und florale Elemente im Jugendstil. Der Band beinhaltet auch jeweils kurze Infos zu den einzelnen Autoren.
Sandra Bollenbacher lässt ihre Protagonistin Zelda ihrem Mann nachspionieren. Warum verbringt er ganze Nächte mit seinem Kumpel Ernest Absinth trinkend im Wohnzimmer? Und was hat es mit dem Knall auf sich, den sie jedes Mal im Bett liegend von nebenan hört? Schließlich versteckt sie sich und spioniert die beiden aus. Verblüfft stellt sie fest, dass die beiden obskure Zaubersprüche aufsagen und ein Ritual vollziehen, um dann durch ein Tor zu verschwinden. Entschlossen folgt sie ihnen ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich damit begibt.
Markus Cremer erzählt von Thujona, der grünen Fee, die in einem Pariser Lokal zuhause ist. Dort auf einem Aschenbecher sitzend wartet sie auf Künstler, um sie zu inspirieren. Leider muss die dazu auch den Wirt Jerôme becircen, der auf tiefe Ausschnitte und wippende Brüste steht. Doch dann bezaubert sie einen Maler und schließlich verirrt sich sogar Jules Verne in die "Bizarr Absinth Bar".
Bei Martin Rüsch muss sich Charles de Baudelaire mit einer Verehrerin auseinandersetzen. Diese Madam Verbois lädt ihn zwecks einer Absinth Verkostung zu sich nach Hause ein. Dort fallen ihm außergewöhnliche Orchideen auf. Auf seine Nachfragen erfährt er, dass sie sich von Schmetterlingen ernähren. Doch der Absinth hat gefährliche Nebenwirkungen und die Gastgeberin ist keine einfache Frau. Zum Glück ist Baudelaires Geliebte Jeanne dem Dichter gefolgt.
M.W. Ludwig macht uns mit Mirinda bekannt. Die junge Frau arbeitet als Freudenmädchen in einem Etablissement. Ihren Verdienst bessert sie mit Diebstählen an den Kunden auf. Leider wird sie dabei erwischt. Doch der Bestohlene lässt sich auf einen Handel ein. Sie muss ihm verraten, wie ihr Bruder es anstellt, niemals eine Kartenpartie zu verlieren. Dabei spielt natürlich die Grüne Fee eine Rolle.
Nele Sickel schildert hier die Begegnung von Oscar Wilde mit einem geheimnisvollen Fremden. In einem Gasthaus erhält der Künstler unverhofft Gesellschaft. Absinth trinkend ergibt sich ein spannendes Rededuell.
Robert von Cube schickt sein Ermittlerduo in den Einsatz. In der tiefsten Schweiz versuchen Honigmann und sein Kompagnon Dr. Breuer einer Serie von Selbstmorden auf die Spur zu kommen. Welche Rolle spielt dabei der ortsübliche Absinth Konsum? Breuer unternimmt einen Selbstversuch.
Im Wien des Sommers 1915 trennen sich die Wege von Albert und Marlene. Er wird eingezogen und zieht in den Krieg. Zum Abschied kauft er eine Flasche Absinth, gibt sie ihr zur Aufbewahrung und verspricht, sie nach seiner Rückkehr gemeinsam zu trinken. Er hält Wort und kommt im Herbst 1918 zurück. Allerdings ist er schwer verwundet und stirbt schon nach kurzer Zeit an seinen Verletzungen ohne vorher noch ein Wort zu sprechen. Marlene verkraftet den Schicksalsschlag nicht und landet bald in einer Anstalt. Doch nach Jahren wird sie entlassen und findet ... die Flasche! Als Autorin zeichnet Melanie Vogeltanz.
Jacqueline Mayerhofer berichtet von Jonathan Veldeke. Der Journalist lebt in London und interviewt hauptsächlich Künstler wie Lovecraft, H.G. Wells, Jules Verne und Oskar Wilde. Sein Chef schätzt seine Arbeit jedoch nur mäßig. Irgendwann geht Veldeke jedoch auf, dass alle Künstler eine Verbindung zum Absinth haben. Er wittert eine große Story. Ach ja, und der Mann hat noch ein anderes "kleines Problem", dass ihm den Schlaf raubt.
Nina Teller schreibt über einen Maler. Ja, es ist wirklich Vincent van Gogh, der in unserer Zeit im Auftrage der Grünen Fee kreative Energie sammelt. Die Dame hat sich als flexibel erwiesen und bedient sich jetzt auch Bubbleteas, grüner Smoothies, Matchapulver und Alkopops. Eines Morgens wird er in einem Café von einer Hexe angesprochen. Sie will mit ihm durch das Traumnetz reisen und ihm seine Tochter zeigen.
Fabian Dombrowski führt den Leser auf eine studentische Fete. Der psychisch kranke Paul begegnet dort nach einem längerem Aufenthalt in der Psychiatrie seiner verflossenen Maria. Außerdem hat er ein Date mit der Grünen Fee.
Carmen Hübner widmet sich Arthur Conan Doyle. Der Schriftsteller macht Urlaub in der Schweiz. Dort trifft er auf Edmund Hillary, einen ausgewiesenen Fan von Sherlock Holmes. Natürlich spricht er auch dem Absinth zu und erfreut sich an der Schweizer Landschaft, wie z.B. den Reichenbachfällen.
Christine Barthelt schreibt über eine Elfensippe. Hauptperson ist Absinthienne de Lafane. Die junge Elfe (Fünfhundertzwei Jahre) wird 1737 von ihrem Vater mit einem Fluch belegt, weil sie den Menschen gegenüber mitleidslos auftritt. Zukünftig leidet sie unter grässlichen Schmerzen, solange nicht ihr grünes Blut von Menschen getrunken wird. Der Fluch soll in 150 Jahren wieder aufgehoben werden. In dieser Zeit lebt Absinthienne zwangsläufig unter Menschen und entfremdet sich von ihrer Sippe. Auch die anderen Familienangehörigen geraten in Streit untereinander. Ihr Vater wird umgebracht, bevor er den Fluch aufheben kann.
Meine Gedanken
Der Band "Absinth" ist optisch eine Augenweide, was bei Anthologien nicht immer der Fall ist. Auch bei der Auswahl der Beiträge hat Grit Richter ein glückliches Händchen bewiesen. Obwohl die Autoren (noch) nicht zu den bekannten Größen der Kurzgeschichtenszene gehören, gibt es keine Geschichte, die schlecht ist. Im Gegenteil die allermeisten erweisen sich als originell und setzen die Thematik Absint/Künstler gekonnt in Szene. Die Bandbreite der Künstler, aber auch die Auswahl der Handlungsorte ist groß und abwechslungsreich. Es gibt heitere Geschichten, ironische, aber auch nachdenkliche. Mir hat die Anthologie gut gefallen und ich werde mir noch weitere Bücher aus dem Art Skript Phantastik Verlag besorgen.
Absinth - Geschichten im Rausch der Grünen Fee