Männer des Grauens: Dan Shocker
Dan Shocker
Vier Jahre lang war er der einzige Autor, der den Leser mit unheimlichen Geschichten erfreute. Zunächst noch mit Geschichten, die pseudowissenschftliche Erklärungen hatten. Erst nach und nach wurde das übernatürliche Moment mehr und mehr betont. Doch es ist wie es ist: Dan Shocker ebnete den Weg...
Dan Shocker, das ist Jürgen Grasmück. Er wurde im Januar 1940 in Hanau geboren. Sein Vater fiel 1944 an der ostfront im Weltkrieg, seine Mutter starb bei der Geburt. Seine Tante väterlicherseits und ihr Mann, das Ehepaar Josefine und Alois Kropp, zogen Jürgen auf. Schon früh erkrankter Jürgen Grasmück an progressiven Muskelschwund und mit 15 Jahren musste er in den Rollstuhl. Die Prognosen besagten, er würde kaum älter als 30 oder 40. Doch Jürgen Grasmücks Lebenswille und optimistische Grundhaltung führte die Prognosen der Ärzte ad absurdum. Erst am 7. August 2007 erlag er im Alter von 67 Jahren seiner Krankheit.
1960 heiratete er seine Frau Karin, die er im selben Jahr kennen gelernt hatte und 1961 wurde seine Tochter Constanze geboren. Neben seinen Veröffentlichungen, hielt er die Familie über Wasser, in dem er in Heimarbeit Mahnschreiben verfasste. Der maschinelle Serienbrief war eben noch nicht erfunden. Uwe Schnabel schildert Jürgens Leben hier ausführlicher.
Schon früh entdeckte er seine Vorliebe für Unheimliches und die SF. In seinen gut 40 Science Fiction Romanen (18 davon als Leihbuch) kombinierte er beide Vorlieben und wurde schon da unverwechselbar. 1962 legteer mit dem Zweiteiler »Testament des Grauens« und »Die Angst geht um« das Frankenstein Thema (dass ja sowohl vom Horror als auch der SF beansprucht werden kann) als SF-Leihbuch vor. Diese Romane können als Vorläufer seiner sopäteren Horrorromane begriffen werden. 1965 vermutlich in Folge des Ausscheidens von Kurt Brand aus »Perry Rhodan« - erhielt Jürgen ein Angebot bei Perry Rhodan einzusteigen, lehnte aber ab, weil der Terminstress zu groß war.
Mit der Buchmesse 1967 kam der Horrorheftroman in Reichweite. Jürgen Grasmück traf auf der Frankfurter Buchmesse den Geschäftsführer des kleinen Rastatter Zauberkreis Verlags. Der hatte Sorgen was die Auflage des Silber-Krimi anging. Und da sah Jürgen Grasmück seine Stunde gekommen. Der Erfolg der Horrorfilme aus Großbritannien und der Edgar Wallace Verfilmungen mit Grusel-Touch und dem Schlagwort für diese Filme Grusel-Krimi nutzte, um Zauberkreis eben diese vorzuschlagen.
Der Zauberkreis Verlag nahm an. Und überhaupt entstand eine Partnerschaft, die beiden Seiten nutzte. Jürgen Grasmück konnte - nachdem er sich als einer von drei echten Erfolgsautoren (die anderen beiden waren Gisela Friebel und ihre »Rote Laterne« sowie Günter Dönges und sein »Butler Parker«) des Verlages etabliert hatte - schalten und walten wie er wollte. Der Verlag hingegen wußte bald was er an Dan Shocker und dem Mann hinter dem Pseudonym hatte. Jürgen Grasmück äußerte sich über den Veralg immer sehr positiv und das waren keine einstudierten PR-Sprüche.
