Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Sternträumers Tops & Flops 7: J. R. R. Tolkien - Der Fall von Gondolin

Sternträumers Tops & FlopsSternträumers Tops & Flops Folge 7:
J. R. R. Tolkien - Der Fall von Gondolin
Das erste Zeitalter von Mittelerde

Seit 50 Jahren ist phantastische Literatur in allen Ausprägungen mein bevorzugter Lesestoff. Werke, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind, darf ich Ihnen in dieser Serie vorstellen. Dies können sowohl aus den Tiefen meiner Bücherschränke ausgegrabene Schätze als auch bemerkenswerte Neuerscheinungen sein.

Dabei überwiegen natürlich Werke, die mir gefallen, aber auch einige Verrisse werde ich Ihnen nicht ersparen.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinWenn man in diesen Tagen auf der Suche nach letzten Weihnachtsgeschenken in eine Buchhandlung geht, kann es sein, dass man auf einem Stapel J. R. R. Tolkiens Der Fall von Gondolin findet, ein Buch, das erst vor kurzem erschienen ist. Lohnt es sich, danach zu greifen oder dieses Buch des berühmten Autors gar zu verschenken? Der Autor ist ja bereits vor 45 Jahren verstorben und der Band wurde von seinem Sohn Christopher herausgegeben. Stöbert man im Netz nach Bewertungen und Rezensionen, wird man höchst unterschiedliche Ansichten finden. Was steckt also dahinter?

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinTolkiens Hauptwerke Der Herr der Ringe und seine Vorgeschichte, das Kinderbuch Der Hobbit, haben den Autor weltberühmt gemacht. Bereits Der Hobbit, 1937 in England erschienen, fand freundliche Aufnahme bei den jugendlichen und erwachsenen Lesern, und der Autor wurde aufgefordert, eine Fortsetzung zu schreiben. Diese Fortsetzung entglitt ihm komplett, Tolkien arbeitete zwölf Jahre daran, bis er sie fertig hatte. Das Buch war eindeutig kein Kinderbuch mehr. Was war es? Eine phantastische, märchenhaft epische Geschichte in einer Welt, die so ausgefeilt war, wie es in der Literatur kaum ein anderes Beispiel gab. Das Werk gilt als Gründungswerk der epischen Fantasy-Literatur, welche vom Schattendasein eines wenig beachteten Schwestergenres der Science Fiction zu einem der populärsten Genres der Unterhaltungsliteratur aufgestiegen ist und die SF längst überrundet hat, was die Anzahl der publizierten Bücher und Auflagenhöhen betrifft. Durch Streitigkeiten mit dem Verleger verzögerte sich die Publikation des umfangreichen Buches, die Papierknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg tat ein Übriges, sodass der Roman, der aus Umfangsgründen auf drei Bände aufgeteilt wurde, erst in den Jahren 1954 – 1955 erscheinen konnte. Der Anhang, den Tolkien dem Roman beigeben wollte, der umfangreiche Zusatzinformationen enthielt, aber noch nicht ganz fertiggestellt war, verzögerte den Druck des dritten Bandes weiter, sodass dieser erst ein Jahr nach Erscheinen des zweiten Bandes in die Hände der mittlerweile ungeduldigen Leser gelangte. Das versprochene Register ließ Tolkien wegen des Zeitdrucks weg, es wurde erst in einer späteren Auflage mitgeliefert.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinZum Kultbuch wurde Der Herr der Ringe kurioserweise durch eine unautorisierte Publikation als Taschenbuch in den USA in den sechziger Jahren. Der bekannte Herausgeber Donald A. Wollheim wollte den Roman für Ace Books haben, Tolkien verweigerte aber den Druck in einem von ihm als minderwertig empfundenes Medium. Der beleidigte Wollheim glaubte, ein rechtliches Schlupfloch bezüglich der Copyrightbestimmungen gefunden zu haben und brachte das Buch in drei Bänden ohne die Zustimmung des Autors. Es wurde bald in studentischen Kreisen und weit darüber hinaus ein Bestseller. „Gandalf for President“ wurde ein beliebter Slogan. Viele Leser schrieben Tolkien an, und dieser, gewohnt, eifrig zu korrespondieren, informierte sie, dass sie einen Raubdruck erstanden hatten. Es erhob sich ein Sturm der Entrüstung, dem Ace Books bald nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Die Ausgabe wurde eingestellt, und Tolkien erhielt nachträglich Tantiemen. Aber diese Geschichte hatte ironischerweise einen riesigen Effekt auf die Verkäufe, denn mittlerweile war eine autorisierte Ballantine-Ausgabe auf dem amerikanischen Markt. Wollheims Tochter Betsy glaubte, dass ohne diesen „Krieg um Mittelerde“ der Roman nicht so ein Bestseller geworden wäre.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinIn Deutschland erlebte Der Herr der Ringe Ende der sechziger Jahre im Ernst Klett Verlag seine erste Ausgabe in drei Bänden so wie im englischen Original. Zum Bestseller in deutschen Landen wurde das Buch, als 1972 die preisgünstige kartonierte grüne Sonderausgabe im Schuber publiziert wurde (die mit den seltsamen Riesenschlangen und Saurons Auge auf den Umschlägen). Diese Ausgabe fiel mir kurz vor Weihnachten 1976 in die Hände und ich verschlang sie zwischen 24. und 26. Dezember, nur unterbrochen von wenigen Ess- und Schlafpausen. Ich war enttäuscht, dass von den Anhängen nur Ein Teil der Erzählung von Aragorn und Arwen aufgenommen worden war und freute mich sehr, als die Anhänge als eigenständige Publikation, wiederum als Paperback im Schuber, zwei Jahre später erschienen. Mit meinem schmalen Studentenbudget konnte ich mir das eher leisten als die teure gebundene Ausgabe.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinNachdem Der Herr der Ringe und Der Hobbit über Jahrzehnte bereits millionenfach verkauft worden waren, gab es weitere Publizitätsschübe nach den Verfilmungen durch den neuseeländischen Regisseur Peter Jackson. Bei Liebhabern der Bücher fand die filmische Umsetzung des Herrn der Ringe zu einem beträchtlichen Teil positive Aufnahme, sie wurde auch zu Recht mit mehreren Oscars ausgezeichnet. Anders ist es beim Hobbit. Man wollte mit Gewalt die Handlung eines nicht allzu langen Kinderbuches ähnlich wie den Vorgänger (der handlungschronologisch aber der Nachfolger ist) in drei Filmen präsentieren. Dazu war es aber notwendig, die Handlung extrem zu strecken und mit zusätzlichen, nicht kanonischen Elementen zu ergänzen sowie für ein sehr jugendliches Publikum teils drollig-komische Actionelemente einzubauen. Herausgekommen ist zwar ein kommerziell sehr erfolgreiches Werk, das aber nicht als Ruhmesblatt in die Filmgeschichte eingegangen ist.

