Männer der Zukunft - Die nächste Generation: Ronald M. Hahn
Ronald M. Hahn
Er hat sowohl im Heftbereich als auch bei den Taschenbüchern seine Spuren hinterlassen. Er schrieb Romane, gab Anthologien heraus, war Chefredakteur und wie weiland Wolf Detlef Rohr auch Literaturagent.
Ronald M. Hahn wurde 1948 geboren. Er machte zunächst eine Schriftsetzerlehre und arbeitete auch einige Jahre in diesem Beruf. Ende der siebziger Jahre wurde er dann freiberuflicher Schriftsteller. Neben SF schrieb er auch Grusel und Sachbücher. Er war Übersetzer, Redakteur, Herausgeber und Literaturagent.
Wie viele seiner Kollegen auch, war Hahn zunächst im Fandom tätig. Er schrieb Stories für verschiedene Fanzines, dann wollte er mehr. Zuerst versuchte er, zusammen mit Horst Pukallus ein eigenes Fanzine herauszugeben. 1970 schloß er sich dann als Mitarbeiter der Science Fiction Times an, dem damals wohl bekanntesten und renommiersten Blatt dieser Art. Zwei Jahre später wurde er zweiter Herausgeber, neben H.J. Alpers.
Zu den wohl relativ unbekanntesten Seiten von Ronald M. Hahn gehört seine Tätigkeit als literarischer Agent. Mitte der siebziger Jahre im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit bei "Fischer Orbit" gründete er zusammen mit H.J. Alpers eine Agentur, die Lizenzrechte von europäischen und amerikanischen Autoren vermittelte. Während er als Agent von Wolfgang Hohlbein kein Glück hatte, sind Thomas Ziegler, Horst Hoffmann und Uwe Anton die wohl bekanntesten Beispiele für eine erfolgreiche Vermarktung durch die Agentur.
Als Übersetzer war er vor allem in den achtziger und neunziger Jahren präsent. Damals übertrug er Star Trek, Frank Herbert und Marion Zimmer Bradley. Für eine seiner Arbeiten erhielt er 1997 den Kurt-Laßwitz-Preis als bester Übersetzer.
Auch als Herausgeber war Ronald M. Hahn von einiger Bedeutung für die deutsche SF. Das erste Mal war er von 1972 bis 1974 für die Reihe Fischer Orbit zuständig. Bemerkenswert für die damalige Zeit war, dass an den übersetzten Romanen keine Kürzungen vorgenommen wurden. Und es gab unter den etwa 40 Titeln drei deutsche Autoren. Hier erschien 1974 auch die erste Anthologie deutschsprachiger Autoren im TB: "Science Fiction aus Deutschland". 1976 folgte ein kurzes Gastspiel bei "Comet". 1982-1988 war Hahn dann Herausgeber von Ulltstein 2000. Auch hier brach er mit der bisherigen Praxis nur angloamerikanische Titel zu bringen. Und so erschienen damals in der Reihe Romane von Andreas Brandhorst, Horst Pukallus und Thomas Ziegler. Seit 2002 gibt Hahn zusammen mit anderen das Magazin Nova heraus, das sich auf Kurzgeschichten spezialisiert hat. Daneben hat er auch an zahlreichen Lexikas wie z.B. dem Lexikon der Science Fiction Literatur mitgearbeitet.
Die Zahl der Hahnschen Einzelromane ist überschaubar, aber trotzdem schwer einzugrenzen. Schuld ist seine Handhabung der Pseudonyme und die Tatsache, dass seine ersten Romane (zum Teil auch die, die ihm allen zugeschrieben werden) oft Koproduktionen z.B. mit Harald Buwert und H.J. Alpers waren. Zauberkreis, Andromeda SF und Gemini sahen seine Romane. Und vor allem bei Gemini gibt es die Probleme der Zuordnung. Thorn Forrester gehört neben Gregory Kern und Ted Scott zu den bisher ungelösten Rätseln der deutschen Heft-SF. Das Pseudonym wird Hahn zugeschrieben und er veröffentlichte 1974 erstmals darunter bei Zauberkreis. 1975 folgte ein Horrorroman bei Erber Grusel Krimi und dann kam 1975/76 Gemini. Einer der vier Forrester Romane dort stammt wohl von Alpers/Maximovics, die anderen drei werden Hahn zugeschrieben und zwar ohne, dass er dies ausdrücklich bestätigt hat. Für zwei seiner Kurzgeschichten wurde er mit dem Kurt-Laßwitz-Preis ausgezeichnet.
Ein Klappentext:
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(Ankündigung zu Die Ruinenwelt)
Erste Serienerfahrung sammelte Hahn beim Astro-Verlag. Er stieß in der Endphase von Raumschiff Promet zum Autorenteam. Dort verwendete er ein Pseudonym (I.S. Osten), das dort auch schon von Kurt Brand benutzt worden war. Um die Verwirrung noch steigern war sein erster Roman auch noch der (nachgeschobene) Abschluss für Brands Orff-Zyklus.