Autor und Verlag einigten sich also auf ein Konzept. Zunächst wurden Themen abseits von Hölle, Dämonen und Übersinnlichem gewählt. Pseudowissenschaft und SF sollten dem Konzept auf die Sprünge helfen. Damit war Grasmück dank seiner SF-Romane auch sehr vertraut, aber das Schwergewicht verschob sich. Dazu schuf Jürgen Grasmück eine Organisation, die sich dem Kampf gegen das außergewöhnliche und möglicherweise übersinnliche Verbrechen gewidmet hatte, die PSA und einen Helden Larry Brent -, der als bester Agent der PSA sich diesem Verbrechen entgegenstellt. Dazu sollte das ganze im Rahmen der Phantastik nach der reinen Leere stattfinden, sprich das ganze war erdgebunden an unseren Alltag gebunden und das Unheimliche sollte einbrechen. Ein Konzept, dass Jürgen Grasmück bis auf ganz wenige Ausnahmen durchhielt.
Und so erschien im August 1968 dann mit »Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus« der erste Grusel-Krimi im Rahmen des »Silber-Krimi« des Zauberkreis Verlages. Der Roman ist exemplarisch für die Frühzeit der Romane. Vampirfledermäuse saugen Blut, um die Mumie einer ägyptischen Prinzessin wiederzubeleben. Dabei sind die Fledermäuse nur riesengroß gezüchtet worden und nicht etwa das Produkt eines Zaubers, sondern der Wissenschaft. Der Mad Scientist (überhaupt eines der Lieblingsmotive Grasmücks, was er laut eigener Aussage unter anderem auf seine eigenen Erfahrungen mit Ärzten zurückführte) ist der Urheber des Bösen.
Die Romane waren ausgesprochen erfolgreich und wurden fester Bestanteil des »Silber Krimi«. Und schon 1970 erschien in eigenständigem Layout die Neuauflage der Romane als »Silber-Grusel-Krimi«. Und wegen des überwältigenden Erfolgs auch der Neuauflage wurde der »Silber-Grusel-Krimi« aus dem »Silber-Krimi« ausgekoppelt.
Dan Shocker hatte die Türen geöffnet. Alle folgten. In den Jahren 1972 1974 starteten Pabel, Bastei, Kelter und der Erber Verlag mit Horror. Bastei und Keltrer folgten dabei dem Vorbild des Zauberkreis Verlages. Pabel wich ab und setzte zunächst auf Einzelromane, aber auch dort wurde bald eine Serie installiert, eben der »Dämonenkiller«.
Doch Jürgen Grasmück wollt mehr und wurde noch einmal zum Vorreiter. 1973 startete er »Macabros«. In dieser Serie wollte er den engen Rahmen der »Larry Brent«-Romane im »Silber-Grusel-Krimi« sprengen und mit Hilfe von Elemente der Fantasy und auch der SF andere Welten erkunden. Und das ganze auf der Basis von Zyklen.
Dieses Konzept schlug trotz monatlicher Erscheinungsweise ein. Somit war der Weg für andere Autoren bereitet, den Weg in fremde Dimensionen zu gehen und so den strikten Rahmen zu sprengen, den die Phantastik (der reinen Lehre) vorgab. Und so wurde der Horrorroman ab den späten Siebzigern völlig standardmäßig von Reisen der Helden in fremde Welten durchsetzt. Die Helden, die »Larry Brent« folgten, wie »Professor Zamorra«, »John Sinclair«, »Tony Ballard« konnten problemlos und völlig akzeptiert in andere Welten reisen.
Dan Shocker, das ist Jürgen Grasmück. Er wurde im Januar 1940 in Hanau geboren. Sein Vater fiel 1944 an der ostfront im Weltkrieg, seine Mutter starb bei der Geburt. Seine Tante väterlicherseits und ihr Mann, das Ehepaar Josefine und Alois Kropp, zogen Jürgen auf. Schon früh erkrankter Jürgen Grasmück an progressiven Muskelschwund und mit 15 Jahren musste er in den Rollstuhl. Die Prognosen besagten, er würde kaum älter als 30 oder 40. Doch Jürgen Grasmücks Lebenswille und optimistische Grundhaltung führte die Prognosen der Ärzte ad absurdum. Erst am 7. August 2007 erlag er im Alter von 67 Jahren seiner Krankheit.
1960 heiratete er seine Frau Karin, die er im selben Jahr kennen gelernt hatte und 1961 wurde seine Tochter Constanze geboren. Neben seinen Veröffentlichungen, hielt er die Familie über Wasser, in dem er in Heimarbeit Mahnschreiben verfasste. Der maschinelle Serienbrief war eben noch nicht erfunden. Uwe Schnabel schildert Jürgens Leben hier ausführlicher.