In der verwickelten Handlung des Herrn der Ringe, die im Dritten Zeitalter Mittelerdes spielt, gibt es immer wieder in Berichten, Erzählungen und Liedern Hinweise auf Ereignisse, die viel früher stattgefunden haben und die dem Buch eine gewaltige historische Tiefe geben. Eine der eindrucksvollsten davon ist die Szene, als in Bruchtal der Rat von Elrond tagt und der Herr des Landes über jene Ereignisse berichtet, die sich bei der entscheidenden Schlacht gegen den bösen Herrscher Sauron zutrugen, in welcher dieser zwar besiegt, aber nicht komplett vernichtet wurde:

Dann hielt Elrond eine Weile inne und seufzte. „Ich entsinne mich sehr wohl der Pracht ihrer Banner“, sagte er. „Es erinnerte mich an den Glanz der Altvorderenzeit und an die Heere Beleriands, denn so viele große Fürsten und Hauptleute waren versammelt. Und doch waren es nicht so viele oder so edle wie damals, als Thangorodrim bezwungen wurde und die Elben glaubten, das Böse habe für immer ein Ende, und dem nicht so war.“

„Daran erinnert Ihr Euch?“ fragte Frodo und sprach in seiner Verblüffung laut aus, was er dachte. „Ich hatte geglaubt“, stammelte er, als Elrond sich zu ihm umwandte, „ich hatte geglaubt, daß Gil-galads Sturz schon vor langer Zeit war.“

„Das ist auch richtig“, antwortete Elrond ernst. „Aber meine Erinnerung reicht zurück bis zur Altvorderenzeit. Earendil war mein Vater, und er war in Gondolin geboren, bevor es fiel, und meine Mutter war Elwing, die Tochter Diors, des Sohnes von Lŭthien von Doriath. Ich habe drei Zeitalter im Westen erlebt, und viele fruchtlose Siege.

Ich war Gil-galads Herold und zog aus mit seinem Heer. Ich war bei der Schlacht von Dagorlad vor dem Schwarzen Tor von Mordor, wo wir Sieger bleiben. Denn dem Speer von Gil-galad und dem Schwert von Elendil, Aiglos und Narsil, konnte niemand widerstehen. Ich sah den letzten Kampf auf den Hängen des Orodruin, wo Gil-galad starb und Elendil fiel und Narsil unter ihm zerbrach; doch Sauron wurde überwältigt, und Isildur schnitt den Ring von seiner Hand mit dem geborstenen Heft vom Schwert seines Vaters, und nahm ihn für sich.“

