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Meine 2 Cents zu Eine Roddenberry Ankündigung

my 2 cts onMeine 2 Cents zu:
Eine Roddenberry Ankündigung

1986 hat Gene Roddenberry vor 3000 Star Trek-Fans ein Versprechen abgelegt, es sei an der Zeit, dass die Enterprise ein schwules Besatzungsmitglied bekäme. Ich war dabei. Er wiederholte dieses Versprechen im Frühjahr 1987 vor dem Produktionsstab von Star Trek: The Next Generation und hat sogar jemanden zurechtgewiesen, der einen Witz darüber machte. Roddenberry hatte begriffen, dass in “Freiheit und Gerechtigkeit für alle” tatsächlich ALLE gemeint sind.


my 2 cts onUnd er konnte eine lange, zornige Rede über all die Untaten halten, die im Namen der Religion begangen worden sind

Aus Gründen, die zu vielschichtig sind, als dass ich sie hier aufführen möchte, hat es mein Drehbuch “Blut und Feuer” nie bis in die Produktion geschafft, aber es hing sehr stark mit der Homophobie von ein oder zwei Leuten zusammen, die in der Position waren, uns Knüppel zwischen die Beine werfen zu können.


Zwanzig Jahre nachdem das Drehbuch geschrieben worden war haben James Cawley und die großartige Mannschaft aus Freiwilligen bei “Star Trek: Phase II” “Blut und Feuer” als einen wunderbaren Zweiteiler gedreht. Ich habe am Drehbuch mitgeschrieben und Regie geführt. Wir mussten 80 Seiten in zehn Tagen drehen, und so wurden einige Szenen gestrafft, aber die Geschichte war gut geschrieben, durchgängig sauber gespielt, nach Plan geschnitten, großartig produziert, und das Ergebnis sah mindestens so gut aus wie eine beliebige Episode der Originalserie. Es ist nicht ganz so perfekt geworden wie ich es gerne gehabt hätte – und ich träume immer noch von einer Gelegenheit, ihm den letzten Schliff zu geben – aber ich bin stolz auf das, was wir da alle zusammen geschafft haben. Mindestens einhundertfünfzig Menschen haben sich den Arsch aufgerissen, um das auf die Beine zu stellen.

Der Dreh- und Angelpunkt der Episode war es, über die Furcht vor AIDS zu schreiben – und es war angemessen, eine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte ins Drehbuch einzubringen. Tatsächlich war es sogar ERFORDERLICH, dieses schwule Paar einzubringen, um dem ursprünglichen Auftrag von Star Trek treu zu bleiben und sich um wichtige Streitfragen zu kümmern.

Während des gesamten Produktionsablaufs gab es einige Fans, die in Frage stellten, ob es richtig oder falsch wäre, bei Star Trek eine schwule Geschichte zu bringen. Ich spreche da als jemand, der Genes Absichten für die Serie kannte und der mit einiger Berechtigung behaupten kann, bei Star Trek ginge es darum, alles in Frage zu stellen – ja, es war nicht bloß richtig, sondern auch wichtig, die schwulen Charaktere einzubringen.Ihre Beziehung zu erkennen ist wichtig für Kirk, damit er die Stärke seiner eigenen Beziehungen zu seinem Schiff, seiner Mannschaft, zu Spock und zu seinem Neffen erkennt.

Tja, und jetzt hat so ein kleiner Pisser sich die Star Trek: Phase II-Produktion von „Blut und Feuer“ vorgenommen und diesen schwulen Schweinkram herausgeschnitten, weil (in einer Umschreibung seiner Worte) Homosexualität eine Geisteskrankheit ist und in der Zukunft nicht mehr existieren wird. Er hat die Folge nicht bloß desinfiziert, er hat den Sinn der ganzen Geschichte entstellt und bloß eine ziemlich platte Actionhandlung ohne emotionalen Kern übrig gelassen.

Man hat ihn höflich gebeten, dieses Machwerk aus dem Netz zu entfernen, weil er kein Recht dazu hat, irgendwelches Phase II-Material zu verwenden. Statt dessen hat er gedroht: „Falls es euch gelingen sollte, das entfernen zu lassen, werde ich es wieder hochladen. Und wieder, und wieder, und wieder, bis ihr aufgebt und es so stehen lasst. Ich werde viel Spaß damit haben.“

Er rechtfertigt sich damit, dass Gene Roddenberry ein religiöser Mensch gewesen sei und dass Star Trek eine religiöse Vision gewesen wäre. Nein, ganz und gar nicht. Gene konnte mächtig vom Leder ziehen über all das Böse, das Menschen im Namen der Religion tun.

