David terGorden, Llewellyn 709, Mandorla und Scanner Cloud suchen auf Rubin Bortzynn (siehe Bände 1 und 27) auf. Sie vermuten, dass sich von hier aus der Steuerbaum des Raum-Zeit-Stroboskops (RZS) auf Shondyke beeinflussen lässt. Davids und Llewellyns PSI-Sinne verschmelzen miteinander, sie bekommen Kontakt mit dem Ro Ulema (Yggdrasil?) - und sie finden sich auf Shondyke wieder. An der Feuerschale, die den Planeten umgibt, ist er eindeutig von Mandorla zu identifizieren. Insgesamt erinnert alles ein wenig an Rorqual. Befindet sich auch Shondyke im Weltraum II?
In den Tiefschlafkammern erwachen unerwartet die drei Treiber. Ihr PSI-Geist durchstreift das Schiff und tötet die Besatzung. Der Plan des Lordoberst hat funktioniert: Als Piraten-Loge getarnt haben seine drei Supertreiber die Zentralwelt der Grauen erreicht.
Beim Erforschen des Planeten machen die vier Terranauten verschiedene überraschende Entdeckungen - u.a. dass es sich bei der Feuerschale um ein künstliches Phänomen handelt, dass der Kaiserkraft ähnelt.
Abashe doNhor, eine Adeptin, die sich seit zwei Jahren auf Shondyke aufhält und bald operiert werden soll, zeichnet sich in ihrer Ausbildung mehrfach aus. Chan de Nouille und die Cosmoralität der Grauen betrauen sie mit einer neuen, speziellen Aufgabe:
Aus Astos Leiche (siehe Band 26) wächst eine Borstenzapfenkiefer. Das zellulare System des Yggdrasil-Ablegers soll mit dem Lymphkreislauf deNhors verbunden werden.
Dann ertönt der Alarm.
Während das automatisch gesteuerte Gardeschiff in Kämpfe mit den Grauen verstrickt wird, setzen sich die drei Supertreiber Ares 17, Artemis 11 und Plutos 23 ab und erreichen ebenfalls Shondyke. Das Gardeschiff wird zerstört.
Obwohl Mandorla der Ansicht war, dass es auf Shondyke nur ein Gebäude gibt, finden sie eine Stadt vor, die der Bauweise Bortzynns entspricht. Nur wirken die Bauten diesmal älter, sind bereits verfallen. Sie nutzen die Ruinen, um ein Basiscamp zu errichten.
Der Logengeist der drei Supertreiber beginnt einen Angriff auf Arda-City. Die Grauen töten sich unter diesem Einfluss gegenseitig. Aufgrund ihrer Herkunft (weswegen sie auch für die spezielle Aufgabe auserwählt wurde), ist Abashe doNhor dem PSI-Angriff nicht erlegen, muss sich aber der anderen Grauen erwehren. Sie nimmt Yggdrasils Ableger an sich, der Kontakt mit ihr aufgenommen hat. Mit den Informationen, die sie von dem kleinen Baum erhält, gelingt ihr die Flucht.
Auch David terGorden und Llewellyn 709 erliegen dem PSI-Angriff, werden aber von Scanner Cloud und Mandorla mit einem Stunner betäubt.
Die Grauen können einen Sarym-Schirm errichten und so zumindest einige Teile der Anlage vor dem PSI-Angriff schützen.
Mit einer Vakuumkapsel kann Abashe doNhor mit dem Ableger aus Arda-City fliehen. Die Pflanze führt sie in das Lager der Terranauten. Und in das Lager ihres Vaters: Scanner Cloud.
36 FLAMMEN ÜBER SHONDYKE
David terGorden und Llewellyn 709 schützen sich mit einem Gedankenschirm vor den ihnen gegenüber unbeabsichtigten Angriffen der drei Supertreiber. Scanner Cloud ist zusammen mit seiner Tochter im Kontakt mit "Baby", dem Ableger Yggdrasils. Obwohl noch sehr jung hat der Ableger bereits ein eigenes Bewusstsein, denn ein Teil von Astos' Gedankeninhalten ist bei seinem Tod auf den Samen übergegangen.
"Baby" meint, dass sie verhindern müssen, dass die Supertreiber die Grauen massakrieren - die PSI-Angriffe gefährdet den Feuergürtel um Shondyke, der die Energien von Weltraum II zurück hält. Sie müssen gemeinsam mit der Grauen Garde gegen Max von Valdecs Schergen vorgehen.