Aufmerksame Leser des Anhangs zum Herrn der Ringe konnten dem ersten Kapitel über die númenorischen Könige eine Bemerkung entnehmen, dass die Geschichte des Ersten Zeitalters im Silmarillion berichtet würde. Damit wurde klar, dass es noch ein weiteres Werk über Mittelerde geben musste, und der Ruf wurde laut, dieses zu publizieren. Wie kam es zu diesem Werk? Tolkien war in seinem bürgerlichen Beruf Professor in Oxford für englische Sprache. Eine lebenslange Leidenschaft des äußerst sprachbegabten Mannes war das Erfinden von Sprachen. Um seinen geistigen Schöpfungen den entsprechenden Platz zu geben, ersann er Geschichten, die in einer Welt spielten, die er Mittelerde nannte und welche die Erde einer lang vergangenen Zeit ist. Bereits zur Zeit des Ersten Weltkriegs, als Tolkien im Einsatz in Frankreich war, arbeitete er an diesen Geschichten. Er schrieb sie in einer altertümelnden englischen Sprache und gab ihnen den Namen Lost Tales. Sie blieben zwar unvollendet, das darin entwickelte Szenario wurde aber zur Hintergrundwelt für den Hobbit und noch in wesentlich größerem Ausmaß für den Herrn der Ringe. Tolkien arbeitete ständig auch während der Niederschrift seiner Erfolgsbücher an der Weiterentwicklung seiner Legendensammlung, welcher er schließlich den Namen Silmarillion gab. Als Der Herr der Ringe fertiggeschrieben war und zur Publikation anstand, wollte Tolkien Das Silmarillion mit ihm zusammen veröffentlichen. Doch dies wurde vom Verleger vorläufig abgelehnt, weil das andere Werk zum einen noch weit von einer Publikationsreife entfernt und zum anderen in einem komplett anderen Tonfall abgefasst war. Tolkien wandte sich für einige Jahre beleidigt von seinem Verleger Unwin ab, was auch der Hauptgrund für die jahrelange Verzögerung der Publikation des Herrn der Ringe war, der bis auf die Anhänge ja fertig war.

Durch den riesigen Erfolg des Herrn der Ringe war es klar, dass nun sowohl Leser wie auch der Verleger Interesse am Silmarillion hatten, und Tolkien machte sich daran, es publikationsreif zu machen. Diese Aufgabe überforderte ihn allerdings, denn über die Jahrzehnte hatten sich eine ganze Anzahl unterschiedlicher, sich teilweise widersprechenden und in unterschiedlichem Ausmaß fertiggestellten Versionen der einzelnen Geschichten angesammelt. Aus seinem Interesse am Erfinden von Wörtern und ganzen Sprachen hatten viele der Namen und Wörter im Silmarillion mehrere, teilweise ähnliche, teilweise ganz andere Bezeichnungen. Tolkien arbeitete nicht systematisch an seinem Werk weiter, sondern setzte wie ein Maler immer wieder Farbtupfer an ganz unterschiedlicher Stelle. Einen Eindruck von dieser Arbeitsweise bekommt man, wenn man Tolkiens autobiografisch angehauchte Erzählung Blatt von Tüftler (im Original Leaf by Niggle) liest, die Geschichte eines Malers, der nie mit seinem Werk fertig wird, dem Bild eines Baumes, der sich gewaltig verzweigt und unermesslich viele Blätter hat, die alle einzeln auszumalen sind. Diese wunderschöne Geschichte, welche ein tröstliches Ende findet, ist unter anderem im Band Fabelhafte Geschichten enthalten.

Vor ihm stand der Baum, sein Baum, fertig. Wenn man das von einem lebenden Baum sagen kann, dessen Blätter sich entrollen, dessen Äste und sich im Wind biegen, was Tüftler so oft gespürt oder geahnt und so oft nicht hatte einfangen können. Er starrte auf den Baum, hob langsam die Arme und breitete sie weit aus.

"Es ist eine Gabe!" sagte er.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinDer alt gewordene Tolkien schaffte es einfach nicht mehr, das Werk fertigzustellen, dessen Publikation er so sehr herbeisehnte. Doch er hatte in seinem Sohn Christopher den besten Kenner seines Werkes an seiner Seite. Christopher hatte seit seiner frühen Jugend mit Begeisterung die Geschichten seines Vaters gehört und gelesen und beteiligte sich mit seiner eigenen Schaffenskraft am Werk, z. B. fertigte er Landkarten Mittelerdes an. Nach dem Tod seines Vaters 1973 machte sich Christopher zügig daran, Material auszuwählen und zu ordnen und somit einen einheitlichen Stand herzustellen. Bei der Abfassung einiger Textpassagen stand ihm der Fantasy-Autor Guy Gavriel Kay zur Seite. So konnte das Buch bereits 1977 im englischen Original und ein Jahr später in deutscher Übersetzung erscheinen. Dem eigentlichen Silmarillion, welches den Kern des Buches bildet, sind vier andere, kürzere Werke beigegeben. Die Ainulindale ist im tolkienschen Kosmos das Gegenstück zur biblischen Genesis und schildert die Erschaffung der Welt durch Gott zusammen mit den Ainur, seinen engelhaften Dienern, in einem mächtigen Schöpfungslied, und vom Abfall Melkors, des obersten Ainu, der die Rolle Luzifers spielt und das Böse in die Welt bringt. Die Valaquenta beschreibt vergleichbar der griechischen Mythologie die Valar, die oberen der himmlischen Mächte. Deren mächtigste neben dem gefallenen Engel Melkor, der später Morgoth genannt wird, sind Manwe, der König des Reiches von Arda, und seine Gemahlin Varda, die Herrin der Sterne. Von gleicher Art wie die Valar sind die Maiar, aber minderen Ranges. Sie bilden das Gefolge der Valar. Die wichtigsten Rollen unter ihnen werden im Lauf der Geschichte Sauron, der erste Diener des bösen Herrschers Morgoth und nach dessen Sturz sein Nachfolger, welcher die Hand nach der Macht über ganz Mittelerde ausstreckt, sowie sein Gegenspieler Olórin, der unter den Namen Mithrandir und Gandalf bei den Elben und Menschen Mittelerdes bekannt wird, spielen.

