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Es ist doch alles SO einfach ...!? - Teil 3: Manchmal mehr als Matratze des Helden – Die Freundin

Es ist doch alles SO einfach

Es ist doch alles SO einfach...!?
- Anmerkungen zur Konstruktion von Horrorheftserien(helden) -


3. Manchmal mehr als Matratze des Helden – Die Freundin
(Kurze) Bemerkungen zur Rolle der Freundin

Die Rolle der Gefährtin des Helden ist eine der undankbarsten, die der Horrorheftroman zu vergeben hat. Denn oft genug reduziert sich die Rolle der Dame auf die zu rettende Hilflose und/oder die Matratze des Helden. Zumeist trägt sie Kleidung, die ihre Reize betont oder auch oft genug gar nichts.

Da liegt die Frau des Helden, bereit vom Obsidiandolch eines Priesters einer obskuren heidnischen Gottheit oder einem Dämon geopfert zu werden.

Werner Kurt Giesa hingegen hat die Nackten in „Professor Zamorra“ zum Prinzip erhoben. Kaum einer seiner weiblichen Protagonistinnen hält es lange in Klamotten aus.

Zur Komplettierung finden sich hier Teil 1 ("Der Held, das blonde Wundertier") und Teil 2 ("Der Sidekick – Von den Lesern geliebt").

 

Nicole Duval fläzt sich dann mit anderen Nackten auf Ledersofas und ruiniert mit ihren Körperflüssigkeiten die Ledermöbel in Tendykes Villa oder anderen Häusern.

Zamorras Sekretärin und Geliebte ist eines der großen Zwitterwesen: Als FLAMMENSCHWERT unglaublich stark, aber ansonsten oft Klischees bedienend, immer das, was gerade gebraucht wurde.

Nur wenige dieser Frauen an der Seite der Helden sind überzeugend und konnten von sich aus agieren. Einige von ihnen waren reine Staffage oder gar nur diejenige, die der Held ständig retten musste. Andere waren nur vordergründig die starke Frau, lösten sich aber in Tränen auf, sobald der geliebte Held verschwunden war oder die Möglichkeit bestand, der geliebte Held wäre dahin geschieden. Hier mag Jane Collins herausragen. Die toughe Privatdetektivin löste sich in Tränen auf, als in der John Sinclair-Serie in den Bänden 440 – 442 der Held als tot galt, ja sogar seine Leiche vor ihr lag und weder sie, noch sonst jemand bemerkte, dass die Narbe in des Helden Gesicht fehlte und es somit gar nicht John sein konnte. Die Privatdetektivin wurde völlig kopflos.

Sie verhielt sich in etwa so, wie Rolf Michael die meisten der Frauen der romantischen Gruselromane beschrieben hat: Die gehen in einen dunklen Keller, haben als einziges Licht und einzige Waffe den Kerzenleuchter dabei. Aber: Beim kleinsten Geräusch werfen sie den dann auch noch weg und rennen ins Dunkel.

Von deutlich anderem Kaliber waren da Morna Ulbrandson (Larry Brent), Hanako Kamara (Gordon Black), Hazel Kent (Rick Masters) und natürlich Coco Zamis (Dämonenkiller). Diese waren selten kopflos und ihren Helden ebenbürtig. So stellt man sich Gefährtinnen vor.

Wobei Hanako Kamara dann nicht nur die Freundin und Gefährtin, sondern zugleich den Sidekick gab, was ihre Rolle in der Serie zusätzlich stärkte. Die Autoren konnten sie nicht zur Scream Queen verkommen lassen, mussten sie in ihrer Doppelrolle stärken. Daher ist die gute Hanako eine der interessantesten weiblichen Hauptrollen im Heft.

Coco Zamis war sogar noch einen Tick stärker. Sie stahl dem Helden auch schon mal die Schau. Die Hexe aus Wien war Dorian Hunter mehr als ebenbürtig.

Nun, das Rollenspektrum der Frauen an des blonden Wundertiers (auch Held genannt) Seite hat grundsätzlich folgende Aspekte:

1. die zu Errettende

2. die Geliebte

3. die an seiner Seite agierende Gefährtin

Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, ihre Rolle hin zum Sidekick zu erweitern. Doch darauf wurde oft verzichtet oder dieses Element nicht konsequent durchgehalten, weil es einfach zu reizvoll ist, die Freundin von ihrem Helden erretten zu lassen.

 

Die Frau aus dem Baukasten – Die Freundin des Helden

Der Held im Heftroman lebt in aller Regel in wilder Ehe mit seiner Gefährtin. Denn, so war der Tenor in der Regel, der Beruf des Dämonen und Monster jagenden Helden vertrug sich nicht mit der Vorstellung von Ehe und Familie.

Nun gut. Das nehmen wir mal so hin und basteln uns eine Frau für unseren Helden.

Wie sieht sie aus?

Oh, das ist einfach: eine wunderschöne Frau, voller Sexappeal, mit großem Busen und figurbetonter Kleidung. Genau das richtige für Teenager in der Pubertät.

Verpassen wir ihr rote Haare, grüne Augen, die Maße 90 – 60 – 90, die Geschmeidigkeit einer Katze. Dabei ist sie Irin von Geburt.

Wir nennen sie Jenny Caine. Das klingt gut, man kann es sich merken und es klingt heldenhaft.