Die drei Supertreiber können bei ihren PSI-Angriffen mehrmals die Sarymschirme umgehen. Allerdings stoßen sie unerwartet auch auf Graue, die den PSI-Beeinflussungen standhalten können, was eigentlich unmöglich sein sollte.
Es kommt zur Konfrontation der Cosmoralität mit Chan de Nouille. Die Weltraumstraßen sollen geöffnet werden, um fünf Legionen Grauer zur Retten Shondykes herbei zu holen. Doch die Cosmoralität hat andere Pläne - zu sehr hat sich Chan de Nouille in ihren Augen vom Konzil und Max von Valdec benutzen lassen.
Die drei Supertreiber dringen ebenfalls in Arda-City ein. Ares 17 sieht eine Möglichkeit, die Pläne noch umzusetzen, muss hierfür jedoch die anderen zwei opfern.
Die Terranauten können der Cosmoralität (allesamt geclonte Graue) erklären, dass sie mit den Angriffen nichts zu tun haben und selbst dadurch bedroht werden. Scanner Cloud bietet den Clone-Grauen ihre Hilfe an, wenn die Grauen von Shondyke dem Konzil fortan jede Unterstützung versagen und mit den Terranauten einen Waffenstillstand vereinbaren.
Die Clone-Grauen nehmen den Vorschlag an, erläutern zudem: Die Clones sollten für unerschöpflichen Nachschub an Soldaten sorgen, allerdings denken die Clones anders über die politische Entwicklung im Reich als Chan de Nouille. Und die Cosmoralität will auf Shondyke eine Welt der Frauen, ein Matriarchat, errichten. Wenn alles vorbei ist, soll Shondyke abgeschottet werden.
Der Plan von Ares 17 scheint aufzugehen. Während die beiden anderen Supertreiber gestellt und getötet werden, entwendet er eine Raumfähre und will den Steuerzapfen des Shondyke-RZS zerstören. Yggdrasil selbst (oder das Bewusstsein des Steuerzapfens?) wendet die Gefahr ab.
Cosmoral Ci Anur teilt Chan de Nouille mit, dass ihre Befehlsgewalt auf Shondyke erloschen ist und der Rat der Cosmoralität nicht mehr existiert. Das automatische Abwehrsystem schaltet die Graugardisten aus.
Alle männlichen Graugardisten müssen das System verlassen. Den Frauen ist es frei gestellt. Einzig Scanner Cloud kann und darf bleiben, da er die Queens von dem Erbe ihrer Vergangenheit befreien will. Mit seinen Kräften, die nur ein Psyter hat, will er die letzten Reste der Konditionierung austilgen.
"Baby" spricht abschließend zu David, erklärt ihm, dass es zum Plan gehörte, dass nicht er, sondern Chan de Nouille auf Argus sie an sich nehmen konnte (siehe Band 26). Die sterbende Yggdrasil wollte David und Chan de Nouille die Konsequenzen der Kaiserkraft-Nutzung deutlich zeigen - und die Maschinen im Biotroniks-Palast unter den Gletschern von Ultima Thule versetzten sie beide in die Semi-Realität.
Auch "Baby" wird auf Shondyke bleiben, denn das System der Weltraumstraßen ist zu wertvoll; als Transportmittel durch Weltraum II ist es sogar sanfter als die Treiberraumfahrt - und es dient auch noch einem anderen Zweck: Als Blitzableiter für die Energien des Weltraum II, die durch die Nutzung von Kaiserkraft unkontrolliert in diesen Kosmos gelangen und seine Stabilität bedrohen. "Baby" will die Schäden beheben und die weit verstreuten Teile zusammen zu fügen.
Die Terranauten kehren nach Bortzynn zurück, wo die GARIBALDI sie abholt.
Mandorla schrie jetzt.
"Sie müssen mich kennen! Sie lügen ... Ja, Sie lügen."
Der Cosmoral blieb gelassen. "Vielleicht", sagte sie mit sorgfältiger Betonung, "vielleicht fragen Sie die Schatten, Mandorla. Vielleicht können sich die Schatten an Sie erinnern." Zum ersten Mal glitt etwas wie ein Lächeln über Anurs unbewegte Gesichtszüge. "Aber ich rate Ihnen davon ab. Die Schatten haben ein zu gutes Gedächtnis. Hören Sie auf meinen Rat."
Mandorlas Schultern sackten nach unten. "Es ...", flüsterte sie und stockte. "Es gibt kein Zurück?"
"Nein", erklärte Ci Anur. "Nicht für Sie ..."
