Unterhaltsam trostlos - Die negative Utopie »Flashback« von Dan Simmons
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Die negative Utopie »Flashback« von Dan Simmons
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Simmons hat dafür dieses Mal die Form einer Dystopie, eine negative Utopie, gewählt, die in der uns sehr nahen Zukunft des Jahres 2036 spielt. Es ist die Zeit nach dem Tag, an dem alles den Bach runterging, so die immer wiederkehrende Kurzformel von Simmons für den Untergang der uns bekannten Welt. Die USA stehen vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch, auf den Straßen der großen Städte herrschen paramilitärisch organisierte Gangs. Millionen Mexikaner haben die Bundesstaaten Kalifornien und Arizona überflutet, die staatliche Gewalt dort steht vor der Auflösung.
Auch international sieht es für die Vereinigten Staaten nicht gut aus. Die weltpolitische Szenerie wird von einer Neuauflage der Fernostasiatischen Wohlstandssphäre unter der Hegemonie Japans auf der einen Seite der Erde und dem Weltkalifat auf der anderen Seite des Globus bestimmt. Dieses Kalifat erstreckt sich vom Fernen Osten, den Norden Afrikas über das alte Europa bis auf den nordamerikanischen Kontinent. Dort ist der Islam Schulfach, wird der 11. September als Nationalfeiertag begangen und steht auf Ground Zero in New York eine Moschee.
Solchen Wahnsinn ertragen die meisten Menschen nur mit dem Genuss einer Droge. Flashback, so lautet der Name des synthetischen Rauschmittels, versetzt den Benutzer zeitweise in die schönsten Zeiten der Vergangenheit. Das kann die Erinnerung an die romantische erste Liebe ebenso sein wie die mit brutalen Kumpels gemeinsam begangene Vergewaltigung. Flashback macht die Menschen jedenfalls träge, initiativlos und manipulierbar.
Einer der Flashback-Süchtigen ist auch der ehemalige Polizist Nick Bottom. Er hat durch einen vermeintlichen Unfall seine Frau verloren und verliert sich mit Hilfe der Droge nun mit ihr in der Vergangenheit. Als er den Auftrag erhält, den Mord am Sohn eines japanischen Großindustriellen aufzuklären, beginnt Bottom sein Name sagt schon viel darüber aus, auf welcher Stufe der sozialen Leiter er sich befindet eher widerwillig mit den Ermittlungen. Als er jedoch mehr und mehr das Dickicht verschiedener Realitäten lichtet, kommt er einer gigantischen Verschwörung auf die Spur, die für den desolaten Zustand der USA verantwortlich zu sein scheint.
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Deshalb mein zu Anfang erwähnter zwiespältiger Eindruck. Flashback ist spannend und unterhaltsam, in mancherlei Hinsicht sogar lehrreich, wenn es beispielsweise um japanische Traditionen geht. Aber es ist auch auf verhängnisvolle Weise trostlos und sollten negative Utopien nicht gerade das sein?
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