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Wenn das Schiff zum Helden wird

Wenn das Schiff zum Helden wird...Wenn das Schiff zum Helden wird

Üblicherweise gibt es bei SF-Serien einen Helden, der oft auch zum Namensgeber avanciert. Beispiele sind etwa Perry Rhodan, Ren Dhark, Rex Corda, Atlan, Commander Scott oder zuletzt Maddrax. So etwas gibt auch in anderen Bereichen, denken wir etwa an Jerry Cotton, John Sinclair oder Professor Zamorra. Dieses alte Prinzip der Namensgebung ist aber in den letzten Jahrzehnten weitgehend aus der Mode gekommen. Obwohl es meist immer noch einen Helden gibt, ohne den die Serie nicht denkbar ist, wurde in der Regel ein neutralerer Namen gewählt.


Ein Raumschiff-Orion-Roman Terranauten, Star Gate, Bad Earth, Vampire oder Dinoland. Im Bereich der SF gibt es aber noch ein anderes konkurrierendes Prinzip: Man benennt die Serie nach einem Raumschiff!

Zu allererst fällt jedem SF-Fan dabei natürlich Raumschiff Enterprise ein. Raumschiff Orion, Raumschiff Promet, Andromeda, Battlestar Galactika und die Sternenfaust gehören ebenfalls dazu. In gewisser Weise auch die Zeitkugel, die zwar kein Schiff im eigentlichen Sinne ist, aber doch das Transportmittel der Protagonisten. Eine solche Benennung hat natürlich Vor- und Nachteile. Die Leser oder Zuschauer verbinden bestimmte Erwartungen damit. 

Nun soviel vorweg, selbstverständlich werden die Schiffe nicht zu Handlungsträgern, sondern sind lediglich Handlungsort und Vehikel für die eigentlichen Hauptfiguren. (Ausnahme die Andromeda, wo das Schiff selbst mittels Avatar regelmäßig in das Geschehen eingreift). Bei Raumschiff Enterprise geht es um die Abenteuer von James T. Kirk, Spock, Pille und Scotty, bei Raumschiff Orion um die Crew von Commander McLane und  Raumschiff Promet handelt von Peet Orell, Arn Borul, Jörn Callaghan, Junici und Vivien Raid. Und natürlich gibt es auch bei den anderen Serien Schiffe, die die Herzen der Fans höher schlagen lassen und eine wichtige Rolle spielen. Denken wir nur an die SOL (Perry Rhodan), die POINT OF (Ren Dhark) oder die RUBIKON (Bad Earth). Aber wenn die Serie z.B. Sternenfaust heisst, gibt es prompt Leserbriefe und Postings, wenn die Handlung mal zwei, drei Romane nicht auf dem Schiff spielt oder sogar ohne das Schiff auskommt.

Ach ja, und wer es wagt die Serie nach einem Schiff zu benennen, der bekommt es früher oder später mit den Technik-Freaks zu tun, wird schnell mit dem Wunsch nach technischen Einzelheiten konfrontiert. Beschleunigungszeiten, Höchstgeschwindigkeit, Schutzschirme und Waffentechnik bekommen einen ganz anderen Stellenwert als sonst. Risszeichnungen werden gefordert und die Lage der einzeinen Decks, der Beiboothangars, des Antriebs usw. werden heiss diskutiert. Im Film Galaxy Quest wird derlei Fantreiben ja vorzüglich auf die Schippe genommen.

Und dann muss halt doch einfach festgehalten werden, manche dieser Erwartungen erweisen sich als haltlos. Das Schiff ist eben nicht der Held. Bitter, wenn der enttäuschte Fan dann auch noch zur Kenntnis nehmen muss, das Raumschiff Enterprise im Original Star Treck heisst oder Raumschiff Orion im Fernsehen als Raumpatrouille lief. Interessanterweise gibt es aber kaum Proteste, wenn das Schiff geschrottet und durch einen namensgleichen Nachfolger ersetzt wird. So geschehen z.B. mit der Promet und der Promet II oder der Sternenfaust, der Sternenfaust II und der Sternenfaust III. 

Wenn es soviel Nachteile gibt, warum werden dann überhaupt Serien nach Schiffen benannt? Nun, es gibt auch Vorteile. Bei einem Schiff ist es plausibel, dass die Protagonisten von Ort zu Ort fliegen, und immer vorort sind, wenn irgendwo etwas los ist. Das Erkunden ist damit praktisch automatisch ein wichtiger Bestandteil der Handlung. Begegnungen mit fremden Zivilisationen und Lebensformen sind ebenso vorprogrammiert wie die Entdeckung naturwissenschaftlicher Phänomene. Mit anderen Worten, die Serie weisst von Anfang an eine natürliche Bandbreite und Themenvielfalt auf. Auch der Austausch von Besatzungsmitgliedern fällt bei einer Benennung nach dem Schiff viel leichter. Theoretisch kann sogar die Hauptperson ausgetauscht werden. Gleichzeitig sparen die Autoren zunächst auch viel Arbeit, denn es ist erheblich einfacher, nur ein Schiff umfassend zu beschreiben, als ganze Welten, Zivilisationen oder Regierungsformen.  Der Alltag an Bord lässt sich einfacher darstellen als das ganze komplexe Alltagsleben eines Planeten oder selbst nur einer Stadt.

Also liebe Macher, von mir aus benennt kommende Serien ruhig weiter nach Schiffen!

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