David beobachtete Mandorla mit brennenden Augen. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr die ehemalige Queen noch mit den Grauen Garden verhaftet war. Mandorla sehnte sich zurück nach Shondyke, nach dem Prinzip von Befehl und Gehorsam, der Geborgenheit, die jeder Graue in seiner Legion fand. Nun wusste David, was Mandorla in den letzten Monaten durchgemacht haben musste. Und er verstand ihre Enttäuschung. In den Tiefen ihrer Träume, hinter der glatten Fassade ihrer Gleichgültigkeit beherrschte sie noch immer der Wunsch, wieder in die Garden aufgenommen zu werden.
Die Terranauten 36: Flammen über Shondyke, Seite 38
Mit dem Shondyke-Zweiteiler wird wieder ein Teilzyklus der Terranautenserie abgeschlossen. Die Zwölf-Bände-Struktur wird beibehalten. Obwohl tatsächlich viele offen gebliebene Fragen geschlossen werden, gibt es auch unerwartete, aber gut integrierte Wendungen und Neuerungen im Kosmos der Serie:
- Die Clone-Grauen, die sich vom Konzil abspalten: Eine interessante Entwicklung, die zudem verdeutlicht, dass die Grauen allgemein eigentlich ein Neutrum sind. Sie sind ein Werkzeug, sie werden benutzt. Die Unterscheidung der Clone-Grauen von den normalen Grauen durch die goldenen Augen ist zwar sehr hefttypisch, die sich ergebende Perspektiven aber durchgehend faszinierend.
- Das Supertreiberprogramm, bei dem ja auch Llewelln 709 entstand, zeigt Erfolge. Diesmal sind von Valdecs neue Schergen gescheitert - doch auch hier darf man in der Zukunft interessante Begegnungen erwarten.
- Die Einführung von Scanner Clouds Tochter. Es ist immer gefährlich, wichtige Figuren im Nachhinein einzuführen, doch mit Abashe doNhor ist dies ausnehmend gut gelungen. Die Erklärung, warum Scanner Cloud ihr Vater ist, ist kaum mehr zu toppen!
Die hier erfahrenen Antworten auf die offen gebliebenen Fragen des Zukunftszweiteilers (Bände 25 und 26) sind schlüssig und logisch, doch auf die Maschinen von Ultima Thule muss noch eingegangen werden, ansonsten wäre es dann doch zu einfach.
Zudem bleibt die Frage: Handelte es sich bei der Handlung der Bände 25 und 26 nur um eine fiktive Zukunft? Oder eine durchaus realistische Entwicklung, die Gefahren aufgezeigt hat, die auch das jetzige Terranauten-Universum erreichen können?
Die eigentliche Handlung des vorliegenden Zweiteilers kann unabhängig vom Zyklusabschluss ebenfalls fast gänzlich überzeugen: Der Trick, mit dem die drei Supertreiber Shondyke erreichen, ist nachvollziehbar und spannend geschildert, der bei ihnen integrierte Killerblock, der sie zwingt, die Pläne Max von Valdecs umzusetzen, konsequent - und nur das Verhältnis untereinander ist ein Minus. Bei dem Eindringen in ein fremdes System handelt es sich letztlich um eine militärische Aktion, und das pubertäre Verhalten der drei wundert und mag nicht wirklich passen.
Das einzige weitere Minus ist die schnelle Weltraumstraßennutzung der Terranauten. Das ist mir fast ein wenig zu einfach gegangen, hier hätte ich mir mehr Erläuterungen und mehr Infos gewünscht. Diese werden zwar von "Baby" zum Schluss komprimiert nachgeliefert, doch die dahinter stehenden Fakten wären es durchaus wert gewesen, die Handlung eines Romans (oder gar mehrerer!) zu tragen. Zweifelsohne Kritik auf hohem Niveau.
Die Charaktere werden (bis auf die drei Supertreiber im Verhältnis zueinander) ausgezeichnet geschildert. David und Mandorla, die auch miteinander schlafen, Scanner Cloud, bei dem schon früh deutlich gemacht wird, dass er die Terranauten zwar unterstützt, aber eigene Pläne verfolgt, die Adeptin Abashe doNhor, die als Figur auch unabhängig von ihrem Vater überzeugen kann, und natürlich auch "Baby", der Ableger Yggdrasils. Hier wird wieder deutlich, warum Robert Quint so oft als Hauptautor bezeichnet wird. Zu recht!
Fazit: Wieder ein Zweiteiler auf sehr hohem Niveau! Ein Schlüsselband, der viele offene Fragen beantwortet, bei dem aber auch die eigentliche Handlung überzeugt
Der »Shondyke«-Zweiteiler