Die Kernerzählung Quenta Silmarillion – die Geschichte von den Silmaril – schildert die Ereignisse des Ersten Zeitalters beginnend mit dem Erwachen der Elben und der Wanderung ihrer drei Stämme, der Vanyar, der Noldor und der Teleri, nachdem sie einen Ruf der Valar erhalten haben. Der Großteil von ihnen zieht quer durch Mittelerde nach Westen in das Segensreich Valinor, wo sie unter der Herrschaft und unter dem Schutz der Valar stehen, aber einige Stämme bleiben in Mittelerde zurück. Doch das Böse kommt in Gestalt Morgoths nach Valinor, der Unfrieden unter den Noldor schürt. Er stiehlt die von ihrem Fürsten Feanor geschaffenen Edelsteine, die Silmaril, welche das Licht der Zwei Bäume in sich tragen, die vor Erschaffung von Sonne und Mond die Erde erleuchteten. Er flieht nach Mittelerde und setzt die Steine in seine eiserne Krone in seiner Festung Angband ein. Die ihn verfolgenden Noldor unter Führung Feanors begehen einen Brudermord, als sie die Schiffe der Teleri rauben und die niedermachen, welche sich ihnen widersetzen. Daraufhin unterliegen die Noldor einem Bannspruch der Valar. Bei der Verfolgung Morgoths in Mittelerde verliert Feanor sein Leben, sein Halbbruder Fingolfin wird Hoher König der Noldor. In den folgenden Jahrhunderten errichten die Elben Reiche in Mittelerde und ziehen einen Belagerungsring um Morgoths Reich Angband im Norden. Der belagerte Friede endet, als Morgoth mit einem riesigen Heer, dem Balrogs, Drachen, Orks und dunkle Menschen angehören, aus dem Norden hervorbricht und die Verteidiger wie Blätter im Wind vor sich hertreibt. Die Elbenreiche werden zerschlagen, nur die Stadt Gondolin kann sich noch länger halten, tief in den Bergen verborgen. Der Mensch Tuor findet im Auftrag Ulmos, des Vala, die verborgene Stadt. Aus seiner Vereinigung mit der Elbenprinzessin Idril, der Tochter des Königs Turgon, geht der Halbelb Earendil hervor. Dessen Bittgang nach Valinor nach dem Untergang von Gondolin, der nach der Entdeckung der Stadt durch Verrat von den Streitkräften Morgoths herbeigeführt wird, bringt die Wende. Die vereinigten Kräfte der Valar, der Elben und einiger Menschenstämme zerschlagen das Reich des Bösen. Morgoth wird durch das Tor der Nacht aus den Mauern der Welt in die Zeitlose Leere gestoßen. Doch das Böse, das er in die Welt gebracht hat, wirkt weiter. Weite Bereiche des Landes Beleriand, in dem die Elben und die Menschen wohnten, werden nach Vulkanausbrüchen und Erdbeben aufgrund der kriegerischen Ereignisse durch das Meer verschlungen. Auch  die Silmaril sind verloren, mit Ausnahme des einen, den Earendil an seine Stirn gebunden hat und der ihm auf seinen Weg mit seinem Himmelschiff Vingilot durch die Lüfte leuchtet.

Die Akallabêth erzählt die Geschichte des Zweiten Zeitalters und den Aufstieg des Volkes der Númenorer, welche als Verbündete der Elben in den Schlachten gegen Morgoth dienten und nach dessen Untergang als Belohnung für ihre treuen Dienste den Inselkontinent Númenor als ihr Reich zugesprochen bekamen. Doch unter dem Einfluss Saurons wendet sich nach vielen Jahrhunderten ihr König von den Valar ab und greift mit einer riesigen Flotte Valinor an, das Reich der Valar. Númenor versinkt, wenige der überlebenden Númenorer unter ihrem Führer Elendil, die den Valar treu geblieben waren, entkommen dem Untergang und siedeln sich in Mittelerde an, wo sie zwei Reiche gründen.

Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter schildert das Geschick der Númenorer in der Verbannung und ihrer erneuten Verstrickung in die Ränke Saurons, der den Untergang Númenors überlebt hat, Er nützt die Geschicklichkeit der Elbenschmiede dazu aus, Ringe der Macht zu schmieden, entwendet den Schmieden die Ringe und lässt einen Teil seiner Macht in den Meisterring fließen, um damit Mittelerde beherrschen zu können. Mit dem letzten Bündnis der Elben und Menschen und der Niederlage Saurons, dessen Geist entflieht, endet das Zweite Zeitalter. So beginnt das Dritte Zeitalter der Welt. Saurons Herrscherring ist verschwunden, bis ein vorwitziger Bewohner des Auenlandes den Ring einem garstigen Geschöpf entwendet, womit die Brücke zu den Handlungen des Hobbit und des Herrn der Ringe geschlagen ist.