Ja, ich bin schwul. Und ich habe eine schwule Liebesgeschichte geschrieben. Ich finde, unter 700 Episoden aus fünf verschiedenen Fernsehserien sollte wenigstes eine dabei sein, die die Existenz der Millionen von lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen (LGBT) Fans zur Kenntnis nimmt. Ich schreibe das hier nicht als zornige Tirade, sondern einfach nur als Beispiel, was für einen Aufwand manche Leute treiben, um unseresgleichen vor der Welt zu verbergen.

Bedaure. Schränke sind für Kleidungsstücke. Ganz bezaubernde, schwule Kleidungsstücke. Und für die gelegentliche republikanische Leiche im Keller.

Wir sind hier, wir sind anders, und ja - wir gehören auch zu Star Trek. Wir sind Autoren, Schauspieler, Regisseure, Maskenbildner und Mitglieder des Teams, sowohl hinter als auch vor der Kamera. Und die Leute, die damit nicht klar kommen – das sind diejenigen, die die Vision wirklich nicht verstanden haben, für die Star Trek steht: eine Zukunft, die für alle und jeden funktioniert, die nichts und niemanden außen vor lässt. Und das bedeutet Respekt vor der Vielfältigkeit der menschlichen Seele zu haben.

Übersetzung: Harald Weber

Kommentare  

#1 c.r.hays 2013-07-30 00:59
Also wenns zur Handlung paßt - warum nicht...

Aber: Auf Teufel komm raus in jeder Serie und jedem Film einen Quotenschwulen? Das muß nicht sein...
#2 Andreas Decker 2013-07-30 10:16
Na und? Marschiert bildlich gesprochen also ein Bursche mit einem Schild vor dem Studio auf und ab und warnt vor der Apokalypse. Wen interessiert's? Sollen sie ihn verklagen!

Und nach gefühlten 400 Folgen von Will&Grace im Network-TV fällt es schwer, dem Thema eine solche Relevanz beizumessen. Oder Star Trek.
#3 Advok 2013-07-30 17:56
#2: Andreas
Da finde ich Deine Einstellung ein wenig zu lapidar. Immerhin hat hier anscheinend jemand etwas geklaut, sinnentstellend verändert und ist nicht bereit, die Finger davon zu lassen.

Die Folge, bei der es passiert ist, kenne ich nicht (bedauerlicherweise gar nichts von Phase II, ist wohl an mir vorbei gelaufen ...), doch gerade der Umgang dieser Folge durch den Übeltäter zeigt mir, dass das Thema dann doch ein wenig Relevanz hat.

Mein Argument anders vorgebracht: Jede Kürzung, jede nachträgliche Änderung wird meist negativ kritisiert (bei den Star Wars-Überarbeitungen, Schnitte bei Harry Potter, ...), doch eine von den Kreativen nicht gewollte Änderung führt nur zur Äußerung "Na und?"?

???

Doch.
Das Thema IST relevant.
#4 Laurin 2013-07-30 18:02
Sehe ich auch so, Advok.
#5 Larandil 2013-07-30 18:11
Ich sag's mal so: wenn irgend jemand sich die "Raumpatrouille" vornimmt und an Stelle von Eva Pflug einen muskulösen GSD-Beamten einkopiert, mit dem McLane am Ende von Folge 7 wild zu knutschen anfängt - das wäre mir nicht recht.
#6 Advok 2013-07-30 18:19
#5 Larandil:
Sei nicht so engstirnig. Wenn, dann hätte dies Cliff McLane zu entscheiden und zu bewerten. Was, wenn er ja sagt? Brichst Du dann mit ihm? (und schon sind wir mitten im Thema, gell ...)
#7 Jonas Hoffmann 2013-07-31 08:49
Was das Verändern von urheberrechtlich geschützten Dingen angeht bin ich völlig beim Autor. Sowas kann nicht sein!

Dabei ist es aber und da gehe ich nicht konform, völlig unerheblich aus welchen Gründen die Änderung geschah!

Auf der anderen Seite sehe ich nicht wieso etwas bei einer Serie unabdingbar ERFORDERLICH ist. Es ist Fiction, es darf also gerne alles rein, aber es ist nie ein Muss.