Schon früh entdeckte er seine Vorliebe für Unheimliches und die SF. In seinen gut 40 Science Fiction Romanen (18 davon als Leihbuch) kombinierte er beide Vorlieben und wurde schon da unverwechselbar. 1962 legteer mit dem Zweiteiler »Testament des Grauens« und »Die Angst geht um« das Frankenstein Thema (dass ja sowohl vom Horror als auch der SF beansprucht werden kann) als SF-Leihbuch vor. Diese Romane können als Vorläufer seiner sopäteren Horrorromane begriffen werden. 1965 vermutlich in Folge des Ausscheidens von Kurt Brand aus »Perry Rhodan« - erhielt Jürgen ein Angebot bei Perry Rhodan einzusteigen, lehnte aber ab, weil der Terminstress zu groß war.
Mit der Buchmesse 1967 kam der Horrorheftroman in Reichweite. Jürgen Grasmück traf auf der Frankfurter Buchmesse den Geschäftsführer des kleinen Rastatter Zauberkreis Verlags. Der hatte Sorgen was die Auflage des Silber-Krimi anging. Und da sah Jürgen Grasmück seine Stunde gekommen. Der Erfolg der Horrorfilme aus Großbritannien und der Edgar Wallace Verfilmungen mit Grusel-Touch und dem Schlagwort für diese Filme Grusel-Krimi nutzte, um Zauberkreis eben diese vorzuschlagen.
Der Zauberkreis Verlag nahm an. Und überhaupt entstand eine Partnerschaft, die beiden Seiten nutzte. Jürgen Grasmück konnte - nachdem er sich als einer von drei echten Erfolgsautoren (die anderen beiden waren Gisela Friebel und ihre »Rote Laterne« sowie Günter Dönges und sein »Butler Parker«) des Verlages etabliert hatte - schalten und walten wie er wollte. Der Verlag hingegen wußte bald was er an Dan Shocker und dem Mann hinter dem Pseudonym hatte. Jürgen Grasmück äußerte sich über den Veralg immer sehr positiv und das waren keine einstudierten PR-Sprüche.
Autor und Verlag einigten sich also auf ein Konzept. Zunächst wurden Themen abseits von Hölle, Dämonen und Übersinnlichem gewählt. Pseudowissenschaft und SF sollten dem Konzept auf die Sprünge helfen. Damit war Grasmück dank seiner SF-Romane auch sehr vertraut, aber das Schwergewicht verschob sich. Dazu schuf Jürgen Grasmück eine Organisation, die sich dem Kampf gegen das außergewöhnliche und möglicherweise übersinnliche Verbrechen gewidmet hatte, die PSA und einen Helden Larry Brent -, der als bester Agent der PSA sich diesem Verbrechen entgegenstellt. Dazu sollte das ganze im Rahmen der Phantastik nach der reinen Leere stattfinden, sprich das ganze war erdgebunden an unseren Alltag gebunden und das Unheimliche sollte einbrechen. Ein Konzept, dass Jürgen Grasmück bis auf ganz wenige Ausnahmen durchhielt.
Und so erschien im August 1968 dann mit »Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus« der erste Grusel-Krimi im Rahmen des »Silber-Krimi« des Zauberkreis Verlages. Der Roman ist exemplarisch für die Frühzeit der Romane. Vampirfledermäuse saugen Blut, um die Mumie einer ägyptischen Prinzessin wiederzubeleben. Dabei sind die Fledermäuse nur riesengroß gezüchtet worden und nicht etwa das Produkt eines Zaubers, sondern der Wissenschaft. Der Mad Scientist (überhaupt eines der Lieblingsmotive Grasmücks, was er laut eigener Aussage unter anderem auf seine eigenen Erfahrungen mit Ärzten zurückführte) ist der Urheber des Bösen.
Die Romane waren ausgesprochen erfolgreich und wurden fester Bestanteil des »Silber Krimi«. Und schon 1970 erschien in eigenständigem Layout die Neuauflage der Romane als »Silber-Grusel-Krimi«. Und wegen des überwältigenden Erfolgs auch der Neuauflage wurde der »Silber-Grusel-Krimi« aus dem »Silber-Krimi« ausgekoppelt.