Im Klappentext der deutschen Erstausgabe des Silmarillion von 1978 kann man lesen:

Obwohl Das Silmarillion erst jetzt erscheint, nach dem Tode des Autors und herausgegeben von seinem Sohn, ist es Tolkiens ältestes Buch. Seine Geschichten um Mittelerde hatten sich in ihm üer mehr als fünfzig Jahre zu einer Tradition verbunden, der er zuletzt mehr wie ein Philologe oder Historiker denn wie ein „Erfinder“ gegenüberstand. Und so betraten die Hobbits und ihre Gefährten im Herrn der Ringe diese schon fertige Welt, den festen Boden der Legende unter den Füßen.

Ganz stimmt diese Aussage natürlich nicht, wie wir nunmehr wissen, denn die veröffentlichte Fassung des Silmarillion hat mit den ersten Lost Tales nur mehr Grundzüge gemeinsam. Insoweit ist die Aussage „ältestes Buch“ mehr plakativ als akkurat.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinIm Schlepptau des Herrn der Ringe und des Hobbit wurde auch das Silmarillion ein Bestseller, und viele Leser wollten weitere Geschichten Tolkiens kennenlernen. So machte sich Christopher Tolkien an ein Wagnis, denn mit dem nächsten Buch Nachrichten aus Mittelerde stellte er dem Publikum unvollendete Geschichten seines Vaters aus den drei Zeitaltern Mittelerdes und aus Númenor vor, wie der treffendere Originaltitel deutlich aufzeigt. Den Hauptteil des Buches nehmen Tuor und seine Ankunft in Gondolin und Die Geschichte der Kinder Húrins ein. Die beiden Erzählstränge sind zwei der wichtigsten der großen Geschichten, aus denen sich Das Silmarillion zusammensetzt. Die dritte ist die von Lúthien und Beren, die wir weiter unten noch beleuchten. Die erste Erzählung schildert das Kapitel XXIII Von Tuor und dem Fall von Gondolin aus dem Silmarillion in ausführlicher Form, allerdings ist sie ein Fragment, das bereits beim Auffinden Gondolins durch Tuor abbricht und daher die wichtigen Teile von Tuors Leben in Gondolin, vom Untergang der Stadt durch den Verrat Maeglins und der Flucht von Tuor und seiner Schar vor den Horden Morgoths vermissen lässt. Etwas anders ist es mit der zweiten Erzählung, der ausführlichen Fassung des Kapitel XXI Von Túrin Turambar. Zwar ist auch diese unvollendet, doch sind die Lücken eher im mittleren Bereich, sodass die Intentionen des Verfassers recht klar hervortreten. Die tragische Erzählung um den Vetter Tuors und seine von Morgoth verfluchte Familie verbindet Quellen wie die germanische um Siegfried den Drachentöter mit der griechischen Ödipus-Tragödie.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinDer nächste Coup Christopher Tolkiens war die Veröffentlichung der Lost Stories seines Vaters in zwei Bänden 1983/84. Der erste Teil umfasst die Erschaffung der Welt und die Geschehnisse im Reich der Valar samt der Vernichtung der zwei Bäume durch Melko, wie Melkor/Morgoth hier heißt, und dem Diebstahl der Silmaril. Der zweite Teil erzählt jene Ereignisse, die im wesentlichen den Kernteil des späteren Silmarillion bilden. Dies sind Die Geschichte von Tinúviel, Turambar und der Foalóke, Der Fall von Gondolin, Das Nauglafring und Die Geschichte von Earendel. Umfasst wird das Ganze von einer Rahmenhandlung um den Seefahrer Eriol oder in einer anderen Fassung Ælfwine aus England, der auf der Insel Tol Eressea landet und von den Elben, die dort leben, die Geschichten erzählt bekommt. Vergleicht man mit der späteren Fassung des Silmarillion, ist vieles noch ganz anders. Figuren haben andere Namen oder andere Versionen davon (z. B. Noldoli statt Noldor), der Stil ist deutlich anders, es gibt noch keine Zeitalter, es ist noch keine Rede von Hobbits oder Zauberringen.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinAufgrund der Tatsache, dass auch diese Geschichten teilweise unvollendet oder in unterschiedlichen Versionen vorlagen, sind die Anmerkungen in den Büchern teilweise länger als die Geschichten selbst. Die Bücher liefern einen faszinierenden Einblick in den Entstehungsprozess des komplexen Mittelerde-Mythos, den Tolkien selbst einmal als „Nebenschöpfung“ beschrieb. Die beiden Bände wurden in Deutsch als Das Buch der verschollenen Geschichen betitelt. Christopher Tolkien integrierte die beiden Bücher als Band 1 und 2 in die zwölfbändige Edition The History of Middle-earth. In den weiteren Bänden sammelte er weitere bisher unpublizierte Schriften seines Vaters, wie Gedichtfassungen einiger der bekannten Erzählungen, Erstfassungen der einzelnen Kapitel des Herrn der Ringe sowie diverses Begleitmaterial. Diese Bände wurden bisher nicht auf Deutsch übersetzt.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinDamit dachte man, dass die Geschichte Mittelerdes endlich zu Ende erzählt wäre. Umso größer war die Überraschung, als im Jahr 2007 der Band Die Kinder Húrins erschien. Hier kompilierte Christopher aus den verschiedenen Fassungen dieser Geschichte, die von den drei zentralen längeren Erzählungen des Silmarillions der Vollendung am nächsten war, eine einheitliche epische Geschichte, der man kaum mehr Lücken anmerkt. Deswegen kann man sie durchaus als Lesestoff für solche Leser empfehlen, die an den komplexen Hintergründen und Entstehungsgeschichten nicht interessiert sind. Túrin ist der Sohn Húrins, eines Anführers der mit den Elben verbündeten Menschen, die gegen Morgoth kämpften, und seiner Frau Morwen. Húrin wurde von Morgoth gefangengenommen und ihm mitsamt seiner Familie verflucht. Túrin wächst bei den Elben von Doriath auf, wird aber nach einem Zwischenfall verbannt, bei dem ein Elb zu Tode kommt. Nachdem er einige Zeit mit Gesetzlosen zusammenlebt, kommt er nach Nargothrond, dem Elbenreich, welches sich in Höhlen beim Fluss Sirion befindet und gerät in dessen Untergang durch den von Morgoth entsandten Drachen Glaurung. Nach seiner Flucht lebt er in einem Dorf und nimmt seine Schwester Nienor zur Frau, die er nicht wiedererkennt, weil er sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hatte. Auch Nienor erkennt Túrin nicht, denn sie hatte durch den Schock der kriegerischen Ereignisse das Gedächtnis verloren. Als Glaurung das Dorf angreift, stirbt er durch Túrins schwarzes Schwert. Nienor sucht ihren Mann und findet ihn bewusstlos neben dem Drachen. Sie glaubt ihn bereits tot, der sterbende Drache enthüllt ihr die Wahrheit über den Inzest. Nienor stürzt sich ins Wasser. Túrin kommt wieder zu sich und begeht aus Gram über den Tod seiner Frau Selbstmord, indem er sich in sein eigenes Schwert stürzt.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinDie englische wie die deutsche Fassung des Buches sind mit einem Titelbild und Innenillustrationen des Künstlers Alan Lee geschmückt. Das ist ein wohltuender Gegensatz zu früheren deutschen Tolkien-Ausgaben. Nachrichten aus Mittelerde hat beispielsweise einen seltsamen Zwerg mit einem hohen Hut auf dem Titelbild, der mit dem Buch schon gar nichts „am Hut“ hat. Tolkien selbst wäre mit so einer Titelbildgestaltung kaum zufriedengestellt gewesen. Wie er sich das vorstellte, kann man dem wunderbaren Buch J. R. R. Tolkien - der Künstler entnehmen, in dem von Tolkien gemalte Bilder vorgestellt werden, darunter auch Titelbildentwürfe für den Hobbit und den Herrn der Ringe.

