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30 Jahre Dan Shocker-Hörspiele: Larry Brent (18) Schreckensparty bei Graf Dracula

30Schreckensparty bei Graf Dracula
Larry Brent (18)

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verbrachte der sagenumwobene Graf Dracula einige Wochen auf dem Schloss Kalenko in Transsylvanien. Dort, eingemauert in die Felsen des Fundaments, soll sich noch immer ein versiegeltes Glasröhrchen mit einer Probe seines Blutes befinden. Wer mit dem Inhalt dieser Ampulle in Berührung kommt, fällt einer furchtbaren Krankheit zum Opfer: dem Vampirismus! Spezialagent Larry Brent und seine Kollegin Morna Ulbrandson mischen sich im Schloss unter die Gäste einer Party, die sich unaufhaltsam einem Albtraum nähert … (1)


Schreckensparty bei Graf DraculaEher eine Horrorkomödie
Auch "Schreckensparty bei Graf Dracula" wurde 1984/1985 noch in einem Flyer von EUROPA als Larry Brent-Hörspielfolge 18 angekündigt. Damit griff man wie schon in den Folgen 11 und 12 auf einen jüngeren Roman der Serie zurück, der damals erst vor Kurzem erschienen war (Band 123 der eigenen Serie). Das Hörspielmanuskript wurde fertiggestellt, jedenfalls kann man das annehmen und nach Informationen, die dem Schreiber dieser Zeilen vorliegen, ist das auch so. Zumindest in weiten Teilen war die Geschichte fertig, die nun allerdings zum größten Reinfall der Serie wurde. Wie schon in Folge 6, 7 und 16 wollte man auch hieraus eine Komödie machen. Beim "Kabinett des Grauens" (6) hat man zum Glück die Kurve noch gekriegt und die Komödie beschränkte sich auf das Opening des Hörspiels. Folge 7 wurde eine vollwertige Komödie, doch dies passte eher zur Story. Bei der neuen Folge 16 wurde eine Halbkomödie daraus, mit wirklich ernsten Anteilen. Doch die 18 ist schon fast eine Persiflage. Selbst Larry und Morna wirken hier streckenweise nicht echt.


Parodiert sich die Serie jetzt selbst? Diese Frage stellte ich mir unweigerlich. Okay, die Vampirampulle und das Schloss, auf dem Gruselpartys à la Halloween gefeiert werden, sind nicht unbedingt ein Garant für die ganz große Gänsehaut und schreien geradezu nach dem Fünkchen Glaubwürdigkeit. Und dennoch - man hätte hier mehr, viel mehr daraus machen können. Und mit etwas Geschick hätte sogar ein atmosphärisch dichter Schauerklassiker aus dem Ganzen werden können. Wenn man die Chance genutzt und das Manuskript bearbeitet hätte. Die Gelegenheit war günstig. Doch EUROPA zog es vor, alles so zu belassen, wie es ist. Eventuell wurden die Jahreszahlen angepasst und einige technische Details der Neuzeit angepasst. Das war es dann. Vom Originalroman blieb somit nur ein Fragment über, welches für das Hörspiel verwendet wurde. Sehr, sehr schade. Auch wenn die Nr. 123 der Heftserie mitnichten zu Shockers besten Werken gehört.

Sprecher mit lächelndem Unterton
Ob man nun lachen oder weinen soll beim Konsum dieser "Schreckensausgabe", das bleibt jedem selbst überlassen. Ich für mein Teil war nur enttäuscht. Als hätte die Neuauflage nicht schon genug Fettnäpfe mitgenommen, hier setzte man der Fortführung des einstigen Kulthelden des Gruselhörspiels eine nicht gerade ehrende Krone auf.

Und auch wenn sich hier sehr viele bekannte und erstklassige Sprecher tummeln, sie retten die Story nicht und machen aus dem Klamauk auch keine Dramaturgie. Nicht mal unfreiwillig oder wider Willen. Alle spielen ihre Rollen mit einem mehr oder weniger belächelndem Unterton herunter. Als wären sie gerade im Theater und müssten eben die 80er-Jahre-Serie parodieren oder das Vampirgenre überhaupt. Dracula gerät zur Witzfigur. Der Bösewicht wird am Ende recht einfach schadlos gemacht. Das Grauen hält sich in Grenzen.

Chance vertan
Das Coverfoto sagt es eigentlich schon. Urkomisch wird der Inhalt trotzdem nicht. Eher misslungen kitschig und ohne Bezug zur Heftromanserie. So gab es dann vor 10 Jahren auch Menschen, die gerade diese Folge verantwortlich machten für den Niedergang der Fortführung. Doch so weit will ich nicht gehen. Larry Brent war bereits 1986 zu Ende. Mit dem Ende der Heftromanserie. Jeder weitere Versuch von EUROPA, hier zu alter Stärke zurückzukommen, musste scheitern. Jedenfalls mit den Erwartungen, die man hatte. Man denke nur an die Live-Tour damals. Man wollte es ganz groß aufziehen und ging ganz groß baden. Mit etwas mehr Mühe allerdings hätte zumindest die Chance bestanden, hier noch einige Folgen draufzusetzen. Aber bei Ablieferung solcher Arbeit folgt die Strafe auf dem Fuße ...


Das schwarze Palais von WienSchreckensparty bei Graf Dracula
Larry Brent (18)
mit Wolfgang Kaven, Michael Harck, Rainer Schmitt, Heidi Schaffrath, Thomas Fritsch, Wolf Rathjen, Kai Hendrik Möller, Holger Mahlich, Rent Reins, Pamela Punti, Maritta Fliege, Lutz Mackensy u. a.
Buch: Charly Graul
Produktion und Regie: Heikedine Körting
Musik und Effekte: Tonstudio EUROPA
Eine Studio EUROPA-Produktion
Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Dr. Beurmann
VÖ: 30.06.2003
Laufzeit: 56.20 Minuten
Bestellnummer: 74321 53334 2 (CD) / 74321 53334 4 (MC) 

(1) = Klappentext EUROPA

 

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