Männer der Zukunft: Thomas R.P. Mielke
Angesichts dieser Tatsache wundert es nicht, dass die meisten bedeutenden SF-Autoren in Deutschland früher oder später mit dem Erben des Universums und dem Pabel/Moewig Verlag zu tun hatten.
Eine der wenigen Ausnahmen ist Thomas Mielke, besser bekannt als Thomas R.P. Mielke, wobei R.P. für "reine Phantasie" steht.
Thomas Mielke, geboren 1940, wuchs als Pastorensohn in Ostdeutschland auf. Im Alter von 15 Jahren kam er allein in den Westen. Nach Lehr- und Wanderjahren unter anderem als Gärtner und Schiffsschmied, ging er zur Bundeswehr. Dort war er Fluglotse und in der psychologischen Kampfführung tätig. Danach arbeitete er als Texter für internationale Werbeagenturen. Schließlich wurde er Mitinhaber einer Berliner Werbeagentur. Er gilt unter anderem als Miterfinder des Kinderüberraschungseis. Thomas R.P Mielke starb am 31. August 2020.
1961 erschienen zunächst ein SF-Leihbuch und zwei Spionagetitel mit geringem SF-Einschlag, ab 1966 dann in rascher Folge etwa 40 Heftromane. Alle Einzelromane Mielkes erschienen bis auf drei Ausnahmen in der Reihe Zauberkreis Science Fiction. Unter verschiedenen Pseudonymen schrieb er auch Kriminal- und Horrorromane.
Der Klappentext seines einzigen Leihbuches lautet...
"
"(Klappentext Unternehmen Dämmerung)
Serienerfahrung als Stammautor konnte Mielke 1966/67 bei Rex Corda sammeln. Ein Jahr später war er auch bei Ad Astra, der Serie innerhalb von Utopia beteiligt. Beide wurden von H.G.Francis konzipiert. Mielke schrieb jeweils etwa ein Viertel aller Romane. Danach strebte er eine eigene Serie an.
Schon im Roman "Von Menschen gejagt" (ZSF 102) aus dem Jahre 1970 entwickelte er viele Ideen, die sich in der späteren Terranauten Serie wiederfinden sollten. Er entwarf zusammen mit Rolf W. Liersch, der ebenfalls bei Rex Corda und Ad Astra mitgeschrieben hatte, das Konzept für diese Serie.
Anders als ursprünglich vorgesehen, beginnen die Ereignisse um die Jahreswende 2499/2500 nicht auf einem Kolonialplaneten, sondern auf der Erde, die nach der Auflösung der Nationalstaaten von einigen großen Konzernen beherrscht wird. Die Menschen sind in verschiedenen Klassen unterteilt, etwa Manags, Servis, Arbiter, Relax und Nomans. Lordoberst Max von Valdec vom mächtigen Kaiser-Konzern will mit Hilfe der neu entwickelten Kaiser-Kraft die Herrschaft an sich reissen. Diese neue Antriebskraft soll die Treiber ablösen, besonders begabte Menschen, die bisher als einzige in der Lage sind, mit Hilfe von Misteln des Urbaums Yggdrasil Raumschiffe sicher durch übergeordnete Räume zu lotsen. Doch die neue Kraft birgt ungeheure Gefahren, ja kann letztlich zum Untergang führen. Die Treiber, angeführt von David terGordon stellen sich dem machthungrigen Despoten entgegen. Dazu kommen noch mythologische Aspekte wie etwa Yggdrassil, der Weltenbaum, verborgen unter dem grönländischen Eis und seine Misteln. Bei aller Modernität, so kann man etwa die Kaiserkraft mit der Atomkraft in Verbindung bringen, und dem ausgesprochen "grünem" Touch der Serie, stellt sie was die Hauptperson angeht, doch eher einen Schritt zurück dar. Wieder gibt es einen vom Schicksal ausersehenen Retter der Menschheit. Obwohl gerade die Anfangsromane von Action- und Kampfszenen nur so wimmeln, war es den Autoren ein Anliegen, keine "Ledernackenmentaliät" zu propagieren.
Einmalig für die deutschen SF-Heftserien, nicht die Konfrontation mit Ausserirdischen, sondern der Umgang mit Macht, Wirtschaft und Technik innerhalb der Menschheit selbst wurde an den Ausgangspunkt gestellt. Nach 99 Nummern kam 1981 das aus für diese anfangs 14tägig, dann aber wöchentlich erscheinende Heftserie. Die Terranauten wurden allerdings noch mehrere Jahre in Taschenbuchform fortgesetzt. Sie waren die damals vorläufig letzte und, was die Zahl der erschienenen Hefte angeht, erfolgreichste Konkurrenzserie für PR. Die Einstellung der Serie hing wohl mit sinkenden Verkaufszahlen zusammen. Vermutlich hatte man auch thematisch ein wenig zu kurz gegriffen. Nach der erfolgreichen Abwehr von Valdecs und der Kaiserkraft war die ursrpüngliche Faszination, die aus der Extrapolierung der damaligen Zustände in Wirtschaft, Technik und Politik herrührte, weitgehend ausgeschöpft. Die Fortsetzung mit immer höher entwickelten Zivilisationen und Fremdwesen fand bei den Lesern nicht die gleiche Akzeptanz.
Mielke selbst hat nicht einen Roman für die Terranauten verfasst. Auch der vorher stetig fließende Strom neuer Heftromane bei Zauberkreis versiegte Ende der siebziger Jahre. Allerdings gab es dort weiter Nachdrucke (teilweise unter neuem Titel) seiner früheren Romane. Stattdessen schrieb er Anfang der achtziger Jahre eine Reihe von preisgekrönten SF-Romanen, die als TB erschienen. Seit 1983 kamen historische Romane aus Mielkes Feder, mittlerweile liegen mehr als ein halbes Dutzend vor. In den neunziger Jahren wurden einige seiner SF-Heftromane sogar in Taschenbuchform bei renomierten Verlagen neu aufgelegt.In den letzten Jahren hat auch der Mohlberg-Verlag einige alte Romane in sein Nostalgieprogramm übernommen.
Thomas Mielke ist ein Phänomen innerhalb der deutschen SF-Szene. Angefangen als Leihbuchautor, war er über mehr als ein Jahrzehnt so etwas wie der Hausautor von Zauberkreis SF, war als Stammautor an den beiden Serien Rex Corda und Ad Astra beteiligt und entwickelte schließlich sogar das Konzept für eine dritte, die Terranauten. Als einem der ganz wenigen Hefteschreiber gelang ihm dann der Sprung ins Taschenbuch und er verfasste in den achtziger Jahren ein handvoll preisgekrönter Romane. In den neunziger Jahren erlebten seine Taschenbücher Neuauflagen als HC und einige seiner Romane als TB. Und diese stolze Bilanz kann er vorweisen, obwohl er immer nur nebenberuflich geschrieben hat. Ja mehr noch, Ende der sechziger Jahre dürfte er d e r produktivste deutsche Autor im Heftbereich gewesen sein. Seine Romane waren dabei deutlich moderner als die alten Leihbuchtitel aus den 50ern, die damals auch immer noch zum Nachdruck kamen. Alles in allem gehört Thomas Mielke ganz sicher zu den wichtigsten deutschen SF-Autoren.
Kommentare
Mein Nachruf
burgturm.de/thomas-r-p-mielke/
Alles Gute
Sein Sohn Marcus
BTW: Üblicherweise werden ihm noch zwei Silberkrimis (1023 & 1044) zugeschrieben.