Wer hätte gedacht, dass die Unterirdischen so gute Bootsbauer sind?! So wächst die Barke Planke um Planke…und mir bleibt etwas Zeit, neue Geschichten des Schreckens zu erzählen. (Vorwort Horror Schocker 28)
Manchmal steigen die Toten auf einem Friedhof aus ihren Gräbern. Getrieben von dem Gedanken, etwas Unerledigtes im Leben zurückgelassen zu haben, wandeln sie auf dem Totenacker umher.
Der Friedhofswärter hält die Wiedergänger in der Regel zurück und führt sie wieder in ihre Gräber. Eines Nachts entsteigt ein Mann einem Grab, der von seiner Ehefrau und deren heimlichen Liebhaber ermordet worden ist. Der Untote schlägt den alten Mann von hinten nieder und eilt zu seinem Haus.
Schließlich begreift der Tote, dass bereits viele Jahre vergangen sind, seitdem er in das Grab gelegt wurde. Durch die Fensterscheibe seines Hauses kann er nur eine alte Frau erblicken, versteht aber nicht, dass es sich um seine Frau handelt. Der Friedhofswärter findet den Toten und bringt ihn in sein Grab zurück. Nun findet er endlich seine Ruhe.
Fazit: Levin Kurio ist der Autor und Zeichner dieser Geschichte über einen ruhelosen Untoten. Der Mann wurde zu Lebzeiten von seiner Frau umgebracht und wühlt sich Jahre nach seiner Beerdigung aus dem Grab, um nach Hause zu seiner Frau zurückzukehren.
Nur leider ist bereits einige Zeit vergangen und er erkennt seine Frau nicht wieder. Sie sitzt allein in ihrem Haus und ertrinkt ihren Frust im Alkohol. Ihr Liebhaber hat sie verlassen und vielleicht sieht sie im Nachhinein das Unrecht ihrer Tat ein. Als er wieder in seinem Grab liegt, überkommt ihm ein Gefühl von Ruhe.
Der Friedhofswärter geht mit einer außerordentlichen Ruhe auf den Untoten zu. Er scheint bereits mehrere derartiger Fälle erlebt zu haben, denn er sieht in dem Wiedergänger keine Gefahr. Selbst nachdem er niedergeschlagen wurde, geht er unvoreingenommen auf den Untoten zu und führt ihn zurück zu seinem Grab. Er schaufelt das zerrüttete Grab zurecht, so dass der Tote sich wieder dort hineinlegen kann.
Der Leser erlebt die Geschichte aus der Perspektive des Untoten. Die Geschichte setzt damit ein, dass die lebende Leiche sich aus dem Grab wühlt und endet mit der Rückkehr in das solche. Der Friedhofwärter wirkt wie ein stabiler Anker, der die Situation zu jeder Zeit im Griff hat.
Selbst als er kurzfristig die Kontrolle verliert und niedergeschlagen wird, findet er wieder in seine Rolle als fürsorglicher Ordnungshüter des Friedhofs zurück.
Nach einem Unwetter ist der Keller in Richis Haus mit Wasser vollgelaufen. Als er ein paar alte Sachen an der Kellertreppe entlang trägt, fällt eine Lampe in die trübe Brühe und löst sich restlos auf, als wäre sie in Säure gekippt.
Er befördert immer größere Gegenstände in die Suppe und kommt auf die Idee, ein Entsorgungsunternehmen zu gründen. In den darauffolgenden Wochen schüttet er wahllos Abfälle in die Flüssigkeit und missachtet die Warnungen seines Großvaters, die dieser ihm bereits in Kindestagen zugeraunt hat. Würde das Siel des Abflusses nicht gesäubert werden, komme der Gulp.
Eines Tages bückt sich eine Nachbarin in die Lache und ist sofort tot. Richi bekommt es mit der Angst zu tun und der Gulp erscheint ihm in seinen Träumen. Es gelingt ihm mittels eines Stromschlages das Wasser zu verdampfen und der Gulp ist augenscheinlich besiegt.
Allerdings entlädt sich die saure Flüssigkeit in den Wolken und beim nächsten Regen nieselt der Gulp in die Stadt zurück. Die saure Flüssigkeit tötet alle Einwohner, die sich außerhalb von Gebäuden befinden. Nach dem Regenwetter fließen die Reste des Gulps in den Erdboden hinab.
Fazit: Kolja Schäfer und Levin Kurio legen eine einwandfreie Horror Geschichte vor, die keinen guten Ausgang nimmt. Richi freut sich zuerst über die Möglichkeit, mit dem Gulp Geld zu verdienen. Als die Nachbarin ihr Leben verliert, gerät die Situation außer Kontrolle. Selbst die Auflösung des Wassers im Keller bringt nicht die erhoffte Wirkung.
