Around the Corner: Dort in den Wäldern - Ame & Yuki - Wolfskinder
Dort in den Wäldern
Ame & Yuki - Wolfskinder
Die alleingelassene Hana zieht sich mit ihren beiden Kindern Ame und Yuki auf das Land zurück, um den beiden die Möglichkeit zu geben, sich fern von allzu neugierigen Blicken frei entfalten zu können.
Denn die beiden Tausendsassa schlagen ganz nach ihrem Vater. Wolfskinder sind sie, noch unentschieden, ob sie lieber Mensch oder Wolf wären.
Hana baut sich mit den beiden Kindern ein neues Leben auf, Hilfe erhält sie durch die ansässigen Bauern, Stück für Stück schafft sie es ein Stück vorwärts zu gehen.
Selbst die beiden Wildfänge besuchen zunächst unentdeckt die Schule, bis zu dem schicksalshaften Tag, als ein neuer Schüler in Yukis Klasse kommt. Während sich nun Yuki ihrer menschlichen Seite bewusst wird, zieht es Ame in den Wald und die Berge. Sein innerer Wolf ruft ihn.
Ame & Yuki - Wolfskinder (jap. Oukami Kodomo no Ame to Yuki) von Mamoru Hosoda ist eine einfache phantastische Geschichte, wie sie vielleicht nur die Japaner am Ende erzählen können. Bzw. scheinen sie die einzigen zu sein, die bereit sind eine solche Geschichte auf die große Leinwand mit traumhaften Bildern zu bringen.
In fast zwei Stunden erzählt Hosoda, der uns auch schon "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" und "Summer Wars" brachte, in ruhigen Tönen, eine Alltagsgeschichte, mit so viel Herz, das dem Zuschauer an mancher Stelle der Atem stockt.
Fern von hollywoodhaften Tendenzen hat dieser Film sein ganz eigenes Happy End, auch wenn dem verwöhnten Zuschauer manch eine Auflösung fehlen mag. Doch in seiner Gänze betrachtet ist der Film ein Kunstwerk. Bildsprache, Rhythmus und Musik spiegeln eine Stimmung wieder, die den Zuschauer in die bewaldeten Berge des ländlichen Japans mit sich zieht, und sie davon träumen lässt, was jenseits der städtischen Besiedlung liegt; landschaftlich und sagenhaft.
Hana reift von einer jungen Frau zu einem starken Charakter, der sich immer wieder aufrappelt und alles gibt, damit ihre Kinder ein glückliches Leben haben können. Yuki und Ame sind als kleine Kinder so vollkommen anders, als sie es in der Pubertät sind. Stück für Stück tauschen sie ihre Rollen und beginnen ihrem eigenen Herzen zu folgen, das sie in vollkommen unterschiedliche Richtungen zieht. Die Nebenfiguren sind einfache aber auch ernsthafte Gestalten, die der kleinen Familie einen Weg in einer anfangs unwirtlich erscheinenden Welt zeigen.
Wie schon bei "Summer Wars" und "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" wurde auch Ame & Yuki bei dem 45. Siges Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya (12. Oktober 2012) ausgezeichnet, ebenfalls auch 2013 beim Mainichi Eiga Concours ("Mainichi-Filmwettbewerb", in der Form seit 1947) und den Japanese Academy Awards als jeweils bester Animationsfilm anerkannt, einiges an Preisen konnte der Film aber auch bei den Tokyo Anime Awards (Beste Regie, Bestes Drehbuch mit Satoko Okudera, Bestes künstlerische Leitung (Hirsohi Ono), Bestes Charakter Design (Yoshiyuki Sadamoto) ergattern.
Wie so viele Geschichten, ist auch dieser Film eine der Gründe warum ich am Ende immer noch Anime schaue und Manga lese. Warum sie mich immer wieder so faszinieren und ich nicht bereit bin von dem Hobby zu lassen. Eine Erzählung in der nichts aufgezwungen wirkt, oder versucht wird, auf Gedeih und Verderb eine bestimmte Richtung einzuschlagen, sondern Raum und Luft gelassen wird, das sich alles auf eine fast schon natürliche Art und Weise entwickeln kann.
Eine Welt ohne Action oder Offenbarung eines großen weltumfassenden Geheimnisses, sondern die kleine phantastische Geschichte, einer kleinen phantastischen Familie, in einer atemberaubenden Welt, unserer eigenen.
Ab Frühjahr 2014 auf DVD bei Kazé.
Anschauen.
Und nächstes Mal: Superheld einmal anders - Super Pig!