Zu bemerken ist noch, dass es in den achtziger Jahren bei dtv eine Taschenbuchausgabe des Textes Die Geschichte der Kinder Húrins gibt, welche den Nachrichten aus Mittelerde entnommen ist. Sammler sollten sich daher nicht wundern, wenn dieses Buch nicht den gleichen Text wiedergibt wie die viel später erschienene Buchausgabe Die Kinder Húrins. Die erste Auflage ist mit einer Titelbildzeichnung des Autors ausgestattet.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von Gondolin2017 kam mit Beren und Lúthien die zweite der zentralen Geschichten aus den Legenden des Ersten Zeitalters auf den Markt, wiederum in einer ähnlichen Ausstattung mit Titelbild und Innenillustrationen von Alan Lee. Inhaltlich musste Christopher Tolkien aber einen anderen Weg wählen als bei Die Kinder Húrins, denn es gab keine annähernd fertige Langversion. Für Vater Tolkien war sie aber die wichtigste Geschichte des Silmarillion. Auf dem Grabstein der Tolkiens steht als Inschrift: Edith Mary Tolkien. Lúthien, 1889 – 1971. John Ronald Reuel Tolkien, Beren. 1892 – 1973. Edith war seine Gattin.

Beren, ein Mensch, verliebt sich in Luthien, die Tochter des unsterblichen Elbenkönigs Thingol und seiner Frau Melian, der Maia, die über das verborgene Reich Doriath herrschen. Thingol stellt Beren die Aufgabe, dass er einen Silmaril aus der Eisenkrone Morgoths erringen muss, um Luthien freien zu können. Beren wagt das hoffnungslose Unternehmen und dringt nach Angband vor. Es gelingt ihm tatsächlich, mit einer List den Edelstein zu gewinnen. Doch Carcharoth, der Höllenhund Morgoths, stellt Beren nach und beißt ihm die Hand samt dem darin befindlichen Silmaril ab. Als Beren nach Doriath zurückkommt, teilt er dem König mit, dass er den Silmaril in der Hand hält. Thingol will die Gemme sehen, doch Beren sagt ihm, dass er den Stein nicht bei sich hat und zeigt ihm den Armstumpf.