In Form des Niederschlags bricht der Gulp über die Einwohner der Stadt herein und tötet sie. Am Ende der Geschichte sickert der Gulp nach Beendigung des Regenfalles in das Erdreich ein. Augenscheinlich ist der Gulp verschwunden, vielleicht überlebt er aber auch im Erdinneren und kehrt irgendwann auf die Oberfläche zurück.
Kolja Schäfer liefert wieder ein bestechend gutes Artwork ab. Seine Art zu zeichnen ist wie geschaffen zur Darstellung von Horror Geschichten. Die Panels und die Perspektiven habe etwas Verspieltes, was den Leser sofort erahnen lässt, dass er eine übernatürliche Geschichte vor sich hat. Insbesondere die Farben sind sehr ausdrucksstark, die stellenwiese wirken, als wären sie mit einem Wachsstift gemalt.
Die Wikinger sind ein wahrlich furchtloses Volk und stellen sich jeder Gefahr entgegen. Nur als Bier und Würste aus dem Vorratshaus verschwinden, macht sich die Angst vor Trollen breit. Ihre Ehefrauen verhöhnen sie und schlagen vor, den christlichen Priester vor dem Haus wachen zu lassen um zu beweisen, dass die Trolle nur eine Erfindung der heidnischen Priester sind.
Der Priester wacht in der Nacht über das Vorratshaus und erwischt den Dieb. Es sind keine Trolle, sondern lediglich ein alter Dorfbewohner, der sich heimlich Bier holt, da seine Frau ihm den Genuss untersagt.
Der Priester möchte den Wikingern die Überlegenheit des Christentums demonstrieren und verabredet mit dem Alten, dass sie einen Kampf des Priesters mit den Trollen vortäuschen. Im Gegenzug bewahrt der Priester Schweigen über die Diebstähle des alten Mannes.
Die Wikinger sind beeindruckt über die Kühnheit des Priesters. Kurz darauf meldet eine Dorfbewohnerin Trolle am Vorratshaus. Die Wikinger eilen zum Lager und treffen auf die Trolle. Die sind beleidigt, dass ihnen niemand mehr Opfer bringt. Die Männer und Trolle schließen einen Pakt.
Die Unholde können das Bier mitnehmen und die Dorfbewohner verpflichten sich, den Trollen ab sofort Opfergaben zu entrichten. Die Trolle sind in Zugzwang, da sie ebenfalls auf Druck ihrer Frauen handeln. Die Trolle hingegen täuschen einen Kampf vor, damit auch sie vor ihren Frauen als tapfere Helden dastehen.
Fazit: Autor Levin Kurio und Zeichner schreiben eine witzige Geschichte über die wahre Angst furchtloser Männer. Die Wikinger sind starke Krieger, die jedem Feind trotzen. Fest im Glauben an die alten Götter verankert, fürchten die sich vor Trollen.
Ihre Ehefrauen haben längst dem alten Glauben abgeschworen und sind zum Christentum konvergiert. Sie wollen ihre Männer davon überzeugen, dass es sich bei ihren Ängsten vor den Trollen nur um Hirngespinste handelt, die aus dem Festhalten an den alten Göttern resultieren.
Der Priester erwischt den wahren Dieb der Würste und des Bieres in der Nacht und hofft seine Stellung bei den Wikingern zu festigen, indem er vortäuscht, die Trolle verjagt zu haben.
In der darauffolgenden Nacht macht sich wieder jemand an den Würsten zu schaffen und die Wikinger treffen dieses Mal wirklich auf Trolle. Die Wikinger und die Trolle haben Angst, dass sie vor ihren Frauen als Schwächlinge gelten und treffen eine Vereinbarung. So täuschen auch sie einen Kampf vor.
Die Wikinger können ihren Frauen erzählen, dass sie die Trolle tapfer vertrieben haben, so wie es auch der Priester getan hat. Die Trolle wiederum können sich vor ihren Frauen brüsten, dass sie das Lager der Menschen geplündert haben. Das ist eine Lösung, mit der alle zufrieden sein können.
Die Zeichnungen Roman Turowskis haben einen cartoonartigen Einschlag, der die Charaktere nicht ganz so ernst nimmt. Insbesondere die Trolle sind derartig in ihrer Mimik überzeichnet, dass nicht ein Augenblick das Gefühl einer ernsthaften Bedrohung entsteht.
© by Torsten Pech 10/2023
Hammerharte Horror Schocker 28
Erscheinungsdatum: April 2012
Preis: 3,90€
… ruhelos!
Autor: Levin Kurio
Zeichner, Farbe: Levin Kurio
Der Gulp
Autor: Kolja Schäfer, Levin Kurio
Zeichner: Kolja Schäfer
Die Nacht der Trolle
Text, Bleistift, Farben: Levin Kurio
Reinzeichnungen, Farben: Roman Turowski
Weissblech Comics