Das nächste Serienprojekt war Commander Scott. Hier gehörte er neben H.G. Ewers, H.J. Alpers, Hans Peschke und Horst Pukallus zu den deutschen Autoren, die die Originalromane von E.C. Tubb ergänzen bzw. fortsetzen sollten. Alle Romane erschienen unter dem Verlagspseudonym Gregory Kern.
Das dritte Serienprojekt waren schließlich die Terranauten. Dort tummelten sich viele Autoren aus dem Umfeld AST, Science Fiction Times und der Hahnschen Agentur. Hier schrieb Hahn als Conrad C. Steiner.
Schließlich kehrte Hahn noch einmal zurück zu seinen Anfängen. Als im Blitzverlag die Serie Raumschiff Promet in Buchform neu aufgelegt wurde und paralell dazu "Neue Abenteuer" erschienen, konzipierte Hahn den sogenannten K'inga-Zyklus. Diese Romane knüpften an eine Episode aus den alten Prometheftromanen an. Hahn wollte den auf drei Bände angelegten Zyklus allein schreiben, ärgerte sich dann aber über den Verlag und zog die Konsequenzen und so wurde der letzte Band dann von Manfred Rückert geschrieben.
Ende der 90er Jahre erschien bei Blitz auch die von Hahn konzipierte Serie T.N.T. Smith. In den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts ist der Held auf den Spuren unsterblicher Fremdenlegionäre. Dabei wird er von Nazi-Agenten verfolgt, die ebenfalls hinter das Geheimnis der Unsterblichkeit kommen wollen. Sehr ironisch verfasst, hatte die Serie Kultstatus. Geschrieben wurde sie hauptsächlich von Hahn. Das auf 12 Bände angelegte Projekt wurde dann aber nach Band 7 nicht weiter fortgesetzt. Aber später erschien die Serie nochmals bei der Romantruhe und hier gab es dann auch alle 12 Bände.
Nach der Jahrtausendwende stieß Hahn zum Team von Maddrax. Diese Basteiserie läuft bis heute und umfasst einen bisher einzigartigen Genremix aus SF, Grusel und Fantasy. Hier ist Hahn einer der wichtigen Autoren und überzeugt vor allem durch seinen schrägen Humor und skurile Figuren wie z.B. Sepp Nüssli.
Fasst man alles zusammen, die Aktivitäten als Autor, Herausgeber, Übersetzer und Kritiker, so gehört Ronald M. Hahn zu den herausragendsten Persönlichkeiten der deutschen SF-Szene der letzten 40 Jahre.
Vor allem als Herausgeber hat er wichtige Anstöße gegeben, die großen Einfluß auf die deutsche SF gehabt haben. Als Autor war er zunächst eher unauffällig. Seine Romane entstanden oft unter Pseudonym und in Zusammenarbeit mit anderen Autoren.
Erst in den achtziger Jahren fand er zu dem unverwechselbaren Stil, der seine Werke auch heute noch prägt. Neben Uwe Anton ist er der letzte der alten Garde aus den siebziger Jahren, der noch aktiv ist und intensiv an aktuellen Projekten mitarbeitet. Und er ist der vermutlich einzige erfolgreiche deutsche SF-Autor, der in beinahe 40 Jahren nicht einmal im Umfeld von Perry Rhodan geschrieben hat.
Der Artikel wude aufgrund von neuen Informationen am 24./25.11. in den Bereichen Raumschiff Promet - Neue Abenteuer und T.N.T. Smith verändert bzw. ergänzt. Mein Dank gilt Ronald M. Hahn für die neuen Informationen.
Kommentare
Bei T.N.T. Smith brauchte ich bis ins siebte Kapitel von Band 1, um die Wahl zur Erzählzeit Präsens zu begreifen, aber dann zog ich innerlich den Hut vor ihm. Welcher Verlag damals 1989 auch immer die Gerüchte streute, die zur Werdung der Serie führten - die Verantwortlichen sollten heute noch eine Narrenkappe tragen, dass sie kalte Füße bekommen haben.
ich habe zwar an einer Menge Serien und Reihen mitgeschrieben, aber TNT Smith gehört nicht dazu. Da muss eine Verwechslung vorliegen.
Gruß
Martin Kay
Herr Hahn hatte damals sich wohl eher einem Trend angepasst, ins gleiche Horn der üblichen Scheinheiligen bzw. Hetzjagden der Medien zu blasen.
Dass viele und auch blutige Spezieleffekte nicht gleich fehlende Qualität bedeuten muss, ist heutzutage glücklicherweise relativiert
Danke für den Hinweis!
Die Quellenangabe stammt ursprünglich von der Seite www.kerckhoff.dsfdb.org/index.htm.
Zitat: "Und er ist der vermutlich einzige erfolgreiche deutsche SF-Autor, der in beinahe 40 Jahren nicht einmal im Umfeld von Perry Rhodan geschrieben hat."
Ich weiss nicht, ob das jetzt als besondere Leistung gewürdigt werden muss, aber es gibt Dinge, die schlimmer sind.
Zum Beispiel das hier:
www.fandomobserver.de/2011/01/ideologisch-behaemmert/