Hier werden zwei Dinge miteinander verquickt die man getrennt behandeln muss.
#8 Andreas Decker 2013-07-31 10:34
zitiere Advok:
#2: Andreas
Da finde ich Deine Einstellung ein wenig zu lapidar. Immerhin hat hier anscheinend jemand etwas geklaut, sinnentstellend verändert und ist nicht bereit, die Finger davon zu lassen.

Mein Argument anders vorgebracht: Jede Kürzung, jede nachträgliche Änderung wird meist negativ kritisiert (bei den Star Wars-Überarbeitungen, Schnitte bei Harry Potter, ...), doch eine von den Kreativen nicht gewollte Änderung führt nur zur Äußerung "Na und?"?
.


Da hast du mich falsch verstanden. Dass mal wieder jemand Urheberrechte mit Füßen tritt ist natürlich relevant.

Roddenberry mal wieder als Lichtgestalt zu verklären und ein Fan-Projekt als längst überfälligen Sieg für die Meinungsfreiheit im allgemeinen und Star Trek im besonderen zu deklarieren? Nö, finde ich immer noch nicht, dass das relevant ist. Hier sind zu viele Themen im Topf.

Nur um einen Punkt herauszugreifen, den der Artikel anspricht. Die Gründe, warum das Buch angeblich nicht produziert wurde, sind "vielschichtig", letztlich aber "homophob". Okay, keine Ahnung, kann sein. Aber vor 20 Jahren war Roddenberry schon tot, und die Jahre davor saßen schon andere am Ruder. Hier zu suggerieren, dass es Roddenberry wollte aber "sie" es verhinderten, ist bestenfalls Mythenbildung.

genau wie dieses pathetische "Darf Star Trel schwul sein". Wenn man bedenkt, dass es in den diversen Serien bei den "Guten" immer egal war, wer mit wem, - die Intoleranten waren immer die anderen, nicht von der Föderation erleuchteten (okay, und natürlich Janeway, die Internatsleiterin :D ) -, hat die Bemühung, dieses Projekt als den Angriff auf die letzte Bastion der Intoleranz beim heiligen Star Trek darzustellen eher was mit Aktivismus als mit künstlerischer Notwendigkeit zu tun. Dagegen ist nichts zu sagen, sollen sie, wenn es ihnen Spaß macht. Ich muss es mir ja nicht ansehen.

Sollen sie den Typen, der sich an ihrer Arbeit vergriffen hat, verklagen und zwingen, es aus dem Netz zu nehmen. Sollen sich Paramounts Anwälte darum kümmern. Auf jeden Fall.

Aber der Rest ist ein ganz anderes Thema, und sorry, ich konnte den Kult um Roddenberry noch nie ernst nehmen. Oder Trek so hoch hängen.
#9 Des Romero 2013-08-01 05:33
"Meine 2 Cents zu" sollte richtig übersetzt "Meine unbedeutende Meinung zu" heißen. Wenn Ihr das vielleicht ändern könntet, sonst kreiert Ihr hier noch unabsichtlich eine weitere dummdeutsche Phrase.
#10 Lefti 2013-08-01 09:52
Was sind denn 'Cents'? :P
#11 Harantor 2013-08-01 09:59
zitiere Des Romero:
"Meine 2 Cents zu" sollte richtig übersetzt "Meine unbedeutende Meinung zu" heißen. Wenn Ihr das vielleicht ändern könntet, sonst kreiert Ihr hier noch unabsichtlich eine weitere dummdeutsche Phrase.

zitiere Lefti:
Was sind denn 'Cents'? :P


@Des: Erwogen und verworfen. Der 'deutsche' Titel sollte mit dem englischen harmonieren. Und da die Cent inzwischen eine stehende Redewendung sind haben wir uns für die wortwörtliche Übersetzung entschieden

@Lefti: Das "Cents" bezieht sich auf den Schlusssatz des erseten (englischsprachigen) Artikels, vgl.:
www.zauberspiegel-online.de/index.php/english-facts-multilingual-494/21346-my-2cts-on-science-fiction
#12 Larandil 2013-08-01 10:02
zitiere Lefti:
Was sind denn 'Cents'? :P


Das sind die Pfennige des Dollars. ;)
#13 c.r.hays 2013-08-02 00:20
Und die dieses komischen Euros...

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