Dan Shocker hatte die Türen geöffnet. Alle folgten. In den Jahren 1972 1974 starteten Pabel, Bastei, Kelter und der Erber Verlag mit Horror. Bastei und Keltrer folgten dabei dem Vorbild des Zauberkreis Verlages. Pabel wich ab und setzte zunächst auf Einzelromane, aber auch dort wurde bald eine Serie installiert, eben der »Dämonenkiller«.
Doch Jürgen Grasmück wollt mehr und wurde noch einmal zum Vorreiter. 1973 startete er »Macabros«. In dieser Serie wollte er den engen Rahmen der »Larry Brent«-Romane im »Silber-Grusel-Krimi« sprengen und mit Hilfe von Elemente der Fantasy und auch der SF andere Welten erkunden. Und das ganze auf der Basis von Zyklen.
Dieses Konzept schlug trotz monatlicher Erscheinungsweise ein. Somit war der Weg für andere Autoren bereitet, den Weg in fremde Dimensionen zu gehen und so den strikten Rahmen zu sprengen, den die Phantastik (der reinen Lehre) vorgab. Und so wurde der Horrorroman ab den späten Siebzigern völlig standardmäßig von Reisen der Helden in fremde Welten durchsetzt. Die Helden, die »Larry Brent« folgten, wie »Professor Zamorra«, »John Sinclair«, »Tony Ballard« konnten problemlos und völlig akzeptiert in andere Welten reisen.
Innerhalb der »Macabros«-Serie versuchte Jürgen Grasmück mit der Sub-Serie »Mirakel« (die ausgekoppelt und eigenständig fortgeführt werden sollte) noch ein weiteres Format zu etablieren, das später dann unter anderem von Autoren aus Grasmücks Agentur geschrieben werden sollte. Die Pläne waren konkret, aber das Konzept Mirakels als in pandex gehüllter Wundermann, der dank der Kraft eines Kristalls fliegen konnte, hätte möglicherweise als Comic funktioniert. Im Romanform stellte sich das Konzept als nicht tragfähig heraus und der fliegende Wundermann wurde mit dem "Ruf ins Vergessen" (welche symbolischer Titel) dann eingestellt.
Ein weiterer Versuch war dann die phantastische Abenteuer-Serie »Ron Kelly«. Hier griff er auf seine Erfahrungen mit »Macabros« zurück und fügte einen guten Schuss »Indiana Jones« hinzu. Hier griff Jürgen Grasmück zur »Ich-Form« in der Erzählperspektive und bewies, dass er als auktorialer Erzähler besser war. Die flapsigen, coolen Sprüche waren zum Teil überzogen und beraubten den Grasmück'schen Romanen ihrer Atmosphäre. Dennoch hätte es hier möglicherweise funktioniert mit dem kommerziellen Erfolg, aber die ereignisse in Folge des Unfalltodes des Pabel/Zauberkreis-Cheflektors Müller-Reymann, brachte allen Shocker-Serien das vorzeitige Ende.
Jürgen Grasmück blieb bis 1986 der führende Autor der Horrorheftromans. Und noch heute werden in Kleinverlagen seine Serien neu aufgelegt und/oder fortgeführt. Er hat mit seinen Romanen den letzten großen Boom des Heftromans losgetreten und Autoren wie Jason Dark ihre eigene Erfolgsstory ermöglicht. Sicherlich hätte es auch ohne Jürgen irgendwann den Einbruch des Genre Horror in den Heftroman gegeben. Aber wie weiß man nicht.
Nach der Einstellung seiner Serien zog Jürgen Grasmück dann eine Buchhandlung mit esoterischen Titeln auf, veranstaltete Seminare und Workshops und gründete schließlich einen esoterischen Verlag.
Somit haben wir es mit Jürgen Grasmück mit einem echten Wegbereiter zu tun... Das ist sein ganz großes Verdienst. Und daher hat er seinen hervorgehobenen Platz unter den »Männern des Grauens« verdient.
Über Dan Shocker im Zauberspiegel:
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