Als Thingol die ganze Geschichte hört, lenkt er ein und gibt die Einwilligung, dass Beren Lúthien freien kann. Weiteres Unheil steht aber bevor, denn Carcharoth ist wegen des unerträglichen Schmerzes durch den Silmaril in seinem Magen in rasender Wut nach Menegroth eingedrungen und verheert das Land. Beren bricht mit den Elben zur Wolfshatz auf. Er kann den Höllenhund zwar töten, muss aber auch sein Leben lassen. Nun geschieht, was es noch nie zuvor auf Arda gegeben hatte: Lúthien erwirkt bei Mandos, dem Vala, welcher der Herr der Hallen der Toten ist, dass Beren in ein zweites Leben zurückkehren kann. Doch der Preis dafür ist hoch. Sie muss ihre Unsterblichkeit aufgeben, die das Geschenk Ilúvatars an seine Erstgeborenen ist. Lúthien und Beren verbringen ihr zweites Leben zusammen im Exil, weit entfernt von den Königshallen ihrer Eltern, in denen Trauer und Gram eingekehrt sind und denen bald die Vernichtung bevorsteht.

In den Lost Stories heißt die Erzählung Die Geschichte von Tinúviel, Beren ist hier noch ein Elb. Im Silmarillion wurde daraus das Kapitel XIX Von Beren und Lúthien. Außerdem gibt es noch ein langes episches Gedicht, das ebenfalls unvollendete Leithian-Lied, sowie weitere Quellen. Für Beren und Lúthien stellte Christopher Tolkien diese verschiedenen Fassungen abschnittsweise hintereinander zusammen, was zwar einen Einblick in den Handlungsrahmen und die teilweise gravierenden Unterschiede der Fassungen gibt, aber keinen konstanten Lesefluss ermöglicht. Deswegen ist das Buch für Hungrige nach Lesefutter gänzlich unbrauchbar.

J. R. R. Tolkien - Der Fall von GondolinIm Vorwort zum Buch schrieb Christopher Tolkien, dass dies im Alter von dreiundneunzig Jahren (vermutlich) das letzte Buch seiner Editionen der Schriften seines Vaters sei. Doch ein Jahr später kam Der Fall von Gondolin, und im Vorwort zu diesem Buch bekannte der Herausgeber, dass die Vermutung falsch gewesen sei, aber dass in seinem vierundneunzigsten Jahr das vorliegende Werk (sicherlich) das letzte sein würde. Für dieses Buch wählte er wiederum eine andere Vorgehensweise, denn er brachte verschiedene Fassungen der Sage komplett hintereinander, angefangen von der ursprünglichen (kompletten) Fassung aus den Lost Stories, gefolgt vom frühesten Text, der Fassung der Quenta Noldorinwa, und der letzten Fassung, die unter dem Titel Tuor und seine Ankunft in Gondolin in Nachrichten aus Mittelerde abgedruckt ist. Diese einzelnen Fassungen verknüpfte Christopher Tolkien mit erklärenden Texten. Die Leseempfehlung für dieses Buch ist die gleiche wie für Beren und Lúthien.

Es bleibt als Fazit: Wer den Herrn der Ringe und/oder den Hobbit aus Buch und/oder Film kennt und an weiteren Abenteuern aus Mittelerde interessiert ist, sollte sich Das Silmarillion zulegen und dies mit der richtigen Erwartungshaltung tun. Da tun sich möglicherweise unermessliche Schätze auf. Wer dann weitere Geschichten über den verzweifelten Kampf der Elben und der mit ihnen verbündeten Menschen gegen den bösen Feind Morgoth lesen will, sollte zu Die Kinder Húrins greifen, denn dieses Buch bietet eine konsistente Handlung und führt eine der im Silmarillion als Kurzabriss vorgestellten Episoden im Detail aus. Und nur jene, die dann immer noch an allem interessiert sind, was Tolkiens Mittelerde-Universum bietet, egal ob es unvollendete Geschichten sind oder unterschiedliche, teils widersprüchliche Versionen ein und derselben Geschichte, sollten sich die weiteren Bücher zulegen, darunter auch Der Fall von Gondolin. Dann bleiben bloß noch die extrem Hartgesottenen (unter den deutschsprachigen Lesern), die sich auch noch an die Bände 3 – 12 der History of Middle-earth, welche nicht ins Deutsche übersetzt wurden, in der Originalsprache wagen wollen. Dieses Abenteuer steht selbst mir als jahrzehntelangem Tolkien-Liebhaber als Projekt für meinen Ruhestand noch bevor.

Bibliografie der deutschen Erstveröffentlichungen der Tolkien-Bücher, welche im Ersten Zeitalter handeln:

Das Silmarillion (The Silmarillion, 1978)
Herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü.: Wolfgang Krege
Stuttgart 1978, Klett-Cotta Hobbit Presse

Nachrichten aus Mittelerde (Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth, 1980)
Herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü.: Hans J. Schütz
Stuttgart 1983, Klett-Cotta Hobbit Presse

Das Buch der verschollenen Geschichten Teil 1 (The Book of Lost Tales. Part I, 1983)
Herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü.: Hans J. Schütz
Stuttgart 1986, Klett-Cotta Hobbit Presse

Das Buch der verschollenen Geschichten Teil 2 (The Book of Lost Tales. Part II, 1984)
Herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü.: Hans J. Schütz
Stuttgart 1987, Klett-Cotta Hobbit Presse

Die Kinder Húrins (The Children of Húrin, 2007)
Herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü.: Hans J. Schütz, Helmut W. Pesch
Stuttgart 2007, Klett-Cotta Hobbit Presse

Beren und Lúthien (Beren and Lúthien, 2017)
Herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü.: Hans-Ulrich Möhring, Helmut W. Pesch
Stuttgart 2017, Klett-Cotta Hobbit Presse

Der Fall von Gondolin (The Fall of Gondolin, 2018)
Herausgegeben von Christopher Tolkien
Ü.: Helmut W. Pesch
Stuttgart 2018, Klett-Cotta Hobbit Presse

Alle Bücher sind in diversen Neuausgaben in teilweise unterschiedlicher Aufmachung lieferbar.