Oh ja, das kann sich sehen lassen. Damit kann der Held sich schmücken und gerne mal Gymnastik für Erwachsene treiben.

Aber nun kommt die Grundsatzentscheidung? Welchen Typ Frau repräsentiert sie. Das scheue, willige und hilflose Anhängsel? Oder die Powerfrau, die schon mal auf eigene Faust agiert, sich wehren kann und in der Lage ist zu handeln?

Was soll's also sein?

Das Püppchen an seiner Seite, die unserem Helden Harry Morgan wie ein Schatten folgt. Eine, die bevorzugt entführt wird und ständig errettet werden muss. – Kann man machen. Allerdings: Wenn das so ein Püppchen ist, warum schleift der Held sie dann mit in die Nähe gefährlicher Wesen mit übernatürlichen Kräften?

Gut, da ist die Dauerausrede: Es ist die Liebe zueinander und die Heftromanlogik, die den Helden seine zerbrechliche Gefährtin mitnehmen lässt. – Damit hat die Figur aber das Potential einer Daily-Soap-Darstellerin. Das ist nichts, aber auch gar nichts rauszuholen, außer ein paar jugendschutzbereinigter Sexszenen und der ständigen Rettung. Darüber hinaus kann sie an ein paar Dialogen teilnehmen, die darauf hinauslaufen, dass sie das blonde Wundertier liebt und sich um ihn sorgt, denn sein Job ist lebensgefährlich.

Ist das abendfüllend? – Eher nicht. Das ist eher eine Mitläuferin denn ein Gefährtin, eben die Matratze des Helden.

Niedlich, nett, unbrauchbar...

Für unsere Serie wollen wir mehr. Eine Stütze, eine echte Gefährtin, eine Liebhaberin und Kämpferin, die sich nicht mit einem genuschelten „Buh“ ins Bockshorn jagen lässt, die nicht in Ohnmacht fällt, wenn ein Vampir sich ihr nähert und die nicht in den dunklen Keller ohne Ausweg läuft, wenn sie flieht. Sie sollte Witz und Intelligenz haben. Sie sollte eben nicht den Kerzenleuchter (man erinnere sich der Michael’schen Weisheit über Waffe und Lichtquelle) in die Ecke feuern und sich dann in einer Sackgasse in Sicherheit bringen, um vom Monster geschnappt und vom Helden gerettet zu werden.

Was wir brauchen und wollen – das geht in Richtung Ulbrandson, Zamis, Kamara.

Jenny Caine entstammt einem alten Hexenring, der sich der weißen Magie verschrieben hatte. Unser Held kennt sie zum Start der Serie nicht, sondern lernt sie in den ersten Bänden kennen und lieben. Am besten dabei wie ihr Hexenring von Dämonen ausgelöscht wird. Somit ist sie frei und unabhängig, sich dem Helden, in unserem Fall, Harry Morgan anzuschließen.

Sie ist in der Lage, sich körperlich zu wehren und beherrscht einige Zauber und weiß um Kräuter und Tränke.

Mit Schusswaffen ist sie lausig, aber wenn man dem Mädchen eine Stichwaffe wie Dolch oder Florett in die Hand gibt, wird es für den Gegner eng. Auch mit Pfeil und Bogen macht sie eine gute Figur.

Vielleicht könnte man sich überlegen, darauf zu verzichten, es so zu machen wie es Mrs. Peel und John Steed in „The Avengers“ ging. Zwar ist eine erotische Spannung spürbar, aber die Beziehung bleibt dennoch beruflich und platonisch. Daraus kann man was machen.

Um uns nicht zu früh festzulegen, beginnen wir platonisch. Dann sehen wir, was die Entwicklung bringt.

Damit wäre die Maid komplett...

Es geht weiter. Nächster Punkt ist der Chef/Mentor unseres glorreichen Helden, der im Hintergrund eine wichtige Rolle spielt...

Zur Einleitung - Zur Übersicht  aller Folgen


 

Kommentare  

#1 Dieter Lohmann 2008-02-24 10:27
Die Rolle der Frau in den Romantic-Thrillern hat Rolf Michael gut beschrieben. Ewald Fehlau hat mal gesagt, Romantic-Thriller (ja, die bei Bastei und Kelter) seien die erotischsten, beinahe pornografischsten Romane, die er je gelesen hat. Ich suche die Erotik in den Romanen schon seit Jahren verzweifelt. Da ist doch gar nicht darin.
Aber ich schweife ab: Sehr gelungener Text!
#2 Bettina.v.A. 2008-02-24 11:17
Im ersten Moment rappelte beim Lesen des Titels massiv die Hutschnur (emanzipationstechnisch). Die Matratzenfunktion erinnert mich sehr an die Lassiterladies, die schneller nackt sind als Lassiter aus den Hosen.

Im Weiterlesen dachte ich mir, dass die Anlage mancher Frauenrollen sehr deutlich machen, dass es sich in allererster Linie um Hefte für Männer handelt(e). Da für mich Erotik etwas anderes bedeutet, kann ich dem nichts abgewinnen.

Aus diesem Grund freue ich mich darüber, dass "unsere" Sabrina (im Hüter) nicht nur weiß wo ihr Kleiderschrank ist, sondern auch selbst denken kann!

Danke für die Rettung der Emanzipation :-)

Bettina

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