Sekundärliteratur:

Humphrey Carpenter:
J. R. R. Tolkien. Eine Biographie (J. R. R. Tolkien - a biography, 1977)

Ü.: Wolfgang Krege
Stuttgart 1979, Klett-Cotta Hobbit Presse

Wayne G. Hammond, Christina Scull:
J. R. R. Tolkien. Der Künstler (J. R. R. Tolkien. Artist and Illustrator, 1995)

Ü.: Hans J. Schütz
Stuttgart 1996, Klett-Cotta


Übersicht aller Artikel:

13.04.2017 Hugh Walker: Welt der Türme
31.08.2017 Manfred Wegener: Arkonidenraumschiff in der Gammafalle
16.11.2017 J. R. R. Tolkien: Die Briefe vom Weihnachtsmann
07.04.2018 Kris Neville: Bettyann - das Mädchen vom anderen Stern
15.04.2018 Die Sternenträume des Cordwainer Smith
26.04.2018 Terry Brooks: Das Schwert von Shannara
20.12.2018 J. R. R. Tolkien: Der Fall von Gondolin

 

Kommentare  

#1 Postman 2018-12-21 08:27
Viele "Fans" würden wohl ohne die Filme heutzutage Tolkien nicht mal kennen, denn die Bücher bleiben vor allem in der grünen Pappschuber Ausgabe langatmig und sperrig und die alten Ausgaben fanden sich in den wenigsten Buchhandlungen vorrätig.

Die neuere Übersetzung liest sich flüssiger hat aber wohl einiges an flappsigen Bemerkungen, womit der Stoff nicht mehr so erhaben wirkt.

Alles in allem ist es aber wie mit Game of Thrones.
Die meisten rennen jedem Hype nach, weshalb auch erst nach der Verfilmung Wesen wie Gollum mit ihren Zitaten in den Sprachgebrauch und den Vergleichen übernommen wurden.

Jacksons Filmen fehlt es vor allem in den Massenschlachten an Gewalt und Blut, weil alles auffallend familiengerecht aufbereitet werden musste. Dies missfällt mir am meisten und verharmlost vieles des Gesamtkonzepts. Man hätte es das ganze noch um 50% düsterer machen können.

Fantasy war aber noch nie so ganz mein Ding, obwohl ich Drachen und Magie mag, denn es gibt wenig glaubwürdige und gleichzeitig einigermassen verständliche Welten oder wird auch oft alles ins Lächerliche gezogen (siehe Pratchett).

Wenigstens sind aber die Hobbits nicht so dämlich, unglaubwürdig und lächerlich wie viele Ausserirdische der Star Wars Saga, bei denen mir die meisten nur auf die Nerven gehen. Ein Mini Yedi mit Krückstock der auf einmal Saltos machen kann, die Muppet Show Ewoks und mein Hass Objekt Nummer Eins: JaJa Brink
#2 VM 2018-12-21 21:57
Ein sehr schöner, informativer Artikel.
Die Lektüre des "Silmarillion" hat mir dereinst sehr viel Freude gemacht.

Was den "Herrn der Ringe" anbelangt, erinnere ich mich an Behauptungen, Tolkien habe hier den 2. Weltkrieg verarbeitet. Das ist aber wohl eher Legende, oder?
#3 Henry Stardreamer 2018-12-21 22:21
zitiere VM:
Ein sehr schöner, informativer Artikel.
Die Lektüre des "Silmarillion" hat mir dereinst sehr viel Freude gemacht.

Was den "Herrn der Ringe" anbelangt, erinnere ich mich an Behauptungen, Tolkien habe hier den 2. Weltkrieg verarbeitet. Das ist aber wohl eher Legende, oder?


Das ist tatsächlich eine Legende, und Tolkien hat das selbst im Vorwort zum Herrn der Ringe deutlich gemacht. Ich zitiere auszugsweise:

"Was irgendwelche tiefere Bedeutung oder "Botschaft" betrifft, so gibt es nach der Absicht des Verfassers keine. Das Buch ist weder allegorisch noch aktuell. ... Ihr Ursprung sind Dinge, die mir schon lange im Sinn lagen oder in einigen Fällen schon niedergeschrieben waren, und wenig oder nichts wurde durch den Krieg, der 1939 begann, oder durch seine Folgen verändert. Der wirkliche Krieg ähnelt weder in seinem Verlauf noch in seinem Abschluß dem Krieg der Sage. Hätte er den Fortgang der Sage inspiriert oder bestimmt, dann hätte man sich des Ringes bemächtigt und ihn gegen Sauron eingesetzt; Sauron wäre nicht vernichtet, sondern versklavt, Barad-dur nicht zerstört, sondern besetzt worden."

Danke für das Lob und die Frage!

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles